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Full text of "Der Cursus S. Benedicti Nursini und die liturgischen Hymnen des 6.-9. Jahrhunderts in ihrer Beziehung zu den Sonntags- und -Ferialhymnen unseres Breviers. Eine hymnologisch-liturgische Studie auf Grund handschriftlichen Quellenmaterials"

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Blume,  Clemens 

Der  Cursus  s . 
Benedicti  Nursini  und  die 
liturgischen  h^men  des 
6.-9.  Jahrhunderts. 


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Der 

Cursus  s.  Benedict!  Nursini 

und 

Die  liturgischen  Hymnen 

des  6. — 9.  Jahrhunderts 

in  ihrer  Beziehung 

ZU  den  Sonntags-  und  -Ferialhymnen 
unseres  Breviers. 


Eine   hymnologisch-liturgische   Studie 

auf  Grund  handschriftlichen  Quellenmaterials 

herausgegeben 
von 

Clemens  Blume 

S.  J. 


Leipzig. 

0.   R.   Reis  1  and. 

1908. 


Hymnologische  Beiträge. 


Quellen  und  Forschungen 


zur  Geschichte 

der 


Lateinischen  Hymnendiclitung. 

1 111    Anschlüsse 

an  die 

ANALECTA  HYMNICA 


von 


Clemens  Blume  und  Guido  M.  Dreves. 


Dritter  Band.  /f 


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Leipzig. 
0.  R.  Re Island. 

1908. 


Der 

Cursus  s.  Benedict!  Nursini 

und 

Die  liturgischen  Hymnen 

des  6.-9.  Jahrhunderts 

in  ihrer  Beziehung 

ZU  den  Sonntags-  und  -Ferialliyninen 
unseres  Breviers. 


Eine   hymnologisch-liturgische    Studie 
auf  Grund  handschriftlichen  Quellenmaterials 

herausgegeben 


von 


Clemens  Blume 

S.  J."' 


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Leipzig. 

0.   R.   ReislaEd. 

1908. 


"ib.  lo.ST 


Vorwort. 


Als  III.  Band  der  „hymnologisclien  Beiträge''  wird  vor- 
liegende Studie  schwerlich  der  Erwartung  Raum  geben,  daß  sie 
eine  regelrechte  teoäkritische  Ausgabe  oder  eine  vollständige 
Interpretation  des  „  Cursus  st.  Benedicti''  bieten  werde.  Wenn-, 
gleich  dieser  Cursus  im  Wortlaut  der  wichtigsten,  meines 
Wissens  bisher  noch  ungedruckten  Hss.  —  gleich  noch  ein 
kurzes  Wort  darüber  —  vorgelegt  und  mit  einigen  bei- 
läufigen Erläuterungen  bedacht  wird,  so  soll  derselbe  doch 
vor  allem  nur  als  uicJitiger  Ausgangspunht  dienen ,  um  die 
dunkle  Frage  zu  lösen ,  welche  Hymnen  und  zwar  welche  \ 
liturgischen  Hymnen  zur  Zeit  des  hl.  Benedikt  im  Brauche  waren, 
in  seinem  Cursus  angeordnet  wurden,  und  wie  und  wie  lange 
dieselben  dann  in  der  Liturgie  wuchsen  und  fortlebten.  —  Der 
zweite  Teil  des  Titels:  „und  die  liturgischen .  Hymnen  des 
6. — 9.  Jahrhunderts"-  deutet  das  in  den  Kreisen  der  Liturgiker 
und  der  Hymnologen  vielleicht  überraschende,  weil  ganz  neue 
und  mit  den  bisherigen  Ansichten  brechende  Resultat  an, 
daß  nämlich  im  Laufe  des  9.  Jahrhunderts  der  ursprüngliche, 
vor  und  seit  Benedikt  auf  dem  Continent  dominierende  und 
mit  den  Hymnen  im  Cursus  Benedikts  übereinstimmende, 
wenngleich  allmählich  zu  einem  etwas  größeren  Umfange  heran- 
gewachsene liturgische  Hymnencyclus  aus  der  Liturgie  schwindet, 
um  dann  einem  ganz  anderswo  zusammengestellten  und  viel- 
fach wohl  auch  entsprossenen  Hymnencyclus  auf  diesem  Felde, 
d.  h.  im  Breviere,  Platz  zu  machen.  Dieser  letztere  Hymnen- 
cyclus ist  auf  dem  Titel  näher  umschrieben  durch  „die  Sonn- 
tags- und  Ferialhymnen  unseres  Brevieres''.  Diese  nämlich, 
nebst  den  „Hymni  de  Communi  Sanctorum^^ ,  welche  nebenbei 


(3  Vorwort. 

zur  Sprache  kommen  werden .  bilden  den  eigentlichen  festen 
und  im  wesentlichen  unveränderten  Grundstock  des  Hymnars, 
welches  seit  Ende  des  9.  Jahrhunderts  durch  eine  reiche  Zahl 
von  Hymnen  auf  die  Feste  des  Herrn  und  seiner  Heiligen 
in  den  verschiedenen  Kirchen,  Klöstern  und  Diözesen  immer 
mehr  anwächst  und  entsprechend  den  verschiedenen  Orten 
sich  verschieden  gestaltet. 

Ein  Kapitel  somit,  und  zwar  eines  der  grundlegenden, 
aus  der  Geschichte  der  Hymnodie  und  zugleich,  da 
es  sich  um  die  liturgische  Hymnodie  handelt,  ein  Kapitel  aus 
der  Geschichte  des  Brevier  es  sucht  die  vorliegende 
Studie   zu   erledigen  oder   der  Erledigung  näher  zu  bringen. 

Das  Material,  worauf  die  Untersuchung  sich  stützt,  ist 
durchweg  ein  handschriftlicJies ,  womit  jedoch  keineswegs  ge- 
sagt sein  soll ,  daß  diese  Handschriften  bis  jetzt  unbekannt 
oder  für  die  Hymnodie  noch  gar  nicht  herangezogen  seien. 
Bis  auf  eine,  den  Cod.  Parisin.  lat.  14088,  auf  den  der 
Hymuologe  Rev.  James  Mearns  mich  aufmerksam  zu  machen 
die  Güte  hatte,  sind  alle  anderen  hauptsächlich  in  Betracht 
kommenden  Handschriften  alte  Bekannte^).  Wohl  aber 
wird  die  Bedeutung  derselben  und  deren  Beziehung  zu- 
einander in  ein  ganz  anderes  Licht  treten,  als  es  bisher 
der  Fall  war;  von  besonderem  Interesse  dürfte  auch 
die  Beziehung  sein,  welche  sich  als  zwischen  dem  Cod. 
Faulem.  25.  2.  31  (olim  Blas.  memb.  86)  und  dem  Cod. 
Carolsruhan.  Augien.  CXCV  bestehend  herausstellt.  Gleich 
zeitig  wird  ein  den  Hymnologen  und  Liturgikern  nicht  un- 
erwünschtes Hymnenverzeichnis  aus  allen  alten  bisher  ans 
Licht  gezogenen  Hymuaren  bis  zum  Schluß  des  9.  Jahr- 
hunderts vorgelegt  werden.  —  Für  solche  geschichtliche, 
liturgische  oder  hymnologische  Daten,  die  als  gesichert  und 
bekannt  anzusehen  sind,  und  die  ab  und  zu  zur  Erläuterung 
oder  zur  Stützung  des  Raisonnements  heranzuziehen  waren, 
verzichtete  ich,  wohl  mit  Fug  und  Recht,  stets  nähere  Belege 
zu  bringen  und  sie  mit  vielen  Quellenzitaten  aufzuputzen. 

Vielleicht   bedarf  es  einer  Begründung,  warum  der  volle 


')  Näheres  über  diese   Quellen  an   den  betreffenden  Stellen  im 
eigentlichen  Korpus. 


Vorwort.  7 

Text  des  Cnrsits  s.  Benedicti  sowie  desjenigen  Teile?  der 
Regula  ss.  Caesarii  et  Äureliani  Ärelatensium,  welcher  über  das 
Officium  des  Brevieres  handelt,  in  die  Abhandlung  aufgenommen 
wurde,  und  zwar  direkt  aus  Handschriften.  Manches  nämlich 
in  diesen  Werken  steht  in  keiner  unmittelbaren,  oft  auch, 
scheinbar  wenigstens,  in  keiner  mittelbaren  Beziehung  zur 
Hymnodie;  somit  hätte  ein  Resume  oder  ein  kurzer  Auszug 
genügen  können.  Auszüge. aber  sind  immer  etwas  Mißliches, 
rauben  dem  Zitate  den  Reiz  der  Originalität.  Es  kommt 
hinzu,  wie  oben  schon  erwähnt  wurde,  daß  diese  hymnologische 
Studie  gleichzeitig  ein  Beitrag  zur  Geschichte  des  Brevieres 
ist.  Als  solcher  dürfte  sie  manchem  von  Interesse  sein,  dem 
sonst  die  Hymnodie  fernab  von  seinem  Wege  liegt.  Der 
Cursus  des  hl.  Benedikt  aber  ist  der  hervorragendste  Markstein 
in  der  Geschichte  des  Brevieres -^  sichert  er  ja  dem  „Patriarchen 
der  Mönche  des  Abendlandes"  in  gewisser  Hinsicht  auch  den 
Titel  ^Begründer  des  abend] ändischen  Breviers''  (Bäumer,  S.  194j. 
Nicht  jedem  ist  der  in  die  Benediktinerregel  verwobene  Cursus 
gleich  zur  Hand;  und  da  nun  doch  einmal  von  ihm  unsere 
Untersuchung  ausgeht,  der  volle,  äußerst  lehrreiche  Text 
obendrein  nicht  umfangreich  ist,  so  schien  statt  des  jedenfalls 
nötigen  Gerippes  das  volle  frische  Fleisch  und  Bein  in  jeder 
Hinsicht  den  Vorzug  zu  verdienen.  —  Eine  kritische  Ausgabe 
des  Cursus,  bzw.  der  Benediktinerregel  im  Wiener  Corpus 
aus  der  Feder  Eerih.  PlenJcers  steht  aber  noch  aus.  Seine 
„Untersuchungen  zur  Überlieferungsgeschichte  der  ältesten 
latein.  Mönchsregeln  ^)"  haben  gezeigt,  daß  der  Normcdtext 
jener  direkten  Abschrift  aus  dem  Handexemplar  Benedikts, 
welche  Karl  der  Große  fertigen  ließ,  vornehmlich  (außer  in 
fünf  anderen  Hss.)  im  St.  Galler  Cod.  lat.  914  (saec.  9.) 
und  im  Mün ebener  Cod.  lat  28118  (ebenfalls  saec.  9.) 
enthalten  ist  2).  Aus  diesen  beiden  handschriftlichen  Quellen, 
auf  die    ich   mich  glaubte  beschränken  zu  dürfen,  ist  daher 


')  In  „Quellen  und  Untersucliungen  zur  lat.  Philologie  des  M.  A." 
herausgegeben  von  L.  Traube.     I.  Bd.     III.  Heft  (München,  1906). 

-)  Gerade  diese  Quellen  hatte  Edm.  Schmidt  bei  seiner  Avisgabe 
„Regula  sancti  Patris  Benedicti  iuxta  antiquissimos  Codices  recognita'' 
(Ratisbonae  1880)  nicht  benützt:  ebenso  nicht  Ed.  Wölfflin  in 
„Benedicti  Regula  Monachorum"  (Lipsiae  1905). 


8  Vorwort. 

der  Text  des  Cursus  s.  Benedicti  in  vorliegender  Arbeit 
herausgehoben. 

Aus  dem  gleichen  kostbaren  Münchener  Cod.  lat.  28118, 
einem  vollständigen  Codex  reguJarum,  in  den  Graucrt  und 
Traube,  als  sie  dieses  Prachtstück  aus  dem  Jos.  von  Görresschen 
Nachlasse  am  25.  Nov.  1902  in  den  Besitz  der  hiesigen  kgl. 
Hof-  und  Staatsbibliothek  übergehen  ließen,  als  Geleitwort 
auf  dem  1.  Fol  eintrugen:  „Codicis  regularum  a  Benedicto 
abbate  Anianensi  conditi  hoc  imimm  exstat  exemplar",  ist 
auch  der  das  kirchliche  Officium  betreffende  Abschnitt  aus 
den  Regeln  der  beiden  Arelatenser  Cäsarms  und  Aureh'an 
entnommen.  Eine  kritische  Gesamtausgabe  der  Werke  des 
hl.  Cäsarius  durch  Dom  Germ.  Morin  befindet  sich  noch  in 
Vorbereitung. 

Als  Anhang  ist  jener  Hymuencyclus  beigegeben,  der 
auf  Grund  vorliegender  Studie  als  das  liturgische  Hymnar 
auf  dem  Continente  bis  ins  9.  Jahrhundert  anzusehen 
ist.  Darin  sind  die  zugehörigen  Hymnen  des  hl.  Ämhrosius 
übergangen,  da  dieselben  im  L.  Bande  der  Analecta  Hymnica 
bereits  mit  allem  nötigen  Apparate  vorgelegt  wurden.  Den 
Originaltext  der  jetzigen  Sonntags-  und  Ferialhymnen  sowie 
derer  de  Communi  Sanctorum  wird  demnäclist  aus  allen  ältesten 
und  älteren  Quellen  der  LI.  Band  der  Analecta  Hymnica  in 
neuer  Auflage  bringen,  weshalb  ich  hier  von  demselben  absah. 
Betreffs  des  erstgenannten  Hymuencyclus  möge  beigefügt  sein, 
daß  derselbe  hier  zum  ersten  Male  mit  voUständigem  kritischen 
Rüstzeug  erscheint;  zur  Herbeischaffung  desselben  leisteten 
mir  der  bestbekannte  'HymnologeHeY.B.enry  Marriott Banm'ster, 
wie  schon  so  oft,  ferner  die  Chefs  im  Departement  der  Hss. 
des  Britischen  Museums  und  der  Pariser  Nationalbibliothek, 
A.  F.  Herbert  und  H.  Omont,  und  der  Stiftsarchivar  von 
St.  Gallen ,  Jos.  Müller,  wertvolle  Dienste ,  wofür  hier  der 
verbindlichste  Dank  zum  Ausdruck  komme. 

München,   2U.  September  1907. 

Clemens  Blume,  S.  J. 


Inhaltsübersicht. 


Seit© 
Kapitel  I:      Was  lehrt  der  Cursus  sancti  Benedicti  über  die 

Hymnodie  seiner  Zeit? 18 — 31 

Kapitel  II:  Das  Zeugnis  der  hll.  Bischöfe  Cäsarius  und 
Aurelianus  von  Arles  für  die  liturgischen  Hymnen 
des  6.  Jahrhunderts 32—47 

Kapitel  III:  Der  Hymnenbestand   der  ältesten  nicht-irischen 

Hymnare  bis  in  das  9.  Jahrhundert 48 — 62 

Kapitel  IV:  Die  Sonntags-  und  Ferialhymnen  und  jene  de 
Communi-Sanctorum  in  den  ältesten  Quellen 
irischer  Provenienz  und  in  den  Hymnaren  seit 
Beginn  des  10.  Jahrhunderts 63 — 71 

Kapitel  V:  Die  ältere  und  die  jüngere  liturgische  H3'mnen- 
liste  des  9.  Jahrhunderts  und  ihre  Beziehung 
zum  Cursus  des  hl.  Benedikt  und  zur  mozara- 
bischen Hymnodie 72 — 82 

Kapitel  VI:  Die    Hymnen    der    Matutinae    Landes    und    der 

Morgenhymnus  „Lucis  largitor  splendiäc'''  ....       83 — 93 

Kapitel  VII:  Die  bisher  geltende  Ansicht  und  die  nvmmehr  ge- 
wonnenen Resultate 94 — 106 

Anhang:  Text  der  ,,Hymni  communes  de  tempore"  in  der 
I.  Periode  der  liturgischen  Hj^mnodie  mit  Aus- 
schluß der  Hymnen  des  hl.  Ambrosius 108 — 129 


Der  Cursiis  s.  Benedict!  Nursini 

und 

die  liturgischen  Hymnen  des  6.-9.  Jahrhunderts. 


1. 

Was  lehrt  der  „Cursus  s.  Benedieti"  über  die 
Hymnodie  seiner  Zeit. 

1.  Der  Cursus  des  hl.  Benedikt  oder  jene  Ordnung  des 
kirchlichen  Stundengehets ,  welche  der  Patriarch  der  abend- 
ländischen Mouche  ums  Jahr  530  in  seiner  unsterblichen 
Regel  als  Kapitel  VIII— XIX  niederschrieb,  ist  anerkannt  eines 
der  wichtigsten,  wenn  nicht  das  wichtigste  Dokument  für  die 
Geschichte  der  kanonischen  Tagzeiten.  Wir  besitzen  kein 
zweites  so  altes  und  zugleich  so  vollständiges  Schema  der- 
selben, welches  die  Ordnung  für  Tag-  und  Nacht-Officium 
bis  ins  kleinste  Detail  fixiert,  wie  jenes  im  Cursus  des  großen 
Abtes  von  Monte  Cassino.  War  auch  Benedict  zunächst  nur 
darauf  bedacht,  für  die  Mönche  seiner  Klöster  das  Officium 
zu  ordnen,  so  leuchtet  doch  aus  allem  hervor  und  wird  von 
kompetenter  Seite  anerkannt  \),  daß  er  in  weisem  Konservatismus 
sich  an  eine  bereits  hestehende,  ihm  und  seiner  Umgebung  im 
wesentlichen  schon  ivohlhekannte  Gebetsordnung  anlehnte, 
so  daß  aus  seinem  Cursus  auch  auf  das  nicht-monastische  und 
insbesondere  auf  das  römische  Officium  seiner  Zeit  viel  Licht 
fällt.  Spricht  doch  ein  unserem  Patriarchen  zeitlich  sehr 
nahestehender  iro-schottischer  Mönch  laut  einer  Handschrift 
des  7.  Jahrhunderts  (Cod.  Londinen.  Cleop.  E  I.)  vom  Cursus 


1)  Bäumer,  Suitb.,  Geschichte  des  Breviers  (Freiburg,  1895),  S.  171 
und  178  ff.  Eine  französische  Übersetzung  dieses  verdienstvollen 
Werkes  erschien  als  „Histoire  du  Bre\äaii-e",  die  sich  zugleich  als 
„mise  au  courant  des  derniers  travaux  svir  la  question"  präsentiert, 
aus  der  Feder  des  Ordensgenossen  Bäumers,  Dom  Reginalt  Biron 
(Paris  1905).  Die  Zitate  sind  im  folgenden  der  deutschen  Ausgabe 
entnommen,  es  sei  denn,  daß  auf  Ergänzungen  oder  Berichtigungen 
Birons  zu  verweisen  war. 


14  I-  Kapitel. 

des  hl.  Benedikt  als  einem  „paucodiscordantcaCursu Romano''  ^). 
Überhaupt  weisen  alle  Resultate  der  liturgischen  Forschung 
darauf  hin,  daß  die  römische  Kirche  ihre  kanonische  Stunden- 
ordnung nach  jener  des  hl.  Benedikt  als  ihrem  Vorbilde  aus- 
gestaltete, nachdem  sie  vorher  für  dieselbe  ergiebig  die  Grund- 
linien und  noch  mehr  als  das  geliefert  hatte.  Nicht  so  sehr 
das  Was,  die  zu  betenden  oder  zu  singenden  Texte,  —  und 
das  ist  für  unsere  folgende  Untersuchung  von  größter 
Wichtigkeit  — ,  sondern  vielmehr  das  W  i  e  des  Officiums  wurde 
in  manchen  Punkten  von  der  Regelung  und  Fixierung  durch 
Benedikt  betroffen.  Allen  Anzeichen  nach  scheint  der  Hmipt- 
unterschied  zwischen  beiden  Ordnungen  darauf  zu  beruhen, 
daß  Benedikt  die  sogenannten  „Meinen  Horen^'  gleichmäßig 
abrundete;  daß  er  das  schon  aus  zwei  Teilen  sich  zusammen- 
setzende Abendofficium  des  Lucernarium  in  wirklich  zwei 
zeitlich  geschiedene,  für  sich  gesondert  bestehende  kanonische 
Stunden  zerlegte,  wodurch  er  die  Vesper  zu  einem  Ta^-Officium 
umgestaltete  und  endgültig  die  im  Keime  schon  länger  und 
im  Orient  bereits  im  Anfange  des  5.  Jahrhunderts  vorhandene 
Complet^)  samt  ihrem  Namen  „Completorium"  schuf;  daß  er 
ferner  das  Nachtofficium  (die  „Nocturna  laus",  jetzt  Matutin 
genannt)  in  drei  Nokturnen  gliederte,  während  es  früher  sich 
aus  zwei  zusammensetzte;  und  daß  er  endlieh  den  alten  Um- 
fang des  Officiums  Ijesonders  in  den  Psalmen  wesentlich  kürde, 
nicht  durch  Ausscheidung  bis  dahin  gebräuchlicher  Psalmen 
oder  Hymnen  oder  Gebete,  sondern  durch  Verteilung  jenes 
Gebetspensums  auf  die  ganze  Woche,  was  vorher  so  ziemlich 
auf  einem  Tage  lastete:  „.  .  .  quando  legamus  sanctos  patres 
nostros  uno  die  hoc  strenue  imple[vi]sse,  quod  nos  tepidi  utinam 
sejitimana  integra  persolvamus"  (Schluß  des  Kap.  XVIII  der 
Regula^).  —  Dieser  pietätvolle,  so  diskret  und  weise  sich 
äußernde  Konservatismus  des  Heiligen,  der  das  bereits  Bestehende 


^)  Vgl.  Haddan  und  Stuhbs,  Councils  and  Ecclesiast.  Documents,  I 
(Oxford  1869),  140. 

-)  Vgl.  Biron,  Hist.  du  Brev.,  I,  p.  255.  —  Plaive,  Genese  hist. 
des  Heures,  in  der  Revue  anglo-romaine,  I,  p.  593.  —  Pargoire,  in  der 
Revue  d'histoire  et  de  litter.  relig.,  III,  (1898)  p.  456  sqq. 

3)  Vgl.  Bäumer,  S.  169  nebst  Anm.,  S.  183  und  besonders  S.  213  ff. 
(gegen  Battifols  Auffassung). 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedicti  über  die  H;}aTinodie  seiner  Zeit?      15 

nicht  einfach  der  Reform  opfert,  sondern  zweckentsprechender 
zu  ordnen  sucht,  gibt  uns  für  die  Lösung  der  in  vorliegender 
Studie  gestellten  Aufgabe  einen  bedeutsamen  Fingerzeig  und 
ist  deshalb  besonders  hervorgehoben. 

2.  Der  Worflaut  des  Cursus,  von  dem  die  weitere  Unter- 
suchung auszugehen  hat,  ist  entnommen  den  beiden  wichtigen 
Handschriften  aus  der  Karolinger-Zeit:  Cod.  Sangallen.  914 
(p.  49  sqq.)  und  Clm.  Monacen.  28118  (fol.  7*  sqq.),  über 
die  man  das  Vorwort  (S.  7  f.)  vergleiche.  Im  Varianten- 
verzeichnis bezeichnet  A  den  ersteren,  B  den  zweiten  Codex  ^): 


Der  „Cursus"  oder  das  „Officium  divinum" 
nach  Kapitel  Till — XIX  der  Regula  sancti  Benedicti. 

VIII.  De  Officiis  diviuis  in  noctibus.  —  Hiemis  tem- 
pore, id  est  a  Kalendas  Novembres^)  usque  in  Pascha,  iuxta  con- 
siderationem  rationis  octava  hora  noctis  surgendum  est,  ut  modice 
amplius  de  media  nocte  pausetur  et  iam  digesti  surgant.  Quod  vero 
restat  post  Vigüias ,  a  fratribus ,  qui  psalterii  vel  lectionum  aliquid 
iudigent ,  meditationi  inserviatur.  A  Pascha  autem  usque  ad  supra 
dictas  Kalendas^)  Novembres  sie  temperetur  hora*)  Vigiliarum  Agenda : 
parvissimo  •'')  intervallo,  quo  fratres  ad  necessaria  naturae  exeant, 
custodito^)  mox  3Iatutini,  qui  incipiente  luce  agendi  sunt,  subsequantur. 

IX.  Quanti  psalmidicendi  suntNocturnisHoris.  — 
Hiemis  tempore  suprascripto  inprimis  '^)  versu  tertio  dicendum :  Domine, 


')  Die  Kollation  aus  A  besorgte  mir  gütigst  der  hochw.  Herr 
Stiftsarchivar  Josef  Müller  in  St.  Gallen.  —  Die  Einteilung  in  Kapitel, 
deren  Überschriften  allerdings  nicht  von  Benedikt  herzurühren  'scheinen 
(cfr.  Wölfflin  1.  c,  p.  X),  entspricht  genau  den  beiden  Handschriften. 
Eine  zweite  Hand  (in  A  ist  es  vielleicht  die  gleiche,  jedenfalls  eine  des 
9.  Jahrb.,  in  B  eine  jüngere)  hat  stellenweise  die  nach  unserem  Emp- 
finden „grammatikalischen  Verstöße^'  am  Rande  oder  auch  im  Texte 
korrigiert.  Im  Variantenverzeichnis  bezeichnet  A^  resp.  B'  den  ur- 
sprünglich geschriebenen  Text,  A-  resja.B-  die  Korrekturen  oder  Zusätze. 

-)  Kalendas  novembres  A^  B^,  -dis  -bribus  A-',  -dis  -bris  B^. 

^)  Kalendas  fehlt  A' ,  aber  Verzeigung  im  Text  avif  die  Iland= 
korrektur,  wo  „Idus"  geschrieben. 

*)  hora  ut  A'B',  ut  durch  Einklammern  getilgt  B^. 

'")  ut  parvissimo  B^. 

ß)  custodito  fehlt  A'B\  ist  nachgetragen  am  Rande  A''^. 

'')  Nach  inprimis  (=  primum,  initio)  verzeichnet  A'^  die  Rand- 
bemerkung :  praemisso  inprimis  versu  „Dens  in  adiutorinm  vieum  intende" 
in  secundo  tertio  (=ter'?)  dicendum  est  „Domine  labia  mea". 


1(3  I.  Kapitel. 

la'bi((  mca  aperies  et  os  meum  adnunfiabit  ^)  laudem  tuam,  cui  subiun- 
gendus  est  tertius  psalmus  et  Gloria.  Post  liunc  psalmum  nonagesimum 
quartum  ^)  cum  antifona  ^^Venite"  ^)  aut  certe(!)  decantandum^),  Inde 
sequatur  Ambrosianum.  Deinde  sex  psalmi  cum  antifonas-^).  Quibus 
dictis  dicto  versu  benedicat  abbas ;  et  sedentibus  omnibus  in  scamnis 
legantur  vicissim  a  fratribus  in  codice  super  analogium^)  tres  lec- 
tiones,  inter  quas  et  ti'ia  responsoria  cantentur.  Duo  responsoria  sine 
Gloria  dicantur.  Post  tertiam  vero  lectionem,  qui  cantat,  dicat 
Gloriam.  Quam  dum  incipit  cantor  dicere,  mox  omnes  de  sedilia 
sua'')  surgant  ob  honorem  et  reverentiam  sanctae  trinitatis.  — 
Codices  autem  legantur  in  Vigilüs  divinae  auctoritatis  tarn  veteris 
testamenti  quam  novi,  sed  et  expositiones  earum  ^),  quae  a  nominatis 
et  orthodoxis  catholicis  patribus  factae  sunt.  Post  has  vero  tres 
lectiones  cum  responsoria  sua  ^)  sequantur  reliqui  sex  psalmi  cum 
Alleluia  canendi.  Post  hos  lectio  apostoli  sequatur  ex  corde  reci- 
tanda  et  versus  et  supplicatio  letaniae  ^°),  id  est:  ,^Kyrie  eleyson^' ''■^), 
et  sie  finiantur  Vigiliae  nocturna e. 

X.  Qualiter  aestatis  tempore  agatur  Nocturna 
laus.  —  A  Pascha  autem  usque  ad  Kalendas  Novembres  omnis, 
ut  supra  dictum  est,  psalmodiae  quantitas  teneatur,  excepto  quod 
lectiones  in  codice  propter  brevitatem  noctium  minime  legantur.  Sed 
pro  ipsis  tribus  lectionibus  una  de  veteri  testamento  memoriter  ^^) 
dicatur ;  quam  brevis  responsorius  ^^)  subsequatur  et  reliqua  omnia, 
ut  dictum  est,  impleantur,  id  est,  ut  nunquam  minus  a  duodecim 
psalmorum  quantitate  ad  Vigilias  nodurnas  dicantur  exceptis  tertio 
et  nonagesimo  quarto  psalrao. 

XI.  Qualiter  diebus  domin icis  Vigiliae  agantur. — 
Dominico  die  temperius  ^^)  surgatur  ad  Vigilias ;  in  quibus  Vigilüs 
teneatur  mensura,  id  est  modulatis,  ut  supra  disposuimus,  sex  psalrais 
et   versu,    residentibus   cunctis  disposite  et  per  ordinem  in  subselliis 


')  adnuntiavit  A. 

-)  psalmuni  -mum  -tum  A'B;  korrigiert  am  Rande  zu  -us  A". 
^)  Venite  fehlt  B,  am  Rande  nachgetragen  A^. 
"*)  decantandus ,    korr.   aus   -dum  A- ,   -dum   B  •,    das   gleiche    gilt 
vom  folgenden  Ambrosianus  resp.  Ambrosianvim. 
^)  antifonas  A'  B,  korr.  zu  -nis  A-. 
^)  anologium  A;  (analogium  =  Lesepult). 
■')  sedilia  sua  A'B',  korr.  -ibus  -is  A-B'-. 
^)  eorum  A-  am  Rande,  earum  A^  B. 
®)  responsoria  sua  A^B',  korr.  -is  -is  A'-B'. 
'°)  litaniae  A^,  am  Rande:  letaniae  A^. 
*^)  Quirle  eleison  A^B,  Cyri  eleison  A-. 
^2)  memoriae  A-. 

'^)  brevis  (brebis  A')  responsorius  A'B',  -ve  -ium  A^B". 
'■*)  temperies  B. 


Was  lelirt  der  Cursus  Benedict!  über  die  Hymnodie  seiner  Zeit?     17 

legantur  in  codice,  ut  supra  dixiraus,  quattuor  lectiones  cum  re- 
sponsoriis  suis,  ubi  tantum  in  quarto  responsorio  dicatur  a  cantante 
Gloria;  quam  dum  incipit,  mox  omnes  cum  reverentia  surgant.  Post 
quibus  lectionibus  ^)  sequantur  ex  ordine  alii  sex  psalmi  cum  antifonas  ^) 
sicut  anteriores,  et  versu  ^),  Post  quibus  iterum  legantur  aliae  quattuor 
lectiones  cum  responsorüs  suis  ordine,  quo  supra,  Post  quibus  dicantur 
tria  cantica  de  prophetarum ,  quas-*)  instituerit  abbas,  quae  cantica 
cum  Alleluia  psallantur.  Dicto  etiam  versu  et  benedicente  abbate 
legantur  aliae  quattuor  lectiones  de  novo  testamento  ordine  quo  supra. 
Post  quartum  autem  responsorium  incipiat  abbas  ymnum  ,,Te  Deum 
laudamus".  Quo  perdicto  legat  abbas  lectionem  de  evangelia-^)  cum 
honore  et  timore  stantibus  omnibus;  qua  perlecta  respondeant  omnes 
„Amen".  Et  subsequatur  mox  abbas  ymnum  „Te  dccet  laus",  et 
data  benedictione  incipiant  Mahdims.  —  Qui  ordo  Vigiliarum  omni 
tempore  tam  aestatis  quam  hiemis  aequaliter  in  die  dominico  teneatur, 
nisi  forte,  quod  absit,  tardius  surgant,  aliquid  de  lectionibus  breviandum 
est  aut  responsorüs;  quod  tarnen  ornnino  caveatur,  ne  proveniat. 
Quod  si  contigerit,  digne  inde  satisfaciat  Deo  in  oratorio,  per  cuius 
evenerit  neglectum. 

XIL  Quomodo  Matutinorum  sollemnitas  agatur.  — 
In  Mahdims  dominico  die  inprimis  dicatur  ^)  LXVP'  '^)  psalmus  sine 
antifona  in  directum;  post  quem  dicatur s)  L"^  cum  AUehdia:  post 
quem  dicatur«)  CXVIF^;  etio)LXIP%  inde  benedidiones  et  laudes, 
lectio  de  apocalypse  una  ex  corde  et  responsorium,  Ambrosianum, 
versu  ^1),  canticum  de  evangelio,  letania,  et  completum  est. 

XIII.  Privatis  diebus  qualiter  agantur  Matutini. — 
Diebus  autem  privatis  matutinorum  sollemnitas  ita  agatur,  id  est,  ut 
LXVl*"*  psalmus  dicatur  sine  antifona,  subtrahendo  modice  sicut  'do- 
minica,  ut  omnes  occurrant  ad  L""",  qui  cum  antifona  dicatur.  Post 
quem  aJii  duo  psalmi  dicantur  seciindum  consuetudinem,  id  est  sectmda 
feria:  V"'  et  XXXV"';  tertia  feria:  XLII"^  et  LVP^;  quarfa  feria: 
LXIiri2)  et  LXIV"^  quinta  feria  LXXXVIF^  et  LXXXIX"';' sexto 

^)  quibus  lectionibus  A'B;  radiert  und  dann  am  Rande:  -as  -es  A- 
ebenso  in  den  beiden  folgenden  Sätzen  post  c.  abl.  korr.  in  post  c.  accus 

2)  antifonas  A^B';  -is  A2B2. 

^)  versu  A^B,  versus  A-. 

*)  quas  A'B,  quae  A^. 

^)  evangelia  A^B,  -lio  A^B^. 

^)  Nach  dicatur:  ;,Deus  misereatur  nosiri"  A.  (Am  Rande). 

■'J  Diese  und  ff.  Ordinalzahlen  sind  in  Ziffern  wiedergegeben  im 
Gegensatz  zur  Hs. 

^)  Nach  dicatur:  „Miserere  mei  Beus",  A^. 

^)  Nach  dicatur:  „Confitemini  Domino"  A^. 
1°)  Nach  et:  „Deus,  Dens  mens"  A^. 
")  Ambrosianum,  versum  A',B,  -nus  -sus  A^. 
12)  Hier  und  bei   den  folgenden  Zahlen   der  Psalmen  i- 
Blume,   Cursus  Benedicti  und  liturgische  Hymnen. 


18  I.  Kapitel. 

fcria  LXXY""  et  XCI"';  saUato{r\xm)  auteni  CXLIP'  et  canticum 
deutcronomium,  quod  dividatur  in  duas  Glorias;  nam  ceteris  diebus 
canticum  unumquemque  ^)  die  suo  ex  prophctis,  sicut  psaJlit  ecdesia 
Jiomatui ,  dicantur.  —  Post  liaec  sequantur  lau  des,  deinde  lectio 
una  apostoli  memoriter  recitanda,  responsorium ,  Ambrosiauum, 
versu  ^),  canticum  de  evangelio,  letania,  et  completura  est. 

Plane  Agenda  mahdifia  vel  vespertwa  non  transeat  aliquando, 
nisi  in  ultimo  per  ordinem  oratio  dominica  omnibus  audientibus  di- 
catur  a  Priore  propter  scandalorum  spinas,  quae  oriri  solent,  ut  con- 
venti  per  ipsius  orationis  sponsionem,  qua  dicunt  „ditniite  nohis,  sind 
et  nos  dimitlimvs''' ,  purgent  se  ab  liuiusmodi  vitio.  Ceteris  vero 
Agetulis  ultima  pars  eius  orationis  dicatur,  ut  ab  omnibus  respondeatur : 
Sed  libera  nos  a  mala. 

XIV  •  In  nataliciis  sanctorum  qualiter  agantur 
Y  i  g  i  1  i  a  e.  —  In  sanctorum  vero  festivitatibus  vcl  omnibus  soUemni- 
tatibus ,  sicut  diximus  dominico  die  agendum ,  ita  agatur ,  excepto 
quod  psalmi,  antifonae  vel  lectiones  ad  ipsum  dicm  pertinentes  dicantur. 
]\Iodus  autem  suprascriptus  teneatur. 

XV.  Alleluia  quibus  teraporibus  dicatur.  —  A 
sancto  Pascha  usque  Pentecosten  sine  intermissione  dicatur  ÄUeJina 
tarn  in  psalmis  quam  in  responsoriis.  A  Pentecosten  autem  usque  ^) 
Caput  Quadrageslmae  omnibus  noctibus  cum  sex  posterioribus  psalmis 
tantum  ad  Nodurnos  dicatur.  Omni  vero  dominica  extra  Quadra- 
gesima*)  Cantica,  Matutini^)^  Prima^  Tertia,  Sexta,  Nonaqtte  cum 
Alleluia  dicantur^).  Vcspera  vero  cum'^)  antifoua;  responsoria  vero 
nunquam    dicantur    cum  Alleluia   nisi  a,  Pascha  usque ^)  Pentecosten. 

XVI.  Qualiter  divina  opera  per  diem  agantur,  — 
Ut  ait  propheta  „Scpties  in  die  laudem  dixi  tibi'' ;  qui  septenarius 
sacratus  numerus  a  nobis  sie  implebitur,  si  Matutino,  Primae,  Teriiae, 
Sextae,  Nonae ,  Vesperae,  Completoriiqne  tempore  nostrae  servitutis 
oificia  pcrsolvamüs,  quia  de  his  dinrnis  lioris  dixit :  „Septies  in  die 
laudem  dixi  tihi^^ .  Nam  de  nodurnis  vigiliis  idem  ipse  propheta 
ait:  ,, Media  node  surgebam  ad  confitendiim  tibi'".  Ergo  his  tem- 
poribus  referamus  laudes  creatori  nostro  super  iudicia  iustitiae  suae, 


Endung  „-um",  wofür  A-  am  Rande  die  Korrektur:  „-us".  —  Die  Zahlen 
dieses  Kapitels  sind  in  beiden  Hss.  immer  völlig  ausgeschrieben ,  wie 
z.  B.   „quinquagesimus  psalmus" ,   wofür  ich  „L""  psalmus"  wählte. 

')  canticum  unumquemque  A-  B ;  —  quodque  A^. 

-)  Ambrosiauum,  versu  A'B,  -nus  -sus  A-. 

^)  usque  in  A-. 

*)  Quadragesima  A'  B,  -am  A-. 

^)  Matutinos  A^B. 

ß)  dicatur  A^B. 

■')  vero  iam  antifona  A'B,  cum  antifona  A-. 

")  usque  fehlt,  dafür  ad  B;  dieses  „ad"  am  Rande  A-. 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedict!  über  die  Hymnodie  seiner  Zeit?    19 

id  est  Matutlms  ^ ),  Prima,  Tertia,  Sexta,  Nona,  Vespera,  CompMorio, 
et  I^^ocie  surganius  ad  confitendum  ei. 

XVII.  Quot  psalmi  per  easdera  horas  dicendi^) 
sunt.  —  lam  de  Kodnrnis  vel  Mattitinis  digessimus  ordinem  ])salmo- 
diae;  nunc  de  sequentibus  horis  videamus. 

Prima  hora  dicantur  psalmi  tres  singillatira  et  non  sub  una 
Gloria;  ymnuiii^)  eiusdeiii  liorae  post  versum  ..Beus  in  adiu- 
torinm'-,  antequara  psalmi  incipiantur.  Post  expletionem  vero  triura 
psalinorum  recitetur  lectio  una,  versu*)  et  „Kvrie  eleison'-',  et  missae^), 

Tertia  vero,  Sexta  etNona  item'')  eo  ordine  celebretur 
oratio,  idest  versu,  ymnos'')  earimdem  liorarum,  ternos  psalmos, 
lectione  et  versu  „Kirie  eleison'',  et  missas  sunt^).  Si  maior  con- 
gregatio  fuerit,  cum  antifonas  ^),  si  vero  minor  in  directum  psallantur. 

V esper tina  autem  sijnaxis  quattuor  psalmis  cum  antifonis  ter- 
niinetur,  post  quibus  psalmis  i°)  lectio  recitanda  est,  inde  responsorium, 
Ambrosiamim  ^'),  versu ^2).  canticum  de  evangelio,  letania;  et 
oratione^^j  doniinica  fiant  missae. 

Completoriam  ^'*)  autem  trium  psalmorum  dictione  terminetur  ^•'*), 
qui  psalmi  directanei  sine  antifona  dicendi  sunt.  Post  quos  ymnura 
eiusdem  liorae,  lectionem  unam,  versu,  Kirit  eleison  ^^) ;  et  bene- 
dictione  missae  tiant. 

XVIII.  Quo  ordine  ipsi  psalmi  dicendi  sunt.  —  In- 
priniis  ^'')  dicatur  versu  ^^)  „Beus  in  adiutoinum  meum  intende,  Bomine 
ad  adiuvandum  me  festina.  Gloria.''  Inde  ymnum^^)  uniuscuis- 
que  horae. 


1)  ut  Matutinis  A^. 

-)  canendi  B. 

^)  ymnum  A^B,  -nus  A-. 

*)  versu  A^  B,  -sus  A"^. 

^)  missas  ohne  Korrektur;  später  heißt  es  „missae  fiant". 

^)  idem  AB. 

■'j  versu  ymnos  A^B,  -sus  -ni  A-. 

®)  Angefangen  von  „versu  ymnos  etc."  hat  A^  die  Korrekturen 
„versus  ymni"  etc.;  nur  ist  die  Korrektur  am  Rande  vielfach  un- 
lesbar, weil  abgegriffen. 

8j  antifonas  A^BS  -nis  A'-B=. 

'•')  quibus  psalmis  A^B;  -uos  -mos  A-. 

^1)  Ambrosianum  B ;  -nus  A. 

^-)  versu  B;  -sus  A. 

^^)  oratio  A. 

'*)  Completorios  A^B,  -um  A^. 

^'^)  terminentur  B. 

'6)  Korrektur  der  Casus  in:  ynmus  e.  h.  lectio  una  versus  A^. 

^")  Inprimis  fehlt  B. 

'*)  versu  A^B;  versus  A^. 

^^)  ymnum  A^  B ;  ymnus  A-. 


20  T-  Kapitel. 

Deinde  Prima  hora  dominka  dicenda  quattor  capitula  psalmi 
CXVIir;  reliquis  vero  horis,  idest  Tertia,  Sexta  vel  Nona  terna 
capitula  suprascripti  psalmi  CXVIH'  dicantur.  Ad  Primam  autem 
secundae  fcriae'  dicantur  tres  psalmi,  id  est  r%  II"'  et  Vr%  et  ita 
per  singulos  dies  ad  Primam  usque  Doniinicam  ^)  dicantur  per  ordinem 
terni  psalmi  usque  XIK*""  psalmum ,  ita  sane ,  ut  IX"'  psalmus  et 
XVir"  partiantur  in  binos,  et  sie  fiat^),  ut  ad  Vigilias  Dominica 
semper  a  XX°  incipiatur. 

Ad  Tertiam  vero,  Sex  tarn  Nonamque  secundae  feriae 
novem  capitula,  quae  residua  sunt  de  CXVIir  psalmo^),  ipsa  terna 
per  easdem  horas  dicentur.  Expenso  ergo  psalmo  CXVIir  duobus 
diebus,  idest  Dominico  et  secunda  feria,  tertia  feria  iam  ad  T  ertiam  , 
Sextam  vel  Nonam  psallantur  terni  psalmi  a  CXIX°  usque  CXXVH"", 
id  est  psalmi  novem;  quique  psalmi  semper  usque  Dominicam  per 
easdem  horas  itidem  repetantur,  yiimoruiii  nihilominus,  lectionum 
vel  versuum  dispositionera  *)  uniformem  ciinctis  diebus  servatum ,  et 
ita  scilicet  semper  Dominica  a  CXVIir  incipietur. 

Vespera  autem  cotidie  quattuor  psalmorum  modulatione  ■'^) 
canatur.  Qui  psalmi  incipiantur  a  CIX"  usque  CXLVIP",  exceptis 
bis,  qui  in  diversis  horis  ex  eis  sequestrantur,  id  est  a  CXVIl"  usque 
CXXVir"  et  CXXXIIP  et  CXLIF,  Reliqui  omnes  in  Vespera 
dicendi  sunt ;  et  quia  minus  veniunt  tres  psalmi,  ideo  dividendi  sunt, 
qui  ex  numero  suprascripto  fortiores  inveniuntur,  id  est  CXXXVIIP', 
CXLIir'  et  CXLIV"'^).  Centesimus  vero  sextus  decimus,  quia  pax- 
vus  est  ,  cum  CXV"  coniungatur.  Digesto  ergo  ordine  psalmorum 
vespertinorum  reliqua,  id  est  lectione,  responsum.  ymuuin,  versum "') 
vel  canticum,  sicut  supra  taxavimus,  impleantur. 

Ad  Completorios  vero  cotidie  idem  psalmi  repetantur,  id 
est  IV"^  XC'  et  CXXXIIP'^). 

Disposito  ordine  psaJmodiae  diurnae  reliqui  omnes  psalmi,  qui 
supersunt,  aequaliter  dividantur  in  septem  noctium  Vigilias,  partiendo 
scilicet,  qui  inter  eos  prolixiores  sunt  psalmi,  et  duodecim  per  unam_ 
quamque  constituens^)  noctem;  hoc  praecipue  commoneutes,  ut  si 
cui  forte  haec  distributio  psalmorum  displicuerit ,  ordinet,  si  melius 
aliter  iudicaverit,  dum  omnimodis  id  attendat^*'),  ut  ömtti  liebdomada 


^)  dominica  A*  B. 

2)  fit  A. 

3)  psalmo  fehlt  AS  nachgetragen  am  Eande  A^. 
*)  dispositione  A^  B. 

^)  modolatione  B. 

6)  -um  (ebenso  bei  den  zwei  vorhergehenden  Zahlen)  A'  B,  -us  A^. 
'')  A^  korrigiert:  lectiones  -soria  -iis  -us. 

*)  -um  (ebenso  bei  den  zwei  vorhergehenden  Zahlen)  A^  B,  -us  A^. 
^)  constituens  A'B,  -uantur  A^. 
10)  attendatur  A^ 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedicti  über  die  Hymnodie  seiner  Zeit?      21 

psallerium  ex  integro  numero  centum  quiuquaginta  psalmoruin  psallatur 
et  Douiinico  die  semper  a  caput*)  reprehendatur^)  ad  VigiUas,  quia 
nimis  inertem  devotionis  suae  servitium  ostendunt  monachi,  qui  minus 
psalterio  cum  canticis  consuetudenariis  per  septimanae  circulum  psallunt, 
dum  quando  legamus  sanctos  patres  nostros  imo  die  hoc  strenne^) 
implesse"*),  quod  nos  tepidi  utinam  seiHimana  integra  persolvamus. 
XIX.  Dedisciplinapsallendi.  —  Ubique  credimus  divinam 
esse  praesentiam  et  oculos  Doraini  in  omni  loco  speculari  bonos  et 
malos;  maxinie  tarnen^)  sine  aliqua  dubitatione  credamus ,  cum 
ad  opus  divinum  assistimus.  Ideo  semper  memores  simus,  quod  ait 
propheta:  „Servite  Domino  in  timore'\  et  iterum :  „Psallite  sapienter"' , 
et:  „/w  conspectu  angelorum  psaJlam  tibi'' .  Ergo  consideremus,  qua- 
liter  oporteat  in  conspectu  divinitatis  et  angelorum  eius  esse,  et  sie 
steraus  ad  psallendum,  ut  mens  nostra  concordet  voci  nostrae. 


In  diesen  Vorschriften  werden  das  kirchliclie  Stundengebet 
und  die  einzelneu  Tagzeit eu  desselben  von  Benedikt  verschieden- 
artig bezeichnet.  Es  dürfte  sich  empfehlen,  unter  gleichzeitiger 
Hinzuziehung  des  Cursus  der  beiden  Bischöfe  Caesarius  und 
Aurelicm  von  Ärles^),  dessen  vollen  Text  das  nächste  Kapitel 
bringt,  diese  verschiedenartigen  Bezeichnungen  in  systematischem 
Überhlicl-  hier  folgen  zu  lassen.  Die  Gliederung  des  Officiuras 
tritt  dabei  klar  zutage,  und  wird  daraus  jeder  Kenner  des 
Römischen  Breviers  die  betonte  nahe  Verwandtschaft  desselben 
mit  dem  Officium  Benedikts  in  seinem  ganzen  Aufbau  leicht 
ablesen. 

„Officia  divina"  (Bened.  Kap.  8)  ist  der  Kollektivname 
für  das  ganze  kirchliche  Stuudengebet  mit  seinen  verschiedenen 
kanonischen  Tagzeiten  oder  Stunden  (horae,  Hören).  Statt 
dieses  Namens  findet  sich  nachher:  „Divina  opera"  (Kap.  16); 
„Divinum  opiis^  (Kap.  19),  „Servitutisofficia"  (Kap.  16) ;  ,,Agendae" 
(Kap.  13;   cfr.  ..Agenda  matutina  vel  vespertina'"  im  gleichen 


^)  Caput  A^  B,  capite  A^. 

-)  repetantur  A-. 

")  strennue  B. 

*)  implevisse  A^. 

•^)  tarnen  hoc  A^. 

ß)  Die  den  Namen  Caes[arius]  und  Aur[elianus]  beigefügten  Buch- 
staben bezeichnen  im  Folgenden  die  betreffenden  Abschnitte ,  in 
weiche  ich  die  Officiumsordnung  jener  Bischöle  zu  gliedern  für  gut 
hielt. 


22  !•  Kapitel. 

Kapitel  und  .,hora  Vigiliarum  ageiula"  im  8.  Kapitel);  „Oratio'' 
(Ka]).  17  „crlehrdur  oratio")',  schließlich  .ßynaxis''  (Kap.  17, 
allerdings  in  Verbindung  mit  „vespertina").  —  Aurelian  (unter  a) 
hat  die  Bezeichnung  „Ojms  Dei"  (diese  gleiche  Bezeichnung 
auch  bei  Benedikt  in  Kap.  47  seiner  Regula).  —  Vergleichs- 
halber, an  die  genannte  Bezeichnung  „synaxis''  anknüpfend, 
sei  hingewiesen  auf  Kap.  7  der  Regula  s.  Columbani ,  wo  es 
heißt:  ,.,De  Sijnaxi  vero,  id  est  de  Cursu  psalmorum  et  ora- 
tionum  usw."  Kach  dem  festen  ,,curf<us"-  der  Sonne  richtete 
sich    der   fest   geregelte  Lauf  der  Gchets.<itimden,   der  Cursus 

Laut  Kap.  16  gliedert  Benedikt  das  „Officium  divinum" 
in  die  zwei  Gruppen:  „Yigiliae  uocturnae"  (drei  Kocturnen) 
und  „Diurnae  liorae",  welche  letztere  er  dort  ausdrücklich 
als  sieben  an  der  Zahl  unter  folgenden  Namen  anführt: 
Matutini,  Prima,  Tertia,  Sexta,  Nona,  Vespera,  Completorium. 
Für  dieselben  finden  wir  nachstehende  andere  Bezeichnungen : 

Tigiliae  nocturnae  (Beued.  Kap.  9,  10,  16);  Vigiliae 
(Bened.  Kap.  8,  9,  11,  14,  18;  Caes.  i;  Aur.  b);  Vigiliae  noc- 
timn  (Bened.  Kap.  18;  dort  „Septem  vigiliae  noctium"  offenbar  = 
vigiliae  der  sieben  Wochentage);  Eora  vigiliarum  agenda  (Bened. 
Kap.  8);  man  vgl.  „vigilari"  =  vigiliae  fiant  (Caes.  b)  u.  vigi- 
landmn  est  (Caes.  c);  Nocturna  laus  (Bened.  Kap.  10);  Noc- 
turnae horae  (Bened.  Kap.  9,  17);  Nocturni  (Bened.  Kap.  15; 
Caes.  a,  b,  c,  i;  Aur.  a,  b;  zu  ergänzen  ist  wohl  „psalmi"); 
primus  Nocturnus  (Caes,  e),  secundus  Nocturnus  (Caes.  e,  Aur. 
g),  primi  Kocturni  (Caes.  e,  Aur.  c),  secundi  Kocturni  (Caes.  e, 
Auy,  c).  —  Später  wurden  die  Nocturni  mit  den  Matutini 
psalmi]  vereint  gebetet,  zur  Zeit  der  3for^mdämnierung,  und 
ward  alsdann  auf  die  Nocturnen  der  noch  jetzt  geläufige  Name 
„Matutiu"  übertragen. 

Matutini  (Bened.  Kap.  8,  11.  13,  15,  16;  Caes.  f.  i;  Aur. 
a,  g;  zu  ergänzen  ist  wohl  wiederum  „psalmi";  matutinus 
sichtlich  abgeleitet  von  matuta  =  aurora ;  cfr.  den  Morgenhymnus 
des  hl.  Ambrosius:  „hymnus  in  aurora");  Maüdinorim  sollem- 
w?Yas  (Bened.  Kap.  12,  13);  Matutinae  liorae  (Bened.  Kap.  17); 
3Iatutinae  (Caes.  f);  Agenda  Matutina  (Bened.  Kap.  13); 
Matutinarii  (Caes.  f);  Matutinarii  canonici  (Caes.  f);  Matuti- 
nales  canonici  (Caes.   f).   —  Einen  Teil   der  Matutini  bildete 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedicti  über  die  Hymnodie  seiner  Zeit?    23 

die  „henedictio  trium  puerorum"  (Caes.  f)  oder  einfachhin 
„benedfdfo"  (Aur.  a)  =  das  noch  jetzt  bei  dieser  Gebetstunde 
gebräuchliche  und  mit  „Beneäkite"'  in  jedem  Verse  beginnende 
Cantieum  trium  puerorum  aus  Daniel  Kap.  3.  Daran  schlössen 
sich  die  „laudes"  (Bened.  Kap.  12  und  13)  =  die  mit  ..Laudcde"' 
in  jedem  Vers  anhebenden  Psalmen  148  —  150.  Als  die 
„Matutini"  ihren  Kamen  an  die  „Nocturni"  abtraten,  erhielten 
sie  allmählich  von  diesem  Teile,  den  „laudes",  den  noch  jetzt 
gebräuchlichen  Gesamtnamen  der  „Landes".  Im  10.  Jahrhundert 
heißen  sie  in  manchen  Quellen  ..Matidmae  laudes'',  wodurch 
die  alte  und  neue  Bezeichnung  verbunden  erscheint;  zur  Ver- 
meidung von  Mißverständnissen  habe  ich  diesen  letzteren  Namen 
bei  der  Überschrift  von  Morgenhymnen  (s.  Anhang)  beibehalten. 

Prima,  bald  mit,  bald  ohne  „hora"  (Bened.  Kaj).  15,  1(3; 
Caes.  g;  Aur.  e).  Wenn  Caesarius  sagt:  „Omni  tempore  post 
Matutinos  usque  ad  secundam  lioram  legant"  (Caes.  k),  so  ist 
„secunda  hora"  vielleicht  =  „secunda  (oder  altera)  nmiidma"' 
=  Prima,  die  bekanntlich  relativ  eine  ^^novclla  sollenmitas"' 
(des  beginnenden  5.  Jahrhunderts)  ist  und  hieß. 

Tertia,  Sexta,  Noua,  ebenfalls  mit  oder  ohne  „hora" 
(Bened.  Kap.  15,  1(3 ;  Caes.  a ,  d ,  Aur.  a),  die  von  Tertullian 
(De  ieiunio,  10)  „horae  apostolicae'^  benannten  Tagzeiten,  zeigen 
in  ihrem  Kamen  keine  Schwankungen. 

Vespera  (Ben.  Kap.  15,  16,  18;  Caes.  a,  h);  Agenda 
vespert ina  (Ben.  Kap.  13);  Vcspcrtina  synaxis  {^evt.  Kap.  17). 
—  Die  Benennung  ist  ofieubar  abzuleiten  vom  „vesperus'' ,  dem 
Abendstern ,  bei  dessen  Sichtbarwerden  dieses  Stundeugebet 
stattfand.  Weil  um  diese  Zeit  und  für  dieses  Abendgebet 
die  Lichter  (luccrnae)  angezündet  wurden ,  war  eine  zweite 
Benennung  nach  griechischem  Muster  (At/JT/toV):  „Lucemarnim'' 
(Caes.  a;  Aur.  a,  f;  man  vgl.  den  Prudentiushymnus  „Ad 
mcensum  hicernae''  in  Anal.  Hymn.  I,  30,  der  erst  später  als 
„ad  ignem  benedicendum"  Verwendung  fand). 

Completoriiim  (Ben.  Kap.  IG,  17);  Completoni  (Ben. 
Kap.  17,  18;  zu  ergänzen  ist  hier  sichtlich  „psalmi").  —  Als 
Pendant,  aber  durchaus  nicht  gleichwertig,  da  Benedikt  die 
eigentliche  Complet  endgültig  schuf  und  bei  ihm  zuerst  der  obige 
Kamen  nachweisbar  sich  findet,  kann  gelten:  „Duodeciina'' 
Caes.  a,  b,  d;  Aur.  a,  f).  —  Die  „Completa"'  (Aur.  f.)  scheint 


24  I-  Kapitel. 

-weniger  eine  kircbliclie  Höre,  als  vielmehr  ein  bloßes  Kaclit- 
gebet  bezeichnen  zu  sollen.  —  Im  Orient  allerdings  ist  nach 
Ausweis  einer  Stelle  in  der  Vita  s.  Hypatii^j  schon  für  die 
erste  Hälfte  des  5.  Jahrhunderts  die  Complet  als  eine  kano- 
nische Höre  anzusetzen,  die  den  Namen  „ugtoO^uTtvia"  führte 
und  als  besonderes  Stundeugebet  zwischen  den  „Zr/i-r/a" 
(lucernarium)  und  „ueaoviy.Tia"  (vigiliae  nocturnae)  angeführt 
wird. 

Als  Ergänzung  seien  noch  folgende,  jetzt  nicht  mehr  in 
der  alten  Bedeutung  geläufige  Ausdrücke  aus  dem  Cursus 
Benedikts  und  der  beiden  Arelatenser  hervorgehoben:  „Psalmi 
directanei  sine  antiphona'-  (Ben.  Kap.  17),  Psalmi,,  indirecium" 
(ibid.),  „psalmus  sine  antiphona  in  directum"'  (Ben.  Kap.  12j; 
„dh-ectaneus"  (Caes.  a,  f,  h;  Aur.  a,  d);  der  Zusatz  „sine 
auti]>hona"  und  der  Gegensatz  „psalmus  cum  antiphona  resp. 
cum  antiphonis"  (Ben.  Kap.  9,  17)  geben  die  Erklärung.  — 
„Missae",  „fiant  missae",  „missae  fiant",  „missae  sunt"  (Ben. 
cap.  17);  diese  Bezeichnungen  können  nach  dem  Context  kaum 
andere  als  fast  gleichwertige  Ausdrücke  mit  „sie  finiantur"  (Ben. 
Kap.  9)  oder  „completum  est"  (Ben.  Kap.  12)  sein,  also  „missa" 
=  missio,  dimissio  =  Entlassung ,  sei  es  mit  oder  ohne 
Entlassungsgehet  (cfr.  „et  oratione  Dominica  fiant  missae" 
Ben.  Kap.  17).  —  Im  Sinne  von  Entlassungsgre&ef  und 
Gehet  einfachhin  (oratio)  und  dann  in  noch  weiterem  Sinne 
als  Jectio''  gebiauchen  Caesarius  und  Aurelian  das  Wort 
missa  bzw.  missae  (Caes.  b,  f,  i;   Aur.  b  und  besonders  c.  ^)). 

3.  Der  LiturgiJcer  konnte  und  kann  somit  aus  dieser  wert- 
vollen alten  Quelle  reichlich  schöpfen.  Soll  der  Hijmnologe 
leer  ausgehen?  Beim  einfachen  Durchlesen  des  Cursus  und 
bei  einer  Umschau  in  der  Literatur,  ob  und  wie  derselbe  für 
die  Hymnologie  ausgenutzt  wurde,  möchte  man  es  glauben. 

Und  doch:    a)   Gibt   der  Cursus   betrefi"s   der  liturgischen 


1)  Gallinici,  De  vita  s.  Hj-patii  liber,  edidd.  Seminarii  philolo- 
gorum  Bonnensis  sodales,  (Lipsiae  1905),  p.  54.  —  Scliou  vorher  war 
diese  Vita  ediert  von  den  BoUandisten  (.Juni,  tom.  III,  p.  308  sqq.) 

2)  Man  vgl.  Odüo  Eottmanner,  Über  ältere  und  neuere  Deutungen 
des  Wortes  Missa,  in  Tübinger  Qtlschr.  1889,  S.  531  ff.;  ferner  Siiitb. 
Büumer,  über  Litaniae  und  Missae,  in  Ötud.  d.  Benedictinerordens, 
ßaigem  1886  (II);  und  Paul  Lejcujs  Artikel  in  der  Revue  d'Hist.  et  de 
Liter,  relig.,  II  (1897),  p.  287  sq. 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedicti  über  die  Hrmnodie  seiner  Zeit?    25 

Verivenäung  von  Hymnen  im  6.  Jahrhundert  direkt  einen  sehr 
wertvollen  Aufschluß.  Dieses  ist  bereits  von  Fachmäimern 
erkannt  und  anerkannt  worden. 

b)  Stellt  er  uns  förmlich  vor  ein  wichtiges  hymnologisches 
Problem,  das  interessant  und  schwierig  zugleich  erscheint,  zu 
dessen  Lösung  aber  der  Wortlaut  des  Cursus  und  seine  oben 
erwähnte  Beziehuug  zu  der  damals  gebräuchlichen  kanonischen 
Stundeuordnung  wenigstens  die  Bahn  bezeichnet.  Dieses 
Problem  und  seine  Lösung  ist  bislang  übersehen  oder  doch 
übergangen  worden. 

Das  Hauptbestreben  des  hl.  Benedikt  ging  in  seinem 
Cursus  sichtlich  darauf  hin,  das  Officmm  der  Woche  oder  das 
Commune  de  Tempore  durch  Verteilung  der  Psalmen  und 
Antiphonen,  der  Lektionen  nebst  Yersikeln  und  Responsorien, 
der  Hymnen  und  Orationen  für  den  Sonntag  und  die  Wochen- 
tage genau  und  fest  zu  regeln,  während  er  das  Proprium  de 
Tempore  et  de  Sanctis,  das  ja  ohnehin  zu  seiner  Zeit  sich 
im  ersten  Entwicklungsstadium  befand,  mehr  beiläufig  be- 
handelt. Auf  die  Hymnen  des  Commune  de  Tempore  ist  dem- 
entsprechend unser  Interesse  bei  vorliegender  Untersuchung 
hingerichtet.  —  Betreffs  des  Officiums  der  Woche  nun  be- 
stimmt Benedikt,  daß  bei  jeder  kanonischen  Tagzeit  ein  be- 
stimmter Hymnus  zu  beten  oder  zu  singen  ist.  Mit  Recht 
hebt  Ul.  Chevalier  hervor:  „La  plus  notable  [prescription  de 
Saint  Benoit],  au  point  de  vue  qui  nous  occupe,  fut  l'introduction 
des  hymnes  ä  ioutes  les  heures  canonicales."  ^)  In  diesem 
Satze  ist  der  Nachdruck  auf  Joutes  les  heures"  zu  legen  und 
die  „introduction  des  hymnes"  nur  so  zu  verstehen,  daß 
Benedikt  zunächst  für  seine  Klöster  als  feste  Begcl  einführte, 
was  in  manchen  Kirchen  schon  mehr  oder  minder  Brauch 
war,  wenngleich  auch  vielleicht  nicht  gleichmäßig  für  jede 
einzelne  Höre.  Jedenfalls  kann  der  Hymnologe  dem  Cursus 
Benedikts  mit  aller  Sicherheit  entnehmen,  daß  zur  Zeit  dieses 
Patriarchen  für  alle  acht  kanotiischcn  Tagseiten,  auch  für  die 
relativ  jüngeren  der  Prim  uud  Complet,  in  verschiedenen 
Kirchen  und  Klöstern  ein  eigener  Hymnus  bereits  in  Brauch 
war  oder  in  festen  Brauch  kam.     Bedeutung  und  Alter  der 


')  Ul.  Chevalier,  Poesie  liturg.  tradionnelle   de  l'Eglise   cathol. 
en  Occident,  (Tournai  1894),  p.  X. 


2i5  I-  Kapitel. 

Hijmni  commimes  de  iemjwre  tritt  durch  dieses  Zeugnis  des 
Cursus,  welches  den  Liturgikern  und  Hymnologen  keineswegs 
entgangen  ist,  in  ein  helleres  Licht. 

Es  drängt  sich  nun  aber  von  selbst  die  weitere  wichtigste 
Frage  auf:  Welclie  Hymnen  sind  es,  die  Benedikt 
den  einzelnen  kanonischen  Hören  des  Sonntags  und  der 
Wochentage  zuweist?  Chevalier  erwidert  darauf:  „Ces  textes 
[du  Cursus]  sont  malheureusement  muets  sur  Tincipit  des 
hymnes."  \)  Allerdings;  aber  gerade  das  Schweigen  und  die 
Art  und  Weise,  wie  das  Incipit  der  Hymnen  verschwiegen 
wird,  ist  in  mancher  Hinsicht  beredt.  Bei  jeder  Tagzeit 
nämlich  heißt  es  im  Cursus:  „Sequatur  (dicutm') ÄmJjrosianiim^ 
oder  Jiymmis  eiusdem  horae  (hymnus  earuudum  horarum)".  Be- 
deutet das  „ein  heJiehiger  Eymuiis,"  „?V(/eMf?em  Ambrosianischer 
Hymnus  (Hymnus  des  hl.  Ambrosius),"  oder  vielmehr  „der 
für  jene  Tagzeit  hestimmte,  gehrauchliche  Hymnus?"  Doch  wohl 
nur  letzteres.  Wenn  es  um  einen  genau  bekannten,  für  eine 
bestimmte  Höre  gebräuchlichen  Hymnus  sich  handelt,  ist  am 
ehesten  verständlich,  daß  auf  Angabe  des  Incipit  jenes  Hymnus 
verzichtet  wird.  So  wird  z.  B.  auch  jetzt,  wenn  wir  für 
Priester,  die  das  Brevier  beten,  von  unserer  Prim  reden  und 
dann  den  bei  dieser  Prim  gebräuchlichen  und  allheJcannten 
Hymnus  „lam  Jucis  orto  sidere^^  anführen  wollen,  es  selbst- 
verständlich erscheinen,  daß  derselbe  kurzweg  ohne  Angabe 
seines  Anfanges  durch  die  Bezeichnung  „der  Hymnus  dieser 
Tagzeit"'  gekennzeichnet  wird.  —  Wozu  auch  bei  Benedikt 
der  Zusatz  ..eiusdem  horae",  da  „ein  beliebiger,  etwa  erst  zu 
schaffender  Hymnus"  eher  einfachhin  durch  „hymnus"  ohne 
jeden  Zusatz  bezeichnet  würde?  —  Es  kommt  hinzu,  was  ein- 
gangs betont  wurde,  daß  Benedikt  nach  gut  begründeter 
Ansicht  nicht  eigentlich  Neues  schatten,  sondern  echt  konservativ 
bereits  Vorhandenes,  durch  längeren  Gebrauch  Erprobtes  regeln 
und  fest  ordnen  wollte.  Um  so  mehr  haben  wir  Grund,  in 
den  von  ihm  angeordneten  und  für  jede  Höre  vorgeschriebenen 
Hymnen  solche  zu  vermuten ,  die  schon  mancherorts  in  die 
Liturgie  sich  eingebärgert  hatten.  Die  vorgelegte  Interpretation 
des  allgemeinen,  aber  durch  einen  Zusatz  näher  determinierten 


1)  Chevalier,  1.  c,  p.  XIII. 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedict!  über  die  Hyranodie  seiner  Zeit?    27 

Ausdruckes  „hymnus  eiusdem  horae"  findet  hierdurch  eine 
Bestätigung  für  ihre  Richtigkeit.  —  Somit  hat  die  folgende 
These  alle  Wahrscheinlichkeit  für  sich:  Die  zur  Zeit  des 
hl.  Benedikt  liturgisch  gebräuchlichen  Hymnen 
sind  auch  jene,  welche  Benedikt  in  seinem  Cursus 
anordnete.  Mit  dieser  These,  wie  ich  nachträglich  be- 
obachtete, finde  ich  mich  in  voller  Übereinstimmung  mit  JBäumer, 
welcher  schreibt:  „Zu  bemerken  ist  noch,  daß  St.  Benedikt  keine 
neuen  Texte  für  das  Officium  schuf  oder  bestimmte,  die  außer 
der  hl.  Schrift  nicht  schon  im  kirchlichen  Gebrauch  gewesen 
wären ;  vielmehr  setzt  er  die  Hymnen  ah  bekannt  voraus."  ^)  — 
Um  einem  Bedenken,  das  competente  Liturgiker  erheben  könnten, 
gleich  hier  zu  begegnen,  sei  betont,  daß  keineswegs  behauptet 
werden  soll,  in  allen  römischen  Basiliken  und  insbesondere  in 
der  Mutterbasilika  des  Lateran  seien  die  dem  hl.  Benedikt 
vorschwebenden  Hymnen  in  Brauch  gewesen.  War  dieses 
auch  nicht  der  Fall,  und  das  ist  entschieden  anzunehmen,  so 
wird  unser  Raisonnement  dadurch  in  keiner  Weise  be- 
einträchtigt. 

Der  Cursus  des  hl.  Benedikt  drängt  demnach  förmlich 
den  Hymnologen,  hier  die  Forschung  einzusetzen  und  zu  unter- 
suchen, ob  aus  Zeugnissen  MrcJäicher  Schriftsteller,  die  Benedict 
zeitlich  nahe  standen,  und  aus  den  ältesten  Hymnaren  zu  er- 
mitteln ist,  welche  Hymni  communes  de  tempore  (um  diese 
handelt  es  sich  zunächst)  damals  liturgisch  verwendet  wurden. 
Es  steht  doch  zu  erwarten,  daß,  wenn  die  Benediktiner  das 
eine  oder  das  andere  Hymnar  anlegten,  die  Hymnen  desselben 
entsprechend  der  Vorschrift  des  Cursus  eben  jene  waren,  welche 
der  hl.  Patriarch  bei  jeder  Höre  verwendet  sehen  wollte. 
Wenn  dann  diese  Hymnen  mit  jenen  übereinstimmen,  welche 
von  Zeitgenossen  Benedikts  angeführt  werden,  so  haben  wir 
eine  doppelte,  sich  gegenseitig  stützende  Bürgschaft  dafür,  auf 
diesem  W>ge  das  vorgelegte  Problem  mit  einiger  Sicherheit 
gelöst  zu  haben.  Es  fragt  sich  nur,  ob  solche  Hymnare  uns 
erhalten  und  ob  die  angedeuteten  Zeugnisse  hinreichend  vor- 
handen sind.  Diese  Frage  läßt  sich  nicht  einfachhin  bejahen. 
Die  alten  Zeugnisse  sind  spärlich,  sehr  spärlich ;  und  Hymnare 


')  Bäumer,  Gesch.  des  Breviers,  S.  177. 


28  I.  Kapitel. 

aus  der  Zeit  des  6.  und  7.  Jalirhunderts  liegen  leider  nicht 
vor.  Es  ist  sogar  nicht  ausgeschlossen ,  daß  überhaupt  so 
frühe  noch  kein  Verzeichnis  der  Hymnen ,  deren  Zahl  ja  be- 
schränkt und  deren  Text  als  bekannt  vorausgesetzt  \Nerden 
konnte,  angefertigt  wurde.  Das  eine  Hymnar  von  Bangor^j 
aus  dem  Schlüsse  des  7.  Jahrhunderts,  welches  bis  auf  einen 
einzigen  nur  solche  Hymnen  enthält,  die  der  irischen  Kirche 
ausschließlich  eigen  sind,  kommt  hier  nicht  in  Betracht. 
Erst  das  ausgehende  8.  und  namentlich  das  9.  Jahrhundert 
hat  solche  Hymnare  geschaffen,  die  bis  auf  unsere  Zeit  erhalten 
blieben,  aber  in  sehr  geringer  Zahl  und  teilweise  in  lücken- 
haftem Zustande.  Das  mag  neben  anderem  der  Grund  sein, 
daß  meines  Wissens  niemand  daran  gedacht  oder  es  gewagt 
hat,  aus  diesen  Hymnaren  einen  Piückschluß  zu  machen  auf 
den  Bestand  der  Hymnen,  die  zu  Benedikts  Zeiten,  also  im 
Anfange  des  G.  Jahrhunderts,  beim  Officium  des 
Sonntages  und  der  Wochentage  Verwendung  fanden  und  die 
von  Benedikt  selbst  in  seinem  Cursus  vorgeschrieben 
wurden. 

4.  Der  hochverdiente  Liturgiker  Suith.  Bäumer  versucht 
erst  für  die  Wende  des  8.  z  u  m  9.  Jahrhundert  eine 
Liste  der  damals  liturgisch  verwendeten  Hymnen  aufzustellen 
und  leitet  den  Versuch  mit  dem  Bemerken  ein:  „Leider  ist 
es  gar  nicht  so  leicht  zu  bestimmen,  welche  kirchliche  Gesänge 
dieser  Art  so  früh  schon  Verwendung  gefunden  haben"  ^). 
Aus  den  ihm  bekannten  ältesten  Hymnaren,  deren  Verzeichnis 
als  ein  ziemlich  vollständiges,  wenngleich  betreffs  Alter  und 
Provenienz  nicht  einwandfreies  zu  bezeichnen  ist ,  schöpft  er 
alsdann  ein  Hymnenregister,  das  wesentlich  von  jenem  ver- 
schieden ist,  welches  sich  als  Resultat  unserer  Untersuchung 
ergeben  wird.  Im  Schlußkapitel  werden  wir  uns  mit  demselben 
zu  befassen  haben.  Nur  dieses  sei  vorab  bemerkt:  Bäumer 
nimmt  keinen  Bezug  auf  die  Hymnen  im  Cursus  des  hl. 
Benedikt,  fragt  deshalb  auch  nicht,  oh  und  tvelche  der  ihm 
vorliegenden    Hymnare    in    Beziehung    stehen    zu    dem    von 


^)  The  Antiphonary   of  Bangor;   ed   by  E.  F.  Warren.     (Henry 
Bradshaw  Societ}-.  1892  and  1895.) 

2)  Bäumer,  Geschichte  d.  Breviers,  S.  256.  — 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedicti  über  die  Hymnodie  seiner  Zeit?    29 

Benedikt  vorgeschriebenen  Hymnar,  und  so  fehlte  ihm  eine 
sichere  Richtschnur  für  die  Aufstellung  seiner  Hvmnenliste 
und  für  die  Sichtung  der  Hymnen  in  zwei  grundverschiedene 
Gruppen. 

Was  Bäumer  unterließ,  scheint  VI.  Chevalier  in  etwa 
angestrebt  zu  haben.  Letzterer  weist  nämlich  ganz  treffend 
hin  auf  den  3.  Canon  des  ConciJs  von  Aachen  im  Jahre  817, 
worin  die  Vorschrift  gegeben  wird :  „üt  officium,  iuxta  quod 
in  rerjnJa  sancti  Benedicti  coutiiietur.  celebrent  monachi". 
'Alsdann  fährt  er  fort :  „ A  n'en  pas  douter,  cet  office  renfermait 
des  hymnes;  lesquelles,  ä  cette  epoque?"^)  Hätte  nun 
Chevalier  ein  oder  richtiger  die  uns  bekannten  Hymnare  des 
9.  Jahrhunderts  herangezogen ,  die  Antwort  auf  die  von  ihm 
aufgeworfene  und  richtig  auf  die  Fährte  leitende  Frage  wäre  viel- 
leicht anders  ausgefallen,  als  sie  jetzt  in  seinem  angeführten 
Werke  lautet.  Mone.  den  Chevalier  als  Quelle  zweiter  Hand  statt 
der  von  Mone  bezeichneten  Quellen  benutzte,  führte  ihn  in 
die  Irre.  Aus  zwei  Handschriften,  von  denen  früher  die 
eine  in  Darmstadt  als  Cod.  2106.  die  andere  in  der  Stadt- 
bibliothek zu  Trier  als  Cod.  1418  aufbewahrt  wurde  (nun- 
mehr ist  erstere  Handschrift  der  Cod.  Capituli  Coloniensis  106, 
letztere  der  Cod.  Trevirensis  1245),  hatte  der  bekannte 
Hymnologe  von  Karlsruhe  ein  Yerzeichnis  der  „Hymni 
communes  de  tempore"  mitgeteilt  und  den  Ursprung  beider 
Quellen  ins  8.  Jahrhundert  gesetzt.  Chevalier  war  vorsichtig 
genug,  dieser  Altersbestimmung  nicht  ganz  zu  trauen;  ohne 
die  Hss.  persönlich  zu  prüfen,  sagte  er  auf  gut  Glück:  „nous 
les  ramenerons  au  IX®  siecle,  precisement  celui  que  nous 
occupe."  Aber  das  gute  Glück  war  bei  dieser  Präzisierung 
ihm  nicht  hold.  Der  Cod.  1245  der  Trierer  Stadtbibliothek 
ist  nämlich  ein  Sammelband  verschiedener  Stücke,  die  im  8., 
9.  und  10.  Jahrhundert  geschrieben  wurden;  gerade  das 
Hymnar,  welches  in  Betracht  kommt,  stammt  aus  dem  10. 
Jahrhundert  und  ist  als  solches,  wie  sich  später  erst  recht 
klar  zeigen  wird ,  für  den  gewünschten  Nachweis  ganz  un- 
brauchbar. —  Der  Cod.  106  der  Kölner  Kapitelsbibliothek 
(früher  Cod.  Darmstadien.   2106)   hingegen   gehört  wohl  dem 


')  Chevalier,  1.  c,  p.  XIX. 


30  I-  Kapitel. 

9.  Jalirliundeit  an,  aber  er  ist  im  Hymnenteile  irischen  bzw. 
angloi^ächsiscben  Ursprunges,  und  deshalb,  wie  nachher  darzutun 
ist,  gleichfalls  nicht  beweiskräftig.  Daher  verfehlte  die  Antwort 
Chevaliers  auf  seine  richtig  gestellte  Frage  den  wahren  Tat- 
bestand. Gleichwohl  galt  und  gilt  es  als  eine  Art  hymno- 
logischen  Dogmas,  daß  die  von  Chevalier  und  Bäumer  auf- 
gestellte Hynmenliste,  welche  bei  beiden  Gelehrten  im 
wesentlichen  gleichlautend  ist,  uns  ein  mindestens  annähernd 
richtiges  Bild  vom  Hymuenbestand  gibt,  welcher  seit  dem 
8.  Jahrhundert  und  schon  früher  ziemlich  allgemein  bei  den 
kanonischen  Tagzeiten  des  Wochen-Officiums  liturgisch  ver- 
wendet wurde.  Ich  selbst  war  der  gleichen  Ansicht,  als  ich  vor 
elf  Jahren  die  Einleitung  zum  27.  Bande  der  Analecta  Hymnica 
niederschrieb.  Erst  allmählich  und  immer  kräftiger  wurde  ich 
zur  Überzeugung  gedrängt,  daß  mit  der  bisherigen  Ansicht,  die 
durchweg  als  sicher  das  Rechte  treffend  galt,  zu  brechen  sei. 
Nicht  ein  einzelnes  direktes  Zeugnis,  nicht  ein  einzelnes  neu 
entdecktes  Hymuar,  sondern  eine  Reihe  verschiedener  Beweis- 
momente, die  voneinander  getrennt  und  für  sich  allein  betrachtet 
weniger  gewichtig  erscheinen  mögen,  führten  zu  dieser  Über- 
zeugung. Daher  ist  es  begreiflich,  daß  der  Weg  zur  Ge- 
winnung und  Sicherstellung  unseres  Resultates  sich  etwas 
umständlich  gestaltet.  Schon  der  Nachweis,  ivelchen  Weg  der 
Cursus  des  hl.  Benedikt  der  Forschung  andeutet,  schien  eine 
weitläufige  Erörterung  zu  erheischen;  erst  bei  weiterem 
Wandern  wird  sich  deutlicher  zeigen,  wie  ja  meist  bei  der- 
artigen Forschungen,  ob  die  Spur  richtig  vermutet  und  er- 
kannt wurde. 

Vorher  ist  noch  ein  die  Hymnen  betreffender  Ausdruck 
im  Cursus  zu  erwägen.  Für  die  Horae  nocturnae  (unsere 
Matutin),  die  Matutinae  laudes  (unsere  Landes)  und  die 
Vesper  ordnet  Benedikt  nicht  einen  „hymnus  eiusdem  horae", 
sondern  einen  „Ämbrosianus''  an.  Ist  damit  ein  „voni  hl. 
Amhrosius  verfaßter"  bzw.  ihm  zugeschriebener  Hymnus  ge- 
meint oder  allgemein  „ein  Anihrosianischer  Hymnus"^  d.  h. 
ein  solcher,  der  im  Rhythmus  und  Metrum  der  von  Ambrosius 
gedichteten  Hymnen  abgefaßt  ist?  „Ambrosiani"  in  letzterem 
Sinne  waren  alle  Hymnen,  die  für  Benedikt  in  Betracht  kommen 
konnten,  und  somit  wäre  bei  letzterer  Interpretation  „hymnus'' 


Was  lehrt  der  Cursus  Benedicti  über  die  Hymnodie  seiner  Zeit?    31 

uud  ^Ämbrosmms''  bei  ihm  ganz  gleichbedeutend.  Kiehts  jedoch 
zwingt  lins  oder  legt  auch  nur  nahe,  daß  wir  annehmen  sollen, 
Benedikt  habe  bloß  der  Abwechslung  halber  beide  Ausdrücke 
synonym  gebraucht.  Warum  auch,  wenn  „Ambrosianum"  und 
„hymnus"  bei  ihm  gleichbedeutend  wären,  fehlt  bei  „  Ambrosianus" 
stets  der  bei  „hymnus"  regelmäßig  augewandte  determinierende 
Zusatz  „eiusdem  horae"  ?  Folglich  will  Benedikt  höchst 
wahrscheinlich  mit  „Ambrosianus"  einen  vom  hl.  Ambrosius 
verfaßten  Hymnus  bezeichnen.  Nun  aber  findet  sich  unter 
den  Hymnen  des  hl.  Ambrosius  einer  und  nur  ein  Hymnus 
fiir  die  Kocturn.  nämlich:  ,,Äetcrne  rerum  cmiäitor'' \  ebenso 
nur  einer  für  die  Laudes,  nämlich:  „Siüendor paiernae  gloriae'' , 
und  schließlich  eben  ein  solcher  für  die  Vesper :  „Dens  creator 
omnhim.''  Hat  wirklich  Benedikt  gerade  diese  Hymnen  ge- 
meint, so  würde  der  Ausdruck  „Nocturnis  horis  .  .  .  sequatur 
Ambrosianum"  zu  iibertragen  sein  mit:  „Bei  der  Nocturn  .  .  . 
folge  der  entsprechende  Hymnus  des  hl  Anihroshts;  analog 
ebenso  bei  den  Laudes  und  bei  der  Vesper.  Dann  aber 
auch  hätten  wir  eine  neue  wichtige  Bestätigung,  daß  oben 
richtig  vermutet  wurde,  „hymnus  eiusdem  horae"  bedeute: 
„der  hei  dieser  Höre  gebräuchliche  Hymnus."  Tatsächlich 
werden  wir,  um  das  vorab  zu  erwähnen,  bei  unserer 
Untersuchung,  wenn  wir  den  angedeuteten  Weg  verfolgen, 
zum  Resultate  gelangen,  daß  gerade  diese  drei  Hymnen  des 
hl.  Ambrosius  gemeint  sind.  Wir  dürfen  darin  wohl  eine 
Bürgschaft  für  die  Richtigkeit  jenes  Weges  erblicken,  den 
wir  einzuschlagen  uns  entschlossen. 


II. 

Das  Zeugnis  der  hl.  Bischöfe  Caesarius 
und  Aurelianus  von  Arles  für  die  liturgischen  Hymnen 

des  6.  Jahrhunderts. 

1.  Nacbdein  im  50.  Bande  der  Analecta  Hymnica  jüngst 
Dreves  aufs  neue  ermittelt  hat,  welche  Hymnen  als  von 
den  Hymnoden  des  4.  —  G.  Jahrhunderts ,  nämlich  von 
Hilarius,  Ambrosius,  Prudeutius,  Paulinus  von  Nola, 
Sedulius  und  Ennodius,  verfaßt  angesehen  werden  dürfen 
oder  müssen,  sind  wir  über  den  Hymnenbestand  dieser  Jahr- 
hunderte und  speziell  des  6.  Jahrhunderts  gewiß  nicht  völlig 
im  Dunkel.  Es  ist  jedoch  ein  großer  Unterschied,  welche 
Hymnen  um  jene  Zeit  schon  gedichtet  und  hier  und  dort  be- 
kannt ,  und  welche  im  liturgischen  Gehrauche  waren.  Die 
Dichtungen  des  hl.  Amhrosius  allerdings  drangen  bald  ins 
Volk ;  wie  weit  und  wann  über  die  mailändische  Kirche  hinaus, 
ist  eine  andere  Frage.  Hilarius  und  Ennodius  hatten  mit 
ihren  Dichtungen  entschieden  nicht  jenen  Erfolg  wie  der 
große  Bischof  von  Mailand.  Unter  den  uns  erhaltenen  Ge- 
dichten des  Bischofs  Paulinus  von  Nola  läßt  sich  keines 
nennen,  das  als  eigentlicher  Hymnus,  viel  weniger  noch  als 
Hymnus  für  liturgische  Zwecke  gelten  kann.  Frudentins  hatte 
nicht  beabsichtigt,  in  den  herrlichen  Liedern  seiner  Bücher 
Cathemerinon  und  Peristephanon  Hymnen  für  die  Liturgie 
zu  liefern;  erst  später  (ob  schon  im  6.  Jahrhundert?)  wurden 
einzelne  Abschnitte  aus  denselben  liturgisch  verwendet. 
Von  Sedulius,  dem  Dichter  des  großen  Carmen  paschale,  be- 
sitzen wir  nur  den  einen  berühmten  abecedarischen  Hymnus 
^A  solis  ortus  cardine",  aus  dem  verschiedene  auf  den 
Weihnachtsfestkreis  bezügliche   Teile   seit  Jahrhunderten   im 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  33 

Breviere  noch  fortleben;  iconn  dieselben  zuerst  dort  Aufnahme 
fanden,  läßt  sich  nicht  bestimmt  sagen.  —  Anderseits  steht 
es  außer  Zweifel,  daß  im  Laufe  des  5.  und  6.  Jahrhunderts 
wenigstens  einige  Hymnen  neu  gedichtet  wurden,  die  wir 
keinem  bestimmten  Dichter  zuschreiben  und  deren  Ursprungs- 
zeit wir  nicht  genau  bestimmen  können,  vorausgesetzt,  daß  sie 
überhaupt  uns  erhalten  blieben. 

Somit  findet  unsere  wichtige  Frage,  welche  Hymnen  im 
6.  Jahrhundert  zu  Benedikts  Lebzeiten  liturgisch  in  Brauch 
und  bekannt  waren,  dadurch  keine  Lösung,  daß  eine  Reihe 
von  Dichtungen  der  ältesten  christlichen  Hymnoden  ermittelt 
ist,  ausgenommen,  daß  wir  voraussetzen  dürfen,  die  Hymnen 
des  hl.  Ambrosius,  wenn  sie  nicht  bloß  mailändische  Lokal- 
heilige zum  Gegenstande  haben,  hätten  die  verdiente  Auf- 
nahme in  das  Officium  mancher  Kirchen  sehr  frühe  gefunden. 
Lehrreich  und  bestätigend  in  letzterer  Hinsicht  ist  der 
interessante  23.  Canon  des  2.  Koncils  von  Tours  (507),  welcher 
vorschreibt ,  daß  außer  den  Hymnen  des  hl.  Äiiihrosius  auch 
einige  Hymnen  anderer  Dichter  zuzulassen  seien ,  voraus- 
gesetzt, daß  der  Name  der  Verfasser  bei  denselben  vermerkt 
werde  ^).  Leider  sind  diese  Dichter  des  »3.  Jahrhunderts  und 
ihre  Dichtungen  für  uns  nicht  vermerkt.  —  Auch  die  älteren 
christlichen  Schriftsteller  geben  uns  wenig  Aufschluß,  wenn 
wir  von  den  allbekannten  Zeugnissen  über  einzelne  Hymnen 
des  hl.  Ambrosius  absehen^).  Papst  CaeJestin  I.^)  und  Bischof 
Faustus  von  Beji*)  sprechen  zu  allgemein  über  den  in  Italien 
sich  ausbreitenden  Hymnengesang,  als  daß  wir  über  bestimmte 
Hymnen  etwas  erfahren.  Auch  Cassiodor,  der  Begründer  des 
Klosters  Vivarium  in  der  Kähe  von  Monte  Cassino  (um  die 
Mitte  des  6.  Jahrhunderts),  der  also  in  mehr  als  einer  Hinsicht 


')  „Licet  hymnos  Ambrosianos  habeamus  in  canone,  tarnen, 
quoniam  reliquoruni  sunt  aliqui,  qui  digni  sunt  forma  cantari, 
volumus  libenter  amplecti  eos  praeterea,  quorum  auctorum  nomina 
fuerint  in  limine  praenotata,  quoniam,  quae  fide  constiterint.  dicendi 
ratione  non  obstant."  can.  23.  (Harduin,  Coli.  Concil. ,  Paris  1714, 
II,  861). 

■■^)  Vgl.  Dreves,  Aurelius  Ambrosius  (Freiburg  1893),  S.  27  ff. 

3)  Cfr.  Migne,  PP.  lat.  50,  457. 

■*)  idem.  58,  854. 
Blume,    Cursus  Eenedicti  und  liturgiscLo  Hymnen.  3 


34  II-  Kapitel. 

(lern  Patriarchen  Benedikt  so  nahe  steht,  kommt  fast  nur  für 
Hymnen  des  hl.  Ambrosius  in  Betracht. 

2.  Um  so  wichtiger  und  wertvoller,  weil  die  ausführlichste 
und  in  ihrer  Art  älteste,  ist  die  Nachricht,  welche  uns  die 
beiden  hll.  Bischöfe  von  Arles,  Caesar ius  und  Aurelian, 
über  Hymnen  ihrer  Zeit  gegeben  haben.  Beide  sind  Zeit- 
genossen des  hl.  Benedikt:  Cäsarius  starb  542,  Aurelian  551 
oder  553.  Ersterer  schrieb  unter  anderem  für  das  von  seiner 
Schwester  Caesaria  geleitete  Kloster  gottgeweihter  Jungfrauen 
eine  Regel,  mit  der  eine  Verordnung  über  das  canonische 
Chorgebet  und  den  Hymnengesaug  verbunden  ist :  „Ordinem 
etiam ,  quomodo  psaJIere  deheatis,  ex  maxima  parte  secimdmn 
regulam  monasterii  Lyrinensis  in  hoc  libello  iudicavimus  in- 
serendum."  ^)  Caesarius,  die  Leuchte  der  südgallischen  Kirche, 
war  bis  gegen  Schluß  des  5.  Jahrhunderts  (489—498)  Mönch 
im  berühmten  Kloster  von  Lerins,  aus  dem  im  5.  und  6.  Jahr- 
hundert eine  stattliche  Reihe  von  Äbten  und  Bischöfen  Galliens 
und  Norditediens  hervorging.  Wie  er  laut  seiner  eigenen  Worten 
die  in  Lerins  gebräuchlichen  Hymnen  nach  Arles  verpflanzte, 
wenn  vielleicht  auch  nicht  alle  und  nicht  mit  der  Bestimmung 
füi'  gleiche  Verwertung  bei  den  einzelnen  Tagzeiten  („ex 
maxima  parte"),  so  haben  höchstwahrscheinlich  jene  anderen 
Bischöfe  und  Abte  in  ähnlicher  Weise  diese  Hymnen  in  ihre 
Diözesen  und  Abteien  übertragen.  Folglich  dürften  die  in 
Arles  gebräuchlichen  Hymnen  uns  ein  Bild  geben ,  welche 
Hymnen  damals  nicht  nur  dort  und  in  Lerins,  sondern  auch 
in  manchen  anderen  Kirchen  liturgisch  verwendet  wurden. 
Bäumer ^)  meint,  allerdings  mit  Bezug  auf  das  kirchliche 
Stundengebet  überhaupt  und  ohne  spezielle  Rücksicht  auf  die 
Hymnen,  die  Regel  des  hl.  Caesarius  von  Arles  lasse  uns  „ein 
Bild  der  Entwicklung  gewinnen .  welche  das  monastische 
Officium  und  wohl  auch  das  der  Säkularpriester  im  5.  und 
6.  Jahrhundert  in  einem  großen  Teile  des  Abendlandes  ge- 
wonnen hat".  Meines  Erachtens  dürfen  wir  auf  die  au- 
gedeuteten Gründe  hin  den  gleichen  Satz  für  die  Hymnen, 
welche  einen  nicht  unwichtigen  Teil  des  Officiums  ausmachten. 


^)  S.  weiter  unten  den  Anfang  dieses  Ordo  (S.  86). 
2)  Bäumer,  GescMchte  d.  Brev.,  S.  149. 


Zeugnis  der  Ml.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  35 

aufstellen.  Überdies  zwingt  uns  nichts,  ja  legt  auch  nur  nahe, 
den  Hymnenbestand  des  Officiums  von  Lerins  und  Arles  und 
seiner  übrigen  Töchterklöster  in  Gallien  und  Italien  als  etwas 
Partikuläres,  nur  ihnen  Eigentümliches  anzusehen.  Ob  tfirMicli 
derselbe  Gemeingut  vieler  Kirchen  und  weit  verbreitet  war, 
ob  namentlich  das  aus  den  Regeln  des  Caesarius  und 
Aurelian  zu  gewinnende  Hymnenregister  uns  jene  oder  doch 
einen  Gutteil  jener  Hymnen  angeben  wird,  die  in  der  Umgebung 
des  hl.  Benedikt  in  Brauch  waren,  dafür  bedarf  es  weiterer 
positiver  Nachweise;  einstweilen  mehr  als  eine  Vermutung  in 
dieser  Richtung  zu  hegen,  wäre  übereilt. 

Ein  Umstand  verdient  Beachtung.  Caesarius  schrieb  um 
das  Jahr  500  seine  Regel  für  die  Mönche  in  Arles^),  mehrere 
Jahre  später  (534)  eine  solche  für  die  Jungfrauen.  In  ersterer 
ist  der  das  Officium  berührende  Abschnitt  relativ  dürftig  und 
schweigt  über  die  Hymnen  vollständig;  in  letzterer  hingegen 
bietet  derselbe  reichliche  Details  und  gibt  uns  die  Anfänge 
der  zu  betenden  Hymnen,  wenn  auch,  was  nicht  übersehen 
werden  darf,  nicht  aller  Hymnen.  Ist  das  Zufall,  oder  lag 
der  Grund  der  verschiedenen  Darstellungsweise  nicht  vielmehr 
darin,  daß  bei  den  Mönchen  die  Grundlinien  und  verschiedeneu 
Teile  des  Officiums  und  insbesondere  die  Hymnen  als  hehannt 
vorausgesetzt  wurden,  während  die  Klosterfrauen  einer  ge- 
naueren Angabe  derselben  benötigten  ?  —  Aurelian  allerdings, 
wie  wir  sehen  werden  ,  gibt  auch  in  seiner  Mönchsregel  die 
Anfänge  der  Hymnen;  bei  ihm  könnte  also  eine  solche 
Erwägung,  die  vielleicht  bei  Caesarius  maßgebend  war,  .nicht 
obgewaltet  haben,  es  sei  denn,  daß  er  mcrst  die  Regeln  für 
die  Jungfrauen  verfaßte  und  dann  den  Text  derselben,  was 
den  Cursus  betrifft,  für  die  Mönche  einfach  herübernahm; 
tatsächlich  sind  beide  Regeln  fast  wörtlich  gleichlautend. 

3.  Der  Text  der  „Regula  s*^  Caesarii  Ep.  ad  virgines", 
soweit  er  das  kirchliche  Officium  betrifft,  ist  nach  dem 
im  Vorwort  (S.  7)  erwähnten  Chn.  Monacen.  28118  (saec.  9.), 
wo    er    Fol.    190  b    am    Schlüsse    der     „Statuta    sanctarum 


')  Text  bei  Migne,  PP.  lat.  67,  1099  sqcj.  —  Vgl.  Bäumer,  Gesch. 
d.  Brev.,  S.  150. 


3ß  II-  Kapitel. 

virginum"   beigefügt  ist,  und  den  ich  zwecks  leichterer  Über- 
sicht in  Abschnitte  zerlege,  der  folgende: 

Cum  Dei  adiutorio  psallite  sapienter.  Ordinem  etiam, 
quomodo  psallere  debeatis,  ex  maxinia  parte  secundum  regulani 
monasterii  Lirinensis   in   hoc  libello  iudicavimus  inserenduni. 

a)  In  primo  die  Paschae  ad  Tertiam  psalmi  duodecini 
cum  alleluiaticis  suis  et  antiphonis  tres  dicantur  lectiones: 
una  de  actibus  apostolorum,  alia  de  apocalypsi  et  de  evangelio 
tertia;  liymuus  ,,lam  surgit  Jiora  tertia''.  —  Ad  Sextam: 
psalmi  sex  cum  antiphona;  hymniis  „lam  sexta  smsirn 
volvitur",  et  lectiones.  —  Ad  Nonam  similiter  dici  debent 
psalmi  sex  cum  antiphona;  hymnus  „Ter  hora  trina  volvitur'\ 
lectio  et  capitellum.  —  Ad  Liicernarium  directaneus  brevis 
et  antiphonae  tres;  hymnus  ,,Hic  est  dies  verus  Dei",  quem 
hymnum  totum  Pascha  et  ad  Matutinos  et  ad  Vesperam 
psallere  debetis.  —  Et  ad  Buoäecimam  inprimis*)  „Sol  cognovit 
occasurn  suum''  et  psalmi  decem  et  octo  dicantur,  antiphonae 
tres  et  hymnus  „Christe  precamur  adnue'' ;  die  alia  „Christe, 
qui  Jux  es  et  dies"  hymnus  dicatur.  —  Et  sie  omni  tempore 
isti  duo  hymni  dicantur.  —  Lectiones  ad  ipsam  paschalem 
Duodeeimam  duae,  una  apostoli,  alia  evangeliorum  de  resur- 
rectione  dicantur.  —  Ad  Nocturnos  psallantur  psalmi  decem 
et  octo,  antiphonae  minores  cum  alleluiaticis  suis  et  lectiones 
duae,  hymnus  et  capitellum.  —  Hoc  ordine  toti  Septem  dies 
sunt  celebrandi. 

h)  Post  Pascha  vero  ipsi  Nocturni^)  dicendi  sunt  usque 
ad  Kalendas  Octobres;  et  usque  Kalendas  Augusti  sexta 
feria  tantum  et  dominica  vigilentur^).  Post  Pascha  vero  usque 
ad  Pentecosten  sexta  feria  semel  reficiendum  est.  Et  post 
Duodeeimam  sex  missae*)  futurae  sunt,  hoc  est:  lectiones 
decem  et  octo  memoriter  dicendae  sunt,  et  post  psalmi  decem 


^)  inprimis  =  initio ;  in  gleicher  Bedeutung  .,in  primo"  weiter 
unten  im  Abschnitte  f. 

2)  Hier  ist  nur  die  1.  Nocturn  gemeint;  man  vergl.  den  Anfang 
des  Abschnittes  e. 

3)  vigilentur  =  fiant  Vigiliae  i.  e.  Nocturni. 

*)  ,,Missa"  hier,  wie  im  folgenden  und  bei  Aurelian  öfter  =  lectio. 
Wie  diese  lectio  (=  missa)  zu  geschehen  hat,  beschreibt  genau  Aurelian 
im  Abschnitte  c  am  Schlüsse  (S.  42) 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  37 

et  octo,  antiphonae  tres;  post  Nodurnos  vero  missae  tres  ad 
librum  fieri  clebent  usque  ad  lucem.  (Hier  ist  alsdann  eine 
Vorschrift  über  das  leiunium  eingeschoben.) 

c)  Natali  Domini  et  Epiphania  ab  hora  tertia  noctis  usque 
ad  lucem  vigiJandum  est,  ita  ut  ante  Nodurnos  missae  sex  de 
evangelio  dicantur;  in  Epiphania  ante  Nocturnos  missae  sex 
de  Daniele  flaut,  post  Nocturnes  de  evangeliis  missae  sex. 

d)  Cotidianis')  vero  diebus  ad  Tertiam,  Sextam,  Nonam 
seni  psalmi  cum  antiphonis,  liymiiis,  lectionibus  vel  capitellis 
suis  dicantur.  Dominica  vero  die  vel  sabbatorum  ad  Tertiam 
psalmi  sex,  post  quos  lectiones  tres:  una  de  prophetis,  alia 
de  apostolo,  tertia  ex  evangeliis  ;  et  post  ipsas  lectiones  psalmi 
sex,  antiphona  una,  hymmiin  et  capitellum. 

Cunctis  diebus  festis  ad  Buodecimam  psalmi,  qui  ad 
Tertiam  dicendi  sunt;  antiphonae  tres  iungantur;  lectiones 
vero  de  re,  hoc  est  de  ipsa  festivitate  dicantur. 

e)  A  Kalendis  Octobris  usque  ad  Pascha  addite  secundos 
Nodurnos,  id  est  psalmos  decem  et  octo,  lectiones  duas  et 
hyinnum.  Ad  primos  Nodurnos  in  primo  dicite  „Miserere 
Diei,  Deus,  secunäum  magnam  misericordiani  tuam",  in  fine 
„Eex  aderne  Domine".  A  secundo  Nodurno  „Magna  et  mira- 
J?7/a".  Alia  nocte  2i(\.primum  Nodurnum  dicendum  est  „Mediae 
nodis  tempus  est",  ad  secundum  [Nodurmuu]  „Aeterne  rerum 
conditor''.  —  Ad  secundos  Nocturnos  inprimis  incipite  „Miserere 
mei,  Bens,  miserere  mei^.  Post  Nocturnos  legantur  orationes 
tres,  psallatur  antiphona  et  responsus  et  alia  antiphona.  '  Post 
hoc  usque  ad  lucem  impleantur  missae  quattuor.  Si  fieri 
potest,  nunquam  minuantur;  nunquam  maturius,  nunquam 
tardius  excitentur. 

f )  Post  hoc  Matutinales  canonici  dicantur ;  privatis  diebus 
cum  antiphonis,  festis  vero  diebus  cum  Alleluia  psallantur. 
Omni  dominica  sex  missae  fiant;  postea  Matutinae  fiant. 
Inprimis  dicite  directaneum  parvulum  „Confitemini"  cum 
antiphona  ..Cantemns  Bomino'^.  Et  omnes  Matutinarii  cum 
Allelu[iatic]is  dicantur.  —  In  sollemnitatibus  vero  ipsis  impletis 


1)  Cotidianus  (auch  privatus)  dies ^=  Wochentag,  im  Gegensatz 
zu  Sonn-  und  Festtagen.  Yergl.  weiter  unten  den  Anfang  des  Ab- 
schnittes f. 


38  11.  Kapitel. 

Matutiuis  et  liymumu  dicant  „Te  Dcmn  hmdamus''.  In 
exteriore  oratorio  procedendum  est,  et  dicendus  est  directaneiis 
parvulus;  post  hoc  canticura  „Cantemus  Domino'',  dein  heneclidio 
irimu  imerorum;  post  benedictionem  hymuus  „Gloria  in 
excelsis  Deo''. 

g)  Deinde  dicenda  est  Prima  cum  psalmis  sex  et  hymmis 
„Fidgentis  auctor  aetheris",  lectiones  duae,  una  deuteri,  alia 
de  novo  testamento,  et  capitellum.  Hoc  modo  Dominica  vel 
sabbato  et  maioribiis  festivitatibus  tieri  debet. 

h)  Ad  Vesperam  simili  modo  in  exteriori  oratorio 
direetaneus  parvulus  dieatur  et  antiphonae  tres,  hymuus 
una  die  „Dem,  qui  certis  legibus'' ,  altera  die  .^Beus  creator 
omm'um". 

i)  Omnibus  vero  diehus  dominicis  ad  Vigilias  evangelia 
legantur;  sed  semper  in  prima  missa  una  resurrectio^)  legatur, 
altera  dominica  altera  resurrectio,  sie  et  tertia  sicque  quarta. 
Et  dum  illa  prima  missa  in  resurrectione  legitur,  —  et  semper 
in  prima  missa  una  resurrectio  legitur  — ,  nemo  sedere 
praesumat.  Postea  vero  in  illis  quinque  missis,  quae  sequuntur, 
omnes  secundum  consuetudinem  sedeant.  —  Quando  fcstivitates 
martynmi'  celebrantur,  prima  missa  de  evangeliis  legatur, 
reliquae  de  passionibus  martyrum.  —  Privatis  vero  diehus  in 
vigiliis  ordine  suo  libri  novi  vel  veteris  testamenti  legantur.  — 
In  hieme  omni  die  post  Nocturnos  tres  missae  fiant.  —  Ante 
omnia  ipsa  lectio  in  Vigiliis  ita  temperauda  est,  ut  et 
desiderari  et  semper  augeri^)  [possit] ,  et  ideo  per  singulas 
orationes  binae  aut  certe  non  ampliusternaepaginaerelegantur; 
si  vero  evenerit,  ut  tardius  ad  Vigilias  consurgant,  singulas 
paginas  aut,  quantum  abbatissae  visum  fuerit,  legant.  In 
cuius  potestate  erit,  ut,  quando  Signum  fecerit,  quae  legit, 
sine  mora  consurgat,  ut  canonicus  missarum  numerus  possit 
impleri;  pro  qua  re  ipsae  Vigiliae  sie  temperentur,  ut,  quae 
sanae  sunt,  post  Vigilias  somno  non  opprimantur. 

k)    Omni   tempore   post   Matutmos   usque   ad   secundam 


')  Resurrectio  =  Bericht  über  die  resurrectio  Christi  nach  je  einem 
der  vier  Evangelisten;  dementsprechend  auch  4  Kesurrectiones  an- 
geordnet werden. 

2)  Augere  Hs. ;  desiderari  =  decurtari,  minui. 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  39 

horam  (=  secundam  Matiitinara  i.  e.  Primam?)  legant;  postea 
vero  faciant  opera  sua.  —  (Hierauf  folgen,  ohne  Überschrift 
oder  Alinea,  die  Verordnungen,  was  beim  Tode  einer  Schwester 
zu  geschehen  habe.  Daran  schließt  sich  der  „Ordo  eon- 
vivii"). 

Von  einem  auf  unsere  Untersuchung  direkt  zugespitzten 
Resume  stehen  wir  besser  ab,  bevor  wir  nicht  erst  den  . 
Text  aus  der  „Regula  Aureliani  Episcopi"  herangezogen 
haben.  Derselbe  ist  uns  im  gleichen  Müuchener  Cod. 
lat.  28118  doppelt  vorgelegt,  zuerst  auf  Fol.  114b  ff.  als 
Mönchsregel  mit  der  Einleituog:  „Sanctis  et  in  Christo 
venerandis  fratribus  in  monasterio,  quod  Deo  miserante  ac 
iubente  rege  Childeberto  fecimus ,  constitutis  Äurelianus 
episcopus;"  und  auf  Fol.  193b  ff.  als  Jimgfrauenregel  mit 
der  Einleitung:  „Sanctis  et  in  Christo  venerandis  sororibus 
in  monasterio  Beatae  Mariae,  quod  Deo  iubente  intra  muros 
Arelatensis   urbis  fecimus,   constitutis  Äurelianus  episcopus." 

Der  auf  das  Officium  bezügliche  Teil  der  Regel  ist  in 
beiden  Fassungen  (für  die  Mönche  und  für  die  Jungfrauen) 
völlig  gleich,  nur  daß  für  die  „fratres"  die  „sorores",  für 
den  „abbas"  die  „abbatissa"  einrückt.  Ich  lege  den  Text  der 
Mönchsregel  zugrunde  und  kennzeichne  etwaige  Varianten 
in  den  Fußnoten  durch  A,  die  Varianten  aus  der  Jimgfrauen- 
regel  durch  B ;  so  haben  wir  beide  Regeln  in  einer.  Daß  die 
Jungfrauenregel  des  hl.  Caesarius  als  Vorlage  benutzt  wurde, 
manchmal  bis  auf  die  Worte  genau,  ist  gleich  einleuchtend; 
aber  Aurelian  ist  vielfach  ausführlicher.  Um  einen  Vergleich 
der  Regel  beider  Autoren  zu  erleichtern,  sei  bemerkt,  daß 
im  allgemeinen  der  Abschnitt  a  bei  Aurelian  dem  Abschnitt 
a  bei  Caesarius  entspricht,  der  Abschnitt  b  dem  b  und  i  bei 
Caesarius,  c  dem  e,  d  dem  f,  e  dem  g  und  k,  f  dem  d  und  h, 
schließlich  g  dem  c  und  i.  Die  Anordnung  Aurelians  betreffs 
des  Officiums  lautet  in  A  (M  ö  n  c  h  s  r  e  g  e  1)  und  B 
( J  u  n  g  f  r  a  u  e  n  r  e  g  e  1)  also : 

Ordinem  etiam,  quomodo  psallere  debeatis,  in  hoc  libello 
iudicavimus  inserendum. 

a)  In^)  primo  die  Paschae  ad  Tertiam:  Kyrieleison,  psalmi 

')  In  fehlt  B. 


40  II-  Kapitel. 

duodecim ;  id  est,  quattuor  fratres\)  binos  psalmos  et  alleluia- 
ticum  tertium  dicant;  perdictos  (sic!  =  post  dictos?)  psalmos 
Kyrieleisou,  antiphonas^)  sex,  lectiones  tres:  una  de  actibus 
apostolorum,  alia  de  apocalypsi(n) ,  tertia  de  evangelio; 
liymims^)  ^lam  surgit  liora  tertia'''  et  capitellum;  deinde 
Kyrieleison.  Sic  in  omni  opere*)  Dei  tertia  vice  Kyrieleison 
dicite:  antequani  incipiatis,  et  psalmip  perdictis-^),  et  capitello 
perdicto  *').  —  Ad  Sextam  idem  numerus  psalmorum  et^) 
antiphona  una;  hymnus  „lani  sexta  sensim  volvitur'\  lectio 
evangelii  et  capitellum  perdictum.  —  Ad  Nonam  ipse^)  ordo 
teneatur;  hymnus  „Ter  liora  trina  volvitur".  —  Ad  Lucerna - 
rium  directaneus  parvulus,  id  est  „Regna  terrae,  cantate  Deo, 
2)salh'te Donmio^ ,  alia  die  „Laudate pueriJDominum'^  autiphonae 
tres^),  hymnus  „Eic  est  dies  verus  Bei''  et  capitellum,  quem 
hymnum  totum^")  Pascha  ad  Matutinos  et  d.d  Lucernarium^^) 
dicite.  —  Ad  JDuodecimani  inprimis  directaneus  parvulus 
Sol  cognovit  occasum  suum".  Sex  fratres^^)  binos  psalmos 
cum  suis  alleluiaticis  dicant,  antiphonas  tres^^),  lectiones  duas: 
una  de  apostolo  et  alia  de  evangelio.  —  Ad  'Nocturnos  pascbales 
ipso  numero  omnia  dicite,  sicut  in  Duodecima  designavimus.  — 
Ad  Matutinos  inprimis  directaneum  „Exaltabo  te,  Dens  mens 
et  rex  mens",  inde  „Iitdica  nie  Deus",  „Dens,  Dens  mens,  ad 
te  de  luce  vigilo  cum  Alleluia;  deinde^*)  ^Cantemus  Domino" 
cum    Alleluia  ^"'^) ;    postea    „Lauda,    anima   tnea,    Dominum", 


')  sorores  B. 

-)  et  antipiionas  A. 

^)  hymnum  B. 

*)  opus  A. 

5)  dictis  B. 

^1  et  capitulum  dictum  B. 

'')  et  fehlt  A. 

^)  ipse,  wie  im  folgenden  öfters  =  idem. 

^)  antiphona  tria  A. 
1")  tota  A. 

11)  statt  „Litcernarium'^  heißt  es  an  der  korrespondierenden  Stelle 
bei  Caesarius  (S.  36  unter  a):   Vesperam. 
1^)  sorores  B. 

1^)  antiphona  tria  A  (cfr.  Variante  10). 
")  inde  A. 
15)  et  ipsum  sie  (statt:  cum  Alleluia)  A. 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  41 

^LaudateDo)mnum,quoniamhoniis"  etpsalmiis  „Lauda,  lerusaJem, 
Bominum'',  totos  tres  cum  Alleluia.  Deinde  henedictio  dicenda 
est;  post  benedictionem  „Laudate  Dominum  de  caelis'',  ^Cantate 
Domino  canticum  novmn'^,  „Laudate  Dominum  in  sandis  eius" 
cum  Alleluia,  ^Magmficat  anima  mea  Dominum''  aut  cum 
antiphona  aut  cum  Alleluia;  hymmim  „Gloria  in  excelsis 
Deo""  et  capitellum.  Et  complete^)  Matutinos  ipso  ordine 
totum  2)  Pascha.  —  Sic  omni  die  dominico  et  omnibus  maiori- 
bus  festivitatibus,  in  quibus  ab  opere^)  vacabitis.  Cotidianis 
vero  diebus  ad  Nocturnos  inprimis  directaneus  dicatur  „Miserere 
mei,  Deus,  secundum  magnam.  misericordiam  tuam'\  deinde 
psalmi  decem  et  octo,  antiphonae  tres  parvulae*),  lectiones 
apostoli  et  prophetarum  duae,  et  capitellus.  Completis 
Kocturnis  dicetis  Matutinos^). 

b)  In  aestate,  id  est  post^)  Pascha  usque  Kalendas'') 
Oetobris  ipse  ordo  erit.  Sexta  feda  vero  post  Nocturnos 
duae  missae  flaut  in  aestate,  in  hieme  tres.  Nam  dominica 
omni  tempore,  et^)  in  aestate  et  in  hieme,  post  Nocturnos 
sex  missae  fiant.  Si  vero  evenerit,  ut  tardius  ad  VigiUas 
surgatur,  quantum  abbati  visum  fuerit,  tantum  legatur^); 
quando  Signum  fecerit^*^),  qui^^)  legit,  sine  mora  consurgat, 
ut  canonicus  missarum  numerus  possit  impleri. 

c)  A  Kalendis  vero  Oetobris  alii  Nocturni  addendi  sunt. 
Ad  primos  dicendum ^2)  est  ^Miserere  mei,  Deus,  secundum 
magnam  misericordiam  tuam'' ;  ad  secundos  „Miserere  mei,'Deus, 
miserere  mei""  directaneus  dicendus  est  ^^) ;  psalmi  ^*)  decem  et 

^)  compiebitis  B. 

2)  toto  A. 

^)  quibus  opera  A. 

*)  antiphona  tria  parvula  A  (cfr.  Variante  10  und  14  auf  vorher- 
gehender Seite). 

^)  Matutinas  A. 

6)  a  B. 

■')  Kalendis  A. 

«)  et  fehlt  B. 

")  der  Passus  „quantum  abbati  —  legatur  fehlt  B. 
'")  fecerit  abbatissa  B. 
^1)  quae  B. 
»2)  dicendus  B. 

^')  „directaneus  dicendus  est"  fehlt  B. 
''*)  psalmos  A. 


42  n.  Kapitel. 

octo,  lectioiies  duae  de  prophetis  aut  de  Salomone.  Hymnus 
ad  primos  Nodurnos:  „Rex  aeterne  Domine^\  ad  secimdos: 
„3Iagna  et  mirabilia" .  Ubi  per  celebratos  Nocturnos,  quando^) 
uoctes  cresciint,  cottidie  ad  librum  facite  missas  tres.  Unus 
frater^)  legat  paginas  aut  tres  aut  quattuor,  quomodo  mensura 
fuerit  libri:  si  minute  fuerit^)  scriptus  aut  maiori  forma,  tres*) 
paginas;  si  minor,  quattuor;  et  fiat  oratio.  Iterum  legat 
tantum  ;  fiat  alia  oratio.  Tertio  legat  idem  tantum;  et  surgite, 
dicite  antipbonam  de  psalmis  in  ordine,  postea  responsum, 
deinde  antipbonam.     Iterum  legat  alius  frater^). 

(1)  Et  sie  impletis  tribus  missis  dicite  Ilatutinarws 
canonicos^),  id  est  primo  canticum  in  antipbona,  deinde 
directaueum  ^Iiiäica  me,  Bens'',  „Deus,  Dens  mens,  ad  te  de 
luce  vigiIo^\  .^Lauda,  anima  mea,  Dominum^',  „Lcmdate  Dominum, 
quonkmi  homis"'  ef)  psalmus  „Lauda ,  lerusalem,  Donimnni; 
deinde^)  „Landate  Dominum  de  caelis,  „Cantate  Domino 
canticum  novum"  ^),  „Laudate  Dominum  in  sanctis  eins"'  cum  '^^) 
antipbona;  dicite  hymnum  ^Splendor  paternae  gloriae,  alia 
die  „Aeterne  lucis  conditor",  et  capitellum  et  Kyrieleison 
duodecim   vicibus.     Omnibus   diehus   cottidianis  ita  impleatur. 

e)  Post  Matutinos  ad  Primam  sex ")  psalmi  dicantur  et 
bymnus^^)  „Fulgentis  anctor  aetheris'' ;  lectiones  duae,  una 
deuteri,  alia  de  novo  testamento,  et  capitellum.  —  Post  baec  ^^) 
omnes  lectioui  vacent  usque  ad  boram  Tertiam.  —  Pieliquo  ^*) 


*)  Statt  „Ubi  per  —  quando" :  „Perdictos  quia"(!)  A. 

2)  Una  soror  B. 

3)  fuerit  fehlt  A. 
*)  ternas  A. 

^)  alia  soror  B. 

ö)  Zu  diesen  Vorschriften  für  die  „Matutinarii  canonici"  vergl. 
jene  für  die  „Matutini"  unter  a  (S.  40);  diese  gelten  „diebus  cottidianis", 
jene  „totum  Pascha". 

^)  est  A. 

®)  inde  A. 

^)  canticum  novum  nam  A,  canticum  nam  B. 

10)  in  AB. 

11)  duodecim  A  (auch  Caesarius  verordnet  nur  „sex"). 

12)  dicantur  hymnum  A. 

13)  hoc  B. 

1*)  De  reliquo  A. 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles  43 

vero  diei  spatio  faciant  opera  sua  secmidum  illiicl,  quod  Dominus 
dixit:  „Pater  mens  tisque  modo^)  operatur ,  et  ego  operor^, 
et  illud  apostoli:  „Operantes  manihns  nostris'' '^),  et:  y,Qui 
non  operatur ,  non  manducet",  quia  scriptum  est:  ,,Viae  otio- 
sorum  stratae  sunt  spinis"'  et  „Servitm  mutilem  proicite  in 
tenehras  exteriores. " 

f)  Cotidianis  igitur^)  diebus  ad  Terticmi  sex*)  psalmos 
dicite-^),  antiphonam,  ymmiin  „lam  surgit  liora  tertia"', 
lectiouem  et  capitellum  „Fiat  Borniue"'.  —  Ad  Sextam  ipse 
numerus  psalmorum  tenendus^),  antiphona  dicenda,  ymnus 
„lam  sexta  senshii  volvifur" ,  lectio  et  capitellum  ^j.  —  Ad 
Nonam  ipse  ordo  servandus^),  ymnus  vero  „Ter  liora  trina 
vohttur''.  —  Ad  Lncernarmm  omni  tempore  et  festis  et 
cottidianis  diebus  inprimis  directaneus,  postea  antiphonae  duae, 
tertia  semper  cum  Alleluia  dicatur ,  ymnus  una  die  „Dens, 
gui  certis  legibus"^ ,  alia  die  „Dens  creator  omnimn"' ,  et 
capitellum.  —  Ad  Duoäecimam  psalmos  decem  et  octo  dicite  ^), 
antiphonam ,  ymnum ,  lectionem  ^")  et  capitellum.  —  Quando 
repausaturi^^)estis,  inscola,  inquamanetis,  Cöwj9?efa^^) dicatur; 
inprimis  directaneus  psalmus  nonagesimus  dicatur,  deinde 
capitella  consuetudinaria. 

g)  In  Natale  Boniini  et  in  Epiphania  ^^)  tertia  hora  noctis  ^*) 
surgite,  dicite  ununi  Nocturnum  et  facite  sex  missas  de  Isaia 


^)  usque  nunc  B. 

^)  vestris  B. 

^)  iterum  B. 

*)  duodecim  (cfr.  Variante  9). 

^)  psalmi  dicantur  A. 

^)  tenendus  fehlt;  ebenso  das  gleichfolgende  „dicenda"  A. 

'')  capitellus  A. 

^)  ipso  ordine  dicendum  A. 

9)  dicite  fehlt  A> 

10)  lectio  A. 

11)  repausaturae  B. 

12)  „Completa"  hier  gleich  eine  Art  von  Nachtgebet,  nicht  =  dem 
,,Cow23?e/om<m"  Benedikts;  bemerkenswert  ist,  daß  auch  hier  der  schon 
von  Basilius  für  das  Nachtgebet  angeordnete  und  noch  in  der  jetzigen 
Complet  gebräuchliche  Psalm  90  vorgeschrieben  wird. 

1^)  Epiphaniorum  B. 
1^)  noctis  fehlt  A. 


44  II-  Kapitel. 

propheta;  iterum  dicite  secundum  Nocturnmn  et  legantur 
aliae  sex  [missae]  de  evangelio,  —  In  JEpijihanm  ita  in  primo 
unuui  Nocturnum,  deinde  de  Daniele  propheta  facite  illas  sex 
niissas  et  ^'octurnos,  et  iterum*)  de  evangelio  sex;  Matutinos 
eo  ordine,  siciit  in  Pascha  scripsimus  aut  dominicis  diebus.  — 
In  martyrum  festivitatibus  tres  aut  quattuor  missae  fiant^ 
primam  missam^)  de  evangelio  legite,  reliquas^)  de  passionibus 
martyrum.  —  Omni  sexta  feria  post  Duodecimam  sex  missae 
ad  librum  legantur  et  post  Nocturnes  tres.  —  Omni  sahhato 
ad  Matutinos  „Cantemus  Domino"^  et  „Te  Deuni  lamlamus"  \ 
ad  Tertiam  tres  lectiones,  uua  de  prophetis,  alia  de  apostolo, 
tertia  de  evangelio  dicantur.  —  Omni  äoniinica  post  Nocturnes, 
cum  prima  missa  legitur,  id  est  resurrectio,  nullus*)  sedere 
praesumat,  sed  omnes  Stent;  alia  dominica  alia  resurrectio; 
et  sie  in  ordine  totae  quattuor  resurrectiones  per  singulas 
dominicas  legantur.  Post  Tertiam  vero  „Pater  noster''  dicite 
et  psallendo  omnes  communicent.  Sic  et  in  festivitatibus 
facite.  Missae  vero,  quando  abbati^)  visum  fuerit,  tunc 
fiant.  —  (Hierauf  folgt  in  A,  wie  bei  Caesarius,  die  Verordnung, 
was  beim  Tode  eines  frater  zu  geschehen  habe;  alsdann  der 
„Ordo  convivW.     Letzterer  folgt  in  B  unmittelbar.) 

4.  So  groß  auch  der  Unterschied  dieses  Cursus  der  beiden 
Arelatenser  Cäsarius  und  Aurelian  von  jenem  des  Cassinen- 
sers  Benedikt  sich  herausstellt,  in  einem  Punkte  zeigen  sie 
Gleichheit,  nämlich  im  Gegenstand,  der  das  Gebetspensum, 
das  „Pensum  servitutis"  beim  kirchlichen  Officium  ausmacht. 
Im  Umfange,  in  der  Reihenfolge  der  Gebete  und  Lesungen, 
in  der  Gliederung  der  einzelnen  Gebetsstunden  ist  es  verschieden; 
die  Texte  der  Gebete  und  Lesungen:  die  Psalmen,  die  Antiphonen 
und  Responsorien,  die  Lektionen  aus  den  Propheten  und  aus 
dem  Evangelium  bzw.  aus  dem  Alten  und  Neuen  Testamente, 
die  Cantica,  sogar  das  „Kyrie",  das  „Gloria"  und  „Te  Deum", 
das    „Pater    noster",    sie    sind   der  gemeinsame    gleiche 


^)  et  ita  A. 

''^)  in  prima  missa  B. 

^)  reliquae  A. 

*)  nulla  B. 

^)  abbatissae  B. 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  45 

Stoff,  aus  denen  das  „Officium  divinum"  gebildet  wird. 
Sollte  es  anders  sein  betreffs  der  Hymnen?  Solange  dieses 
nicht  erwiesen  oder  doch  als  wahrscheinlich  zu  vermuten  ist, 
können  wir  mit  Fug  und  Recht  das  Gegenteil  wenigstens 
annehmen.  Nun  aber  wies  schon  früher  alles  darauf  hin, 
daß  Benedikt  die  zu  seiner  Zeit  heJcannten  und  liturgisch  ge- 
bräuchlichen Hymnen,  deren  Zahl  noch  gering  war  und  somit 
keine  große  Auswahl  bot,  in  seinen  Cursus  aufnehmen  wollte. 
Folglich  dürfen  wir  unter  den  Hymnen,  die  Caesarius  und 
Aurelian  mit  Namen  nennen ,  auch  jene  suchen ,  die  Benedikt 
im  Cursus  anordnete.  Die  Anzahl  derselben  mag  verschieden 
gewesen  sein.  Benedikt  deutet  nämlich  mit  keinem  Worte 
an,  ob  z.  B.  bei  der  Nocturn  oder  der  Vesper  oder  der 
Matutin  an  den  verschiedenen  Wochentagen  mit  den  Hymnen 
abzuwechseln  sei,  während  Caesarius  und  Aurelian  ausdrücklich 
bei  gewissen  Gebetsstunden  eine  Abwechslung  in  den  zugehörigen 
Hymnen  anordnen.  Der  weitere  Verlauf  unserer  Untersuchung 
wird  auch  hierin  noch  größere  Klarheit  schaffen. 

Heben  wir  nun  die  Hymnenanfänge  unter  Beifügung  der 
kanonischen  Tagzeit,  bei  der  sie  zu  verwenden,  aus  dem 
Cursus  der  beiden  Bischöfe  von  Arles  heraus,  so  ergibt 
sich  folgende  Liste : 

1.  lani  sui'git  hora  tertia  (ad  Tertiam;  P  die  Pascliae). 

2.  lam  sexta  sensim  volvitur  (ad  Sextam ;  1 "  die  Pascliae). 

3.  Ter  hora  trina  volvitur  (ad  Nonam;  1'^'  die  Paschae)'). 

4.  Hie  est   dies  verus  Dei   (ad  Lucern arium;   ad  Matutinos   et 

Vesperam  per  totum  Pascha). 

5.  Christe  precamur  adnue  (ad  Duodecimam). 

6.  Christe  qui  lux  et  dies  (ad  Duodecimam  die  alia). 

7.  Rex  aeterne  Domine  (ad  primos  Xocturnos). 

8.  Magna  et  mirabilia  (a  secundo  Nocturno). 

9.  Mediae  noctis  tenipus  est  (ad  primum  Nocturnum  alia  nocte). 

10.  Aeterne  rerum  conditor  (ad  secundum  Nocturnum  alia  nocte). 

11.  Te  Deum  laudamus  (ad  Matutinos  in  sollemnitatibus). 

12.  Fulgentis  autor  aetheris  (ad  Primam). 

13.  Deus  qui  certis  legibus  (ad  Vesperam  ima  die). 

14.  Deus  Creator  omnium  (ad  Vesperam  altera  die). 

Das  ist  zunächst  die  Hvmnenliste  bei  Caesarius. 


^)  Diese  drei  ersten  Hymnen  werden  bei  Aurelian  (s.  S.  43)  auch 
als  ,,  cottidianis  diebus"  zu  singende  angegeben. 


4(3  II-  Kapitel. 

Ganz  die  gleichen  Hymnen,  in  gleicher  Reihenfolge  nnd 
mit  gleicher  Bestimmung,  finden  sich  wieder  bei  Aurelian. 
Nur  übergeht  er  die  Nummern  5  und  6,  9  und  10.  Statt 
deren  finden  wir  bei  ihm  angegeben: 

15.  Splendor  paternae  gloriae  (ad  Matutinos). 

16.  Aeteme  lucis  conditor  (ad  Matutinos  alia  die). 

Das  sind  zwei  Morgenhymnen,  die  meines  Erachtens  nur 
zufällig  bei  Caesarius  übergangen  sind;  denn  aus  Abschnitt  a 
seines  Cursus  wissen  wir,  daß  der  Matutin  ein  Hymnus  zu- 
kommt. —  Von  untergeordneter  Bedeutung  ist  es,  daß  das 
„Te  JDeum"'  (Nr.  11),  welches  Aurelian  gegen  Schluß  anführt, 
bei  ihm  die  Bestimmung  trägt:  „Omni  sahbato  ad  Matutinos;" 
aber  für  Kenner  der  alten  Liturgie  ist  es  überflüssig,  im  An- 
schluß an  das  (auf  S.  23)  zur  Vesper  und  Complet  Bemerkte 
noch  nebenbei  hervorzuheben ,  daß  die  Fe.sper  damals  aus 
einem  zweifachen  Officium,  dem  „Lucernarmm"  und  der 
„Duodecima'-'  (einer  Art  Complet)  bestand^).  Beide  hatten 
ihren  eigenen  Hymnus.  Man  kann  auch  das  „Lucernarium", 
das  Officium  um  die  Zeit  des  Lichtanzündens,  eine  Vorvesper, 
die  „Duodecima"  eine  Vesper  nennen.  Die  eigentliche  „  Complet"' 
wie  auch  deren  Namen,  scheint  nämlich,  wie  schon  oben  er- 
wähnt, im  Abendlande  vom  hl.  Benedikt  zu  datieren,  obschon 
ihre  Anfänge  weiter  zurückgreifen.  Daraus  erklären  sich  die 
Bezeichnungen  in  der  Regel  der  beiden  Arelatenser:  „ad 
Lucernarium,  ad  Duodecimam,  ad  Vesperam."  Während 
Caesarius  sagt:  „ad  Vesperam  .  .  .  hymnus  una  die  ,Deus 
qui  certis  legibus',  altera  die  ,Deus  creator  omnium'",  heißt 
es  bei  Aurelian:  „Ad  Lucernarium  omni  tempore  et  festis  .  .  . 
hymnus  una  die  ,Deus  qui  certis  legibus',  alia  die  .Dens 
Creator  omnium'".  —  Der  Hymnus  „ad  Duodecimam''  [Christe 
qui   lux   es  et  dies)  ist  später  stets  der  Hymnus  zur  Complet. 

Bevor  wir  das  gewonnene  Hymnenverzeichnis  einer  weiteren 
Diskussion  unterziehen ,  empfiehlt  es  sich ,  den  Inhalt  der 
ältesten  uns  überlieferten  Hymnare  zur  Vergleichung  heran- 
zuholen. Wir  erhalten  dadurch  zugleich  ein  Mittel,  um  einem 
etwa  sich  erhebenden  Bedenken  wirksam  zu  begegnen.  Man 
könnte  nämlich  zweifelnd  fragen,  ob  die  angezogenen  Stellen 


^)  Yergl.  Bäiimer,  Gesch.  d.  Brev.,  S.  151,  171,  178. 


Zeugnis  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles.  47 

aus  Caesarius'  uud  Aurelians  Werken  echt,  ob  speziell  die 
Hymnenangabe  nicht  zum  Teile  eine  Einschiebung  späterer 
Zeit  sei^).  Der  Hymuengehalt  aller  ältesten  Hymnare  und 
die  charakteristischen  Eigentiimlichkeiten  ihrer  Hymnen,  welche 
mit  jenen  bei  Caesarius  und  Aurelian  erwähnten  überein- 
stimmen, wenngleich  sie  zahlreicher  sind,  werden  uns  zeigen, 
daß  alle  in  der  Regel  der  beiden  Arelatenser  zitierten  Hymnen 
wirklich  in  die  Zeit  des  hl,  Benedikt  bzw.  eine  noch  frühere 
gehören.  Die  innere  Wahrscheinlichkeit,  wie  sich  heraus- 
stellen wird ,  spricht  demnach  für  die  Echtheit  dieser  Zeug- 
nisse. 


')  Man  vergl.  hierzu  die  Ansicht  Morins ,  welche  Chevalier  (1.  c. 
pag.  XL  not.  2)  mitteilt,  ohne  erkennen  zu  lassen,  ob  er  sie  einem 
Werke  entnommen  hat  oder  einer  persönlichen  Mitteilung  Morins 
verdankt. 


III. 

Der  Hymnen  bestand  der  ältesten  nicht-irischen 
Kymnare  bis  in  das  9.  Jahrhundert. 

I .  Das  älteste  uns  erhaltene  Hymnar ,  wenn  wir  von 
jenem  aus  Bangor  stammenden  absehen,  das  um  die  Jahre  680 
bis  691  geschrieben  wurde  und  auf  Fol.  3 — 36  uns  22  Hymnen 
der  irischen  Kirche  bietet  (Cod.  ]\Iediolanen.  Ambrosian.  C  5 
inf.),  ist  das  einem  Psalterium  beigefügte  Hymnar  im  Cod. 
Vaticanus  Regin.  11.  Es  stammt  aus  dem  Schlüsse  des 
8.  oder  Anfang  des  9.  Jahrhunderts ;  seine  Provenienz  irgend- 
wie zu  bestimmen ,  dafür  fehlen  leider  alle  Anhaltspunkte. 
Schon  vom  hochverdienten  Hymnologen  Kardinal  Tommasi  ward 
dasselbe  ans  Licht  gezogen ,  und  in  den  Analecta  Hymnica 
ist  vielfach  sein  Inhalt  ^)  verwertet  worden ;  aber  sein  Ver- 
hältnis zum  Hymnenverzeichnis  der  beiden  Bischöfe  von  Arles 
fand  bisher  nirgends  eine  Prüfung.  —  Die  Hymnen  folgen  sich 
in  der  Handschrift  in  nachstehender  Ordnung  (Fol.  230b- -236b): 


^)  Das  Verzeichnis  der  Hymnenanfänge  nebst  Angabe  ibrer 
liturgischen  Bestimmung  liegt  bereits  vor  in  der  hym.nol.  Studie 
„Aurelius  Ambrosius"  von  Dreves  (Freiburg  1893),  S.  18.;  ebenso  in 
„Libri  liturgici  bibl.  apost.  Vaticanae  mss."  von  Hugo  Ehrensherger 
(Freiburg  1897).  —  Die  Liste  im  ersteren  Werke  enthält  einen  fatalen 
Schreibfehler;  die  Feria  IV  ist  dopi^eU  angegeben,  und  so  geht  der 
Samstag  leer  aus.  Büumer  (Gesch.  des  Breviers,  S.  258,  Anni.  4) 
schrieb  offenbar  aus  Dreves  ab ;  er  registriert  die  Ferialhymnen  dieser 
Hs.  „mit  Ausschluß  des  Samstags"  und  notiert  für  Feria  IV :  „Fulgentis 
auctor  aetheris  oder  Deus  aeterni  luminis."  Biron  (I,  372)  wieder- 
holt den  Irrtum.  —  Ehrensherger  (1.  c.)  datiert  die  Hs. ,  offenbar  auf 
De  Rossi  vertrauend  (cfr.  Biraghi,  p.  26),  aus  zu  alter  Zeit,  nämlich 
als  saec.   6/7. 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  nictt-irisclien  Hymnare  usw.    49 

1.  Te   Deum    laudamus.     (Hymnus    ad   Matutina    dicendus    die 

Dominico.) 

2.  Splendor  paternae  gloriae.    (Item  hymnus  II.  feria  dicendus). 

3.  Aeterne  lucis  conditor.    (Item  ad  III.  feria  dicendus.) 

4.  Fulgentis  auctor  aetheris.    (Item  hymnus  IV.  feria  dicendus.) 

5.  Deus  aeterni  luminis.    (Item  hymnus  V.  feria  dicendus.) 

6.  Christe  caeli  domine.    (Item  hymnus  VI.  feria  dicendus.) 

7.  Diei  luce  reddita.    (HjTnnus  die  sabbati  dicendus.) 

8.  Intende  qui  regis  Israel.     (Hymnus  Natali  Di.  dicendus.) 

9.  Illuminans  altissimus.     (Item  hymnus  Epiphaniae.) 

10.  Hie  est  dies  verus  Dei.    (Hymnus  die  Paschae.) 

11.  lam  surgit  hora  tertia.     (^Hymnus  ad  Tertia.) 

12.  lam  sexta  sensim  volvitur.    (Hymnus  ad  Sexta.) 

13.  Ter  hora  trina  volvitur.    (Hymnus  ad  Vesperum  [!  1.  NonaJ 

in  die  ieiunii.) 

14.  Deus  qui  certis  legibus.    (Hymnus  vespertinus.) 

1.5.  Deus  Creator  omnium.     (Item  hymnus  vespertinus.) 

16.  Sator  princepsque  temporum.    (Item  hymnus  vespertinus.) 

17.  Mediae  noctis  tempus  est.    (Hj^mnus  ad  Nocturnum.) 

18.  Magna  et  mirabilia.     (Hymnus  nocturnus.) 

19.  Certum   tenentes   ordinem.     (Hymnus  ad  Tertia   cotidianus.) 

20.  Dicamus  laudes  Domino.    (Hymnus  ad  Sexta.) 

21.  Perfectum  trinum  numerum  (Hymnus  ad  Nona). 

Die  in  Klammern  beigefügte  Bestimmung,  ^Yelche  Ver- 
wendung den  einzelnen  Hymnen  zukomme,  entspricht  wörtlich 
genau  der  Angabe  in  der  Handschrift.  —  Eine  geicisse  Ordnung 
ist  in  der  Reihenfolge  der  Hymnen  unverkennbar:  An  der 
Spitze  stehen  die  Hymnen  zu  den  Matutinae  laudes  (d.  h.  zu 
den  „Laudes"  nach  der  jetzt  gebräuchlichen  Bezeichnung)  und 
zwar  angefangen  vom  Sonntag  bis  zum  letzten  Wochentage. 
—  Es  folgen  die  Hymnen  für  drei  hervorragende  Festtage 
nach  ihrer  Ordnung  im  liturgischen  Kirchenjahre :  Weihnachten, 
Epiphanie  und  Ostern,  und  zwar  für  Ostern  vier  Hymnen, 
nämlich  für  Matutin  (=-  Laudes)  oder  Vesper,  für  Terz,  Sext 
und  Non.  Allerdings  ist  aus  der  Hs.  nicht  ersichtlich,  daß 
die  sogenannten  kleinen  Hören  des  Ostertages  bzw.  der  Oster- 
zeit  gemeint  sind ;  bei  dem  Hymnus  „  Ter  hora  trina  volvitur'' 
heißt  es  im  Gegenteil  sogar  „in  die  ieiunii".  Aber,  um  mit 
letzterem  zu  beginnen,  wie  bei  diesem  Hymnus  die  Angabe 
„ad  Vesperum"  ein  evidentes  Versehen  des  Schreibers  ist,  so 
auch  wohl  die  Bestimmung  „in  die  ieiunii".  Ein  Vergleich 
dieser  vier  fraglichen  Hymnen  (Nr.  10-13)  mit  der  Bestimmung 

Blume,    Cursus  Benedicti  und  liturgische  Hymnen.  4 


50  ni.  Kapitel. 

bei  Caesarius  und  Aurelian  (dort  Nr.  1 — 4)  zeigt,  daß  es  sich 
bei  allen  vier  um  Hymnen  für  die  Osterzeit  handelt,  zumal 
am  Schluß  unter  den  Nummern  19 — 21  nochmals  drei  Hynmen 
für  die  kleinen  Hören  folgen ,  von  denen  der  erstere  (für 
die  Terz)  ausdrücklich  als  „cotidianus"  bezeichnet  wird, 
■welche  Bezeichnung  für  die  zwei  folgenden  nur  nicht  aus- 
drücklich wiederholt  ist.  —  Die  Fortsetzung  bilden  drei 
Hymnen  zur  Ves^icr  und  zwei  für  die  Nodurn,  mit  deren  Ge- 
brauch sichtlich  abgewechselt  werden  soll.  —  Es  beschließen 
die  Liste  je  ein  Hymnus  für  die  täglichen  kleinen  Hören  der 
Terz^  Sext  und  Non.  —  Eine  gewisse  Ordnung,  mag  dieselbe 
auch  mit  der  jetzt  gebräuchlichen  nicht  recht  passen  und  uns 
deshalb  fremdartig  vorkommen,  leuchtet  jedenfalls  daraus  her- 
vor und  läßt,  was  wir  als  nicht  unwichtig  gleich  noch  er- 
kennen werden ,  ein  systematisch  angelegtes ,  in  sich  ab- 
gerundetes und  in  seiner  Art  vollständiges,  wenngleich  relativ 
dürftiges  Hymnar  erkennen. 

Vergleichen  wir  nun  dieses  Hymnenverzeichnis  mit  jenem 
aus  Caesarius  und  Aurelian  gewonneneu.  Für  Weihnachten 
und  Epiphanie  fehlt  dort  ein  Hymnus;  Ostern  hingegen  ist 
in  gleicher  Weise  mit  den  gleichen  vier  Hymnen  bedacht. 
Caesarius  und  Aurelian  bezeichnen  für  die  Vespex  zwei  ab- 
wechselnd zu  gebrauchende  Hymnen  (Nr.  13  und  14:  ^Beus 
gui  certis  legibus''  und  „Deus  creator  omnium'');  die  gleichen 
Hymnen  mit  gleicher  Bestimmung  finden  sich  in  unserem 
Hymnar  in  derselben  Folge  als  Nr.  14  und  15.  Beide 
Arelatenser  verordnen  (unter  Nr.  8  und  9)  zwei  Hymnen  für 
die  Nodurn;  wir  begegnen  ihnen  in  unserem  Hymnar  unter 
den  Nummern  17  und  18.  Dort  wie  hier  dient  das  „Te  Deum" 
alsHymnus  zu  den  XffM(?cs  am  Sonntage  bzw.  „insollemnitatibus". 
Von  den  übrigen  Hymnen  zu  den  Landes  der  Ferialtage, 
die  unser  Hymnar  anführt,  nennt  Aurelian  ^SpJendor paiernae"' 
und  „Aeterne  lueis  conditor''  als  abwechselnd  zu  gebrauchende, 
und  verordnet  außerdem  in  Übereinstimmung  mit  Caesarius  den 
Hymnus  ,,Fulgentis  auctor  aetheris"  für  die  Prim ,  wofür  er 
inhaltlich  und  aus  anderen  noch  zu  erörternden  Gründen  nicht 
paßt.  Er  gehört  in  die  Serie  der  höchst  interessanten 
Laudeshymnen,  von  denen  jene  für  Donnerstag,  Freitag  und 
Samstag   bei   den    Arelatensern   nicht   angeführt   sind.     Um- 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  nicht-irischen  Hymnare  usw.  51 

gekehrt  fehlen  in  unserem  Hymnar  die  Hymnen  zur  Coniplet, 
wie  auch  für  die  Frii)i  kein  Hymnus  vorgesehen  ist. 

Demnach  ergibt  sich  vorläufig  folgendes  Resultat:  Alle 
von  Äurelian  zitierten  Hymnen  finden  sich  im  alten  Hymnar 
der  Yaticana  wieder  bis  auf  einen  einsigen  zur  Nocturn, 
nämlich  „Rex  aeterne  Domne".  Außer  diesem  nennt  Caesarius 
noch  einen  anderen,  vom  hl.  Ambrosius  herrührenden  Hymnus 
für  die  Nocturn:  „Aeterne  verum  conäitor'\  und  zwei  Hymnen 
für  die  Complet  („ad  duodecimam") ,  die  wir  in  unserem 
Hymnar  vergeblich  suchen.  Im  übrigen  tauchen  alle  Hymnen 
aus  dem  Verzeichnis  der  beiden  Bischöfe  auch  im  Hymnare 
wieder  auf,  und  zwar  durchweg  mit  gleicher  Bestimmung,  nur 
vermehrt  um  zwei  Hymnen  für  Weihnachten  und  Epiphanie, 
drei  Hymnen  für  die  Landes  und  drei  Hymnen  für  die  kleinen 
Hören  an  gewöhnlichen  Ferialtagen.  Betreffs  letzterer  heißt 
es  indessen  bei  Caesarius  ohne  Angabe  der  Hymnenanfänge: 
„Cotidianis  vero  diebus  ad  Tertiam,  Sextam ,  Nonam  seni 
psalmi  cum  antiphonis,  hijmnis,  lectionibus  et  capitellis  suis 
dicantur",  so  daß  also  nicht  ausgeschlossen  ist.  daß  eben  diese 
drei  Hymnen  zu  den  kleinen  Hören,  wie  sie  der  Cod.  Vaticanus 
nennt,  auch  Caesarius  vorschwebten.  —  Eine  nahe,  sehr  nahe 
Beziehung  zwischen  dem  Hymnenverzeichnis  der  beiden  Are- 
latenser  und  dem  Hymnar  der  Yaticanischen  Bibliothek  läßt 
sich  somit  nicht  verkennen^);  dieselbe  wird  noch  schärfer 
hervortreten  durch  den  Umstand ,  daß  beide  Quellen  mit 
ihren  Hymnen  gleichartig  in  starkem  Contrast  stehen  zu  dem 
Hymnengehalt  aller  alten  Hymnare  in  irischer  Handschrift 
und  aller  Hymuare  vom  10.  Jahrhundert  an.  Letzteres  sei  jedoch 
vorab  nur  angedeutet,  um  der  Untersuchung  nicht  vorzugreifen. 

Ein  Umstand  verdient  noch  nähere  Erwähnung,  der 
meines  Erachtens  den  Wert  des  in  Frage  stehenden  Codex 
Vaticanus  erhöht  und  die  so  wie  so  schon  unbedeutenden 
Ditferenzen    zwischen    seinem    Hymnengehalt    und   jenem    in 


1)  Die  Bemerkung  Chevaliers  (1.  c,  pag.  XIV):  „L'usage  de  ces 
pieces  [der  bei  Caesarius  und  Äurelian  zitierten  Hymnen]  ne  s'est 
maintenu  qu'accidentellement  et  je  les  crois  etrangeres  ä  rbyninaire 
benedictin"  wird  sich  im  folgenden  noch  deutlicher  als  den  Tatsachen 
stracks  widersprechend  erweisen. 

4* 


oz 


9  III.  Kapitel. 


den  Regeln  der  hl.  Caesarius  und  Aurelian  noch  mehr  aus- 
gleicht. Es  fehlen  im  Hymnar  des  Vaticans  die  Hymnen  für 
Prhn  und  Coniplet.  Sind  dieselben  vom  Schreiber  des  Codex 
oder  richtiger  vom  Zusammensteller  des  Hymnars  über- 
sehen oder,  da  er  vielleicht  kein  vollständiges  Hymnar.  sondern 
eine  Auswahl  liieten  wollte,  übergangen  worden?  Wie  ich 
oben  mit  Absicht  schon  des  weiteren  auseinandersetzte,  macht 
das  Hymnar  den  Eindruck  einer  wohl  geordneten,  planmäßigen 
Zusammenstellung;  das  Fehlen  der  Prim-  und  Complethymuen 
kann  ich  deshalb  auf  derartige  Gründe  nicht  gut  zurückfülneii. 
Ich  glaube  vielmehr,  dem  Zusammensteller  des  Hymnars 
waren  die  Hymnen  zur  Prim  und  Complet  noch  nicht  bekannt, 
oder  in  seiner  Gegend  waren  dieselben  noch  nicht  gebräuchlich 
oder  geläufig.  Es  ist  ja  bestbegründete  Ansicht,  für  die 
allerdings  hier  nicht  der  Nachweis  erbracht  werden  kann,  daß 
die  ersten  und  ursprünglichsten  canonischen  Betstunden  der 
Morgen-  und  Abendgottesdienst,  die  Landes  (ehemals  Matutini 
genannt)  und  die  Vesiier  waren  mit  obligatem,  wenngleich 
erst  nur  privatem  Charakter.  Speziell  für  die  Lauäes 
haben  wir  die  iüteste  Bezeugung  einer  christlichen  Tagzeit  im 
Briefe  des  jüngeren  Plinius  aus  den  Jahren  111—113.^)  Terz, 
Sext  und  Sou,  die  anscheinend  anfangs  nur  an  den  sogenannten 
Stationstagen  Mittwoch  und  Freitag  gemeinsam  abgehalten 
wurden,  waren  nicht  vorgeschrieben.  —  Erst  die  Yer- 
folgungszeit  der  Christen  mit  ihren  nächtlichen  Zusammen- 
künften brachten  die  Yigiliae  nocturnae .  die  Sodurnen,  in 
Übung  und  das  4.  Jahrhundert  sah  sie  mehr  allgemein  ein- 
gebürgert. —  Die  Prim  ist  eine  „novella  sollemnitas"  des 
5.  Jahrhunderts,  und  Benedikt  gab  ihr  statt  des  Namens 
^altera  (secunda)  Matntina''  (man  vgl.  die  interessante  Be- 
zeichnung „Postmatutinae  laudes"  im  Hymnus:  FostmaUitinis 
Imiäihus'-)  jenen  der  „Prima".  Vom  selben  Heiligen  erst 
datiert  sowohl  der  Name  als  auch  die  eigentliche  Einführung 
des  Xo))ipletornwi\  wenngleich  deren  Keime  zeitlich  weiter 
zurückführen.  (Vgl.  die  Bemerkung  zu  „Duodecima", 
„Lucernarium"    und  „Vesper"'   auf  Seite  23.)   —  Dieser  Ent- 


')  Ep.   10,  96.   cfr.  Harnack,   Chronologie  I,  256  und  Manser  im 
kirclil.  Handlexikon  von  Buchberger  I  (1907),  736. 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  nicht-irisclien  Hymnare  usw.     53 

Wicklung  entsprechend  werden  vermutlich  auch  die  Hymnen 
der  Landes  (Matutinae),  Vesperae ,  Nocturu,  Tertia,  Sexta, 
Nona,  Prima  und  Completa  in  gleicher  Ordnung  sowohl  in 
bezug  auf  die  Zeit  der  Entstehung  als  an  Anzahl  und  Ver- 
breitung bzw.  im  liturgischen  Gebrauche  sich  folgen. 
Werfen  wir  nun  wieder  einen  Blick  auf  das  Hymnar  im  Codex 
Vaticanus.  Es  beginnt  mit  sieben  Hymnen  zu  den  Landes,  es 
folgen  (nach  Einfügung  der  Hymnen  für  drei  alte  Feste  des 
Herrn)  drei  Hymnen  für  die  Vesper,  darauf  zwei  für  die 
Nocturn  und  endlich  je  einer  für  Terz,  Sext,  Kon,  während 
die  zwei  jüngsten  Hören  leer  ausgehen.  Das  alles  trägt  ein 
sehr  altes  Gepräge,  passend  für  die  Zeit  des  5.  oder  (3.  Jahr- 
hunderts. Um  die  Wende  des  8.  und  9.  Jahrhunderts  hätten 
wir  einen  Hymnus  für  Fr  im  und  Complet  erwartet.  In  jener 
Zeit  aber  ist  der  Codex  geschrieben.  Daher  drängt  sich  die 
Vermutung  auf,  das  Hymnar  sei  abgeschrieben  von  einer 
Vorlage  früherer  Jahrhunderte.  Die  Bedeutung  des 
Hymnars  würde  damit  entschieden  gewinnen.  Bei  dieser 
Voraussetzung  bringt  auch  der  Umstand,  daß  Caesarius  für 
die  „Duodecima"  (eine  Art  von  Complet)  den  Hymnus  „Christe 
qui  hu:  es  et  dies''  vorschreibt,  das  Vaticanische  Hymnar 
hingegen  ihn  übergeht,  keinen  nennenswerten  Unterschied 
hervor.  Caesarius  sowohl  als  auch  der  Zusammensteller  des 
Hymnars  konnten  diesen  Hymnus  als  mancherorts  schon  ge- 
bräuchlichen kennen;  ersterer  nimmt  ihn  auf,  letzterer  über- 
geht ihn  als  einen  noch  nicht  allgemein  und  alt  eingebürgerten, 
wenngleich  gut  bekannten. 

3.  Eine  weniger  reiche,  aber  in  einigen  Punkten  wichtige 
Ausbeute  bietet  ein  anderes  Hymnar,  auf  dessen  Existenz 
der  englische  Hymnologe  Jaines  3Iearns  mich  gütigst 
aufmerksam  machte.  Dasselbe  ist  enthalten  im  Cod.  Parisin. 
lat.  14088,  einem  Sammelbande  des  9.  Jahrhunderts.  Eine 
photographische  Wiedergabe  des  ganzen  Hymuars,  die  ich 
fertigen  ließ,  liegt  mir  vor.  Die  Provenienz  läßt  sich  daraus 
nicht  bestimmen ;  der  allzeit  dienstbereite  Chef  im  Departement 
der  Handschriften  der  Pariser  Nationalbibliothek,  Henri  Omont, 
hatte  die  Liebenswürdigkeit,  mir  folgenden  competenten  Auf- 
schluß zu  geben:  „Ce  volume  provient  de  l'abbaye  de 
St.   Germain-des-Pres,    et    peut-etre    plus    anciennement    de 


r^  III.  Kapitel. 

Tabbaye  de  Corbie,  bien  qu'aucune  note  de  provenaiice  ne 
rindiqiie  expressöment.  Mais  les  notes  de  la  niain  de  D.  Aiiselme 
Le  Michel,  qui  se  troiivent  k  plusieurs  eudroits  du  volume, 
peuvent  faire  conjecturer  qu'il  provient  de  Corbie."  So  lange 
also  nicht  Gegenteiliges  bewiesen  wird,  haben  wir  guten  Grund, 
das  Hymnar  als  ein  Hymnar  von  Corbie  zu  bezeichnen. 
Für  die  Hymnologie  ist  dasselbe  meines  Wissens  bisher  nicht 
verwertet  worden.  Die  Fehler,  von  denen  der  Text  des  Hymnars 
wimmelt,  sind  derartige,  daß  man  es  klar  als  Apographwi 
einer  älteren  Vorlage  (einer  wie  alten?)  erkennt.  Für  die 
Textkritik  hat  es  wegen  seiner  Fehler  wenig  Wert,  aber  recht 
großen  wegen  seines  Hymnenbestandes  für  die  uns  beschäftigende 
Untersuchung.  Folgendes  sind  die  Hymnen  in  der  Reihen- 
folge, welche  sie  auf  fol.  26—29  der  Handschrift  einnehmen,  und 
denen  ich  in  Klammern  ihre  liturgische  Bestimmung  nach  dem 
Wortlaut  der  Quelle  beifüge: 

1.  Postmatutinis  laudibus.     (Ad  Primam.) 

2.  Certum  tenentes  ordinem.     (Ad  Tertiam.) 

3.  Dicamus  laudes  Domino.     (Ad  Sextam.) 

4.  Perfectnm  trinum  numerum.    (Ad  Nonam.) 

5.  Deus  qvii  certis  legibus.    (Ad  Vesperas.) 

6.  Deus  qui  claro  lumine.     (Ad  Vesperas,  Dominicis.) 

7.  Tempus  noctis  surgentibus.     (Ad  Nocturnum.) 

8.  Deus    qui    certe    (!    1.    caeli)   lumen    es.      (In    Dominica,    in 

Matutinis.) 

9.  Aeterne  lucis  conditor.    (Feria  III.  ad  Matutinas.) 

10.  Fulgentis  auctor  aetheris.    (Feria  IV.  ad  Matutinas.) 

11.  Deus  aeterni  luminis.    (Feria  V.  ad  Matutinas.)     • 

12.  Christe  caeli  Domine.    (Feria  VI.  ad  Matutinas.) 
l-S.  Diei  luce  reddita.     (Feria  VII.  [ad  Matutinas].) 

14.  Dei  fide  qua  vivimus.    (In  Quadragesimo  ad  Tertia.) 

15.  Meridie  orandum  est.    ([In  Quadragesimo]  ad  Sexta.) 

16.  Sic  ter  quaternis  trahitur  ([In  Quadragesimo]  ad  Nona.) 

17.  Aurora  lucis  rutilat.    (De  Pascha.) 

18.  Ad  cenam  agni  providi  (ohne  Titel;  natürlich  für  Ostern.) 

Eingeleitet  werden  diese  Hymnen  durch  die  Überschrift: 
„Incipiunt  hymni  in  anno  (sie!)  circulo."  Der  „anni  circulus" 
ist  dürftig  bedacht,  wenn  wir  auch  nur  auf  das  Hymnar  der 
Vaticana  einen  vergleichenden  Blick  werfen:  Weihnachten 
und  Epiphanie  erhalten  keinen  Hymnus;  nur  für  das  Oster- 
fest   sind     Hymnen     vorgesehen,     und     zwar    zwei     andere 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  mclit-irisclien  Hymnare  usw.    55 

als  im  Cod.  Vaticaniis.  Auch  die  Hymnen  zu  den  drei  kleinen 
Hören  (Terz,  Text  und  Non)  der  Osterzeü  sind  in  Wegfall 
gekommen;  dafür  sind  eben  solche  Hymnen  für  die  Fasten- 
zeit angeordnet.  Unser  Hauptinteresse  gilt  indessen  den  ge- 
wöhnlichen Sonntags-  und  Ferialhyninen.  Den  Anfang  der 
Liste  bilden  die  Hymnen  zur  Prim,  Terz,  Sext  und  Non;  es 
sind  ganz  dieselben ,  welche  im  Vaticanischen  Hymnar  den 
Schluß  bilden,  hier  jedoch  vermehrt  um  einen  Hymnus  zur  Prhn, 
den  wir  dort  noch  vermißten.  Die  Vcsx^er  weist  hier  wie  dort 
^  den  gleichen  Hymnus  ^^Deus  qui  certis  legibus"  an  erster  Stelle 
auf;  die  zwei  im  Cod.  Vaticanus  folgenden  hingegen  haben 
einen  anderen  Vertreter  im  Hymnus:  ^^Deus  qui  cJaro  lu- 
mine"^ .  Die  Nodiirn  hat  in  beiden  Quellen  keinen  einzigen 
gemeinsamen  Hymnus.  Dafür  jedoch  ist  die  interessante 
Gruppe  zu  den  Landes  hier  wie  dort  ganz  gleich  geartet  mit 
der  einen  Ausnahme,  daß  der  sog.  „Ambrosianische  Lobgesang" 
für  den  Sonntag  im  Hymnar  von  Corbie  seinen  Platz  dem 
Hymnus  „Deus  qui  caeJi  Jumen  fs"  eingeräumt  hat,  einem 
Hymnus,  der  vollständig  zu  der  Gruppe  der  Laudeshymnen 
paßt.  Für  den  INIontag,  dem  im  Cod.  Vaticanus  der  Hymnus 
des  hl.  Ambrosius  zugewiesen  ist ,  hat  der  Schreiber  des 
Hymnars  wohl  nur  durch  Versehen  keinen  Hynmus  notiert. 
3.  Ergiebiger  und  den  gleichbleibenden  Hymnenbestand 
noch  klarer  hervortreten  lassend  ist  der  Codex  Junius  25 
der  Bodleianischen  Bibliothek  zu  Oxford.  Es  ist  ein  im  8. 
und  9.  Jahrhundert  geschriebener  Sammelband,  in  den  auf 
Fol.  122—129  eine  Hand  des  9.  Jahrhunderts  das 
eigentliche  Hymnar  eingetragen  hat,  während  auf  Fol.  116 
und  117  von  einer  anderen  aber  ziemlich  der  gleichen  Zeit 
angehörenden  Hand  vier  Hymnen  nebst  Te  Deum  geschrieben 
sind,  die  aus  irgend  einem  Grunde  im  Corpus  des  Hymnars 
keinen  Platz  gefunden  hatten.  Um  die  Mitte  des  15.  Jahr- 
hunderts war  der  wichtige  Codex  in  Murhach  im  Elsaß, 
einer  Benediktinerabtei,  die  der  hl.  Pirmin  von  Reichenau  im 
Jahre  726  gegründet  hat.  Ob  das  Hymnar  nebst  seiner 
Interlinearversion  in  Murbach  oder  vielmehr  in  Reichenau 
geschrieben  wurde  oder  vielleicht  anderswoher  stammt,  ließ 
sich  bislang  nicht  sicher  ermitteln.  Sämtliche  Hymnen  dieses 
Codex  wurden  zuerst  von  Jacob  Grimm  nach  einer  Abschrift 


^(5  III.  Kapitel. 

des  Franz  Jtwms,  später  aus  der  Handschrift  selbst  von 
Eduard  Sievers  unter  dem  leicht  irreführenden  Titel  ,,I)ic 
Murhachcr  Hymnen''  herausgegeben.  Eine  sorgfältige  Einleitung 
aus  der  Feder  des  gewiegten  Germanisten  belehrt  bis  ins 
einzelnste  über  die  Gestalt,  den  Gehalt  und  die  Geschicke 
der  Handschrift.  Das  Hymnar  selbst  wurde  von  ihm  ganz 
isoliert  betrachtet  und  behandelt.  Dessen  Beziehung  zu 
anderen  Hymnaren  zu  betrachten,  es  einer  bestimmten  Gruppe 
von  Hymnaren  einzugliedern,  aus  seinem  Hymnengehalt  Licht 
für  die  liturgische  Verwendung  derselben  zu  gewinnen,  hat 
niemand  unternommen.  Bäumer  ging  sogar  ohne  jeden  Blick 
auf  dasselbe  an  ihm  vorüber. 

Außer  dem  einleitenden  Titel  „Inciphmt  hymni  canendi 
per  circuhm  amii"  und  der  sich  anschließenden  Überschrift 
für  den  ersten  Hymnus:  ..Hymnus  ad  Nocturn.  domimcis  diehus'- 
vermerkt  in  der  Hs.  keine  einzige  Rubrik,  wie  die  Hymnen 
liturgisch  zu  verwenden  waren.  Grimm  und  Sievers  be- 
gnügten sich  dementsprechend,  die  Hymnen  einfach  zu 
numerieren.  An  der  Hand  der  schon  besprochenenzwei  Hymnare 
ist  es  aber  leicht,  diesem  Mangel  abzuhelfen  und  alsdann  in 
der  scheinbar  planlos  sich  folgenden  Hymnenreihe  ein 
systematisch  angelegtes  Hymnar  zu  erkennen.  Nachstehend  die 
Anfänge  der  Hymnen  in  der  Reihenfolge  der  Handschrift: 

1.  Mediae  noctis  tempus  est.  („Ad  Nocturnas  dominicis  diebus".) 

2.  Deus  qui  caeli  lumen  es.     (Die  domiiiica  ad  Matvitinas.) 
8.    Splendor  paternae  gloriae.  (Feria  II.  ad  Matutinas.) 

4.  Aeterne  lucis  conditor.    (Feria  III.  ad  Matutinas.) 

5.  Fulgentis  auctor  aetheris.     (Feria  IV.  ad  Matutinas.) 

6.  Deus  aeterne  luminis.    (Feria  V.  ad  Matutinas.) 

7.  Christe  caeli  Domine.    (Feria  VI.  ad  Matutinas.) 

8.  Diei  luce  reddita.     (Feria  VII.  ad  Matutinas.) 

9.  Postmatutinis  laudibus.     (Ad  Primam.) 

10.  Dei  fide  qua  vivimus.     (Ad  Tertiam;  in  Quadragesimo.) 

11.  Certum  tenentes  ordinem.    (Ad  Tertiam.) 

12.  Dicamus  laudes  Domino.    (Ad  Sextam.) 

13.  Perfectum  trinum  numerum.    (Ad  Nonam.) 

14.  Deus  qui  claro  lumine.    (Ad  Vesperas;  Dominicis.) 

15.  Deus  qui  certis  legibus.    (Ad  Vesperas.) 

16.  Christe  qui  lux  es  et  dies.    (Ad  Completam.) 

17.  Meridie  orandum  est.    (Ad  Sextam;  in  Quadragesimo.) 

18.  Sic   ter   quaternis   trahitur.    (Ad  Nonam;   in  Quadragesimo.) 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  nicht-irischen  Hj-mnare  usw,    57 

19.  Aurora  lucis  rutilat.     (Die  Paschae.) 

20.  Hie  est  dies  verus  Dei.    (Die  Paschae.) 

21.  Ad  cenam  agni  providi.    (Die  Paschae.) 

Die  vier  Hymnen  von  anderer  Hand  vor  diesem  Hymnare 
sind : 

22.  Aeterna  Christi  munera.    (De  ss.  Martp-ibus.) 

23.  Tempus  noctis  surgentibus.     (Ad  Nocturnas.) 

24.  Eex  aeterne  Domine.     (Ad  Nocturnas.) 

25.  Aeterne  rerum  conditor.    (Ad  Nocturnas.) 

Den  Abschluß  bildet  das  „IV;  Betim"'  mit  der  Einleitung 
„Te  decet  laus,  te  decet  hyninus,  tibi  gloria  Deo  patri  et  filio 
cum  sancto  spiritu  in  saecula  saeculorum.     Amen." 

In  dieser  ganzen  Liste  findet  sich  kein  einziger  Hymnus, 
dem  wir  nicht  schon  entweder  bei  Caesarius  und  Aurelian 
oder  im  ältesten  Hymnar  der  Vaticana  oder  in  jenem  von 
Corbie  begegneten;  nur  der  Hyninus  des  hl.  Ambrosius  auf 
die  Märtyrer  „Aeterna  Christi  munera"  ist  hier  zum  ersten 
Male  verzeichnet.  Umgekehrt,  wenn  wir  von  den  speziell  für 
die  Osterzeit  vorgesehenen  Hymnen  zur  Terz,  Sext  und  Non 
absehen  und  von  den  zwei  Hymnen  für  Weihnachten  und 
Epiphauie,  sind  alle  Hymnen  jener  Hymnare  auch  hier  ver- 
treten. Das  ist  gewiß  eine  sehr  bedeutsame  Tatsache,  und 
speziell  für  die  Hymnen  des  Sonntags  und  der  Feriae  haben 
wir  nunmehr  eine  feste  Basis  gewonnen, 

4.    Eine    weitere    und    wichtige    Stütze    bietet    uns   der 
Codex  XXXIV  der  Cant  on  sbibliothek  zu  Zürich,  der 
aus   Bheinau   dorthin    kam    und   wohl   auch   ursprünglich   in 
dieser  altehrwürdigen  Abtei  und  zwar  im  9.  Jahrhundert 
geschrieben   wurde.  V)    Nach   dem  prächtigen  Psalterium  und 
den  Cantica  folgt  das  Hymnar,  welches  leider  sehr  beschädigt 
und  zerfetzt  ist,  aber  auch  so  als  eine  traurige  und  arg  zu- 
gerichtete "Ruine  eine  beredte  Sprache  führt.    Schon  die  Über- 
schrift zum  Hymnar  ist  von  höchster  Bedeutung;   sie  lautet: 
„Incipiimt  lujmni  sancti  Ämbrosii ,    quos   sanctus    Bene- 
dict us   in   di  versa  s  h  oras   c  anendos  ordiuavit." 

Will   man  den  Inhalt  dieser  Überschrift  als  glaubwürdig 
erachten,   so   dürfte   unsere  ganze  Untersuchung  überflüssig. 


')  Eine  sorgfältige  Beschreibung  dieses  Hjmmars  bietet,  wie  wir 
es  bei  ihm  gewohnt  sind,  der  Hymnologe  Jacob  Werner  in  seinem 
Werke  „Die  ältesten  Hymnensammlungen  von  Rheinau",  S.  XIV. 


58  TTT.  Kapitel. 

weil  schon  erledigt,  erscheinen.  Eine  Schwierigkeit  bietet 
indessen  der  Umstand,  daß  die  Hymnen  einfachhin  alle  als 
„hymni  sancti  Anihrosii"  bezeichnet  werden.  Diese  Bezeichnung 
ist  irrig.  Ist  ein  Teil  des  Zeugnisses  nicht  zuverlässig, 
so  kann  auch  dem  zweiten  Teile,  daß  der  hl.  Benedild  diese 
Hymnen  für  die  einzelnen  Hören  angeordnet  habe,  nicht 
einfachhin  Glauben  beigemessen  werden.  Wohl  läßt  der  Aus- 
druck „hymni  sancti  Ambrosii"  sich  abschwächen  und  als 
gleichwertig  mit  „Ambrosiani"  deuten,  wodurch  alsdann  der 
wahre  Tatbestand  bezeichnet  würde.  Aber  wer  bürgt  dafür,  daß 
er  wirklich  in  diesem  allgemeinen  Sinne  gedacht  ist?  Daher 
bedarf  es  immerhin  der  Untersuchung,  ob  der  zweite  Teil 
dieses  Zeugnisses,  „quos  srmctus  Benedidus  in  äiversas  horas 
canendos  ordinavU^\  auf  andere  Gründe  hin  tvenigstens  als 
ifalirsclieinlich  für  jene  Hymnen  gelten  kann,  die  nach  dieser 
Überschrift  angeführt  werden ').  Ist  das  der  Fall ,  dann  ge- 
winnt das  Zeugnis  an  Glaubwürdigkeit  und  kann  als  neues 
höchst  bedeutungsvolles  Beweismaterial  herangezogen  werden. 
Als  erster  Hymnus,  gerade  wie  im  Hymnar  von  Murbach 
resp.  Reichenau  und  mit  dem  gleichen  Titel:  „Hymnus  ad 
Nocturn,  dominicis  diebus",  steht: 

1.  Mediae  noctis  tempus  est. 

Der  nächst  folgende  Hymnus  ist  so  arg  mitgenommen, 
daß  nur  P/2  Verse  des  Textes,  nämlich:  ,,[Polum  caligo] 
deserit  |  Typusque  Christi  lucifer".  gerettet  sind,  die  aber  ge- 
nügen, in  ihm  den  zweiten  des  Murbacher  Hymnars  zu  erkennen : 

2.  Deus  qui  caeli  lumen  es.    (Die  dominica  ad  Matutinas.) 

Als  dritter  Hymnus  mit  der  Überschrift  „Hymnus  feriae 
secundae  ad  Matutinas"  folgt: 

3.  Splendor  paternae  gloriae. 

Alsdann   unter   der  Rubrik:    „Hymnus  tertiae  feriae": 

4.  Aeterne  lucis  conditor. 

Auch  im  Murbacher  Hymnar  bilden  eben  diese  Hymnen 
mit  gleicher  Bestimmung  die  dritte  und  vierte  Nummer.  — 
Ein  böses  Geschick  hat  einige  der  nächstfolgenden  Hymnen, 
anscheinend  drei,  nämlich  jene  zu  den  Landes  der  Feria  IV., 


*)  Vgl.  überdies  die  Überschrift:  „Incipiunt  hymni  vel  cantici 
sec.  regulam  s.  Beneäicti  abbatis"  im  Hymn.  ms.  Bobiense  saec.  10. 
Cod.  Tauriuen.  G  VII  18. 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  niclit-irisclien  Hymnare  usw.    59 

V.  und  VI,,  ganz  verschwinden  und  vom  vierten  den  winzigen 
Rest  „[Non]  cogitemus  impie"  übrig  gelassen.  Das  aber  ist 
der  Anfang  der  5.  Strophe  von : 

5.  Diei  luce  reddita.    (Feria  VII.  ad  Matutinas.) 

Wiederum  in  Übereinstimmung  mit  dem  Hymnar  von 
Murbach  schließen  sich  an  diese  Laudeshymnen  jene  zu  den 
kleinen  Hören  der  Prim,  Terz  und  Sext,  nämlich : 

6.  Postmatutinis  laudibus.    („Hymnus  ad  Primam".) 

7.  Certum    tenentes     ordinem.     („Hymnus    privatis    diebus    ad 

Tertiam".) 

8.  Dicamus     laudes    Domino.      („Hymnus    ad    Sextam    privatis 

diebus".) 

Der  Rest  des  Hymnars  fehlt,  was  hier  aus  mehr  als 
einem  Grunde  zu  bedauern  ist.  —  Im  Murbacher  Hymnar 
steht  zwischen  dem  Hymnus  zur  Prim  und  zur  Terz  jener 
zur  Terz  für  die  Fastenzeit  eingeschoben ,  was  die  gleich- 
mäßige Ordnung  stört.  Von  diesem  einzigen  nebensäch- 
lichen Punkte  abgesehen  decken  sich  die  Hymnen  und  deren 
Reihenfolge  im  Hymnar  von  Rhemau  so  vollständig  mit 
jenen  im  Hymnar  von  Murhach,  daß  man  beide  als  Zwillings- 
brüder ansehen  könnte. 

Die  Aufgabe  des  III.  Kapitels,  den  „Hymnenbestand 
der  ältesten  nicht  irischen  Hymnare  bis  in  das  9.  Jahr- 
hundert^'' zu  ermitteln ,  ist  hiermit  erschöpfend  gelöst.  Denn 
andere  derartige  Hymnare  aus  diesem  Zeiträume  sind  uns 
nicht  erhalten ,  wenigstens  ist  Jcein  einziges  weiteres  bislang 
entdeckt  worden.  Alle  anderen  sind  entweder  irischen  Ur- 
sprunges ,  oder  sie  stammen ,  wie  gleich  dargetan  wird ,  erst 
aus  dem  10.  oder  noch  jüngeren  Jahrhunderten.  Die  Kou- 
frontierung  des  Hymnengehaltes  dieser  letzteren  Quellengruppe 
mit  jenem,  den  wir  aus  der  ersteren  gewonnen  haben,  führt 
uns  zum  Schlußergebnis  unserer  Forschung. 

5.  Vorher  dürfte  es  angezeigt  sein ,  um  den  Überblick 
zu  erleichtern  und  die  Diskussion  auf  ein  enger  umschriebenes 
Gebiet  zu  beschränken ,  daß  der  Anfang  aller  jener  Hymnen, 
die  wir  aus  den  eben  besprochenen  Quellen  kennen  lernten, 
nach  ihrer  liturgischen  Verwendung  zusammengestellt  und 
ihr  Fundort  in  Klammern  beigefügt  werde. 


60  III-  Kapitel. 

A.   Hymni  Communes  de   Tempore. 

a)  Ad  Nocturnas  horas. 

1.  Mediae  noctis  tempus  est.  —  (Caesar.,  Codd.  Reg.,  Jun., 

Rhenov.) 

2.  Rex  aeterne  Domine.  —  (Caesar.,  Aurel.,  Cod.  Jun.) 

3.  Magna  et  mirabilia.  —  (Caesar.,  Aurel.,  Cod.  Reg.) 

4.  Aeterne   verum   conditor,  —  Hymn.  s.  Ambrosü.  —  (Caes., 

Cod.  ,Jun.) 

5.  Tempus  noctis  surgentibus.  —  (Codd.  Parisin.,  Jun.) 

b)  Jfl  Matutinas  Landes. 

6.  i  Te  Deum  laudamus.  —  Dominica.  —  (Caesar.,   Aurel., 
I       Codd.  Reg.,  Jun.) 

7.  j  Deus     qui     caeli    lumen    es.    —    Dominica.    —   (Codd. 
'       Parisin.,  Jun.,  Rhenov.) 

8.  Splendor  paternae  gloriae.    —  Feria    11.   —  st.  Ambrosü. 

—  (Aurel.,  Codd.  Reg.,  Jun.,  Rhenov.) 

9.  Aeterne    lucis    conditor.    —  Feria  III.  —  (Aurel.,    Codd. 

Reg.,  Parisin.,  Jun.,  Rhenov.) 

10.  Fulgentis  auctor  aetheris.  —   Feria  IV.  —  (Caes.,  Aurel., 

Codd.  Reg.,  Parisin.,  .lun.) 

11.  Deus  aeterni  luminis.  —  Feria  V.  —  (Codd.  Reg.,  Parisin.. 

Jun.) 

12.  Christe    caeli    Domine.    —    Feria    VI.    —    (Codd.    Reg., 

Parisin.,  .Jun.) 

13.  Diei  luce  reddita.  —  Feria  VII.  —  (Codd.  Reg.,  Parisin., 

Jun.,  Rhenov.) 

c)  Aä  parvas  horas. 

14.  Postmatutinis  laudibus.  —  Ad  Primam.  —  (Codd.  Parisin., 

Jun.,  Rhenov.) 
1.5.    Certum  tenentes  ordinem.  —  Ad.  Tertiam.  —  (Codd.  Regln., 
Parisin.,  Jun.,  Rbenov.) 

16.  Dicamus  laudes  Domino.  —  Ad  Sextam.  —  (Codd.  RegLn., 

Parisin.,  Jun.,  Rhenov.) 

17.  Perfectum    trinum    numerum.    —    Ad  Nonam.  —  (Codd. 

Regln.,  Parisin.,  Jun.) 

d)  Ad  Vesperas. 

18.  Deus  Creator  omnium.  —  st.  Amhrosn.  — (Caesar.,  Aurel., 

Cod.  Regln.) 

19.  Deus  qui  certis  legibus.  —  (Caesar. ,  Aurel. ,   Codd.  Reg., 

Parisiu.,  Jun.) 

20.  Deus  qui  claro  lumine.  —  (Codd.  Parisüi.,  Jun.) 

21.  Sator  princepsque  temporum.  —  (Cod.  Regln.) 


Der  Hymnenbestand  der  ältesten  nicht-irischen  Hymnare  usw.    Gl 

e)    Ad  Completorium. 

22.  Christe  qui  lux  es  et  dies.  —  (Caesar.,  Cod.  .Tun.) 

23.  Christe  precamur  adnue.  —  (Caesar.) 

B.  Hymni  proprii   de  Tempore. 

a)  In  Nativitate  Domini. 

24.  Intende  qui  regis  Israel.  —  st.  Amhrosii.  —  (Cod.  Regln.) 

b)  In  Epiphania  Domini. 

25.  Illuminans  altissimus.  —  st.  Amhrosii.  —  (Cod.  Eegln.) 

c)  In  Quadragesima. 

26.  Dei   fide   qua  vivimus.  —  Ad  Tertiana.  —  (Codd.  Parisin., 

Jun.) 

27.  Meridie  orandum  est.  —  Ad  Sextam.  —    (Codd.  Parisin., 
Jun.) 

28.  Sic  ter  quaternis  trahitur.  ~  Ad  Nonam.  —  (Codd.  Parisin., 

Jun.) 

d)  Die  Paschae. 

29.  Hie  est  dies  verus  Dei.  —  st.  Ambrosii.  —  (Caesar.,  Aiirel., 

Codd.  Regln.,  ,Jun.) 

30.  lam  surgit  hora  tertia.  —  Ad  Tertiana.  —  st.  Ambrosii.  — 

(Caesar.,  Aurel.,  Cod.  Regln.) 

31.  lam  sexta   sensina  volvitur.   —   Ad    Sextana.   —  (Caesar,, 

Aurel.,  Cod.  Regln.) 

32.  Ter  hora  trina  volvitur.  —  Ad  Nonam.  —  (Caesar.,  Aurel. 

Cod.  Regln.) 

33.  Ad  cenam  agni  providi.  —  (Codd.  Parisin.,  Jun.) 

34.  Aurora  lucis  rutilat.  —  (Codd.  Parisin.,  Jun.) 

C.  Hymnus  de   Communi   ss.   Martyrum. 

35.  Aeterna  Christi  munera.  —  st.  Ambrosii.  —  (Cod.  Jun.) 

Nebenbei  sei  hier  bemerkt,  daß  in  dieser  Liste  sich  acht 
Hymnen  des  hl.  Ämhrosius  befinden  (unter  den  Nr.  4,  8,  18, 
24,  25,  29.  30,  35j,  d.  h.  alle  dem  großen  Mailänder  siclier 
zuzuschreibenden  Hymnen,  abgesehen  von  jenen  sechs,  die 
er  auf  bestimmte  Heilige  dichtete.  Hymnen  auf  bestimmte 
Heilige  kommen  in  den  besprochenen  Hymnaren  ja  nicht  vor. 
Da  ist  es  auffallend,  daß  die  als  „dubii"  unter  den  Hymnen 
des  hl.  Ambrosius  gewöhnlich  aufgeführten  Hymnen  zur 
Terz ,  Sext  und  Non  (nämlich :  „  Nunc  sande  nohis  sjnritus'' ; 
„Rector  potens  verax  Bens''  und  ^Rerum  Bens  tenax  vigor'') 
vollständig  fehlen,  obgleich  nicht  weniger  als  drei  Gruppen 
von    Hymnen    zu  diesen   Tagzeiten   vorkommen   (Nr.   15 — 17, 


(32  III-  Kapitel. 


26 — 28,  30 — 32).     Vermehrt  das  nicht  wesentlich  die  Gründe,  : 

an  deren  Ursprung  vom  Id.  Anihrosius  zu  zu-eifehi'}   Umgekehrt  ; 

möclite  man  glauben,  da  Nr.  30  sicher  von  Ambrosius  stammt,  ! 

und  wahrscheinlich  auch  für  Sext  und  Non  von  ihm  ein  Hymnus 
geschaffen  wurde,  daß  Nr,  31  und  32  von  Ambrosius  herrühren. 
Der    Vollständigkeit    halber   sei    beigefügt,    daß    die    in 
obigem  Register  unter  Nr.  2 ,  8  und  18  angeführten  Hymnen  i 

sich    auch   im  Psalterium   et   Collectaneum   ms.   S.   Augustini  j 

Cantuariensis  saec.   7J8.   Cod.  Londinen.  Vesp.    A   I.   auf  fol.  ! 

152    und    153    eingetragen    finden;    andere    Hymnen    enthält 
dieser  Codex   nicht.  —  Ferner  steht  Nr.  2  in  einem  Collect.  ; 

ms.  SangalJense  saec.  8.  Cod.  Sangallen.  2.  ' 


IV. 

Die  Sonntags-  und  Feriaihymnen  und  jene  „deCommuni 
Sanetorum"  in  den  ältesten  Quellen  irischer  Provenienz 
und  in  den  Hymnaren  seit  Beginn  des  10.  Jahrhunderts. 

1.  Bereits  wurde  erwähnt,  daß  alle  anderen  bislang  be- 
kannten Hyntnare,  die  nicht  im  vorhergehenden  3.  Kapitel  auf 
ihren  Hymnengehalt  hin  besprochen  wurden,  entweder  irischer 
Herkunft  sind  oder  dem  10.  und  jüngeren  Jahrhunderten  an- 
gehören. Bäimiers  Angabe  ist  nämhch  irrig  oder  wenigstens 
irreführend ,  wenn  er  bei  Aufzählung  der  ältesten  Hymnare 
sagt:  „Als  drittältesten  der  uns  bekannten  Codices  rechnen 
wir  Cod.  Sangallen.  20,  Ende  des  8.  oder  Anfang  des 
9.  Jahrhunderts  —  ein  Psalterium  nebst  Cantica  Prophetarum 
für  die  Landes  wie  jetzt;  am  Schlüsse  Hymnen" ').  Das  Psal- 
terium stammt  allerdings  aus  der  Zeit  des  Abtes  Vuolfcoz 
laut  Versen  auf  pag.  327  dieses  Codex: 

„Psalterium  hoc  Domino  semper  sancire  curavi, 
Vuolfcoz  sie  supplex  nomine  qui  vocitor"  etc. 

Es  gehört  also  dem  9.  Jahrhundert  an.  Aber  die  „Hymnen 
am  Schlüsse''  (nämlich  auf  pag.  361  sq.)  sind  Reste  eines  Hymnars, 
das  im  Anfange  des  10.  Jahrhunderts  nachgetragen  wurde.  — 
Das  Gleiche  gilt  von  der  anderen  Bemerkung  i^äwwers :  „Der 
Cod.  170  zu  Douai,  9.  Jahrhundert,  enthält  im  zweiten  Teile 
ebenfalls  die  meisten  der  sonst  gebräuchlichen  Hymnen  de 
Dominica  und  der  Feriae  per  annum  nebst  den  Hymnen  »Martyr 
Bei  cßii  unicunu  und  »lesu  salvator  saeculi«  ^)."  Das  Psal- 
terium ,  aus  Marchiennes  stammend ,  ist  freilich  aus  dem 
9.  Jahrhundert,    aber    das   Hymnar   auf   fol.    69 — 72    ist   im 

^)  Bäumer,  Gesch.  d.  Breviers,  S.  2-56,  Anm.  4.  —  ^)  ibidem. 


(34  IV.  Kapitel. 

10.  Jahrhundert  geschrieben  und  hat  verschiedene  Nachträge 
aus  dem  11.  und  gar  12.  Jahrhundert.  —  Die  unrichtige  Alters- 
bestimmung der  zwei  wertvollen  Trierer  Hynmare  (Codd.  Tre- 
viren.  592  und  1245,  früher  1404  und  1418)  durch  il/owe  und 
Chevalier  ist  schon  oben  erwähnt;  beide  Hymnare  gehören  dem 
10.  Jahrhunderte  an.  —  Auch  der  Cod.  Vatican.  Regin.  338,  ein 
wohl  in  England  geschriebenes  Psalterium  mit  Hymnar  (auf 
fol.  112  sqq.),  stammt  aus  dem  Ende  des  10.  Jahrhunderts,  wenn 
er  nicht  gar  in  den  Anfang  des  11.  zu  verweisen  ist.  Als  ein 
Cod.  saec.  ^"/n.  ist  er  in  den  Anal.  Hymn.  XIV,  p.  17  angeführt ; 
im  Baude  L  hingegen  datiert  ihn  Dreves  als  saec.  ^/lo.  Ob  nicht 
EhrensJ) erger,  der  in  seinen  „Libri  liturgici  bibliothecae  apostol. 
Vaticanae"  (Freiburg  1897)  diese  Handschrift  beschreibt 
(S.  564 ff.),  Anlaß  zu  dieser  irrigen  Altersbestimmung  war?  Nach 
einer  neuen  gründlichen  Prüfung  verweist  Bannister  das  Hymnar 
in  den  Übergang  des  10.  zum  11.  Jahrhundert  und  fügt  bei: 
„La  seconda  parte  del  codice  (ff.  63 — 123,  pontificale,  innario 
etc.)  6  d'  una  mano  tedesca,  ma  le  aggiunte  nei  margini  dei 
fogli  88  e  108''  sono  anglosassoni .  e  i  neumi  aggiunti  sopra 
le  prime  linee  degT  inni  (ff.  112^,  113^)  hauuo  i  segni  carat- 
teristici  della  notazione  inglcse  del  sec.  XP)." 

Selbstredend  soll  nicht  behauptet  werden,  daß  der  eine 
oder  andere  versprengte  Hymnus  oder  einzelne  Hymnen  und 
Gedichte  bestimmter  alter  Autoren  sich  in  Sammelbänden  oder 
in  handschriftlichen  Werken  eben  dieser  Dichter  vorfinden, 
die  dem  7,,  8.  oder  9.  Jahrhundert  angehören,  ohne  daß  die 
Provenienz  derselben  im  mindesten  nach  Irland  verweist.  Es 
handelt  sich  hier  nur  um  Hymnare  oder  Bruchstücke  von 
Hymnaren  oder  um  Serien  von  Hymnen,  die  als  liturgisch  ver- 
wendet verbürgt  sind. 

2.  Da  ist  es  nun  frappant  und  lehrreich  zugleich,  daß 
das  älteste  irische  Hymnar  in  tjhereinstinmmng  mit  aUen 
Hymnaren,  die  nach  Abschluß  des  9.  Jahrhunderts  entstanden, 
einen  Hymnengehalt  aufweist,  der  von  dem  soeben  (auf  Seite  60) 
entworfenen  Verzeichnis  namentlich  in  den  „Hymni  communes 


')  Catalogo  suimnario  della  Esposizione  Gregoriana  aperta  nella 
Biblioteca  apostolica  Vaticana.  2»  Edizione  rived  e  aumentata  (Eoma 
1904),  p.  .51.  (Ist  13.  Heft  der  „Studi  e  Testi" ,  Publicazioni  della  Bibl. 
Vaticana). 


Sonntags-  und  FerialhjTnnen  in  den  Quellen  irisclier  Herkunft.     (35 

de  tempore"  durchaus  und  gleichmäßig  verschieden  ist.  Das 
wertvolle  Hymnar  ist  enthalten  im  Codex  25.  2.  31  (olim 
Blas.  memb.  86)  des  Benedictinerstiftes  St.  Paul  in  Kärnthen. 
Es  ist  um  die  Wende  des  8.  zum  9.  Jahrhundert,  wahr- 
scheinlicher im  Anfange  des  9.  Jahrhunderts,  in  irischer  (Bäumer : 
„in  angelsächsischer")  Schrift  gefertigt  und  enthält  auf  Fol.  7  ff. 
29  Hymnen,  deren  Anfänge  nach  der  Reihenfolge  in  der  Hs. 
die  nachstehenden  sind : 

a)  1.    lam  lucis  orto  sidere.    („Hymnus  ad  Primam  horam.") 

2.  Nunc  sancte  nobis  spiritus.    („Hymnus  ad  Tertiam.") 

3.  Rector  potens  verax  Deus.    („Hymnus  ad  Sextam") 

4.  Rerum  Deus  tenax  vigor.    („Hymnus  ad  Nonam.") 

b)  5.  Lucis  Creator  optime.    („Hymnus  dominico  die  ad  Vesperos.^') 

6.  Immense  caeli  conditor.    („Feria  II.'') 

7.  Telluris  ingens  conditor.    („Feria  III.") 

8.  Caeli  Deus  sanctissime.    („Feria  IV.") 

9.  Magnae  Deus  potentiae.    („Feria  V.") 

10.  Plasmator  hominis  Deus.    („Feria  VI.") 

11.  Deus  creator  omnium.    („Sabbato  ad  Vesperos.") 

12.  O  lux  beata  trinitas.  („Hymnus  ad  Vesperos  die  dominico  (!) ')." 

c)  13.  Primo  dierum  omnium.    („Hymnus  dominicus  ad  Nocturnum.^') 

14.  Somno  refectis  artubus.     („Feria  II.") 

15.  Consors  paterni  luminis.     („Fei'ia  III.") 

16.  ßerum  creator  optime.    („Feria  IV.") 

17.  Nox  atra  rerum  contegit.    („Feria  V.") 

18.  Tu  trinitatis  unitas.    („Feria  VI.") 

19.  Summae  Deus  clementiae.    („Sabbatum."') 

d)  20.  Aeterne  rerum  conditor.  („Hymnus  dominico  die  ad  JlfrtiMfmttm".) 

21.  Splendor  paternae  gloriae.    („Feria  IL") 

22.  Ales  diei  nuntius.    („Feria  III.") 

23.  Nox  et  tenebrae  et  nubila.    („Feria  IV.") 

24.  Lux  ecce  surgit  aurea.     („Feria  V.") 

25.  Aeterna  caeli  gloria.    („Feria  VI.") 

26.  Aurora  iam  spargit  polum.     („Sabatto.") 

e)  27.  Christe  qui  lux  es  et  dies.     („Hymnus  ad  Completorium") 
28.  Te  lucis  ante  terminum.    („Item.") 

f)  29.  Ad  cenam  agni  providi.    („Hymnus  ad  Vesperum  in  Pascha.") 

Das  sind  in  tadelloser  VoUständigl'eit  und  systematischer 
Ordnung  die  Hymnen  zu  edlen  kanonischen  Tagzeiten  des  Sonn- 
tags und  der  Wochentage,    wobei   die  Vesper   des  Samstags 

^)  Hier  ist  dem  Schreiber  des  Codex  ein  Versehen  unterlaufen. 
Dieser  Hj^mnus  ist  durchweg  ein  Vesperhymnus  des  Samstags;  stellen- 
weise WTirde  er  wohl  auch  als  Trinitätshymnus  verwendet. 

Blume,  Cursus  Benedict!  und  liturgische  Hymnen.  5 


(;(;  IV.  Kapitel. 

und   die  Complet   mit   zwei  Hyiiuieii   zur  Auswahl  bezw,  zum 
Abwechseln  im  Sommer  und  Winter  bedacht  sind. 

Für  die  Feste  des  Herrn  hingegen  ist  kein  Hymnus 
angegeben,  außer  am  Schluß  der  einzige  für  die  Vesper  des 
Osterfestes;  ferner  fehlen  vollständig  alle  Hymnen  de  Commuui 
Sanctorum.  Dieser  Umstand  allein  schon  ließ  mich  vermuten, 
daß  das  Hymnar  unvoUständig  sei.  Eine  erfreuliche  Bestätigung 
bot  der  Cod.  Augien.  CXCV  zu  Karlsruhe^),  ein  aus 
Reichenau  dorthin  verbrachter  Sammelband,  in  dem  auf  fol.  45 
und  40,  die  ein  von  den  anderen  Folia  ahveichendes  Format 
haben,  im  Anfange  des  9.  Jahrhunderts  neun  Hymnen  in 
irischer  Kursivschrift  eingetragen  sind.  Gleich  beim  ersten 
Hymnus  lautet  die  Überschrift:  „Item  ad  Matutinos" ;  dem 
muß  notwendig  ein  anderer  Hymnus  vorausgegangen  sein,  zu- 
gleich mit  der  Angabe,  für  welches  Fest  er  zu  verwenden  sei. 
In  der  ganzen  folgenden  Hymnenreihe  ist  nämlich  stets  genau 
die  liturgische  Bestimmung  jedes  Hymnus  angemerkt.  Folglicli 
ist  dieses  Karlsruher  Hymnar  im  Anfange  unvollständig,  wie 
jenes  zu  St.  Paul  am  Schluß.  Der  erwähnte  erste  Hymnus 
ist  aber  anderweitig  als  ein  Osterhynmus  bekannt.    Der  letzte 


1)  Eine  Beschreibung  dieses  Cod.  Carolsruhan.  Äug.  CXCV  wie 
auch  des  Cod.  Faidan .  25.  2.  31  (olim  Blas.  memb.  86)  brachten  Wh. 
Stokes  und  J.  Strachan  im  „Thesaurus  Palaeohibernicus"  IT.  (Cambridge 
1903),  p.  IX  u.  p.  XXXII  sq.,  woselbst  an  letzterer  Stelle  betreffs  des 
Cod.  Paulanus  auf  E.  WindiscJt,  Irische  Texte  (I,  812  sqq.)  und  Zimmer, 
GMossae  Hibernicae  (p.  267  sqq.),  verwiesen  wird.  Zimmer  setzt  die 
St.  Panier  Hs.  ins  9.  Jahrhundert,  während  in  den  Anal.  Hymn.  L 
sie  als  saec.  ^/g  bezeichnet  ist.  —  Über  die  latein.  Hymnen  im  KarU- 
ruher  Codex  berichten  Stokes  und  Strachan  nichts  Näheres.  Dieses 
hatte  schon  früher  Windisch  in  der  Sammlung  „Irische  Texte"  IL  I. 
(Leipzig  1884),  S.  144  ff.  besorgt;  das  Hymnenverzeichnis,  welches  er 
bringt,  ist  genau  dasselbe  (mit  einigen  Lesefehlern  und  ohne  Angabe, 
wofür  die  Hymnen  liturgisch  bestimmt  sind),  wie  es  Mcne  im  „An- 
zeiger für  Kunde  der  teutschen  Vorzeit",  IV  (Karlsruhe  1835),  Sp.  381 
vorgelegt  hatte.  Die  sorgfältigsten  und  genauesten  Angaben,  auch  über 
die  latein.  Hymnen  dieses  Codex,  bietet  Alfr.  Hohler  in  seinem  muster- 
gültigen Werke  „Die  Reichenauer  Handschriften.  I.  Die  Pergament- 
handschriften" (Leipzig  1906),  S.  441  ff.  Daß  die  Hymnen  dieses  Codex 
die  Fortsetzung  der  Hjannen  im  Cod.  Paulanus  sind,  hat  meines  Wissens 
bisher  niemand  beobachtet.  Beide  Hss.  sind,  soweit  die  Hymnen  in 
Betracht  kommen,  natürlich  gleichen  Alters,  das  heißt  saec.  9.  in. 


Sonntags-  und  Ferialhymnen  in  den  Quellen  irischer  Herkunft.     (J7 

Hymnus  im  Hymnar  zu  St.  Paul  hat  die  Überschrift:  „Hymnus 
ad  Vesperuvi  in  Pascha" ;  hier  im  Hymnar  zu  Karlsruhe  haben 
wir  die  offenbare  Fortsetzung:  „Item  ad  Matutinos"  nämlich 
„in  Pascha".  Es  schließen  sich  an,  wiederum  in  systematischer 
Ordnung,  die  im  St.  Pauler  Hymnar  fehlenden  Hymnen  „de 
Communi  martyrum" ;  kein  Hymnus  findet  sich  hier,  der  dort 
schon  vorhanden  wäre.  Beim  folgenden  Hymnenverzeichnis 
aus  der  Karlsruher  Hs.  führe  ich  deshalb  die  Numerierung 
der  Hymnen  aus  der  St.  Pauler  Hs.  weiter,  um  so  die 
Zusammengehörigkeit  beider  Bruchstücke  des  Hymnars 
deutlicher  hervortreten  zu  lassen : 

30.  Aurora  lucis  rutilat.     („Item   ad  Matutinos" ,   sc.  in  Pascha.) 

g)  31.  MartyrDeiquiunicum.(„Innataleuniusmartyris  ad  Nocturnes.") 

32.  Eex  gloriose  martyi'um.  („In  natale  sanctorum  sive  niart3Tum.") 

33.  Aeterna  Christi  mtinera  („Item")  cfr.  „Item"  bei  Nr.  28. 

34.  Sanctorum  meritis  inclita  gavidia.    („Hymnus  de  martyribus".) 

35.  lesu  Corona  virginum.    („Hymnus  in  natale  virginum.") 

36.  Virginis  proles  opifexque  matris.    („Item  ad  Matutinum  sive 

Vesp.") 

37.  Summe  confessorsacer  et sacerdos.  („H3^mnusdeconfessoribus."^ 

38.  lam  surgit  hora  tertia.    („Hymnus  in  Tertiam.") 

Als  disparates  Stück,  weil  kein  Hymnus,  sondern  Pieim- 
gebet,  ist  unter  dem  Titel  „De  lamentatione  cuiusdam"  noch 
die  abecedarische  Dichtung  des  Bischofs  Paulinus  von  Aqui- 
leja  „Äd  caeli  clara  non  sum  dignus  sidera"'  (Anal.  Hymn.  L? 
S.  148)  angehängt;  ein  Zeichen,  daß  der  Schreiber  des  Hymnars 
am  Schlüsse  den  noch  übrigen  Raum  für  persönliche  Lieb- 
habereien ausnützte.  Schon  der  letzte  Hymnus  in  Tertiam 
unter  Kr,  38  erscheint  als  ein  Parergon.  Wann  soll  er  in 
der  Liturgie  benutzt  werden  V  Da  die  Terz  und  überhaupt  die 
kleinen  Hören  schon  durch  Nr.  1 — 4  mit  Hymnen  bedacht 
sind,  wohl  während  der  Osterzeit,  wie  es  in  der  auf  Seite  61 
vorgelegten  Liste  der  Fall  war?  Dann  hätte  mau  auch  jene 
dort  für  Sext  und  Non  angeordneten  hier  erwarten  sollen,  oder 
richtiger,  da  dieselben  den  Hymnaren  irischer  Provenienz  und 
allen  Hymnaren  seit  Schluß  des  9.  Jahrhunderts  fremd  sind, 
andere  entsprechende  Hymnen.  Man  könnte  abermals  Un- 
vollständigkeit  dieses  Hymnars  am  Schlüsse  vermuten,  wie  die- 
selbe sich  am  Anfange  herausgestellt  hat,  wäre  nicht  die 
Dichtung    des    Paulinus    angefügt.      Jetzt    aber    scheint   es, 


(3g  IV.  Kapitel. 

(l;iß  (1er  Schreiber  nach  Abschluß  des  eigentlichen  liturgischen 
Hymnars  noch  zwei  Dichtungen  eines  bestimmten  Autors 
beifügte:  einen  Hymnus  zur  Terz  vom  hl.  Ambrosius,  der 
in  seiner,  des  Schreibers,  Kirche  nicht  liturgisch  verwendet 
wurde,  und  eine  überhaupt  nicht  liturgische  Dichtung  des 
hl.  Faulinus. 

Schließlich  kommt  in  Betracht  ein  Sammelband  mit  Ein- 
tragungen irischer  Provenienz,  gleichfalls  aus  dem  9.  .Jahr- 
hundert, der  auf  der  Kapitelsbibliothek  zu  Köln  als  Cod.  10(3 
aufbewahrt  wird  (früher  Cod.  210(3  in  Darmstadt)  ^).  Außer 
einigen  Dichtungen  Bedas  und  zwei  der  irischen  Kirche  spezi- 
fisch eigentümlichen  Hymnen  sind  daselbst  auf  fol.  44  und  46 
folgende  Hymnen  eingetragen: 

lam  lucis  orto  sidere. 
Nunc  sancte  nobis  spiritus. 
Rector  potens  verax  Deus. 
Eeram  Deus  tenax  vigor. 
Lucis  Creator  optime. 
O  lux  beata  trinitas. 
»  Cliriste  qui  lux  es  et  dies. 

Te  li;cis  ante  terminum. 

Das  sind  die  Nr.  1,  2,  3,  4,  5,  12,  37  und  38  des  irischen 
Hyranars  zu  St.  Paul;  fast  könnte  man  sagen,  aus  letzterem 
Hymnar  seien  obige  Hymnen  ein  dürftiges  Excerpt  unter 
Beibehaltung  der  Reihenfolge  in  den  Nummern. 

3.  Hiermit  ist  das  hymnologische  Material  irischer  Prove- 
nienz erschöpft.  Eine  kombinierte  Hymnenliste,  wie  wir  sie 
aus  den  nicht  irischen  Quellen  (auf  Seite  60  f.)  anfertigten,  ist 
hier  bei  den  irischen  nicht  erfordert.  Das  Hymnar  von  St.  Paul 
mit  seiner  Fortsetzung  im  Karlsruher  Cod.  Aug.  CXCV 
bietet  uns  dieselbe  in  dankenswerter  Vollständigkeit  und 
systematischer  Ordnung  (vgl.  Seite  65  und  67).  Und  nun  die 
interessante  und  hochwichtige  Erscheinung:  In  allen  anderen 
späteren  Hymnaren  vom  Anfange  des  10.  Jahrhunderts  an,  wenn 
anders  sie  vollständig  sind,  begegnen  wir  immer  und  immer 
wieder  ganz  ausnahmslos  demHymnenbestande  des  St. Pauler 
Hymnars   nebst  seinem  Supplement  in  Karlsruhe,   allerdings 


1)  Vgl.  Jaffe-Wattenbach,  Eccl.  Metropol.  Coloniensis  Codices  mss. 
(Berolini  1874),  p.  43  sq. 


Sonntags-  und  Ferialhymnen  in  den  Quellen  ii-ischer  Herkunft.     69 


mit  mehr  oder  minder  großer  Bereicherung  an  Hymnen  auf 
die  Feste  des  Herrn  und  der  Heiligen,  welche  alsdann  in  den 
verschiedenen  Kirchen  und  Klöstern  auf  das  verschiedenste 
abwechseln  und  so  den  großen  Thesaurus  hymnorum  bilden. 
Eines  bleibt  von  da  an  immer  fest  und  gleich:  Das 
Inventar  der  Hymni  communes  de  Tempore  und  der 
Hymni  de  Communi  Sanctorum,  namentlich  ersteres, 
das  unser  Hauptinteresse  beansprucht.  Der  ganze  Unterschied 
ist,  daß  die  Anordnung  derselben  allmählich  eine  andere  wird. 
Im  Hijmnar  von  St.  Maximin  zu  Trier  (Cod.  Treviren.  592), 
das  aus  dem  10.  Jahrhundert  stammt,  ist  für  die  Sonntags- 
nnd  Ferialhymnen  noch  die  gleiche  Reihenfolge  wie  im  St.  Pauler 
Hymnar,  nämlich: 


a)  lam  lucis  orto  sidere. 
Nunc  sancte  nobis  spiritus. 
Eector  potens  verax  Deus. 
ßerum  Deus  tenax  vigor. 

b)  Lucis  Creator  optime. 
Immense  caeli  conditor. 
Telluris  ingens  conditor. 
Caeli  Devis  sanctissime. 
Magnae  Deus  potentiae. 
Plasmator  hominis  Deus. 
.  .  .  (Hier  eine  Lücke). 


c)  .  .  .  (Nochmals  eine  Lücke,  so 
daß  5  NocturnhATnnen  fehlen). 
Tu  trinitatis  unitas. 
Summae  Deus  clementiae. 

d)  Aeterne  rerum  conditor. 
Splendor  paternae  gloriae. 
Ales  diei  nuntius. 

Nox  et  tenebrae  et  nubila. 
Lux  ecce  surgit  aurea. 
Aeterna  caeli  gloria. 
Aurora  iam  spargit  polum. 


Es  folgen  darauf  Hymnen  für  Advent,  Weihnachten,  Fasten- 
zeit usw.,  deren  Verzeichnis,  da  sie  einen  Aufschluß  über  den 
Hymnenbestand  des  10.  Jahrhunderts  bieten,  in  manch ier  Hin- 
sicht sehr  interessant  wäre ;  aber  es  liegt  außerhalb  des  Rahmens 
dieser  Arbeit  und  bleibt  vorbehalten  für  das  Vorwort  des 
nächsten  (LI.)  Bandes  der  Analecta  Hymnica.  —  Hier  also,  ivie  im 
St.  Pauler  Hymnar,  schließen  sich  an  die  den  Reigen  eröifnenden 
Hymnen  zu  den  kleinen  Hören  jene  zur  Vesper,  zur  Nocturn 
und  zu  den  Landes;  diejenigen  zur  Complet  sind,  wohl  nur 
zufällig,  am  Ende  ausgefallen. 

Etwas  anders  ist  schon  die  Anordnung  im  Hymnar  von 
St.  Martin  zu  Trier  (Cod.  Treviren.  1245),  ebenfalls  dem 
10.  Jahrhundert  angehörend.  Auf  Seite  147—160  sind  dort 
die  Hymnen  für  die  Feste  des  Herrn  und  der  Heiligen  an- 
geführt;  daran  schließen  sich  bis  auf  Seite  166  die  Hymnen 


70  IV.  Kapitel. 

„de  Communi  Sanctorum" ,  die  gleichen,  wie  im  Kaiisriiher 
Codex,  aber  um  drei  vermehrt-,  den  Abschluß  bilden  (auf  S.  1()7  ff.) 
nach  zwei  Kirchweihhymnen  die  Hymni  communes  de  tem- 
l)ore,  welche  nicht  im  vollen  Texte  mitgeteilt  werden,  sondern 
im  Wortlaut  des  ersten  Verses  jeder  Strophe.  Die  Anordnung 
der  letzteren  ist  folgende:  Zuerst  alle  Hymnen  für  den  Sonntag, 
angefangen  von  der  Nocturn  bis  zur  Vesper,  nämlich: 

Primo  dierum  omnium.  (Hymnus  dominicis  diebus  ad  Noctvirnas.) 

Aeterne  rerum  conditor.    (Ad  Matutinos.) 

lam  lucis  orto  sidere.    (Ad  Priraam.) 

Nvinc  sancte  nobis  spiritus.     (Ad  Tertiam.) 

Rector  potens  verax  Deus.    (Ad  Sextam.) 

Lucis  Creator  optime.     (Dominico  ad  Vesperum.) 

Darauf  die  Hymnen  für  die  Nocturn,  vom  Montag  an  bis 
zum  Samstag;  nach  diesen  in  gleicher  Ordnung  jene  zu  den 
Landes  und  schließlich  zur  Vesper.  Es  sind  alle  ganz  die 
gleichen  wie  im  St.  Pauler  Hymnar,  nur  ist  zu  bemerken, 
daß  nicht  zwei  Vesperhymnen  für  den  Samstag  notiert  sind, 
sondern  bloß  der  eine  des  hl.  Ambrosius:  ,,Deus  creator  omniiini^\ 
jener  Vesperhymnus,  der  allmählich  von  seinem  Doppelgänger 
„  0  lux  heata  trinitas'"''  verdrängt  wurde. 

Auch  das  dem  10.  Jahrhundert  entstammende  Hymnar 
von  Rheinan  {Cod.  Turicensis  Ehenov.  111)  hat  noch  alle  zur 
Nocturn,  zu  den  Landes  und  zur  Vesper  gehörigen  Hymnen 
zu  je  einer  Gruppe  vereinigt,  so  daß  alle  Nocturnhymnen  in 
der  Reihenfolge  der  Wochentage  sich  aneinander  reihen,  und 
ebenso  die  Landes-  und  die  Vesperhymnen.  Jac.  Werner  ^) 
also,  nebenbei  bemerkt,  ist  im  Irrtum,  wenn  er  diese  Hymnen- 
anordnung im  Cod.  Turicen.  Rhenov.  111  als  etwas  Eigen- 
artiges, „wie  sie  sonst  nirgends  sich  ündet" ,  bezeichnet;  sie 
ist  im  Gegenteile  das  Ursprünglichste,  durch  die  ältesten 
Hymnare  Bezeugte  und  für  die  Hynmologie  das  Entsprechendste. 
Denn  die  Nocturnhymnen  wie  auch  jene  zu  der  Vesper  und 
die  älteren  Laudeshymnen  bilden  eine  einheitliche  Serie,  deren 
jede  von  einem  Dichter  stammt,  worauf  wir  weiter  unten  noch 
näher  eingehen  werden.  Erst  später,  wenngleich  schon  im 
10.    Jahrhundert   fast    allgemein ,    wurden    diese    Serien    aus 


')    Werner,     Die     ältesten    Hvmnensanamlungen     von     Rheinau 
(Leipzig  1891),  p.  V. 


Sonntags-  und  Ferialhymnen  in  den  Quellen  irischer  Herkunft.     71 

liturgischen  Rücksichten  auseinander  gerissen,  und  die  Hymnen 
einzig  nach  den  Wochentagen  gegliedert,  gerade  so,  wie  wir 
im  Hymnar  von  St.  Martin  zu  Trier  sie  schon  für  den  Sonn- 
tag geordnet  sahen.  Es  folgen  somit  in  den  Hymnaren  seit 
dem  10.  Jahrhundert  der  Sonntag,  Montag,  Dienstag  usw.,  und 
bei  jedem  dieser  Tage  der  entsprechende  Hymnus  zur  Nocturn, 
zu  den  Landes,  zur  Vesper,  wobei  die  Hymnen  zur  Prim, 
Terz ,  Sext  und  Nou  entweder  hinter  den  Landes  des  Sonn- 
tags eingeschoben  oder ,  was  die  Regel ,  getrennt  von  den 
Wochentagen  aufgeführt  werden.  —  Interessant  ist,  daß  im 
Cod.  Londinen.  Add.  30  848,  einem  spanischen  Breviere  aus 
dem  Ende  des  11.  oder  Anfang  des  12.  Jahrhunderts,  noch 
alle  Hymnen  der  Vesper  siisammengesteWt  erscheinen. 

Diese  den  Litnrgiler  in  etwa  interessierende  Tatsache, 
welche  für  die  Hymnen  selbst  etwas  rein  Äußerliches  und 
Nebensächliches  ist,  wollte  ich  nur  nebenbei  konstatieren. 
Im  übrigen  ist  der  Hymnenbestand,  wie  ihn  das  alte 
Hymnar  von  St.  Paul  schon  seit  Beginn  des  9.  Jahrhunderts 
aufweist,  durch  alle  Hymnare  und  Breviere  hindurch  stets 
der  gleiche  geblieben,  und  er  lebt  noch  fort  in  unserem 
jetzigen  Brevier,  wenngleich  leider  der  Text  dieser  Hymnen 
durch  die  „Correctoren"  des  17.  Jahrhunderts  manche  Änderung 
erfuhr,  zum  Glück  jedoch  weit  weniger,  als  der  Text  der  alten 
Hymnen  für  die  Feste  des  Herrn  und  seiner  Heiligen. 


Die  ältere  und  die  jüngere  liturgische  Hymnenliste  des 

9.  Jahrhunderts  und  ihre  Beziehung  zum  Cursus  des 

hl.  Benedikt  und  zur  mozarabisehen  Hymnodie. 

1.  Zwei  grmi(lverschiedene  Hymneulisten  seilen  wir  somit 
im  9.  Jalirliimclert  nebeneinander  bestehen,  deren  gemeinsamer 
Berührungspunkt  nur  die  Hymnen  des  Id.  Ämhrosius  sind. 
Diese  waren  altererbtes  Stammgut  vom  Vater  des  Kircheu- 
gesanges,  an  dem  beide  Richtungen  pietätvoll  festhielten,  hn 
übrigen  finden  wir  hüben  und  drüben  nur  zwei  Hymnen  für 
das  Osterfest,  nämlich :  „Ad  cenam  agni  providi"  und  „Aurora 
lucis  rtitiJaf' ,  auf  gleiche  Weise  in  liturgischem  Gebrauche, 
von  denen  ich  weniger  wahrscheinlich  halte,  daß  die  eine  Partei 
sie  bei  der  anderen  zu  Leihe  genommen,  als  vielmehr,  daß 
beide  sie  aus  gemeinsamer  sehr  alter  Quelle  geschöpft  haben. 
Alles  andere  verrät  bis  zur  Schwelle  des  10.  Jahrhunderts 
vollständige  Gütertrennung.  Recht  drastisch  tritt  dieses  zu- 
tage; wenn  wir  zunächst  die  Hijmni  communes  de  tempore  zwecks 
leichteren  Überblickes  nebeneinanderstellen.  Die  Hymnen-' 
gruppe  der  nicht  irischen  Quellen  mag  durch  A,  jene  der 
irischen  durch  B  bezeichnet  werden, 

A.    I.  B.    I. 

Hymni  ad  parvas  horas.  Hymni  ad  parvas  lioras. 

Postmatutinislaudibus.  (AdPrim.)  lam  lucis  orto  sidere.  (Ad  Prim.) 
Certumtenentesordinem.  (Ad  Ter.)  Nunc sancte  nobis  spiritus.  (Ad  Ter.) 
Dicamus  laudes  Domino.  (Ad  Sext.)  Rector  potens  veraxDeus.  (Ad  Sext.) 
Perf actum  trinum  numerum.  (Ad  Non.)  Eerum  Deus  tenax  vigor.  (Ad  Non.) 

A.   II.  B.  II. 

Hymni  ad  Kodurnas  horas.  Hymni  ad  Nocturnas  horas. 

Mediae  noctis  tempus  est.  Primo  dierum  omnium.     (Dom.) 


Die  ältere  u.  die  jüngere  liturg.  Hj-mnenliste  des  9.  Jahrhimderts.   73 


Eex  aeterne  Domine. 
Magna  et  niirabilia. 
Aeterne  rerum  conditor. 
Tempus  noctis  surgentibus. 


A.    III. 

H}jmni  ad  Matntinas  Landes. 
Dens  qui  caeli  lumen  es.     (Dom.) 
Splendor  ijateruae  gloriae.  (Fer.II.) 
Aeterne  lucis  conditor.    (Fer.  III.) 
Fulgentis  auctor  aetheris.  (Fer.  IV.) 
Deus  aeterni  luminis.    (Fer.  V.) 
Christe  caeli  Domine.    (Fer.  VI.) 
Diei  luce  reddita.    (Fer.  VII.) 

A.   IV. 

Ad  V€S2)eras. 
Deus  Creator  omnium. 
Deus  qui  certis  legibus. 
Deus  qui  claro  lumine. 
Sator  princepsque  temporum 


A.    V. 

Ad  Completornnn. 

Christe  qui  lux  es  et  dies. 

Christe  precamur  adnue. 


Somno  ref ectibus  artubus.  (Fer.  IL) 
Consors  paterni  luminis.  (Fer.  III.) 
Eerum  creator  optime.  (Fer.  IV.) 
Nox  atra  rerum  contegit.  (Fer.  V.) 
Tu  trinitatis  unitas.  (Fer.  VI.) 
SummaeDeus  clementiae.(Fer.  VII.) 

B.    III. 

Hyrmii  ad  MaUdinas  Landes. 
Aeterne  rerum  conditor.  (Dom.) 
Splendor  paternae gloriae.  (Fer.II.) 
Ales  diei  nuntius.  (Fer.  III.) 
Nox  et  tenebrae  et  nubila.  (Fer.  IV.) 
Lux  ecce  surgit  aurea.  (Fer.  V.) 
Aeterna  caeli  gloria.  (Fer.  VI.) 
Aurora  iam  spargitpolum.  (Fer.VII.) 

B.    IV. 

Ad  Vesj)eras. 

Lucis  Creator  optime.  (Dom.) 
Immense  caeli  conditor.  (Fer.  IL) 
Telluris  ingens  conditor.  (Fer.  III.) 
Caeli  Deus  sanctissime.  (Fer.  IV.) 
Magnae  Deus  potentiae.  (Fer.  V.) 
Plasmator  hominis  Deus.  (Fer.  VI.) 
Deus  creator  omnivim.  (Fer.  VII.) 
0   lux   beata  trinitas.    (Fer.  VII. 

B.   V. 

Ad  Completorium. 

Christe  qui  lux  es  et  dies. 
Te  lucis  ante  terminum. 


Die  Hymnen  „de  Communi  Sanctorura"  erbeischen  keine 
Gegenüberstellung;  denn  so  roUstcmdig  sie  in  der  Gruppe  B 
sich  vorfinden  (vgl,  S.  67),  so  gänzlich  fehlen  sie  in  der  Gruppe  A 
bis  auf  den  einen  Hymnus  des  hl.  Ambrosius:  ,, Aeterna  Christi 
immer a''.  Umgekehrt  fehlen  in  der  Gruppe  B  die  von  Caesarius 
und  Aurelian  für  die  Osterzeit  angeordneten  Hymnen  der 
sog.  kleinen  Hören ,  aber  wiederum  bis  auf  einen  sicher  vom 
hl.  Ambrosius  stammenden  Hymnus:  „Iam  surgit  hora  tertia", 
der   überdies  wohl   zufällig   hineingeraten   ist   (vgl.  S.  67  f.). 

2.  Ist  es  nun  Zufall,  daß  die  Hymnengruppe  A  und 
B  außer  den  Ambrosius-Hymnen  und  außer  dem  einzigen, 
noch  zu  besprechenden  Hymnus  zur  Complet  (Caesarius  be- 
zeichnet ihn  als  Hymnus  „ad  duodecimam"),  nämlich  „Christe 


n_^  V.  Kapitel. 

qui  lux  CS  et  dies'',  w?c/?^s  miteinander  gemeinsam  haben  V  Mit 
anderen  Worten :  Kann  man  annehmen,  daß  aus  einem  fjeinem- 
samen  größeren  Hymnenschatze  für  verschiedene  Hymnare  eine 
Reihe  Hymnen  zwecks  liturgischer  Verwendung  derart  aus- 
gehoben wurden,  daß  zwei  laut  Provenienz  zu  unterscheidende 
Gruppen  entstehen,  deren  eine  rein  zufällig  mit  der  anderen 
Tccine  gemeinsamen  Merkmale  bis  auf  das  eine  angedeutete 
aufweist?  Gewiß  nicht.  Beide  Gruppen  haben  einen  örtlich 
und  zeitlich  verschiedenen  Ursprung,  haben  eine  gesonderte  Ge- 
schiclite,  bis  sie  im  Laufe  der  Zeit  sich  treffen  und  dann  nicht 
friedlich  miteinander  sich  vereinen,  sondern  gleichsam  einen 
„Kampf  ums  Dasein"  aufnehmen,  in  dem  die  Gruppe  A  unter- 
liegt und  bis  auf  einige  wenige  Trümmer,  die  nicht  gar  lange 
und  nur  an  wenigen  Orten  sich  erhalten,  plötzlich  ganz  aus 
der  Geschichte  verschwindet. 

Dieser  letztere  Umstand,  der  etwas  näheres  Eingehen  er- 
heischt, ist  ein  neuer  Beweis  für  den  gesonderten  Ursprung 
und  das  gesonderte  Lehen  beider  Hymnengruppen.  Brei  Hymnen 
aus  der  Gruppe  A  können  gleich  aus  der  Diskussion  aus- 
scheiden,  nämlich  die  Hymnen  zur  Terz,  Sext  und  Non  in 
([^Y  Fastenzeit:  ,,Dei  ßde  qua  vivimus",  .Meridie  orandum  est'' 
und  ,,Sic  ter  quaternis  trahitur''  ;  sie  sind  bereits  in  der 
Liste  auf  Seite  73  übergangen.  Die  Gruppe  B  kennt 
dieselben  nicht,  aber  ebensowenig  Caesarius  oder  Aurelian 
oder  das  älteste  Hymnar  des  Vatikans ;  auch  glaube  ich  kaum, 
daß  vor  dem  8.  Jahrhundert  schon  für  die  Fastenzeit  eigene 
Hymnen   zu  den   kleinen  Hören   gedichtet   wurden  i).     Jeden- 


1)  Eine  in  mancher  Hinsicht  höchst  interessante  Stelle  aus  den 
.,Consuetuclines  Cluniacenses'' ,  welche  um  das  Jahr  1086  der  Prior 
TJdalrich  von  Zell  (jetzt  St.  Ulrich)  im  Schwarzwalde,  seit  1063  Mönch 
in  Chmy,  auf  Wunsch  des  Ablcs  Wilhelm  von  Hirschau  aufzeichnete, 
möge  betreffs  der  Hymnen  in  der  Fastenzeit  hier  hervorgehoben  werden: 
„In  secunda  feria  Quadragesimae  inchoantur  hymni  de  ieiunio  ad 
Matutinas  Landes  et  Tertiam  et  sequentes  horas.  Soli  Nocttirm  nescio 
quid  hie  commiserint,  qui,  cum  in  Adventu  Domini  et  toties  in  sollem- 
nitatibus  specialem  hymnum  habeant,  in  Quadragesima  amiserunt,  in 
qua  etiam  tarn  parva  hora,  sicut  est  Tertia,  non  caret  hymno  alio 
quam  consueto,  id  est  „Ternis  ter  lioris  mwienis"  (das  ist  jedoch  ein 
Hymnus  zur  Non).  Etsi  hoc  apud  nos  est,  tamen  non  est  ita 
apud  monachos  et  Italiae  et  ipsius  sedis  apostolicae  et  ecclesiae  Bomanae, 


Die  ältere  u.  die  jüngere  liturg.  Hymnenliste  des  9.  .Tahrhimderts.   75 

falls  kommen  sie  für  die  Zeit  des  hl.  Benedikt  nicht  in  Be- 
tracht. —  Von  allen  anderen  Hymnen  der  Gruppe  A  —  selbst- 
verständlich wieder  abgesehen  von  den  Hymnen  des  hl.  Am- 
brosius  —  hatte  nur  der  eine  herrliche  Complethymnus  „  CJin'ste 
qiii  lux  es  et  dies''  den  Erfolg,  sich  vielerorts,  man  kann  fast 
sagen  allgemein,  viele  Jahrhunderte  hindurch  in  dem  Breviere, 
selbst  in  dem  gedruckten,  neben  seinem  noch  lebenden  Doppel- 
gänger aus  der  Gruppe  B  („Te  lucis  ante  termmum" )  zu  er- 
halten; sogar  im  18.  Jahrhundert  kennen  ihn  noch  manche 
französische  Breviere.  Er  ist  auch  der  einzige  Hymnus ,  der 
in  hetden  Gruppen  sich  vorfindet,  ohne  vom  hl.  Arabrosius 
herzurühren.  — Ebenfalls  bis  ins  16.  Jahrhundert  erhielt  sich 
der  Hymnus  „Perfectmn  trimmt  numerum"' ,  nachdem  er  im 
10.  Jahrhundert  mit  der  Änderung  „Perfecta  trino  nuniero" 
und  mit  der  Bestimmung  für  die  Non  der  Fastenzeit  in  ver- 
schiedene italienische,  französische,  deutsche  und  englische 
Hymnare  bezw.  Breviere  Aufnahme  gefunden  hatte ;  aber  seine 
Verbreitung  war  eine  ungleich  geringere,  als  jene  des  eben 
genannten  Complethymnus.  —  Schon  ganz  anders  war  das 
Schicksal  des  von  Caesarius  angeordneten  Nocturnhymnus 
„Rex  aeterne  Donn'fie" ;  nur  als  arg  verkleinerter  Torso  fand 
er  im  10.  Jahrhundert  Unterkunft  in  mehreren  Hymnaren 
und  wurde  als  solcher  für  das  Osterfest  verwendet,  obgleich 
sein  Inhalt  mit  diesem  Feste  nichts  zu  tun  hat.  In  der  Um- 
dichtung  „Rex  sempiterne  caeUtum"'  lebt  er  im  jetzigen  Breviere 
fort  als  Sonntagshymnus  für  die  österliche  Zeit.  —  Der  andere 
Nocturnhymnus  der  Gruppe  A,  nämlich  „Mediae  noctis  teiiipus 
est'' ,  der  als  der  einzige  aus  dieser  Gruppe  auffallenderweise 
schon  im  Hymnar  von  Bangor  auftaucht,  ist  nachweislich  noch 
im  10.  und  11.  Jahrhundert  in  zwei  italienischen  Hymnaren  von 
San  Severino  zu  Neapel  und  von  Farfa  zu  finden;  anderswo 
und  vom  11.  Jahrhundert  an  überall  ist  seine  Spur  verschwunden. — 
Ganz  das  gleiche  Schicksal  teilt  der  Primhymnus  „Postmatutinis 
laudihus".  —  Schließlich  können  wir  dem  Hymnus  zur  Non: 
„Ter  hora  trina  volvitur"  noch  in  zwei  Ambrosianischen  Hym- 


apud  quos  nimirum,  quod  ea  vice  liabent  aliae  horae,  babent  etiam 
Nocturni."  (d'  Acbery,  Spicilegium  I,  ed.  2%  p.  644;  Migne,  PP.  lat. 
149,  697.)  —  Nebenbei  bemerkt  bezeugt  obige  Stelle  doch  wohl  deutlich; 
daß  die  rönmche  Kirche  im  11.  Jahrhundert  Hymnen  hatte. 


y(3  V.  Kapitel. 

iiareu  des  10.  Jahrhunderts  und  in  einem  Hymnar  des  11.  Jahr- 
hunderts von  St.  Giacomo  di  Pontida  begegnen ;  sonst  nirgend- 
wo und  nirgendwann  noch  eine  Spur.  —  Alle  anderen  Hymnen 
der  Gruppe  A  schiv/nden  mit  dem  Schlüsse  des  9.  Jahrlmnderts 
üherall  wie  mit  einem  Schlage. 

Gerade  umgekehrt  ist  es  mit  den  Hymnen  der  Gruppe  B. 
Kein  einsiger  derselben  ist  im  Laufe  der  Jahrhunderte  ver- 
sclmimden;  alle  wanderten  in  die  Hymnare  bzw.  Breviere  des 
10.  und  der  folgenden  Jahrhunderte.  Kaum  eine  hymnologische 
Handschrift  seit  jener  Zeit  können  wir  öiTnen,  ohne  ausnahms- 
los dieser  vollständigen  Liste  wieder  zu  begegnen.  Selbst  in 
unserem  jetzigen  römischen  Breviere  leben  alle  fort,  allerdings 
in  leider  mehrfach  entstellter  Gestalt.  Das  alles  zeigt,  daß 
die  Gruppe  B  ein  selbständiger,  gesonderter  Stamm  mit  be- 
sonderer ^Vurzel  und  eigenartiger  Lebenskraft  ist,  dem  gewisse 
günstige  äußere  Verhältnisse  im  Gegensatze  zum  Stamme  A 
eine  uugeschwächte  Fortdauer  verliehen. 

3.  Welche  Gruppe  ist  nun  die  ältere?  Zweifelsohne 
die  Gruppe  A.  Schon  die  Quellen  ihrer  Hymnen  legen  diese 
Ansicht  nahe.  Sie  sind  zahlreicher,  verschiedenartiger  und 
durchweg  älter  als  die  Quellen  für  die  Gruppe  B,  welche 
letztere  im  wesentlichen  nur  aus  einer  Quelle  und  jedenfalls 
nur  aus  Quellen  irischer  Provenienz  geschöpft  werden 
kann.  —  Ferner,  keinen  einzigen  Hymnus  aus  der  Gruppe  B 
kennt  oder  nennt  Caesarius  noch  auch  Aurelian  von  Arles, 
ausgenommen  ein  paar  Hymnen  des  hl.  Amhrosius^).  Um- 
gekehrt, nicht  weniger  als  15  von  den  22  in  Frage  kommenden 


'j  Es  ist  selbstredend,  daß  drei  der  Laudes -  Hj-mnen  in  der 
Gruppe  B,  nämlich  „Ales  cliei  nuntiiis^^  „Nox  et  tenebrae  et  nubila'\ 
und  „Lux  ecce  surgit  aurea"  von  Pmdentius  und  somit  aus  dem 
4.  Jahrhundert  stammen.  Aber  sie  sind  nur  Bruchstücke  oder  Centos, 
die  vachträglich  für  liturgische  Zwecke  aus  den  Cathemerinon  des 
Prudentius  herausgehoben  wurden.  Als  liturgische  Hymnen  in  dieser 
Form  lassen  sie  sich  in  Iceiner  älteren  Quelle,  als  in  dem  Hymnar  zu 
St.  Paul  nachweisen  (cfr.  Anal.  Hymn.  L ,  p.  28  sq.)  imd  auch  durch 
keinen  älteren  Schriftsteller  bezeugen;  selbst  die  Moznrabische 
Liturgie,  welche  nicht  weniger  als  37  Hymnen  aus  den  Dichtungen 
des  Prudentius  herausnahm  (cfr.  Anal.  Hymn.  XXVII,  p.  37  sqq.) 
kennt  diese  Hymnen  nicht,  die  also  in  dieser  Fassung  auf  jenem  Boden 
und  zu  jener  Zeit  entstanden,  denen  die  H\Tnnengruppe  B  entstammt. 


Die  ältere  u.  die  jüngere  liturg.  HjTnnenliste  des  9.  Jahrhunderts.   77 

Hymnen    der  Grnppe  A    werden  von  den  beiden  Arelatensern 
angeführt.   —  Dazu  kommt ,   daß  in  der  Gruppe  B  für  jeden 
Tag  der  Woche  je  ein  Hymnus  nicht  nur  für  die  Laucles,  sondern 
auch   für   die  Nochirn  und  Vesper  vorgesehen  ist;   das  weist 
hin  auf  eine  Zeit,  in  der  die  Gebetsstunden  sclion  voJJJcommener 
entwicJcelt  waren.     In   der  Gruppe  A    hingegen   sind   nur  die 
Landes  so  mit  Hymnen  ausgestattet,  daß  auf  jeden  Wochentag 
je   ein  anderer  Hymnus    fällt;   dadurch   werden  wir  mehr  in 
die  Zeit   der  ersten  Entwicklung  zurückgewiesen.     Es  ist  ja 
bekannt,   daß   gerade    die   „Mahdmae  Landes" ,   das   offizielle 
INIorgen gebet,  neben  der  Vesper  die  älteste  und  ursprünglichste 
Gebetsstunde  waren.  —  In  gleichem  Sinne  findet  unsere  These 
Bestätigung   durch   den  Umstand,    daß  in  der  Gruppe  B  ein 
vollständiges  Verzeichnis  der  Hymnen  für  das  „Commune  Sanc- 
tonmi"  vorliegt,  während  es  in  A  fehlt.    P.  Ansehn  Mauser'^) 
macht  darauf  aufmerksam ,    daß  sich  gegen  Ende  des  8.  Jahr- 
hunderts,  namentlich    in   der  Basilica  St.  Peter  zu  Rom,  ein 
reiches  Sanctorale  entwickelte  und,  da  viele  gleichartige  Heilige 
gefeiert  wurden,  sich  auch  ein  „Commune  Sanctorum"  bildete. 
Vor  dieser   Zeit  liegt    demnach   sichtlich   der   Ursprung  der 
Gruppe  A,  welcher  die  Hymnen  de  Communi  SS.  fremd  sind, 
nach  derselben  jener  der  Gruppe  B  mit  eben  diesen  Hymnen, 
unter    denen   überdies   einer  sich  befindet,    welcher  erst   im 
9.  Jahrhundert    von  Rhabanus  gedichtet  wurde.  —  Ganz  be- 
sonders fällt  schließlich  ins  Gewicht  der  verschiedene  Charakter 
der    Vesiierhymnen   in   beiden  Gruppen.      Bis   zu   den   Zeiten 
Benedikts   war  die  Vesper  „als  ^&mf7andacht,   als  Gebet  für 
die  Nacht,  ja   als    erster  Teil   des  iVacÄiofficiums  betrachtet 
worden    und    trug    vielfach    den    Namen    „prima    Vigilia^)". 
Fortan  sollte  daraus  ein  Ta^resofficium  werden,   das  geraume 
Zeit    vor    dem    Einbrechen    der    Dunkelheit    und    wenigstens 
eine  Stunde  vor  Sonnenuntergang  mit  aller  Feierlichkeit  unter 
Assistenz  des  Volkes  zu  halten  sei".    Und  nun  lese  man  die 
Fesperhymnen  in  der  Gruppe  A  (Nr.  18 — 20  des  Anhanges  und 
Nr.  7  in  Anal.  Hymn.  L).  Alle  diese  Hymnen  sind  iVac//^gebete ; 
in  allen  ist  die  Bede  von  der  „nox  horrida",  der  „noctis  cah'go'', 

1)  Buchherger,    Kirchl.  Handlexikon,  I  (1905),    Sp.    735  ff.  unter 
„Brevier". 

2)  Bäuiner,  Gesch.  d.  Breviers,  S.  175. 


78  ^  •  Kapitel. 

vom  „somnus'\  von  den  „fessa  curis  corpora";  sie  alle  sind  gerichtet 
an  Gott  den  Schöpfer,  „der  die  Nacht  vom  Tage  trennt" ;  in 
allen  kehrt  wieder  in  verschiedenen  Variationen  die  Bitte  des 
hl.  Ambrosius,  welche  die  5.  Strophe  seines  Vesperhymnus 
ausspricht: 

„üt,  cum  profunda  clauserit 

Diem  caligo  noctium, 

Fides  tenebras  nesciat 

Et  1WX  fide  reluceat." 

Das  sind  Hymnen,  die  aus  einer  Zeit  stammen,  in  der 
die  Vesper  ein  Na  cht  officium  war.  —  Daneben  halte  man 
den  Zyklus  der  Vesperhymnen  in  der  Gruppe  B  (der  nächste 
LI.  Band  der  Anal.  Hymu.  wird  sie  in  neuer  Auflage  aus 
den  ältesten  Quellen  bringen).  Sie  besingen,  aus  der  Feder 
eines  Dichters  fließend,  das  Sechstagewerk  des  Schöpfers  und 
fügen  jedesmal  eine  allgemein  gehaltene  Bitte  bei,  die  wohl 
mehr  oder  minder  Bezug  nimmt  auf  das  betreffende  Schöpfungs- 
werk, aber  niemals  auf  die  Nacht  und  die  Nachtruhe.  Es  sind 
Hymnen  aus  jener  Zeit,  in  der  die  Vesper  ein  Tagesofficium 
geworden  war,  also  aus  der  Zeit  nach  dem  hl,  Benedikt, 
welcher  der  Vesper  dieses  neue  Gepräge  gegeben  hat  ^). 

4,  Nach  all  dem  steht  wohl  fest,  daß  die  Hymnengruppe 
A  die  ältere,  und  zwar,  wenn  auch  vielleicht  nicht  voll- 
ständig, so  doch  größtenteils  schon  vor  oder  zu  Benedikts 
Zeiten  bestehende  ist.  Der  zweite  Teil  dieser  These  be- 
darf noch  in  etwa  des  Nachw^eises  ^).  —  Betreffs  der  Vesper- 
hymnen   ist   soeben   der  Bew^eis  erbracht;   überdies   ist  einer 


')  Da  dieser  Zj'klus,  wie  überhaupt  die  ganze  Hyninengruppe  B, 
nach  der  Provenienz  ihrer  ältesten  Quellen  zu  schließen,  auf  das 
Inselreich  Britannien  als  Urstätte  hinzviweisen  scheint,  Gregor  der  Große 
aber  für  die  dortige  Kirche  und  ihre  liturgischen  Einrichtungen  eine 
besondere  Vorliebe  bekundete,  so  könnte  man  fast  versucht  sein,  in 
ihm  jenen  Mann  zu  suchen,  der  die  VespcrJtymnen  zunächst  für  die 
Kirchen  jenes  Landes  dichtete,  stände  dem  nicht  entgegen,  daß  Gregor 
bis  jetzt  durch  nichts  als  Hymnendichter  erwiesen  ist.  (Vgl.  Dreves: 
„Haben  wir  Gregor  den  Gr.  als  Hymnendichter  anzusehen?"  in 
„Tübinger  Qtlsch.  III.  Heft  1907,  S.  548  ff.,  besonders  S.  555.) 

-)  Zu  den  einzelnen  Hymnenanfängen  sei  auf  die  Tabelle  (S.  60  f.) 
verwiesen. 


Die  ältere  u.  die  jüngere  liturg.  Hymnenliste  des  9.  Jahrhunderts.  79 

derselben,  „Dms  creator  ommwn",  sicher  vom  hl.  Ambrosius, 
und  ein  zweiter,  „Dens  qui  certi^  leg  Ums" ,  wird  schon  von 
Caesarius  und  Aurelian  zitiert.  —  Die  Nocturnhymuen .  fünf 
an  der  Zahl,  enthalten  wiederum  einen  Hymnus  des  hl.  Am- 
brosius, nämlich:  ,,Aete7-ne  rerum  condüor'' -^  drei  weitere, 
„Mediae  noctis  tempus  est",  „Eex  aeterne  Domine"  und  ,, Magna 
et  mirahüia''  erhalten  das  Zeugnis  für  ihr  Alter  durch  Caesarius 
und  Aurelian;  nur  der  fünfte  Hymnus  „Tempus  noctis  surgen- 
tihus''  kaun  direkt  sein  Alter  bloß  durch  zwei  Hymnare  des 
angehenden  9.  Jahrhunderts  legitimieren.  —  Der  Hymneu- 
zyklus  zu  den  Landes  weist  an  zweiter  Stelle,  für  den  Montag, 
einen  Hymnus  des  hl.  Ambrosius  auf:  „Spjlrndor  paternae 
gloriae''.  Im  übrigen  sind  nur  der  Dienstags-  und  Mittwochs- 
hymnus, nämlich  „Aeterne  Jucis  conditor''  und  ,,Fidgentis  auctor 
aetheHs"  durch  Aurelian  bzw.  durch  Caesarius  und  Aurelian 
als  Dichtungen  sehr  hohen  Alters  verbürgt.  Aber  die  Bürg- 
schaft für  diese  zwei  Hymnen  genügt,  um  den  ganzen  Zyklus 
der  Laudeshymnen  mit  größter  Wahrscheinlichkeit  in  die 
benediktinische ,  wenn  nicht  gar  vorbenediktinische  Zeit  ver- 
weisen zu  dürfen.  Denn  —  das  folgende  Kapitel  wird  sich 
damit  befassen  —  alle  die  Laudeshymnen  haben  einen  und 
denselben  Dichter  zum  Verfasser,  abgesehen  vom  xMontags- 
hymnus,  der  als  Kind  der  ambrosiauischen  Muse  seinen  alt- 
ererbten Platz  in  der  Liturgie  behauptete,  so  daß  ein  anderer 
Hymnus  dieses  Zyklus  allen  Anzeichen  nach  vor  ihm  weichen 
mußte  bzw.  nicht  in  die  Liturgie  eindringen  konnte.  Waren 
aber  zwei  Hymnen  dieses  einheitlichen  Zyklus  schon  zu  Caesarius' 
Zeiten  in  Gebrauch,  dann  war  der  ganze  Zyklus,  den  übrigens 
das  älteste  Hymnar  in  der  Vaticana  uns  darbietet,  zu  eben 
jener  Zeit  wenigstens  schon  vorhanden,  wenn  auch  vielleicht 
nicht  schon  im  Brauche.  —  Für  die  ConqjJethymnen ,  sowohl 
den  berühmten  „  Christe  qui  lux  es  et  dies''  als  auch  den  minder 
bedeutenden  und  relativ  wenig  gebrauchten  „Christe  precanmr 
adnue",  legt  abermals  Caesarius  direktes  Zeugnis  ab;  allerdings 
heißt  diese  Tageszeit  bei  ihm  noch  „duodecima" ,  aber  der 
Name  ändert  nichts  an  der  Sache  (vgl.  Seite  23).  —  Den 
Hymnen  schließlich  zu  den  sog.  Meinen  Hören  läßt  sich  etwas 
schwieriger  ihr  Ursprung  aus  vorbenediktinischer  oder  doch 
aus  der  Zeit  des  hl.  Benedikt  zusichern.    Caesarius  und  Aurelian 


80  V.  Kapitel. 

versagen  für  ein  direktes  Zeugnis.  Es  hat  vielmehr  den  An- 
schein, als  ob  Aurelian  jene  Hymnen  zur  Terz,  Sext  und  Non, 
die  er  eingangs  seiner  Officiumsvorschriften  für  den  Ostertag 
anordnete,  nämlich  ,^Iani  surgit  hora  tcrtia'\  „lani  sexta  sensim 
volvitiir''  und  „Ter  hora  trina  volvitur" ,  auch  für  die  außer- 
österliche  Zeit  und  überhaupt  für  die  Wochentage  verwendet 
sehen  wollte.  Schließt  er  doch  mit  der  Vorschrift :  „Cotidimiis 
igitur  diebus  [=  an  den  Wochentagen ;  ob  aber  zu  verstehen 
ist:  an  den  Wochentagen  der  Osterseit ,  im  Gegensatz  zum 
Osterfionntag ,  ist  unsicher]  ad  Tertiam  .  .  .  hymnum  ,,Iani 
surgit  hora  tertia"  ...  ad  Sextam  .  .  .  hymnus  ,,Iam  sexta 
sensim  volvitur"  ...  Ad  Non  am  .  .  .  hymnus  „Ter  hora  trina 
volvitur" ;  während  der  entsprechende  Abschnitt  bei  Caesarius 
ganz  allgemein,  ohne  Angabe  der  betreffenden  Hymnen  lautet: 
„  Cotidianis  vero  diebus  ad  Tertiam,  Sextam,  Nonam  seni  psalmi 
cum  antiphonis,  hymnis,  lectionibus  etc."  Ob  unter  diesen 
letzteren  „hymnis"  die  auf  Seite  60  als  Nr.  15 — 17  an- 
geführten (zur  getvöhnlichen  Terz,  Sext  und  Non)  verstanden 
werden  dürfen,  oder  ob  damals  nur  die  zunächst  für 
Ostern  angeordneten  bekannt  und  in  Brauch  waren,  bleibt 
hiernach  unentschieden.  Der  erstere  dieser  Hymnen ,  jener 
zur  Terz  ^  ist  aber  von  Anihrosius;  warum  also  spricht 
Benedikt  bei  der  Terz  nicht  von  einem  „Ambrosianus"  ? 
Im  ältesten  vatikanischen  Hymnar,  das  auf  eine  Vorlage  aus 
noch  früheren  Jahrhunderten  zurückzuweisen  scheint  (vgl.  S.  53), 
sind  jedenfalls  die  2  Arten  der  Terz-,  Sext-  und  Nonhymnen 
schon  streng  geschieden  (s.  S.  49).  —  Als  Pr«;^-Hymnus  läßt 
sich  aus  den  nicht-irischen  Quellen  bis  zum  9.  Jahrhundert 
nur  ein  einziger  namhaft  macheu :  „Postmatutinis  laudidus". 
Benedikt  aber  ordnet  für  die  Prim  einen  Hymnus  an ;  es  mußte 
ihm  also  einer  vorliegen.  Wird  es  da  in  Anbetracht  aller 
Umstände  zu  kühn  sein,  wenn  wir  vermuten,  eben  dieser 
Hymnus  habe  schon  zu  Benedikts  Zeiten  bestanden? 

Da  somit  die  Hymnen  der  Gruppe  A  zum  größten  Teile 
sicher,  zum  übrigen  kleinen  Bruchteile  wahrscheinlich  zu  jener 
Zeit,  als  der  große  Patriarch  von  Nursia  seinen  Cursus  nieder- 
schrieb, bekannt  und  in  Brauch  waren,  jene  der  Gruppe  B 
aber  einer  späteren,  wenngleich  sehr  alten  Periode  entstammen; 
da   ferner  Benedikt   sich  an  die  bestehende  Ordnung  konser- 


Die  ältere  u.  die  jüngere  liturg.  Hymnenliste  des  9.  Jahrhunderts.   8 1 

vativ  anschloß  und  er  die  Hymnen  der  einzelnen  Tagzeiten 
als  allgemein  bekannte  vorauszusetzen  scheint,  so  liegt  als 
Schlußresultat  die  wichtige  und  in  die  Geschichte  der  Hym- 
nodie  tief  einschneidende  Folgerung  auf  der  Hand:  In  der 
Hyran  engruppe  A,  die  aus  allen  uns  bekannten  Zeugnissen 
und  Hymnaren  der  ältesten  Jahrhunderte  resultiert,  sind  die 
Hymnen  zu  suchen  und  zu  finden,  welche  der 
hl.  Benedikt  bei  Abfassung  seinesCursus  im  Auge 
hatte.  Ob  nun  gerade  alle  Hymnen  dieser  Gruppe  in  dem 
gemäß  den  Vorschriften  seines  Cursus  eingerichteten  Officium 
zur  Verwendung  kamen ,  oder  ob  die  vorgelegte  Hymnengruppe 
außer  den  von  Benedikt  angeordneten  Hymnen  auch  noch  andere 
etwas  später  beigefügte  Hymnen  umschließt,  darüber  läßt  sich 
weder  im  bejahenden  noch  im  verneinenden  Sinne  eine  sichere 
Entscheidung  fällen  ^).  Im  wesentlichen  bleibt  dadurch  unser 
Resultat  unangetastet. 


^  Wenn  wir  den  Ausdruck  „Ambrosianus"  bei  Benedikt  als  „H3Tnnus 
des  hl.  Ambrosius"  auffassen  und  nicht  als  Synonymon  von  „hymnus" 
(vgl.  S.  31);  wenn  wir  ferner  annehmen,  daß  anfangs  noch  alle  Tage 
bei  den  einzelnen  kanonischen  Tagzeiten  der  gleiche  Hymnus  gebraucht 
wurde,  wenngleich  natürlich  ein  verschiedener  für  die  verschiedenen  Tag- 
zeiten, (Benedikt  spricht  im  Gegensatz  zu  Caesarius  und  Aurelian  nicht 
vom  Abwechseln  mit  den  Hymnen),  so  wäre  für  das  virsprüiagliche 
Officium  nach  der  Regel  Benedikts  folgende  Hymnenliste  als  Grund- 
stock aufzustellen,  der  sich  sehr  bald  in  der  angegebenen  Weise  er- 
weiterte : 

„  .    ,      .   _  j  Aeterne  rerum  conditor  =  „Ambrosianus" . 

\  Te  Dexmi  laudamiis  („Dominico  die"). 
In  Matutinis:  Splendor  paternae  _f/Zon'ae=  „Ambrosianus".  , 
Prima  hora:  Postmatutinis  laudibus  =  „Hymnus  eiusdem  horae". 
Tertia  hora:  Certum  tenentes  ordineni 
Sexta  hora:  Dicamus  laudes  Domino 
Nona  hora:  Ferfectum  trinum  numerum 
In  Vespertina  synaxi:   Dens  creator  owmä«m  =  „Ambrosianus". 
In  Completorio:  Christa  qui  lux  es  et  dies  =  „Hymnus  eiusdem 
horae". 
Es  ist  jedoch  nicht   ausgeschlossen,   daß  Benedikt  zunächst  das 
Schema  eines  Tages  und  zwar  eines  Wochentages  vor  Augen  hatte,  da 
er  für  den  Sonntag  in  einem  besonderen  Kapitel  besondere  Vorschriften 
gibt.     Wäre   dieser  etwa  der  ei'ste  Wochentag  (Montag)  gewesen,  so 
würden  alle  seine  Ausdrücke   zvörtlich   genau   für   obige  Liste  passen 
und    an    anderen    Wochentagen    konnten    die    übrigen    Hymnen    der 
Liste  A  einrücken,  die  er  anzugeben  unterließ. 

Blume,  Carsus  Benedict!  und  Hturgische  Hymnen.  6 


=  „Hymni  earundem 
horarum". 


82  V.  Kaijitel. 

Der  Titel  im  Hymnar  von  Eheinau  (Cod.  Turicen.  Renov. 
XXXIV;  s.  Seite  57)  .Jncipiunt  liyniiii  saiicti  Anibrosii  (=  Am- 
brosiani) ,  quos  sandus  Benedictus  in  diversas  Iiorafs  cancndos 
ordinavif'  erhält  iiuiiiiiehr  eine  ganz  andere  Bedeutung.  Alles 
spricht  dafür,  daß  er  den  wahren  Tatbestand  bezeichne, 
wenn  auch  zu  den  von  Benedikt  angeordneten  Hymnen  als 
zu  ihrem  Grundstock  andere  Hymnen  sich  inzwischen  zu- 
gesellt hatten;  und  so  stützt  dieses  im  wesentlichen  glauh- 
ivürdige  Zeugnis  aus  dein  9.  Jahrhundert  die  Zuverlässigkeit 
unserer  Deduktionen. 

5.  Ein  ungleich  günstigeres  Los  war  den  Hymnen  der 
Gruppe  A  —  wir  können  sie  nunmehr  die  alt=benediktinische 
nennen  —  in  der  moz arabischen  Liturgie  beschieden. 
Nicht  weniger  als  zehn  derselben  wurden  von  Alfons  Ortiz 
in  sein  auf  Cisneros'  Geheiß  besorgtes  und  im  Jahre  1502  zu 
Toledo  gedrucktes  „Bretiiarwm  scc.  regulam  sancti  Isidori^^ 
aufgenommen,  nämlich  die  Nummern  1,  9,  10,  11,  15,  IG,  17, 
19,  22  und  23  der  auf  Seite  00  mitgeteilten  Liste.  Vier 
dieser  Hymnen  finden  sich  auch  in  handschriftlichen 
Brevieren  altspauischer  Provenienz  (in  westgotischer  Schrift) 
aus  dem  10.  und  11,  Jahrhundert.  —  Als  ich  vor 
zehn  Jahren  die  „Hymnodia  Gotica"  herausgab  (s.  Anal. 
Hymnica  XXVII),  glaubte  ich  annehmen  zu  müssen,  da  ich 
diesen  Hymnen  in  den  Hymnaren  und  Brevieren  des  römisehen 
Ordo  vom  10.  Jahrhundert  an  so  gut  wie  nie  begegnete, 
sie  seien  mozarabischen  Ursprunges.  Den  Wert  und  die 
Bedeutung  der  alten  Hymnare  von  Murbach,  Ehoinau  und 
der  Vaticana  verstand  ich  nicht  richtig  einzuschätzen  und 
übersah  das  Zeugnis  der  beiden  Bischöfe  von  Arles.  Unsere 
vorliegende  Untersuchung  hat  indessen  ergeben ,  daß  schon^ 
abgesehen  von  anderen  Gründen,  das  hohe  Alter  dieser  Hymnen 
nicJd  zuläßt,  ihren  Ursprung  hei  den  31osarahern  zu  suchen. 
Vielmehr  machten  die  Mozaraber  eine  Anleihe  beim  ältesten 
liturgischen  Hymnenschatze  des  römisch-monastischen  Ordo 
und  sicherten  so  einem  Gutteile  jener  altehrwürdigen  Hymnen- 
gruppe ein  langes  Dasein,  die  im  9.  Jahrhundert  durch  noch 
unermittelte  Einflüsse  einer  jüngeren  Hymnen gruppe  weichen 
mußte. 


VI. 

Die  Hymnen  der  Matutinae  Laudes  und 
der  Morgenhymnus  „Lueis  largitor  splendide". 

1,  Ein  ganz  besonderes  Interesse  beanspruchen  die  Hymnen 
zu  den  Laudes,  wie  dies  schon  mehrmals  angedeutet  wurde. 
Für  die  Nochirn  und  die  Vesper  ist  nämlich  in  der  Gruppe  A 
kein  eigener  HymnenzyUus  vorgesehen,  so  daß  also  an  jedem 
Wochentage  nicht  je  ein  anderer  Hymnus  bei  diesen  beiden 
Tagzeiten  zur  Verwendung  kam.  Nur  fünf,  bzw.  vier  ver- 
schiedene Hymnen  sind  für  diese  Gebetsstunden  zur  Ver- 
fügung gestellt.  Anders  bei  den  3Iafutinae  Laudes  oder 
Matutini  (unseren  Laudes),  der  vorzüglichsten  und  in  gewissem 
Sinne  ursjminglichsten  christlichen  Tagzeit  *).  Ob  im  Officium 
nach  der  Vorschrift  Benedikts  schon  gleich  anfangs  an  jedem 
Tage  der  Laudeshymnus  wechselte,  blieb  unsicher.  Alle  alten 
nicht-irischen  Hymnare  aber  weisen  bestimmt  jedem  Wochen- 
tage auch  einen  anderen  Hymnus  zu  den  Laudes  an.  —  In  den 
Hymnaren  irischer  Provenienz  (Gruppe  B)  geschieht  dies-  außer- 
dem für  die  Nocturn  und  die  Vesper;  und  zwar  bilden  die  Nocturn- 
und   die   Vesperhymnen   einen   Zyklus,   deren  jeder  sichtlich 


^)  Vergl.  oben  S.  52.  —  Interessant  ist  eine  Stelle  im  Briefe  des 
hl.  Hieronymus  an  Laeta,  wo  es  heißt:  „Assuescat  (filia)  exemplo 
(Laetae)  ad  orationes  et  psalmos  nocte  exsurgere,  mane  hymnos 
canere,  tertia,  sexta,  nona  hora  stare  in  acie  quasi  bellatrix  Christi 
accensaque  lucernula  reddere  sacrificium  vespertinum"  (Kap.  9).  Fast 
möchte  man  hiernach  glauben,  daß  die  Matutin  vor  allem,  wenn  nicht 
allein,  damals  durch  einen  Hymnus  ausgezeichnet  war.  —  Dazu  würde 
stimmen,  daß  Ämbrosius  gerade  seinen  Morgenhymnus  „Splendor 
jjaternae  gloriae"'  als  denjenigen  hervorhebt,  der  vom  Volke  täglich  ge- 
sungen wurde,  „cottidie  totius  populi  ore  celebratur"  (Sermo  contra 
Auxentium  n.  34;  vergl.  Dreves,  Aurelius  Ämbrosius,  28  f.). 

6* 


34  VI.  Kapitel. 

aus  der  Feder  je  eines  und  desselben  Bicliiers  getlosseii  ist. 
Der  Beweis  dafür  fällt  außerhalb  des  Rahmens  unserer  vor- 
liegenden Arbeit.  Daß  der  Zyklus  der  Vesperhyninen  aus 
der  Zeit  nach  dem  hl.  Benedikt  stammt,  wurde  schon  S.  77  f. 
bewiesen.  —  Die  Laudeshyumen  der  Gruppe  B  (siehe  S.  73 
das  Verzeichnis  derselben)  sind  hingegen  aus  den  Dichtungen 
verschiedener  Atd-foren  zusammengesetzt.  Für  Sonntag  und 
Montag  trifft  ein  Hymnus  des  hl.  Ambrosius;  für  Dienstag, 
Mittwoch  und  Donnerstag  ein  Hymnus,  der  als  Cento  aus  den 
Cathemerinou  des  Aurelius  Prudentius  herausgehoben  ist;  für 
den  Freitag  ein  Abecedarius  von  einem  unbekannten  Verfasser; 
für  den  Samstag  ein  kurzer  Hymnus,  der  abermals  einem 
anderen  Dichter,  dessen  Namen  wir  nicht  nennen  können, 
seinen  Ursprung  verdankt. 

Demgegenüber   zeigen   die  Laudeshyumen  der  Gruppe  A 
ein    einheitliches    Gepräge    und    weisen   auf   einen   und   den- 
selben Dichter  als   ihren  Verfasser  hin.     Nur    der  Montags- 
hymnus „SpJendor  pateniae  gloriae'\    der  gleiche,    der   auch 
in    der    Gruppe    B    für    diesen    Tag    angesetzt   ist,    stammt 
vom    hl.   Ambrosius.     Daß    die   übrigen   vom  hl.    Ambrosius 
seien,    wird   keinem    Kenner    der   Hymnologie   beifallen;    sie 
gehen   durchweg   unter  dem  allgemeinen  Titel  „Ambrosiani". 
War   also  der  Montag  vom  Dichter  der  Laudeshymnen  nicht 
mit   einem  Hymnus   bedacht?     Ich   glaube  das  Gegenteil  be- 
stimmt  bejahen   zu    müssen.      Bekanntlich    ist    der    Hymnus 
„Lucis  largitor  splendide''  eine  wahre  „crux  hymnologorum". 
Mit  Bestimmtheit  hatte  man  früher  den  hl.  Hilarius  von  Poitiers 
als  Dichter  desselben  angesehen.    Den  eigentlithen  Grund  zu 
dieser  Ansicht  konnte  nur  der  sogenannte  Brief  des  hl.  Hilarius 
an   seine  Tochter  Abra  abgeben,   in  dem  es  heißt:    „Interim 
tibi  hymnum   matutinum  et   serotinura   misi,"   und   dem  als 
Morgenhymnus   „Lucis    largitor  splendide",   als    Abendhymnus 
öfters   in   den  Hss.    „Ad  caeli  clara  non  sunt   dignus   sidera'' 
beigefügt  ist.     Der  Brief  nun  ist  längst  als  unecht  erwiesen 
und  anerkannt;  die  beiden  Hymnen   dadurch   natürlich  noch 
nicht,  da  der  Fälscher  des  Briefes  recht  wohl  echte  Hymnen 
des   hl.   Hilarius   seinem   Machwerke   beifügen   konnte.     Der 
Abendhymnus   indessen   ist  wahrscheinlich  eine  Dichtung  des 
Patriarchen  Paulinus  von  Aquileja  (Anal.  Hymn.  L,  p.  148 sqq.); 


Hymnen  der  Matutinae  Landes  nnd  „Lucis  largitor  splendide'".     85 

der  Morgenhymnus  hat,  abgesehen  von  allem  anderen, 
einen  derartigen  Stiel,  daß  nie  und  nimmer  dieser  Hymnus 
und  die  Hymnen  in  dem  von  Gamurrini  wieder  ent- 
deckten „liber  hymnorum"  des  Hilarius  von  ein  und  demselben 
Verfasser  sein  können  ^).  Die  echten  Hynmen  des  Bischofs 
von  Poitiers  —  es  sind  allerdings  nur  große  Bruchstücke  — 
sind  so  dunkel  und  schwer  verständlich ,  so  ganz  nach  der 
Art  des  berühmten  Schreibers  „De  Trinitate",  treffen  so  wenig 
in  Bau  und  Sprache  den  Volkston,  daß  man  nur  zu  leicht 
versteht,  warum  Hilarius  nicht,  wie  der  Vater  des  Kirchen- 


^)  Vergl.  Anal.  Hymn.  L,  8  sq.,  woselbst  die  wichtigste  Literatur 
betreffs  des  „Liber  hymnorum"  sich  findet.  —  Biron  (I,  pag.  189, 
note  3)  sagt  ergänzend  zu  Bäinner,  der  vom  Hymnus  „Lucis  largitor 
splendide^  vorsichtig  versichert,  daß  er  Hilarius  zugesclirieben  werde: 
„Ebeii  et  Reinkeins  (!  1.  Reinl^ens)  en  rejettent  l'authenticite,  mais,  dit 
D.  Cabrol  (La  priere  antique,  p.  144,  n.  1)  sur  des  raisons  insuffisantes." 
Letzteres  mag  gelten ;  aber  deshalb  haben  wir  noch  keine  „raisons 
süffisantes"  für  die  Authentizität,  letztere  sind  vielmehr  nie  und 
nirgends  vorgebracht.  • —  A.  S.  Walpole  urteilt  richtig  in  seinem  Auf. 
satze  „Hymnus  attributed  to  Hilar}^  of  Poitiers"  in  ,..The  Journal  of 
Theological  Studies"  Vol.  VI.  (1905)  p.  599  sqq.  Er  geht  aus  von  der 
gut  begründeten  Tatsache,  daß  wir  in  dem  durch  Gamurrini  ent- 
deckten „Liber  hymnorum"  echte  Hymnen  des  hl.  Hilarius  besitzen, 
wiederholt  alsdann  den  von  mir  schon  im  Jahre  1897  erbrachten 
Kachweis  (Anal.  Hymn.  XXVII,  p.  49  sq.),  durch  welches  verhängnis- 
volle Versehen  Daniel  sich  verleiten  ließ ,  eine  Eeihe  von  Hymnen 
ganz  irrig  als  verbürgte  Dichtungen  des  hl.  Hilarius  auszugeben, 
ein  Irrtum,  der  unbesehen  allgemein,  auch  von  EbeH,  weiter- 
verbreitet und  als  Grundlage  zur  Beurteilung  echter  oder  unechter 
Hilariusdichtungen  benützt  wurde;  ferner  erblickt  Walpole  inV. Coustant, 
der  1693  die  Opera  Hilarii  hei-ausgab,  den  erstm,  der  den  Hymnus 
„Lucis  largitor  splendide"  ihm  zuschrieb  (vergl.  jedoch  Anal.  Hymn. 
XXVII,  p.  52,  Anm.);  schließlich  kommt  er  zum  Resultat,  daß 
außer  den  gut  verbürgten  Hymnen  im  angezogenen  „Liber  hymnorum" 
nur  der  Hymnus  „Hi/vmuvi  dicat  turba  fratruin'''  als  von  Hilarius  ver- 
faßt angesehen  werden  könne.  (Das  Referat  in  der  Rassegna 
Gregoriana,  IV,  1905,  col.  473,  stellt  fälschlich  als  These  Walpole's  auf: 
„Rymnum  dicat  probably  the  onl}^  hymn  written  by  Hilary.")  —  Den 
besten  Beweis  gegen  die  Authentizität  des  „Lucis  largitor  s^jlendide'' 
läßt  sich  Kbert  entschlüpfen,  weil  er  durch  eine  reine  petitio  principii 
die  Hymnen  im  „liber  hj^mnorum"  als  unecht  abzuweisen  versucht. 
—  Vergl.  außerdem:  Parisot,  Hymnograjjhie  poitevine,  in  „Le  paA^s 
poitevin"  (Mars,  1899). 


86  VI.  Kapitel. 

gesanges,  mit  denselben  ins  Volk  und  in  die  Liturgie  ein- 
dringen konnte  ;  der  Hymnus  „Lucis  largitor  splendide''  hingegen 
ist  so  klar  und  bei  aller  Gedankentiefe  so  leicht  verständlich, 
so  fließend  in  der  Sprache  und  wohlklingend,  so  ganz  im 
Versbau  und  selbst  in  der  Strophenzahl  den  Hymnen  des 
hl.  Ambrosius  ähnlich,  daß  sich  die  Frage  aufdrängt,  warum 
denn  dieses  herrliche  Lied  nicht  gleich  den  Hymnen  des 
Mailänder  Bischofs  Aufnahme  in  die  Liturgie  fand.  Es  ist 
nämlich  eine  sehr  beachtenswerte  Tatsache,  daß  in  keinem 
Bymnare  und  in  keinem  Breviere  vor  dem  15.  Jahrhundert 
sich  dieser  Hymnus  nachweisen  ließ.  Nur  in  SammcJhänden 
vom  11.  und  12.  Jahrhundert  an,  oder,  falls  diese  Collectaneen 
älteren  Ursprungs  sind,  als  Nachtrag  des  11.  Jahrhunderts 
fand  ich  denselben  meist  in  Verbindung  mit  dem  famosen 
Afra-  oder  Abrabriefe  vor.  Bevor  mir  noch  die  Vermutung 
kam  ,  daß  die  in  Frage  stehenden  Laudeshymnen  von  einem 
Dichter  herrühren,  fiel  mir  auf,  daß  der  Stiel  des  Hymnus 
„Lucis  largitor  s^^lendide''  frappante  Ähnlichkeit  mit  ver- 
schiedenen Hymnen  dieser  Gruppe  aufweise.  Nachdem 
mindestens  die  Wahrscheinlichkeit  nachweisbar  ist,  was  weiter 
unten  gezeigt  werden  soll,  daß  alle  Laudeshymnen  der  Gruppe  A 
bis  auf  jenen  des  hl.  Ambrosius  von  einem  Verfasser  sind, 
und  auch  der  Hymnus  „Lucis  largitor  splendide"  von  dem 
gleichen  Dichter  stammt,  dürfte  folgende  auf  bestimmte  Tat- 
sachen sich  stützende  Ansicht  manches  Rätsel  lösen: 

Nach  Caesarius  war  seit  alters  das  „Te  Deum"  als 
Hymnus  „ad  Matntinos  in  sollemnitatibus"  resp.  am  Sonntage, 
nach  dem  sich  die  „sollemnitates"  laut  Cursus  s.  Benedict! 
richteten,  in  Brauch;  außerdem,  so  berichtet  uns  Aurelian, 
diente  der  Ambrosius-Hymnus  ^Splendor  paternae  gloriae"  als 
„ad  Matutinos",  somit  für  die  Wochentage.  Ein  Dichter, 
etwa  des  5.  Jahrhunderts,  verfaßte  nun  ganz  im  Geiste  des 
hl.  Ambrosius  und  nach  dem  Vorbilde  des  Morgenhynmus 
„Splendor  paternae  gloriae''  sieben  Morgenhymnen  (betreffs 
des  vollen  Textes  derselben  sei  ein  für  allemal  auf  die  Hymnen 
5—11  des  Anhanges  verwiesen).  Die  Hymnen  für  Dienstag 
bis  Samstag  (Nr.  7—11)  fanden  sichtlich  Anklang  und  Auf- 
nahme in  die  Liturgie ;  aber  am  Sonntag  und  Montag  wollten, 
wenigstens   an   einigen  Orten,  die  schon  eingebürgerten  „Te 


Hjnnnen  der  Matutinae  Landes  und  „Lucis  largitor  splendide".     87 

Deum  laudamus"  und  „S^üenäor  paternae  gJorkie"  zunächst 
nicht  weichen.  Zeugnis  gibt  das  Hymnar  der  Vaticana  saec. 
8/9.  (Cod.  Vatic.  Regin.  11;  siehe  oben  S.  49  das  klar  redende 
Register).  Alle  anderen  zeitlich  folgenden  Hymnare,  wie 
Cod.  Parisin.  14088  (siehe  S.  54)  und  Cod.  Oxonien.  Jun.  25. 
(siehe  S.  56)  und  Cod.  Turicen.  Rhenov.  34  (siehe  S.  58)  be- 
kunden uns,  daß  das  „Te  Deum"  als  Morgenhymnus  am  Sonn- 
tag ausgeschaltet  und  statt  seiner  der  Sonntagshymnus  aus 
unserer  in  Rede  stehenden  Gruppe  der  Laudeshymnen,  nämlich 
„Dens  qiii  caeli  lumen  es",  eingerückt  ist.  Den  herrlichen 
Morgenhymnus  des  hl.  Ambrosius  aber,  „SpJendor  paternae 
gJoriae",  der  nach  Inhalt  und  Sprache  vorzüglich  in  den  Zyklus 
paßt,  zumal  er  Vorbild  für  den  ganzen  Hymnenzyklus  ist, 
wollte  man  als  altes  Erbstück  vom  Vater  des  Kirchengesanges, 
dessen  sämtliche  echte  Hymnen ,  soweit  sie  nicht  Spezialfeste 
betreffen ,  zum  alten  liturgischen  Hymnenbestaude  gehörten, 
begreiflicher  Weise  nicht  missen.  So  verstehen  wir,  daß  der 
Hymnus  „Lucis  largitor  splendide"  zunächst  nicht  in  Hymnare 
drang,  noch  auch  bei  irgendeinem  alten  Auktor  als  liturgischer 
Hymnus  Erwähnung  fand,  so  schön  und  schwungvoll  er  auch 
ist.  Erst  recht,  als  am  Schlüsse  des  10.  Jahrhunderts  die 
Hymnengruppe  B  ziemlich  alle  Ferialhymnen  der  älteren 
benediktinischen  Ordnung  verdrängte,  nimmt  es  nicht  wunder, 
daß  kein  Hymnar  und  kein  Brevier  diesen  Hymnus  beachtet. 
2.  Es  ist  nun  der  Beweis  zu  erbringen,  daß  ein  Dichter 
den  besprochenen  Zyklus  der  Morgenhymnen  verfaßte,  und 
zwar  ein  Dichter,  der  in  maßvoller  und  geschickter  Weise 
die  Hymnen  des  hl.  Ambrosius,  speziell  dessen  Morgenhymnus 
„Splendor  paternae  gloriae"  sich  zum  Vorbilde  nahm.  Zeigen 
sich  in  allen  Hymnen  mehr  oder  minder  Nachahmungen  der 
Ambrosiushymnen  bzw.  Anklänge  au  dieselben,  so  ist  das  ja 
eine  wichtige  Bestätigung  für  einheitlichen  Ursprung.  Natür- 
lich spielt  bei  solchen  Dingen  gar  sehr  das  subjektive 
Empfinden  für  und  gegen  mit ,  und  ist  daher  ein  nüchterner 
zwingender  Beweis  nicht  leicht ,  wenn  überhaupt  möglich. 
Mehr  als  einer,  dem  ich  die  sieben  Morgenhymnen  der  Reihe 
nach  vorlegte,  empfand  gleich  aus  allen  die  Muse  eines  und 
desselben  Dichters  als  evident  heraus.  Solchen  Personen 
gegenüber   wäre   statt  eines  minutiösen  Beweises  einfach  ge- 


QQ  VI.  Kapitel. 

nügeiifl:  „Kimm  und  ließ."  Und  lesen  und  wiederlesen  muß 
man  in  jedem  Falle  zuerst  diese  Hymnen;  liest  man  darauf 
nach  ihnen  andere  Hymnen,  wie  „Mediae  noctis  tcmjms  est'', 
oder  „Hex  aetcrne  JDomine''  (Nr.  1  und  2  des  Anhanges), 
oder  gar  „Temjnis  noctis  siirgentihiis"  (Nr.  3),  so  wird  sicher 
jeder  sagen:  das  ist  eine  ganz  andere  Sprache,  das  stammt 
notwendig  aus  einer  anderen  Feder.  Hören  wir  umgekehrt 
in  den  Morgenhymnen,  wie  das  Schwinden  der  Nacht  und  der 
Anbruch  des  Tages  geschildert  wird,  z.  B.  im  Hymnus  5 
durch  die  vierte  Strophe: 

lam  noctis  umbra  linquitur, 
Polum  caligo  deserit, 
Tj'pusque  Christi  lucifer 
Diem  sopitum  suscitaiis; 

und  im  Hymnus  7  durch  die  zweite  Strophe: 

lam  cedit  pallens  proximo 
Diei  nox  adventui, 
Obtendens  lumen  siderum. 
Adest  et  clarus  Ivicifer; 

ferner  im  Hymnus  6  durch  die  erste  Strophe: 

Lucis  largitor  splendide, 
Cuins  sereno  lumine 
Post  lapsa  noctis  tempora 
Dies  refusus  panditur; 
Tu  verus  mundi  lucifer  etc.; 


0( 


1er  im  Hymnus  8  durch  die  Verse  der  zweiten  Strophe: 


Nox  atra  iam  depellitur, 
Mundi  nitor  renascitur, 
Novusque  iam  mentis  vigor 
Dulces  in  actus  erigit  etc., 

so  läßt  sich  schwerlich  in  Abrede  stellen,  daß  man  hier 
den  Stiel  des  gleichen  Dichters  wenigstens  vermuten  darf. 
Dieses  letztere  um  so  mehr,  da  von  vornherein  zu  erwarten 
steht,  daß  die  wegen  ihres  Gegenstandes  gleichartigen  Hymnen, 
die  somit  in  jedem  Falle  einen  Zyklus  für  sich  bilden ,  auch 
von  einem  Dichter  zum  Vorwurf  seines  poetischen  Schaffens 
ausersehen  wurden.  Bei  den  Vesper-  und  Nocturuhymneu 
der  Gruppe  B  ist  es  ja  gerade  so.  —  Vielleicht  fällt  weniger 


Hymnen  der  Matutinea  Landes  und  „Lucis  largitor  splendide".     89 

ins  Gewicht,  eben  weil  es  sicli  um  Morgenhymnen  beim  An- 
bruch des  jungen  lichten  Tages  handelt,  wenn  in  allen  Hymnen 
Gott  in  einer  Beziehung  zum  Lichte  angeredet  wird,  wie:  „Deus 
qui  caeli  lumen  es  1  Satorque  lucis"  (Hymn.  5,  Str.  1,  1  sq.); 
„Lucis  largitor  splendide"  (Hymn.  6,  Str.  1,  1);  „Tu  verus 
mundi  lucifer"  (Hymn.  (3,  Str.  2,  1);  „Lux  ipso  totus  et  dies" 
(Hymn.  6,  Str.  3,  2);  „Aeterne  lucis  conditor  |  Lux  ipse  totus 
et  dies"  (Hymn.  7,  Str.  1,  1  sq.);  „Fulgentis  auctor  aetheris" 
(Hymn.  8,  Str.  1,  1);  „Deus,  aeterni  luminis  {  Candor  inenarra- 
bilis"  (Hymn.  9,  Str.  1,  1  sq.);  „Lucisque  lumen  ipse  es" 
(Hymn.  5,  Str.  5,  2);  „Tu  rector  immense  lucis'"  (Hymn.  9, 
Str.  3,  4);  „Tu  vera  lux  fidelium"  (Hymn.  11,  Str.  3,  1); 
„Aeterno  fulgens  lumine"  (Hymn.  11,  Str.  3,  4).  Zugleich 
sei  hier  auf  Ämhrosius  verwiesen ,  von  dem  unser  Dichter 
entschieden  gelernt  hat.  Des  ersteren  Morgenhymnus  beginnt : 
„Splendor  paternae  gloriae  |  De  luce  liicem  proferens  |  Lux 
lucis  et  fons  luminis"  ;  der  Pendant  zur  Bezeichnung  Christi  als 
y,Splendor  paternae  gloriae'''  dürfte  vor  allem  und  zwar  mit 
einer  Nuancierung  (durch  Umwechslung  des  Subjektes  und 
des  Genetives)  „Paternae  lucis  gloria'-  in  Hymnus  6  (Str.  4,  2) 
sein.  —  Gewichtiger  sind  entschieden  folgende  Parallel- 
stellen: 

Im  Hymnus  5  lautet  der  Schluß  der  8.  Strophe: 

Simus  fideles  spiritu 
Casto  manentes  corpore. 

Im  Hymnus  7  heißt  die  Bitte  der  6.  Strophe: 

Sed  firma  mente  sobrii 
Casto  manentes  corpore 
Totum  fideli  spiritu 
Christi  ducamus  hunc  diem. 

Am   Schluß   des   11,   Hymnus    wiederholt    der   Dichter  diese 
gleiche  Bitte: 

Praesta,  pater  ingenite, 
Totum  ducamus  iugiter 
Christo  placentes  hunc  diem 
Sancto  repleti  spiritu. 

Klingt   uns   aus   diesen  Stellen  nicht   aufs  neue  die  Sprache 
des  gleichen  Dichters  entgegen?     Und  wollen  wir  sehen,  wie 


PO  VI.  Kapitel. 

er  sein  Vorbild,  den  Morgenhymnus  des  hl.  Ambrosius,  al)er- 
mals  im  Sinne  hatte,  so  erinnern  wir  uns  an  ein  paar  Verse 
der  5.  und  7.  Strophe  in  „Splendor  paternae  gloriae" : 

Mentem  gubernet  et  regat 
Casto,  fideli  corpore  etc.; 
Laetus  dies  hie  transeat. 

Christus  ist  unserem  Dichter  nicht  bloß  das  „Licht",   was  ja 
eine  sehr  geläufige  Metapher,  sondern  ein  „Tag",  ja  „der  Tag 
der  Tage" :   „Lux  ipse  totus  et  dies"  (Hymn.  6,  Str.  3,  2  und 
wörtlich  gerade  so  Hymn.  7,  Str.  1,  2);  „Dies  dierum,  hagius, 
es"    (Hymn.  5,   Str.  5.1).     Bei   Ambrosius  heißt   im  Hymnus 
„Splendor  paternae"  der  4.  Vers  der  1.  Strophe:  „Diem  dies 
illuminans",    oder    laut    vielen   alten    Quellen:    „Dws   dieriim 
illuminaus."   —  Den   gleichen  Hymnus   beschließt  Ambrosius 
mit  der  Anrede  an  Gott  den  Vater:  „Et  totus  in  verho  pater'' 
(8,  4);   unser  Dichter  hat  den  Ausdruck  übernommen  in  den 
Hymnus  9  (2,  2):  „Et  totus  m  verho  tu  es."  —  Der  hl.  Drei- 
faltigkeit gibt  Ambrosius  im  Hymnus  „Deus  creator  omnium" 
(Anal.  Hymn.  L,  13)  das  gewiß  nicht  sehr  geläufige  Attribut : 
„  TJnum    potens  per    omnia" ;    dem    icörtlich   gleich   lautenden 
Attribut  begegnen  wir  bei  unserem  Dichter  in  zwei  Hymnen, 
in  der  5.  Strophe  des  5.  und  in  der  3.  Strophe  des  9.  Hymnus. 
—  Beliebt  war  es  bei  Ambrosius,  die  Trinitätslehve  in  seine 
Hymnen  zu  verweben ;  die  gleiche  Vorliebe  hat  unser  Dichter 
sich   zu  eigen   gemacht   im   5.,    9.   und   11.   Hymnus.   —   In 
sinniger  Weise  bittet  Ambrosius  in  der  6.  Strophe  des  Hymnus 
„Splendor  paternae  gloriae",  Christus  der  Herr,  unsere  Speise, 
möge  den  Glauben  uns  als  seinen  Trunk  darreichen,  damit  wir, 
frei  von  verderblicher  TrunJcenheit,  trunJcen  werden  im  hl.  Geiste: 

Christusc[ue  nobis  sit  cibus, 
Potusqne  noster  sit  fides, 
Laeti  bihanms  sobriam 
Ebrietatem  spiritus. 

Denselben    Gedanken    gibt    in    origineller    Wendung    unser 
Dichter  wieder,  wenn  er  im  11.  Hymnus  (Str.  7)  singt: 

Vinum  mentem  non  occupet 
Ehrietate  perdita, 
Sed  nostro  sensui  competens 
Tuum  bibamus  poculum. 


Hymnen  der  Matutinae  Laudes  und  „Lucis  largitor  splendide".     QX 

Schließlich  sei  einer  Lieblingsidee,  eines  Lieblingswortes 
des  Ambrosius  gedacht,  auf  das  Dreves  in  seiner  Studie  über 
Ambrosius  ^)  aufmerksam  macht;  es  ist  die  Erwähnung  des 
Glaubens,  der  „Fides",  die  fast  ausnahmslos  in  allen  seinen 
Hymnen  wiederkehrt.  Nicht  viel  anders  ist  es  beim  Verfasser 
unserer  Morgenhymnen.  Nur  in  zweien,  im  6.  und  10.,  wird 
der  Glaube  nicht  ausdrücklich  genannt;  in  alle  anderen  ist 
die  Bitte  um  die  „fides"'  oder  den  „fidelis  Spiritus"  eingewoben. 
Man  lese  im  5.  Hymnus  die  8.  Strophe,  im  7.  die  6.  Strophe, 
im  8.  die  5.  Strophe,  im  9.  die  6.,  schließlich  im  11.  Hymnus 
die  8.  Strophe.  Im  8.  Hymnus  sieht  der  Vers  2  in  der 
5.  Strophe 

„Fides  profunda  ferveat" 

schier  aus  wie  eine  Kopie  des  Ambrosiauischen 
.    „Fides  calore  ferveat^' 

aus  dem  Hymnus  „Splendor  patemae  gloriae"  (5,  3).  —  Eben- 
falls eine  Nachahmung,  wiederum  allerdings  keine  sklavische, 
dürfte  es  sein,  wenn  unser  Anonymus  das  Morgengrauen  mit- 
den  Worten  schildert: 

Polnm  caligo  deserit, 
Typusque  Christi,  hicifei\ 
Diem  sopitum  suscitans. 

Man  halte  nämlich  neben  diese  Verse  der  4.  Strophe  des 
5.  Hymnus  die  Verse  der  3.  Strophe  im  Ambrosiushymnus 
„Aeterne  reriim  condüor",  welche  lauten: 

Hoc  excitatus  lucifer 
Solvit  polum  cah'gine. 

Fast  reicher  noch  dürfte  der  Parallelismus  zwischen 
unseren  Morgenhymnen  und  den  Hymnen  des  hl.  Ambrosius 
sich  herausstellen,  wenn  ein  sorgfältiges  Auge  einzelne,  nicht 
gerade  landläufige  Worte  heraussucht,  die  gleichmäßig  hüben 
wie  drüben  sich  finden.  Ich  will  nur  beispielshalber  erinnern 
an  „probrosus" ,  „luhricus'",  und  namentlich  an  „refundere^'' ; 
Hymnus  6  (7,  1),  8  (4,  1)  und  6  (1,  4)  bieten  u.  a.  hierfür  Belege, 
womit  des  Ambrosius  Carmen  I,  9,  sein  Morgenhymnus  (3,  4) 
und  sein  Naehthyranus  (6,  2)  zu  vergleichen  sind. 


')  Dreves,  Aurelius  Ambrosius,  S.  86  f. 


92  VI.  Kapitel. 

Alle  diese  Belege  und  Beispiele  einzeln  genommen  können 
als  minder  gewichtig,  als  Zufälligkeiten  bezeichnet  und  ge- 
deutet werden.  Aber  w^enn  sie ,  wie  es  hier  der  Fall ,  in  so 
großer  Anzahl  in  sieben  relativ  kurzen  Hymnen  sich  vortiuden, 
und  wenn  all  die  vielen  Nachbildungen  und  Anklänge,  und 
zwar  durchweg  nicht  bei  Gedanken  und  Redewendungen  der 
gewöhnlichsten  Art,  vorwiegend  sogar  auf  einen  oder  zwei 
Hymnen  des  hl.  Ambrosius  zurückgehen ,  so  läßt  sich  kaum 
anders  sagen  als:  nicht  Zufall  hat  diese  Übereinstimmung, 
diese  Anklänge  und  Nachbildungen  geschaffen ,  sondern  mit 
Bedacht  wurde  auf  diese  Dichtungen  des  hl.  Ambrosius  als 
auf  die  Vorlage  bei  Abfassung  dieser  Morgenhymnen  geschaut. 
Können  wir  aber  annehmen,  daß  mehrere  Dichter  bei  Kom- 
position ihres  Morgenhymnus  sich  von  diesem  gleichen  Grund- 
satze leiten  ließen  und  mit  gleichem  Geschick  ausführten? 
Schwerlich  wird  jemand  einen  so  eigentümlichen  Zufall  an- 
zunehmen wagen.  Nur  bei  der  Annahme  eines  und  desselben 
Dichters  für  alle  sieben  Morgenhymuen  läßt  sich  eine 
solche  Übereinstimmung  vernünftig  erklären.  Dabei  darf 
nicht  vergessen  werden,  worauf  schon  oben  hingewiesen 
wurde,  daß  von  vornherein  als  das  Naturgemäße  zu  er- 
warten war ,  die  Morgenhymuen  für  je  einen  Wochentag 
würden  aus  einer  einheitlichen  Quelle  hervoriließen,  und  daß 
die  schwungvolle,  klare,  bilder-  und  gedankenreiche  Sprache, 
der  Versbau ,  sowie  Metrik  und  Strophenbau ,  der  sehr  das 
Enjambement  liebt,  in  allen  sieben  Hymnen  ^/e?cīrf?^  erscheinen. 

Um  zum  Schluß  noch  etwas  Konkretes  hervorzuheben  — 
die  Bewertung  des  Stieles  bleibt  trotz  allem  mehr  oder  minder 
etwas  Subjektives  — ,  sei  auf  den  Inhalt  des  5.  und  10.  Hymnus 
hingewiesen.  Der  erstere,  „Dews  qui  caeli  lumen  es",  enthält 
eine  Paraphrase  des  „Pater  noster",  der  letztere,  „Christe 
caeli  Domine",  eine  solche  des  „Te  Dewn",  und  zwar  sind 
die  Textworte  dieser  beiden  Gebete  (resp.  des  Hymnus)  viel- 
fach wörtlich  in  den  Hymnentext  verwoben.  Ambrosius  hat 
in  gleicher  Weise  beliebt,  Textworte,  nicht  eines  Gebetes, 
sondern  der  hl.  Schrift  in  zwei  seiner  Hymnen  zu  verweben, 
nämlich  in  den  Weihnachtshymnus  „Intende  qui  regis  Israel" 
und  in  den  Johanneshymnus  „Amore  Christi  nohilis  (s.  beide 
Anal.   Hymn.   L).     In   beiden   Hymnen   hat   möglichstes  Bei- 


Hymnen  der  Matutinae  Laudes  und  „Lucis  largitor  splendide".     93 

behalten  der  Textworte  der  hl.  Schrift  zur  natürlichen  Folge 
gehabt,  daß  der  Rhythmus  bzw.  die  Metrik  eine  ungewöhnliche 
Form,  d.  h.  Unebenheiten  aufweist.  Gerade  so  ist  es  in  den 
beiden  bezeichneten  Morgenhymnen  der  Fall.  Also  abermals 
eine  Bestätigung,  daß  der  Dichter  unserer  Hymnen  ein  sehr 
gelehriger  Schüler  seines  Vorbildes  Ambrosius  war.  Drum 
abermals  die  Frage:  Wollen,  nein,  können  wir  glauben,  daß 
zwei  Dichter  in  gleichartiger  Weise  aus  den  Hymnen  des 
Ambrosius  lernten  und  kopierten ,  um  einen  Morgenhymnus 
zu  schaffen,  der  eine  mit  eingefiochtenem  „Pater  noster",  der 
andere  mit  eingeflochtenem  „Te  Deum"^ 

Nach  allem  gestehe  ich  trotzdem  gerne  ein,  daß  mangels 
äußerer  Beweise  wir  keine  Ge?vißheit  erlangt  haben;  denn 
rein  innere  Gründe  sind  bei  Autorenfragen  immer  etwas  un- 
zuverlässig. Es  ist  ein  genügender  Gewinn,  wenn  wir  einst- 
weilen mit  großer  Wahrscheinlichkeit  die  in  Rede  stehenden 
Hymnen  als  die  Schöpfung  eines  und  zwar  eines  nicht  un- 
bedeutenden Dichters  ansehen  dürfen,  der  sich  mit  tiefem 
Verständnis  in  die  Hymnen  des  Vaters  des  Kirchen gesanges 
hineingelebt  hat,  und  der,  da  Caesarius  und  Aurelius  von 
Arles  wenigstens  zwei  seiner  Hymnen  erwähnten,  mindestens 
gegen  Schluß  des  5.  Jahrhunderts  lebte.  -—  Nebenbei  sei  be- 
merkt, daß  wir  dem  gleichen  Dichter  vielleicht  auch  den 
herrlichen,  von  Caesarius  zitierten  Complethymnus  „Christe 
qui  lux  es  et  dies"  verdanken ,  obgleich  für  diese  Annahme 
nicht  so  gewichtige  Gründe  wie  für  die  Morgenhymnen  geltend, 
gemacht  werden  können. 


VII. 

Die  bisher  geltende  Ansieht  und  die  nunmehr 
gewonnenen  Resultate. 

1.    Liturgiker  und  Hymnologen,  wenn  sie  über  die  Ent- 
stehung und  Entwicklung  der  älteren  liturgischen  Hymnen  zu 
berichten  haben,  gehen  gewöhnlich  den  Schwierigkeiten  dieses 
Kapitels  dadurch  aus  dem  Wege,   daß  sie  über  die  Hymnen- 
dichtung  bestimmter  Autoren   aus  der  ersten  Zeit,   wie  eines 
Hilarius,   Ambrosius,   Prudentius  usw.  berichten,   und  außer 
den  Hymnen   dieser   Dichter   einige    „Adespota",   gewöhnlich 
wegen    ihrer    äußeren   Form    „Ambrosiani"    genannt,    welche 
dem   5.   bis   8.  Jahrhundert  anzugehören  scheinen,  anführen. 
Alsdann   wird   hingewiesen  auf  den  Cursus  des  hl.  Benedikt 
als  beweiskräftige  Urkunde,  daß  den  Hymnen  {aber  ivelclien?) 
ein  Platz   in  der  Liturgie  angewiesen  wurde.     „Bien  d'autres 
hymnes",    so  schreibt  z.  B.BatiffoI^),  „seraient  ä  rapprocher 
de   ces   deux   amhrosiani.     (Er   hat  vorher  nach   Anführung 
von   vier  Hymnen   des   hl.  Ambrosius   die  zwei  folgenden  als 
„ambrosiani"  genannt:  „Sj^hndor paternae  gloriae''  und  „Aeter- 
na  Christi  munera\    die  jedoch  nicht  „Ambrosiani",   sondern 
echte  Hymnen  des  hl.  Ambrosius  sind.)   Ensemble,  au  commen- 
cement  du  VI«  siecle,  elles  formaient  vraisemblablement  une 
collection,  une  sorte  de  canon,  sous  le  nom  de  saint  Ambroise. 
Et  cette  collection  (aus  welchen  Hymnen  bestehend  V)  d'hymnes 
metriques,   tres   repandue  en  Italie,  en  Gaule,   en  Espagne, 
sollicitait   une   place   dans  Vordo  psallendi.     Saint  Benoit  la 
lui  fit  dans  sa  regle  de  Toftice  monastique  .  .  .  II  ne  specifie 
pas  davantage.    Mais  saint  Aurelien  .  .  .  fait,  lui  aussi,  figurer 
des  hymnes,   dont  il  a  soin  de  donner  les  premiers  mots  en 
guise  de   titre."    (p.   169  sq.).  —  Wenn  Batiffol  das  umfang- 


1)  Batiffol,  P.,  Histoire  du  Breviaire  Eomain.  Paris  1893. 


Die  bisher  geltende  Ansicht  u.  d.  nunmehr  gewonnenen  Resultate.   95 

reichere  Hymuenverzeiclmis  des  hl.  Caesarius  übergeht ,  so 
verschlägt  das  bei  der  Würdigung,  die  er  den  zunächst  in 
Arles  gebräuchlichen  Hymnen  angedeihen  oder  nicht  an- 
gedeihen  läßt .  für  seine  Darstellungsweise  nichts.  Dieses 
Hymnenverzeichnis  figuriert  eben  nur  als  ein  vereinzeltes 
Beispiel,  welche  Hymnen  man  gerade  in  Arles  betete  oder 
sang.  Die  sich  anschließende  allgemeine  Redewendung  ändert 
daran  wenig :  „Ke  croyez  j3as,  que  pareille  collection  d'hymnes 
n'ait  et6  recue  que  dans  les  monasteres  gallo-romains"  (p.  170j. 
Eine  ^^pareiUe  collection'"  wird  nämlich  zweifelsohne  überall, 
wo  man  Hymnen  im  Officium  sang,  Aufnahme  gefunden  haben; 
aber  ireJche  und  eine  imrieviclen  Fimldcn  älmlichc?  TJl.  Chevalier 
scheint  sogar  diese  AhnlichJceü  nicht  zugeben  zu  wollen,  da 
ihm  sichtlich  eine  ganz  andere ,  nämlich  die  von  uns  oben 
(S.  72  f.)  unter  B  verzeichnete  Hymuenreihe  als  die  ursprüngliche 
vorschwebte,  und  er  deren  Anfänge  somit  schon  in  dieser 
Periode  vermutet.  Er  sagt  nämlich  zum  Hymnenregister  der 
beiden  Arelateuser:  „L'usage  de  ces  pieces  ne  s'est  maintenu 
([Vi  accidentellemeni  et  je  les  crois  eirangercs  ä  Thymnaire 
benedictin'"  (1.  c.  p.  XIV).  Da  hat  Batiffol  mit  seiner  allgemeinen 
Bemerkung ,  an  die  er  aber  später  nicht  mehr  zu  denken 
sclieint,  noch  das  Eichtigere  getroffen.  Letzterer,  um  bei 
ihm  als  typischem  Beispiele  zu  bleiben ,  erinnert  alsdann  an 
die  auf  die  Hymnen  bezugnehmenden  Verordnungen  der  Konzile 
von  Braga  (563),  Tours  (567)  u.  Toledo  (633),  um  die  kirchliche 
Stellungnahme  für  und  gegen  den  liturgischen  Gebrauch  der 
Hymnen  zu  dokumentieren.  Als  am  längsten  ein  ablehnendes 
Verhalten  beobachtend  werden  hierauf  die  Basiliken  Roms  ge- 
nannt, die  erst  am  Schhisse  des  12.  J ahrlmnderts  den  Hymnen 
einen  Platz  in  der  Liturgie  eingeräumt  haben  sollen ').  Hier- 
durch ist  Batiffol  glücklich  in  das  volle  Mittelalter  gelangt, 
wo  reichlich  viele  Hvmnare  einen  klaren  Einblick  in  den  Be- 


^)  Man  beruft  sich  hierfür  auf  das  Antiphonar  von  St.  Peter  im 
Kapitelsarchiv  zu  Rom,  welches  über  Hymnen  so  gut  wie  schweigt. 
Schon  Ul.  Chevalier  (1.  c.  pag.  XXI  sqq.)  hat  darauf  hingewiesen,  wie 
dieses  Schiceigett  gegenüber  anderen  Tatsachen  nicht  beweiski'äftig  ist.  — 
Wenn  Bannister  recht  hat,  daß  5.ieses  Antiphonar  aus  dem  Anfange 
des  13.  Jahrhunderts  stammt,  so  beweist  dessen  Schweigen  betreffs 
der  Hj^mnen  erst  resht  nichts,  weil  zu  viel. 


0(3  VII.  Kapitel. 

stand   der  damals   liturgiscli   gebräuchlichen  Hyninare  leicht 
vermitteln.      Wir   hatten   bis  dahin  nur  gehört,  wie  ungefähr 
der  Inhalt  eines  liturgischen  Hymuars  im  6*  Jahrhundert  nach 
dem  Beispiele  des  Ordo  Aurelian's  aussah  (,,pareiUe  collection") ; 
wir    wurden    alsdann    auf   ein    wohl    verwandtes,    aber    dem 
eigentlichen   Kernpunkt   der  Frage,   ivelche  Hymnen   nämlich 
gebraucht  wurden,  ganz  fremdes  Gebiet  geführt,  um  zu  sehen, 
wie  der  Streit  für  und  gegen  den  liturgischen  Gehrauch  der 
Hymnen  angeblich  im  12.  Jahrhundert  endgültig  ausgetragen 
wurde.      Auf   den   Kernpunkt    greift   nun   Batiffol    scheinbar 
zurück,   um  in  einem  einzigen  kühnen  Satze,  der  die  ganze 
dunkle  Periode    überspringt,   vom   6.   ins  11.  Jahrhundert  zu 
gelangen :  „  Cependant  (!)  Thyurnaire  ben6dictin  s'etait  d6veloppe 
et  constitue.  Au  XI«  siöcle,  il  comportait  une  hymne  invariable 
ä   chacune   des  petites   heures:  le   »lam  lucis  orto  süJere«  ä 
prime;    le  »Nunc  sancte  nohis  Spiritus«    ä   tierce;  le    >Bector 
potens  verax  Deus«  ä  sexte;   le   »Rerum  Dens  tenax  rigor«  ä 
none-,    et  soit  le    »Te  lucis   ante  terminum«,   soit  le  ^Christus 
(!  1.  Christe)  qui  lux  es  et  dies«  ä  complies.  Autant  d'ambrosiens 
anonymes    non    post6rieurs    au   Tl«    siöcle.      Pareils 
ambrosiens  formaient  Thymnaire  des  feries"  (1.  c.  p.  172).    Es 
folgt  das  Hymnenverzeichnis ,  welches  jenem  unserer  Liste  B 
gleicht.      Batiffol    entnimmt  dieses   und   die   eben  genannten 
Hymnen   zu   den   kleineren  Hören   dem  „breviaire  Casinesien 
ms.  de  la  Mazarine"  (=  Cod.  Parisin.  Maz.  364),  d.  h.  eiaem 
Breviere,    das   zwischen   den  Jahren   1099—1105   geschrieben 
wurde   (Batiff"ol   nennt  es   saec.   11).  —  Von  diesen  Hymnen, 
für   die   er   nur  eine  so  relativ  junge  Quelle  des  ausgehenden 
11.  Jahrhunderts  0  kennt  oder  nennt,  und  die  er,  abgesehen 
von   einem  Hymnus   „Christe  qui  lux  es  et  dies''  und  von  den 
Hymnen   des  hl.  Ambrosius,   weder  bei  Caesarius,   noch  bei 
Aurelian,   noch   überhaupt   in  einer  Quelle  vor  dem  9.  Jahr- 
hundert antraf  oder  antreffen  konnte,  behauptet  er  kurzweg, 
sie   seien    „non  posterieurs  au    VI'  siede".     Es  liegt   dieser 
Behauptung   die  Ansicht  zu  Grunde,   daß  jene  Hymnen,   die 


1)  Ul.  Chevalier  sucht  viel  entsprechender  ein  Hymnar  des  9.  Jahr- 
hunderts heranzuziehen;  leider  aber,  wie  schon  erwähnt,  war  das- 
selbe tatsächlich  eines  aus  dem  10.  Jahrhundert. 


Die  bisher  geltende  Ansicht  u.  d.  nvmmehr  gewonnenen  Resultate.  97 

wir  unter  der  Gruppe  B  als  die  jüngere  Serie  der  liturgisch 
verwendeten  Hymnen  erkannten,  in  irgendeiner  Weise  zum 
ursiminglichen  Kern  des  alt-henedict mischen  Hymnars  gehörten 
oder  doch  aus  ihm  schon  früh  sich  entfalteten.  Man  höre 
nur  noch  die  folgenden  zwei  Sätze  Batiffols,  aus  denen  diese 
Anschauung,  für  die  allerdings  keine  Spur  von  Beweis  er- 
bracht wird,  deutlich  hindurchkliugt:  „Toutefois,  en  se 
montrant  ßdeJes  aux  modeles  de  Vhymnologie .  soit  metrique, 
soit  rhythmique,  la  jyJus  ancienne,  celJe-lä  meme  cjiie  Saint 
BenoU  avait  entendu  recevoir  dans  l'ordo  psallendi  de  ses 
moines,  les  Benedictins  tres  lettres  du  YIII«'  et  du  IX''  siecle 
crurent  pouvoir  faire  une  place  dans  leur  hymnaire  ä  des 
compositions  quelques-unes  plus  recentes,  toutes  d'un  caractere 
litteraire  plus  sensible"  (p.  175).  Ferner:  „En  resume, 
Thymnaire  des  Benedictins  s'ötait  forme  des  hymnes,  soit 
metriques ,  soit  rhythmiques,  que  l'on  appelait  ambrosiennes  : 
c'avait  ete  le  noijcm  primitif  de  Vhijmnaire,  et  ce  noyau  avait 
et6  coustitue  au  VP  siecle.  La  renaissance  litteraire  caroling- 
ienne  Tavait  orne  de  pieces  choisies  et"  (p.  179). 

In  ähnlichem  Gleise,  wie  diese  Ausführungen  Batiffols. 
wenngleich  mit  manchen  Differenzen  in  den  Details,  bewegen 
sich  jene  der  anderen  Liturgiker  und  Hymnologen.  Es  braucht 
nur  daran  erinnert  zu  werden,  daß  manche  Schriftsteller 
von  einer  Beihe  von  Hymnen  ohne  jeden  Grund  behaupten, 
sie  seien  von  Gregor  d.  Großen,  oder  von  Hilarius,  oder  von 
Papst  Damasus  u.  a.  für  die  Liturgie  gedichtet,  um  zu  verstehen, 
wie  sich  dadurch  das  Bild  der  älteren  liturgischen  Hymnen 
verschiebt.  Der  Grundton  aber  ist  durchweg  der  gleiche: 
Unsere  jetzigen  Sonntags-  und  Ferialhymnen  sowie  jene 
de  Communi  Sanctorum ,  seien  im  großen  und  ganzen  der 
altererhte  Grundstoclc  des  liturgischen  Hijmnars ,  der  all- 
mählich etwa  bis  zum  8. ,  9.  oder  10.  Jahrhundert  sich  aus- 
wuchs  (die  Grenzbestimmungen  schwanken  bei  verschiedenen 
Auktoren),  um  dann  unverändert  sich  zu  erhalten ;  jene  Hymnen 
hingegen,  die  Caesarius  und  Aurelian  zitieren,  oder  die 
Kardinal  Tomasi  aus  dem  Cod.  Vatican.  Regln.  11  ediert  hat, 
und  welche  in  den  Hymnaren  des  10.  und  späterer  -Jahr- 
hunderte nicht  vorkommen ,  seien  sporadische  Dichtungen, 
die     nur    dem    partikulären    Geschmacke    einzelner    Klöster 

Blume,    Cursus  Benedicti  und  liturgische  Hymnen.  7 


98  VII.  Kapitel. 

und    Kirchen    ein    mehr    oder    minder    langes    Dasein    ver- 
danken. 

Als  einer  für  alle  möge  P.  Suithert  Bäumer  vernommen 
werden,  der  in  vollem  Verständnis  für  die  Schwierigkeit  der 
Frage  seine  Ansicht  über  die  älteren  liturgisch  verwendeten 
Hymnen  mit  der  einleitenden  Bemerkung  vorbringt:  „Leider 
ist  es  gar  nicht  so  leicht  zu  bestimmen,  ivehhe  kirchliche  Ge- 
sänge dieser  Art  so  frühe  schon  Verwendung  gefunden  haben  . .  . 
Gleichwohl  läßt  sich  aus  den  zurzeit  vorliegenden  Quellen, 
von  welchen  wir  die  wichtigsten  in  der  Kote  anführen, 
folgendes  mit  Sicherheit  schließen : 

„Sonntags  wurden  zur  Winterszeit,  wie  noch  jetzt,  bei  der 
Mette  und  den  Landes  die  Hymnen  »Primo  dierum  omnium«  und 
»Aeterne  rerum  conditor*  gebetet;  im  Sommer  die  aus  je  zwei 
sappbiscben  Strophen  mit  Doxologie  bestehenden,  dem  hl.  Gregor 
d,  Gr.  zugeschriebenen  HjTiinen  "Node  surgentes«  und  »Ecce  iam 
noctis« ,  oder  auch  »Mediae  noctis  tempus  est«  und  «Magna  et 
mirabilia«. 

Aber  auch  die  Hymnen  der  Vesper  und  Complet  wechselten 
je  mit  der  Jahreszeit.  Im  Winter  .  .  .  ward  am  Samstag  ...  der 
Hjnnnus  '0  lux  beata  trinitas«  gebetet,  im  Sommer  dagegen  »Beus 
Creator  omniiim  etc.«  vom  hl.  Ambrosius.  (Hierzu  in  der  Anmerkung: 
Nach  dem  Cod.  Vaticän.  Eegin.  11  zviweilen  auch  »Sator  j^rincepsque 
temponnn« :  Sonntags,  wie  aus  den  Handschriften  von  St.  Paul  und 
St.  Gallen  ersichtlich  [Bäum er  meint  die  oben  auf  Seite  65  und  61 
besprochenen  Codices],  der  Hymmis,  »Lucis  creator  optime«).  Ziir 
Complet  im  Winter  der  siebenstrophige  schöne  Hymnus  »Christe  qtii 
lux  es  et  dies« ,  im  Sommer  .  .  .  und  an  den  Festtagen  »Te  lucis 
ante  terminum.« 

Die  Hymnen  der  Prim,  Terz,  Sext  und  Non  waren  Sonntags 
und  in    der  Woche   schon   dieselben  wie  heute:    »Iam   lucis   orio«, 
»Nnnc  sancte  nohis«,  "Eector  potens«  mid  »Herum  Beits  tencix  vigor<^. 
In    der    Fastenzeit   dagegen    sang   man    zu    diesen   Hören    andere 
Hymnen.     Nämlich   in   der  Terz  »Bei  fiele  qua  vivimus«;   zur  Sext 
»Meridie  orandum  est«  oder  auch  »Qua  Christus  liora  sitiit«  und  zur 
Non    »Perfecto  trino  numero«  oder  »Ter  liora  trinn  volritur«."   (In  der 
Anmcrlumj    bringt    hier   Bäumer    nun    einige    Hymnen    aus    dem 
wichtigen  Cod.  Vatican.  Eeg.  11,  worüber  oben  S.  48  das  Nähere 
berichtet  ^^^^rde :   ein  Fingerzeig ,   daß  er  dieselben  als  particuläre, 
nur  in  einer  oder  höchstens  einigen  Kirchen  vorl;ommende  Hymnen  an- 
sieht,    was    durch    eine    spätere   gleich    anzuführende  Anmerkung 
Bäumers  noch   deutlicher  hervortritt.     Er  schreibt  unter  Hüiweis 
auf  den  genannten  Cod.  Eegin.  11 :  „Daselbst  ist  als  cotidianus  ad 
Tertiam    bezeichnet    »Certum    tenmtes    ordincm« ,    und    ad    Sextam 


Die  bisher  geltende  Ansicht  u.  d.  nunmehr  gewonnenen  Resultate.  99 

»Dicaviiis  laudes  Domino«.  In  der  Osterzeit  und  auch  sonst  wohl 
betete  man  zur  Terz  »lam  surgit  hora  tertia« ,  zur  Sext  »lam  sexta 
sensim  volvitur«  .  .  ."). 

Während  nun  aber  am  Sonntage  und  den  fünf  ersten  Wochen- 
tagen   der    Fastenzeit    zur    Vesper    der   bekannte    Hymnus    „Audi 
benigne  conditor"  erscholl,  sagte  man  in  der  Vorvesper  des  Sonntags, 
d.   h.    am  Samstagnachmittage,  einen  anderen:    „Sic  (oder  lam)  ter 
quaternis  lahitur  (!  1.  trahitur).   In  der  Mette  und  Laudes  der  Ferial- 
tage   waren    zwar    die    Fastenhymnen    vorgeschrieben:    „Ex   morc 
docti  mystico"   und    „lam  Christe  sol  iufttitiae^'  bzw.  „Summe  largitor 
2iraemii"  und  „Ciarum  decus  ieiunii"  von  St.  Gregor;   doch  wurden 
an   den  Sonntagen,    wo  man  nicht  fastete,   mancherorts,   z.  B.  in 
England  ,  die  Hymnen  der  Dominicae  per  annum  gesungen.  —  In 
der  Pat^'sionszeit    fand   neben   den  Kreuzh^'mnen   auch  ein  Hymnus 
Verwendung,  den  man,  obschon  ohne  genügenden  Grund,  wie  es 
scheint,  Gregor  d.  Gr.  zuschreibt:  „Bex  Chriftte  factor  omnium"  oder 
auch  „3Iagnae  (oder  Magno)  salutis  gaudio^'.  —  Im  Advent  sang  man 
dieselben    wie     jetzt    „Conditor    alme",      „Verbum      supernum^^    und 
,^Vox   clara".     Nur  am  Vorabend  von  Weihnachten  erscholl  „Veni 
redemptor  gentium'^    von    St.   Ambrosius.     (Hierzu   die  Anmerkung 
Bäumei's:  „Im  Cod.  Vatic.  Reg,  11  ist  er  mit  der  Einleitungsstrophe 
»ltdende  qui  regis   Israel«    als  Hymnus  natali  Domini  dicendus  be- 
zeichnet"   [so   muß   es  sein   laut  Originaltext   des  hl.  Ambrosius]). 
—  Während  die  Heiligenfeste  viele  jetzt  nicht  mehr  gebrätichliche 
hymni  proprii  aufweisen,  waren  die  de  tempore  paschae  et  pente- 
costes,  sowie  die  Hymnen   zur  Mette,   Vesper  und   Lavides 
der  feriae  per  annum,  abgesehen  von  den  prosodischen  Modi- 
fikationen des  17.  Jahrhunderts,  die  gleichen  wie  noch  heute." 
(Zu    diesem    von    mir    durch    den    Druck    hervorgehobenen    Satze 
macht  Bäumer  in  der  Anmerkung  zunächst  eine  textkritische  Note 
über  den  Hymnus  „Veni  ci'eator  Spiritus^' mit  dem.  Zusätze,  „welcher 
allerdings    erst  seit  der  Mitte  des  9.  Jahrhunderts  vorkommt",  — 
ein  Zusatz,  der  zeigt,  daß  nach  Bäumers  Ansicht  alle  anderen  von 
ihm  namhaft  gemachten  Hymnen  vor  der  Mitte  des  9.  Jahrhunderts 
vorkommen,   —    und  fügt  dann  das  Verzeichnis  der  Ferialhymnen 
aus  dem   Cod.  Vatican.  Eegin.    11    bei  [vgl.    die  Anm.  oben  S.  48, 
wo  die  Fehler  des  Verzeichnisses  angemerkt  sind|.     Wie  schon  so- 
eben   gesagt    wurde,    erachtet   Bäumer    die   Hymnen    dieses    Ver- 
zeichnisses   als    vereinzelt   auftretende,    was    die    Verweisung    der- 
selben   in    die  Anmerkung  und   erst  recht   der  Beisatz   bekundet: 
„In  den  Codices  von  St.  Paul  und  St.  Gallen  er.scheinen  aber,   wie 
bemerkt,  schon  dieselben  Hymnen  wie  jetzt.")'). 


')    Bäumer,  Gesch.  des  Breviers,  S.  256  ff.  —  Biron  hat  daran  nichts 
geändert  oder  ergänzt. 


IQQ  VII.  Kapitel. 

Zunächst  ist  zu  beinerken .  daß  Bäumer  nicht  weniger 
als  12  Hymnen  anführt,  welchen  wir  in  all  den  alten  Hijmnaren 
bis  zum  Schluß  des  9.  Jahrhunderts  nirgends  begegnen,  und 
die  bislang  nur  in  Hymuaren  oder  Brevieren  des  10.  oder 
späterer  Jahrhunderte  sich  vorfanden.  Es  kann  wohl  sein, 
daß  der  eine  oder  andere  dieser  Hymnen  im  9.,  8.  oder  einem 
noch  frühereu  Jahrhundert  entstand;  aber  Bäumer  wollte 
zeigen,  ^tvelche  h'rchlichcn  Gesänge  so  frühe  schon  (im  8.  oder 
Anfang  des  9.  Jahrh.)  Y erw^en düng  gefunden  hahcn''\  d.  h. 
liturgisch  in  Brauch  waren.  „Aus  den  zurzeit  vorliegenden 
Quellen"  läßt  sich  indessen  über  diese  Hymnen  direkt  nichts 
derartiges  „mit  Sicherheit  schließen" ;  dieselben  sind,  nach  der 
Reihenfolge,  in  der  sie  bei  Bäumer  auftreten : 

1.  Nocte  surgentes.  7.  Clarum  decus  ieiunii. 

2.  Ecce  iam  noctis.')  8.  Rex  Christe  factor  omnium. 

3.  Audi  benigne  conditor.  9.  Magnum     salutis    gaudium-). 

4.  Ex  moie  docti  mystico.  10.  Conditor  alme  siderum. 

5.  Iam  Christe  sol  iustitiae.  ,       11.  Yerbum  supernum  prodiens. 

6.  Summe  largitor  praemii.  12.  Vox  clara  ecce  intonat. 

Vorstehende  Hymnen  sind  also  von  Bäumer  zu  Unrecht 
eingeschoben.  Dagegen  sind  andere,  die  als  liturgisch  ge- 
hraucht für  die  in  Betracht  kommende  Periode  durch  die 
ältesten  Quellen  des  6.  bis  9.  Jahrhunderts  erwiesen  sind. 
von  Bäumer  übergangen,  nämlich  außer  den  Epiphanie-  und 
Osterhymnen  des  hl.  Ambrosius;  ^llhiwinans  aUissinms"  und 
„Eic  est  dies  verus  Bei'\  die  folgenden: 

1.  Postmatutinis  laudibus.  6.  Christe  precamur  adnue. 

2.  Rex  aeterne  Domine.  7.  Tempus  noctis  surgentibus. 

3.  Dens  qui  caeli  lumen  es.  8.  Ter  bora  trina  volvitur. 

4.  Deus  qui  certis  legibus.  9.  Ad  cenam  agni  pro\ndi. 

5.  Deus  qui  claro  lumine.  10.  Aurora  lucis  rutilat. 


')  Diesen  und  den  vorhergehenden  Hymnus  wie  auch  Nr.  8  be- 
zeichnet Bäumer  als  Gregor  dem  Gr.  zugeschriebene ;  die  Zuschreibimg 
ist  haltlos. 

2)  Dieser  Prozessionshymnus,  der  in  einer  alten  Quelle  Theoäulf 
von  Orleans  (f  821)  zugeschrieben  wird,  ist  der  einzige  aus  einer 
Quelle  des  9.  Jahrhunderts.  Näheres  im  Bande  LI  der  Anal. 
Hymn. 


Die  bisher  geltende  Ansicht  u.  d.  nunmehr  gewonnenen  Resultate.   101 

Ebenso  tibergeht  Bäumer  alle  Hymnen  de  Commum 
Sanctorwn,  obgleich  für  dieselben  das  Gleiche  wie  für  die 
vorstehenden  zehn  Hymnen  gilt.  —  In  den  übrigen  Hymnen 
macht  sich  die  Vermengung  von  Dichtungen  aus  zwei  Gruppen 
bemerkbar,  die  wir  als  zeitlich  und  örtlich  scharf  getrennte 
erkannt  haben.  Nur  eine  Unterscheidung  ist  gemacht:  Eine 
Reihe  von  Hymnen  wird  als  vereinzelt  gebräuchliche  in  die 
Anmerkung  verwiesen,  obgleich  gerade  sie  den  Grundstock 
des  ursprünglichen  Hymnares  ausmachen. 

2.  Demgegenüber  können  wir  das  Ergebnis  unserer  Studie 
in  folgende  Punkte  zusammenfassen,  bei  denen  sich  Sicheres, 
Wahrscheinliches  und  Unsicheres  genau  trennen  läßt. 

I.  Auf  Grund  des  Zeugnisses  der  hll.  Caesarius  und  Aurelian 
von  Arles  und  aller  uns  bekannten  Hymnenquellen  nicht-irischer 
Provenienz ,  welche  aus  der  Zeit  vor  dem  10.  Jahrhundert 
stammen,  sind  zunächst  die  nachstehenden  Hymnen  als  solche 
zu  bezeichnen,  die  gans  sicher  in  jeuer  Periode,  welche  vom 
Anfange  des  6.  bis  gegen  Schluß  des  9.  Jahrhunderts  reicht, 
in  liturgischem  Gehrauche  ivaren  oder  mindestens  innerhalb 
dieser  Zeit  in  liturgischen  Gebrauch  harnen: 


Aä  Nocturnos: 

1.  Mediae  noctis  tempus  est. 

2.  Hex  aeterne  Domine. 

3.  Magna  et  mirabilia. 

4.  Aeterne  rerum  conditor. 

5.  Tempus  noctis  surgentibus. 

Ad  Matutinos: 

6.  Deus  qui  caeli  lumen  es. 

7.  Splendor  paternae  gioriae. 
S.    Aeterne  lucis  conditor. 

9.  Fulgentis  auctor  aetheria. 

10.  Deus  aeterne  luminis. 

11.  Christe  caeli  Domine. 

12.  Diei  luce  reddita. 

Ad  Parvas  Iloras : 

18.  Postmatutinis  laudibus. 

14.  Certum  tenentes  ordinem. 

15.  Dicanius  laudes  Domino. 

16.  Perfectum  trinum  numerum. 


Ad  Ves2:>eras : 

17.  Deus  Creator  omnium  ]  Polique. 

18.  Deus  qui  certis  legibus. 

19.  Deus  qui  claro  lumine. 

20.  Sator  princepsque  tem-porum. 

Ad  Completorium : 

21.  Christe  qui  lux  es  et  dies. 

22.  Christe  precamur  adnue. 

In  Xativitate  Domini: 

23.  Intende  qui  regis  Israel. 

In  Epiphania  Domini: 

24.  Illuminans  altissimus. 

In  Qua dragesima : 

25.  Dei  fide  qua  vivimus. 

26.  Meridie  orandum  est. 

27.  Sic  ter  quaternis  trahitur. 


-|^Q2  VII.  Kapitel. 

In  Paschate :  32.    Ad  cenam  agni  providi. 

28.  Hie  est  dies  verus  Dei.  ^•^-    ^"^«^^  ^^^^^  ^"^ilat. 

29.  lam  surgit  hora  tertia. 

30.  lam  sexta  sensim  volvitur.  ^^  ^''-  ^'^arUjribus: 

31.  Ter  trina  hora  volvitur.  34.    Aeterna  Christi  munera. 

Betreffs  dieser  Liste  ergaben  sich  folgende  Resultate: 
a)  Der  Ursprung  dieser  Hymnen  liegt  sicher  größtenteils 
in  vorbenediktinischer  Zeit  oder  wenigstens  in  jener  Benedikts. 
Evident  ist  ersteres  bei  den  Nr.  4,  7,  17,  23,  24,  28,  29  und 
34  als  Hymnen  des  hl.  Anihrosius  und  bei  den  Nr.  1,  2,  3, 
8,  9,  18,  21,  22,  30,  und  31,  weil  Caesarius  und  Aurelian 
sie  zitieren;  liöchstivalirscliehiUcli  bei  den  Nr.  6,  10,  11  und  12, 
da  Nr.  6,  8 — 12  als  einheitlicher  Zyklus  angesehen  werden 
können,  wenn  nicht  gar  müssen,  und  bei  den  Nr.  13—16  aus 
den  auf  S.  79  f.  entwickelten  Gründen.  —  Die  liturgische  Ver- 
wendung dieser  Hymnen  datiert  auf  gleiche  Weise  aus  der 
bezeichneten   Zeit,    wie   im  Laufe   der  Untersuchung   gezeigt 

wurde. 

Für    Ursprung    und    liturgische    Verwendung    des    unter 

Nr.    20    genannten    Hymnus    läßt    sich    kein    älterer    Zeuge 

als   der   Cod.   Vatican.   Regln.   11   vorbringen,   der   aus  dem 

Schlüsse    des   8.    Jahrhunderts    stammt,    aber    sichtlich    auf 

eine  Vorlage  viel  älteren  Ursprunges  zurückweist,  so  daß  für 

die    liturgische    Verivendung    mindestens    das    7.    Jahrhundert 

angesetzt  werden  darf.  —  Nur  die  Nrr.  25-27  scheinen  nicht 

vor  das  8.  Jahrhundert  angesetzt  werden  zu  können,  wie  sie 

ja  auch  nach  den  vorgebrachten  Gründen  nicht  unserer  Hymneu- 

liste    spezifisch    eigentümlicb   sind.     Ähnliches   gilt  von   den 

unter   Nr.    32    und    33   angeführten    Hymnen.     Aus    diesem 

Grunde    lassen    wir    diese    fünf  Nummern   für   die   weiteren 

Thesen  besser  außer  acht. 

h)  Die  vorgelegte  Liste  gibt  uns  den  Inhalt  der  gemäß 
dem  Cursus  des  hl.  Benedikt  angelegten  Hyninare  bis  gegen 
Schluß  des  9.  Jahrhunderts;  alle  diese  Hymnen  entstammen 
mit  den  von  Benedikt  in  seinem  Cursus  angeordneten,  wenn- 
gleich nicht  näher  benannten  Hymnen  der  gleichen  alten 
Wurzel,  bilden  mit  ihnen  einen  einheitlichen,  für  sich  gesondert 
hestehenden  und  wachsenden  Baum,  der  bis  gegen  das  10.  Jahr- 
hundert hin  voll  und  ganz  lebenskräftig  bleibt. 


Die  bisher  geltende  Ansicht  u.  d.  mmmehr  gewonnenen  Resultate.   103 

c)    In   dieser  Liste   befinden   sich  jedenfalls   sicher  jene 
Hymnen,  welche  dem  hl.  Benedikt  hei  seinen  Anordnungen  im 
Cursus  vorschwebten.     Die   genauere   Bezeichnung   derselben 
nach  Name  und  Zahl  hängt  davon  ab.  ob  „Amhrosianns''  bei 
Benedikt   gleichbedeutend   ist  mit   „hymnus",   oder   ob   diese 
Bezeichnung    nur    für   einen    „Hynmus    des    hl.    Ambrosius" 
gelten  soll ;  ferner  davon,  ob  Benedikt  bei  seiner  Verordnung, 
an   welchen  Stellen    der   einzelnen  kirchlichen  Tagzeiten  ein 
„hymnus   eiusdem  horae"    bzw.   ein  „Ambrosianus"   zu  beten 
sei,  nur   das  Schema   eines  einzelnen  Tages  im  Auge  hatte 
und  dann  unterließ,  die  Abwechslung  in  den  Hymnen  an  den 
verschiedenen  Wochentagen   eigens   anzumerken,   oder   ob  er 
für  alle  Tage  die  Hymnen  als  gleichbleibend  dachte.    Betreffs 
des    ersteren   Punktes    erschien    es    als    wahrscheinlich,   daß 
„Ambrosianus"  bei  Benedikt  einen  „Hymnus  des  hl.  Ambrosius" 
bedeute ;  und  dementsprechend  gestaltet  sich  aus  den  Nummern 
4,    7,   13,  14,  15,  16,  17  und  21  das  Verzeichnis  der  Hymnen 
im  Cursus  für  das  Pensum  zunächst  eines  Tages  ( vergl.  S.  81).  — 
Betreifs    des   zweiten   Punktes   ist  es  schwieriger,    eine   auf 
Wahrscheinlichkeit    beruhende    Antwort    geben    zu    können; 
aber    vermuten  möchte   mau,    daß   in   der   Nocturn   und    der 
Vesper,  besonders  aber  in  der  Matutin  (Landes)  in  ähnlicher 
Weise   in  den  Hymnen  abgeivechseU  wurde,   wie  es  nach  den 
Verordnungen  der  beiden  Arelatenser  Bischöfe  der  Fall  war.  — 
Trifft    letztere   Vermutung    für    den   Cursus   Benedikts    noch 
nicht  zu,  so  bekundet  jedenfalls  das  Hymnar  im  Cod.  Vatican. 
Regin.  11,  daß  der  anfangs  eventuell  noch  dürftige  Hymnen- 
bestaud   in    der   Liturgie   bald  durch   Hymnen,   die  der   Ab- 
wechslung  dienten ,   sich   reicher  entfaltete   und   zwar  durch 
solche ,    wie    sie    unser   Verzeichnis    aufweist.   —  Falls   nach 
Benedikt   auch    an    Weihnachten  ^   Epiphanie   \m([  ■  Ostern   ein 
besonderer  Hymnus    zu   beten   war,   so  kommen  zweifelsohne 
die   unter  Nr.  23,  24  und  28  genannten  in  Betracht;   es  gilt 
dann    für   sie   wieder   buchstäblich   genau   seine    Bezeichnung 
„Ambrosianus"  =  „Hymnus  s.  Ambrosii." 

d)  Alle  Hymnen  dieses  Verzeichnisses  verschwinden  aus 
der  Liturgie  mit  dem  9.  Jahrhundert,  ausgenommen  nur  jene 
des  hl.  Ambrosius  und  diejenigen  drei,  deren  noch  etwas 
weiter   reichendes  Fortleben   in   einzelnen  Kirchen   auf  S.  7") 


104 


VII.  Kapitel. 


uäher  bescliriebeu  ist.  Em  einziger  hat  sich,  allerdings  als 
Torso  und  in  Aerändertem  Gewände,  bis  in  unser  jetziges 
Römisches  Brevier  erhalten,  nämlich  ,.Rex  aeterne  Domine'', 
dessen  moderner  Anfang  lautet  „Bex  sempiterne  caelitmn''. 

e)  Der  Hymneuzyklus  zu  den  Mahdini  (Laudes).  Nr.  6 
bis  12,  ist  höchst  wahrscheinlich  das  Werk  eines  und  desselben 
Dichters;  nur  ist  selbstredend  auszunehmen  der  Hymnus 
,,Splendor  paternac  gloriae  (Nr.  7),  der  vom  hl.  Ambrosius 
stammt  und  allem  Anschein  nach  die  Vorlage  für  diese 
Morgenhymnen  bildete,  und  der  vielleicht,  wenn  man  nicht 
sagen  will  wahrscheinlich,  den  zu  diesem  gleichen  Zyklus 
gehörenden  Älorgenhymnus  „Lucis  largitor  splendide""  nicht 
in  die  Liturgie  eindringen  ließ:  sicher  ist  letzterer  nicht  vom 
hl.  Hilarius.  —  Der  genannte  Zyklus  bestand  schon  zu  der 
Zeit  des  hl.  Caesarius  von  Arles,  stammt  also  wohl  aus  dem 
5.  Jahrhundert. 

II.  Ein  ganz  anderes  Verzeichnis  der  liturgisch  ver- 
werdeten  Hymnen  liefern  die  alten  Handschriften  irischer 
Provenienz : 


Äd  Nodurnos: 

1.  Primo  dierum  omnium. 

2.  Sonmo  refectis  artubus. 

3.  Consors  paterni  luminis. 

4.  Eerivm  creator  optime. 

5.  Nox  atra  rerum  contegit. 

6.  Tu  trinitatis  vinitas. 

7.  Summae  Deus  clementiae. 

Ad  Matutüios : 

8.  Aeterne  rerum  conditor. 

9.  Splendor  paternae  gloriae. 

10.  Ales  diei  nuntius. 

11.  Nox  et  tenebrae  et  nubila. 

12.  Lux  ecce  surgit  aurea. 
18.  Aeterna  caeH  gloria. 

14.  Aurora  iam  spargit  polum. 

Ad  Farvas  horas: 

15.  Iam  lucis  orto  sidere. 

16.  Nunc  sancte  nobis  spiritus. 

17.  Rector  potens  verax  Deus. 
18  Rerum  Deus  tenax  vigor. 


Ad  Vesperas : 

19.  Lucis  creator  optime. 

20.  Immense  caeli  conditor. 

21.  Telliiris  ingens  conditor. 

22.  Caeli  Deus  sanctissime. 

23.  Magnae  Deus  potentiae. 

24.  Plasmator  hominis  Deus. 

25.  J  Bens  creator  omnium. 

26.  I  0  lux  beata  trinitas. 

Ad  Completoriwn : 

27.  Cbriste  qui  lux  es  et  dies. 

28.  Te  lucis  ante  terminum. 

In  Paschrde: 

29.  Ad  cenam  agni  providi. 

30.  Aurora  lucis  rutilat. 

31.  Iam  surgit  bora  tertia. 

De  Communi  Sandorum : 

32.  Martyr  Dei  qui  unicum. 
83.  Rex  gloriose  martyrum. 
34.    Aeterna  Christi  niunera. 


Die  bisher  geltende  Ansiclit  u.  d.  nunmelir  gewonnenen  Resultate.   105 

35.  Sanctorum  meritis.  37.    Virginis  proles. 

36.  lesu  Corona  vii-ginum.  38.    Summe  confessor. 

Betreffs  dieser  Liste  ergaben  sich  nachstellende  Resultate : 

a)  Der  Ursjjnmg  jener  Hymnen ,  die  von  Amhrosius 
(Nr.  8,  9,  25,  31  und  34;  äiibii  sind  Nr.  16,  17,  18  und  36) 
oder  Prudentius  (Nr.  10,  11,  12)  gedichtet  sind,  liegt  natür- 
lich im  4.  oder  5.  Jahrhundert.  Auch  der  Hymnus  27,  der 
ein  Gemeingut  ist  mit  der  Hymuenliste  I,  ist  als  dem  5.  Jahr- 
hundert entstammend  bereits  erwiesen.  —  Alle  anderen 
Hymnen  lassen  sich  direJct  nicht  vor  das  9.  Jahrhundert 
datieren,  wenngleich  sie  teilweise  schon  im  8.  oder  gar  7.  Jahr- 
hundert entstanden  sein  mögen.  Sicher  kann  der  Zyklus  der 
Vesperhymnen  erst  aus  jener  Zeit  herrühren,  als  die  Vesper 
ein  Tagofficium  geworden  war ;  und  die  Hymnen  de  Communi 
Sanctorum  dürften  kaum  vor  dem  8.  Jahrhundert  gedichtet 
sein,  abgesehen  natürlich  vom  Hymnus  des  hl.  Ambrosius. 
Der  Hymnus  „Sanctorum  meritis''  (Nr.  35)  ist  überdies  als 
eine  Dichtung  des  Rabanus  Maurus  (f  856)  ziemlich  sieher 
erwiesen.  Das  Gros  dieser  Hymuenliste  II  ist  also  jünger 
als  die  Hymnen  der  Liste  I. 

Für  die  liturgische  Verwendung  gilt  das  in  noch  höherem 
Maße.  Die  Dichtungen  des  Prudenthis  sind  wohl  sehr  alt, 
aber  die  Heraushebung  von  Centos  aus  denselben  für  litur- 
gische Zu-eche  ist  nur  durch  Quellen  des  angehenden  9.  Jahr- 
hunderts erweisbar. 

b)  Mit  den  Hymnen  des  Cursus  s.  Benedicti  und  der 
aJthenedil-tini sehen  Hymnare  haben  diese  Hymnen  bis  auf  die 
Dichtungen  des  hl.  Ambrosius  und  den  Complethymnus  „Christe 
qui  lux  es  et  dies"  sowie  den  zwei  Osterhymnen  (Nr,  29  und 
30)  nichts  gemeinsam.  Sie  bilden  einen  stceiten,  gesondert  sich 
entivicMnden  Stamm,  der  laut  Provenienz  der  Quellen  seine 
Wurzeln  w^ahrscheinlich  im  irisch- anglo- sächsischen  Gebiete  hat. 

c)  Alle  diese  Hymnen,  mit  Ausuahme  des  einen  „Summe 
confessor"-  (Nr.  38),  der  vielleicht  mozarabischen  Ursprunges 
ist,  und  des  Ambrosius-Hymnus  „lam  surgit  hora  tertia",  der 
wahrscheinlich  nur  zufällig  in  die  Liste  gedrungen  ist,  haben 
sich  bis  zur  Stunde  gleichmäßig  im  Hämischen  Breviere  er- 
halten. 

3.    Außer    diesen    Hauptresultaten    beanspruchen   einige 


106  ^^^T.  Kapitel. 

Ergebnisse,  welche  uneere  Untersuchung  nebenbei  ergab,  ein  ge- 
wisses Interesse.  Zwei  derselben  seien  besonders  hervorgehoben : 

a)  Die  Beziehung  des  Hymnars  im  Cod.  Carolsruhan. 
Äufj.  CXCV  zu  jenem  im  Cod.  Pcmhmus  25.  2.  31  (olmi  Blas, 
memh.  86).     Ersteres  ist  Fortsetzung  des  letzteren. 

b)  Das  Fehlen  der  dem  hl.  Ambrosius  als  „dubii"  zu- 
geschriebenen Hymnen  zur  Terz,  Sext  und  Non  in  der  älteren 
liturgischen  Hymnengruppe  I  (vgl.  S.  Ol  f.). 

4.  Den  Abschluß  möge  der  Hinweis  auf  das  Problem 
bilden,  vor  d;is  die  gewonnenen  Ergebnisse  uns  stellen:  Warn, 
u-o  und  ivodurch  gewannen  die  Hymnen  der  IL  Gruppe  jene 
allgemeine  Vorherrschaft,  vor  der  die  älteren  der  I.  Gruppe 
vollständig  weichen  mußten?  Die  Antwort  auf  diese  höchst 
interessante  Frage  fällt  außerhalb  des  Rahmens  dieser  Studie, 
und  mit  Bestimmtheit  kann  ich  sie  auch  zur  Stunde  noch 
nicht  geben.  Nur  kurz  hinweisen  möchte  ich  auf  die  Um- 
änderungen im  Ofticium,  die  bekanntlich  Älcuin,  Amalar  und 
Helisaclmr  anbahnten  und  zur  Einführung  brachten,  Um- 
änderungen ,  die  während  der  Herrschafft  der  Karolinger, 
vielleicht  zur  Zeit  Karls  des  Kahlen  (875—77),  auch  in  Born 
Annahme  fanden.  Im  Breviere  Roms,  speziell  im  Breviere 
des  Weltklerus,  fehlten  lange  die  Hymnen;  dort  also 
brauchte  keine  ältere,  schon  eingebürgerte  Hymnengruppe 
verdrängt  zu  werden.  Die  Einführung  der  relativ  jüngeren, 
sichtlich  aus  dem  Norden  vordringenden,  ging  also  leicht. 
Fiel  sie  nicht  vielleicht,  von  manchen  Umständen  be- 
günstigt, gerade  in  diese  Zeit?  Dann  ließe  sich  zu- 
gleich die  große  Streitfrage,  ivann  Born  die  Hymnen  ins 
Brevier  (auch  des  Weltklerus)  aufnahm,  durch  den  vorläufig 
noch  sehr  problematischen  Satz  lösen :  Als  Rom  während  der 
Karolingerherrschaft  (imLawie  des9.  Jahrhunderts)  neben  anderen 
Änderungen  im  Officium  auch  die  liturgische  Verwendung 
von  Hymnen  im  Breviere  akzeptierte,  wurden  jene  vom  Norden 
her  vordringenden  Hymnen  aufgenommen,  welche  die  älteren 
Hymnen  des  Benediktinerhymnars  verdrängten,  so  daß  von  da 
an  überall  und  gleichbleibend  diese  Hymnen  den  Grundstock 
jedes  Hymnars  bilden,  wie  sie  auch  jetzt  noch  im  Römischen 
Breviere  ausnahmslos  sich  vorfinden. 


Anhang. 


Text  der  „Hymni  communes  de  tempore" 

in  der  1.  Periode  der  liturgischen  Hymnodie  mit 

Ausschlufs  der  Hymnen  des  hl.  Ambrosius. 


1.   Die  Dominica  ad  Ifocturuas. 


1.  Mediae  noctis  tempus  est; 
Prophetica  vox  admonet, 
Dicamus  laudes  ut  Deo 
Patri  semper  ac  filio 

2.  Sancto  quoque  spiritui. 
Perfecta  enim  trinitas 
Uniusque  substantiae 
Laudanda  nobis  semper  est. 

3.  Terrorem  tempus  hoc  habet, 
Quo,  cum  vastator  angelus 
Aegypto  mortem  intulit, 
Delevit  primogeuita. 

4.  Haec  iustis  hora  salus  est 
Et,   quos  idera  tunc  angelus 
Ausus  punire  non  erat 
Signum  formidans  sanguinis. 

5.  Aegyptus  flebat  fortiter 
Tantorum  dira  funera, 
Solus  gaudebat  Israel 
Agni  protectus  sanguine. 

6.  Nos  vero  Israel  sumus, 
Laetamur  in  te,  Domine, 
Hostem  spernentes  et  malum 
Christi  defensi  sanguine. 

7.  Ipsum    profecto   tempus  est. 
Quo  voce  evangelica 
Venturus  sponsus  creditur, 
Regni  caelestis  conditor. 


8.  Occurrunt  sanctae  virgines 
Obviam  tunc  adventui 
Gestantes  ciaras  lampadas 
Magno  laetantes  gaudio  ; 

9.  Stultae  vero  remanent,   quae 
Extinctas    habent    lampadas, 
Frustra  pulsantes  ianuam 
Clausa  iam  regni  regia. 

10.  Quare  vigilemus  sobrie 
Gestantes  mentes  splendidas 
Advenienti  ut  lesu 

Digni  curramus  obviam, 

11.  Noctisque  mediae  tempore 
Paulus  quoque  et  Sileas 
Christum  vincti  in  carcere 
CoUaudantes  soluti  sunt. 

12.  Nobis  hie  mundus  carcer  est ; 
Te  laudamus,  Christe  Dens, 
Solve  vincla  peccatorura 

In  te,  sancte,  credentiura. 

13.  Dignos  nos  fac,  rex  hagle, 
Futuri  regni  gloria, 
Aeternis  ut  mereamur 

Te  laudibus  concinere. 

14.  Gloria  patri  ingenito, 
Gloria  unigenito 

Simul  cum  sancto  spiritu 
In  sempiterna  saecula. 


110  Anhang. 

Antiphon,   ms.   Benchoriense    anni  680 — 691.     Cod.  Ambrosian,  C  5    inf. 

A.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^/g.     Cod.  Vatican.  Regin.  11. 

B.  —  Collect,  et  Ilymn.  ms.  Murbacense  (?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  ßodl.  lun.  -25.  C.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Khenoviense  saec.  9.  Cod. 
Turicen.  Rhen.  34.  D.  —  Hymn.  ms.  Severinianum  saec.  '**/ii.  Cod.  Vatican. 
7172.  E.  —  Hymn.  ms.  Severinianum  saec.  i"/ii.  Cod.  Parisin.  1902.  F.  — 
Hymn.  ms.  Farfense  saec.  ^^/ii.  Cod.  Turicen.  Rhen.  91.  G.  —  Brev.  ras. 
Farfense  saec.  11.     Cod.  Turicen.  Rhen.  82.  H. 

1 ,  1  noctis  tempore  (ohne  est)  CD.  —  1,3  laudes  Domino  BCD.  — 
1,  4  ac  hinzukorrigiert  B.  —  2,  3  Unius  quoque  B.  —  3,  1  Terrorum  BGH. 

—  3,  2  Quocumque  D,  Quod  cum  EF ;  vastatur  AD.  —  3,  3  mortes  CD^EF. 

—  3,  4  Delet  C^.  —  4,  1  Haec  hora  iustis  BCD.  —  4,  2  Quos  ibidem  BCD, 
In  quo  H,  In  qua  EFG;  hisdem  (st.  idem)  H.  —  4,  3  ponire  D^  puniri  GH. 

—  5,1  Haegyptum  H.  —  5,  2  Natorura  CDEFGH;  aber  „Na"  in  D  über 
Rasur,   also    ursprünglich   in  D    wohl  ebenfalls  „Tantorum" ;    diro  funere  A. 

—  6,1  verus  B.  —  6,  2  Laetemur  BCDEFGH-  (cfr.  12,  2  laudamus).  — 
6 ,  3  Hostes  spernentes  iramanes  EFG ,  Hostem  sp.  immanem  H.  —  6 ,  4 
Christi  redempti  ß.  —    1 ,    3  creditor  G.  —  8,  1  Occurrent  EF;    virginis  G. 

—  8,  2  Obvia  H.  —  8,  3  clara  G;  lampades  AGH^.  —  9,  1  At  stultae  EF 
GH;  zwischen  „vero"  u.  „remanent"  über  der  Zeile  „quae"  B.  —  9,  1  sq.  remanent 
quiastinctas  B.  —  9,  2  lampades  AGH^.  —  9,  3  ianuas  AB^G.  —  9,  4 
("lausae  A.  —  10,  1  Pervigilemus  CD;  sobrii  A.  —  10,  2  mentes  fehlt, 
dafür  nach  „splendidas"  nachgetragen:  „manu"  B.  —  10,  3  Adventui  A, 
Adveniente  BG,  Advenientes  D^  —  10,  4  Digne  A,  Digni  über  der  Linie 
D;  occurramus  BCD.  —  11,  1  Mediae  noctis  korr.  aus  Media  nocte  B; 
medio  A.  —  11,  2  Sylas  G,  Silas  H.  —  12,  1  mimdus  hie  A;  carcerem  (est 
fehlt)  H^  —  12,  3  vincula  CDEFG,  vinclia  H.  —  12,  4  Christe  (st.  sancte) 
BCDEF.  —  13,  1  „nos"  über  der  Linie  D.  —  13,  2  Venturi  BCDEFGH; 
gloriae  AD'GH  (vielleicht  das  Ursprüngliche).  —  13,  3  Aeternas  EFGH.  — 
13,  4  Tibi  laudes  EFGH.  —  Str.  14  fehlt  BCDEF;  das  torhandensein 
der  Doxologie  in  der  sehr  alten  Quelle  A  ist  interessant.  —  14,  3  Una 
cum  GH. 

Titel  in  A:  ,.Hymnus  mediae  noctis";  in  B:  „Hymnus  ad  Nocturn";  in 
CD:  „Hymn.  ad  Noct.  dominicis  diebus";  in  EFH:  „In  Quadragesima  ad 
Nocturn."  —  Caesarius  von  Arles  (f  542)  zitiert  den'Hymnus  mit  den  Worten: 
„alia  nocte  ad  primum  nocturnum  dicendum  est  Mediae  noctis  teinpu^  est^^. 
Man  beachte,  dafs  dieses  Zitat  sowie  die  ältesten  Codices  A  u.  B  die  Les- 
art „Mediae  noctis  tempus  est^'  (st.  tempore)  als  die  ursprüngliche  be- 
zeugen. 

Aus  mosarabischen  Quellen  teilte  ich  vorstehenden  Hymnus  unter  dem 
Incipit  „Mediae  noctis  temjiore^'  mit  (Anal.  Hymn.  XXVII,  115);  man  vgl. 
indessen  oben  S.  82. 

Daniel  (IV,  28)  weist  hin  auf  die  interessante  Stelle  beim  hl.  Amhrosius 
in  Psalm.  118,  wo  es  heifst:  „Docet  te  proplieta,  quomodo  teneas 
Dominum  lesum.  Media  nocte,  inquit,  surgebam  etc.  .  .;  temjius 
est  poenae,  quod  ex  lectione  divina  possumus  edoceri.  Non  enim  otiose 
Dominus  Dens  noster,  cum  posset  quocumque  momento  primitiva 
Aegyptiorum.  extinguere,  hoc  tamen  tempus  dolori  et  luctui  peccatoris  op- 
portunius  iudicavit  .  .  .  Non  otiose  Paulus  apostolus  et  Silas  trusi  in 
carcerem,  cum  in  nervo  pedes  haberent,  media  tamen  nocte  surgebant  mentis 
vestigio  .  .  .  .;  subito  'media  nocte  terrae  motus  factus  est  grandis,  ita  ut 
omnium  vincula  soluta  sint.  Surgendum  igitur  nobis  est.  Solet  sponsus 
media  nocte  venire;  cave,  ne  te  dormientem  inveniat;  cave,  ne  facem  tuam 
non  queas  somnolentus  accendere."  Die  gleichen  Beispiele  und  Gedanken 
linden  sich  in  unserem  Hymnus  wieder.  Wäre  nicht  aus  anderen  Gründen 
der  hl.  Amhrosius  als  Auetor  ausgeschlossen,  so  könnte  man  allerdings  in 
ihm  den  Verfasser  vermuten.  Wohl  aber  dürfte  der  Dichter  dieses  Hymnus 
die  erwähnte  Stelle  beim  hl.  Amhrosius  im  Auge   gehabt  haben. 


Hymni    de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.   Hl 


2.   Die  Doiniuica  ad  Nocturnas. 


1.  Rex  aeterne,  üomine, 
Reruin  creator  omnium, 
Qui  eras  ante  saecula 
Seinper  cum  patre  filius, 

2.  Qui  mundi  in  primordio 
Adam  plasmasti  hominem, 
Cui  tuao  imaginis 
Vultum  dedisti  similem ; 

3.  Quem  diabolus  deceperat, 
Hostis  huniani  generis; 
Cuius  tu  formam  corporis 
Assumere  diguatus  es, 

4.  Ut  hominem  redimeres, 
Quem  ante  iam  plasmaveras, 
Et  nos  Deo  coniungeres 
Per  carnis  contuberuiura. 


9,    Tu  hostis  antiqui  vires 

Per  crucem  mortis  conterens, 
Qua  nos  signati  frontibus 
Vexillum  fidei  ferimus. 

10.  Tu  illum  a  nobis  semper 
Repellere  dignaveris, 

Ne  unquam  possit  laedere 
Redemptos  tuo  sanguine. 

11.  Qui    propter    nos   ad   inferos 
Descendere  dignatus  es, 

Ut  mortis  dcbitoribus 
Yitae  donares  munera. 

12.  Tibi  nocturno  tempore 
Hymnum    deflentes   canimus : 
Ignosce  nobis,  Domine, 
Ignosce  conütentibus, 


Quem  editum  ex  virgine 
Pavescit  omnis  anima, 
Per  quem  nos  resurgere 
Devota  mente  credimus ; 

Qui  nobis  per  baptismum 
Donasti  indulgentiam, 
Qui  tenebamur  vinculis 
Ligati  conscientiae; 


13.  Quia  tu  testis  et  iudex  es, 
Quem  nemo  potest  fallere, 
Secreta  conscientiae 
Nostrae  videns  vestigia. 

14.  Tu  nostrorum  pectorum 
Solus  investigator  es, 
Tu  vulnerum  latentium 
Bonus  assistis  medicus. 


7.  Qui  crucem  propter  liominem 
Suscipere  dignatus  es, 
Dedisti  tuum  sanguinem 
Nostrae  salutis  pretium. 

8.  Nam  velum  templi  scissum  est 
Et  omnis  terra  tremuit. 

Tu  multos  dormientium 
Resuscitasti,  Domiue. 


15.  Tu  es,  qui  certo  tempore 
Datums  finem  saeculi, 
Tu  cunctorum  meritis 
lustus  remunerator  es. 

16.  Te  ergo,  sancte,  quaesumus, 
Ut  nostra  eures  vulnera, 
Qui  es  cum  patre,  tilius, 
Semper   cum    sancto  spiritu. 


17.    Gloria  tibi,  pater, 
Gloria  unigenito 
Una  cum  sancto  spiritu 
In  sempiterna  saecula. 


112  Anhang. 

Psalt.  et  Collect,  ms.  S.  Augustini  Cantuai'iensis  saec.  ''/s.  Cod.  Londinen. 
Vesp.  A  I.  A,  —  Collectan.  ms.  Sanjrallense  saec.  8.  Cod.  Sangallen.  2.  B. 
—  Hymn.  ms.  Murbacense  (V  Augieusc)  saec.  (8.  et)  9.  Cod.  Oxonien.  liodl. 
lun.  25.  C.  —  Hymn.  ms.  Wintonien.se  saec.  11.  Cod.  Capit.  Dunelmen. 
B  III  82.  D. 

Trop.  ms.  Martialense  anni  933 — 36.  Cod.  Parisin.  1240.  add.  saec.  10. 
E.  —  Hymn.  ms.  Moissiacense  saec.  10.  Cod.  Rossian.  YIII  144.  F.  — 
Brev.  ms.  Strumense  saec.  11.  ex.  Cod.  Laurentian.  Conv.  suppr.  524.  G.  — 
Grad,  et  Antiphon,  ms.  Nivernense  saec.  12.  Cod.  Parisin.  Nouv.  acq.  1235. 
H.  —  Brev.  ms.  Benedictinum  (Italiae  septentrion.  aat  Galliae  meridion.) 
saec.  10.  ex.  Cod.  privat.  (Hiersemann).  I.  —  Hymn.  ms.  Veronense  saec. 
'"/ii.  Cod.  Capit  Veronen.  CIX  (102).  K.  —  Hymn.  ms.  Severinianum  saec. 
'o/n.  Cod.  Vatican.  7172.  L.  —  Brev.  ms.  Montis  Amiatini  saec.  '°/ii. 
Cod.  Casanaten.  1907  (B  II  1).  M.  —  Brev.  ms.  Benedictinum  saec.  11. 
Cod.  Vallicellan.  B  79.  N.  —  Hymn.  ms.  Bobiense  saec.  11.  Cod.  Vatican. 
5776.  O.  —  Brev.  ms.  Farfense  saec.  11.  Cod.  Turicen.  Ehen.  82.  P.  — 
Collect,  ms.  S.  Martini  Trevirensis  saec.  (9.  et)  10.  Cod.  Treviren.  1245 
(1418).  Q. 

Ferner  in  Brev.  ms.  lotrense  saec.  13.  Cod.  Parisin.  750.  —  Brev.  ms. 
Sollemniacense  saec.  13.     Cod.  Londinen.  Harl.  2928. 

1,  1  „O  rex"  ist  eine  Korrektur  Daniels,  um  gleichmäfsigen  Rhythmus 
für  alle  Verse  zu  erzielen;  man  vergleiche  jedoch  5,  3;  6,  1 ;  14,  1;  15,  3 
u.  17,  1,  in  denen  ebenfalls  Taktwechsel  resp.  eine  fehlende  Silbe,  umgekehrt 
3,  1;  9,  4  u.  13,  1,  in  denen  eine  überschüssige  Silbe  den  gleichmäfsigen 
Rhythmus  unterbricht.  In  den  ältesten  Hymnen  ist  dieses  keine  seltene 
Erscheinung.  —  Sievers  (Murbacher  Hymnen,  S.  52)  bemerkt:  „O  rex  die 
übrigen  Hss." ;  das  Gegenteil  ist  der  Fall.  —  1,2  creatur  B.  —  1,  3  Qui 
es  ante  CE-OQ;  ante  fehlt  B.  —  2,  2  plamasti  I.  — •  2,  3  Cuius  tu 
imagine  B;  tu  imagine  korrig.  von  2.  Hand  zu  tuae  imaginis  C;  Cui 
ei  imagini  K;  imagini  DEFIN.  —  3,  1  diabülus,  das  o  von  2.  Hand,  A; 
diahulus  C;  von  2.  Hand  am  Rande  in  P:  satanas;  deciperat  BC.  — 
3,  2  Hosti  B ;  humano  generi  CN.  —  3,  3  Cui  Q.  —  Zwischen  3,  2  u.  3,  3 
fügen  B  u.  D.  ein: 

Per  pomuni  ligni  vetiti 

Mortis  propinans  poculum ; 

Quique  clausus  in  tenebris 

Gemebat  in  suppliciis. 

Dabei  differieren  B  u.  D  in  folgendem :  1  pomi  B;  3  Quem  clausuni  B,  Qui 
clausis  D;  4  Gementem  B.  —  4,  1  redemeris  AB,  redemeres  C  —  4,  3 
coniungeris  B.  —  4,  4  carnes  contupernium  B.  —  5,  2  Paviscet  omnes  B; 
anima  fehlt  Q.  —  5,  3  quem  et  nos  DNP;  cfr.  Note  zu  1,  1.  —  6,  1  baptis- 
mata  DP-;  cfr.  Note  zu  1,   1.  —  6,  4  Legati  B;  conscientia  ABQ. 

Mit  Strophe  7  schliefsen  die  Hss.  E — Q,  indem  sie  noch  die  Osterstrophe  : 

Quaesumus,  auctor  omnium,  |  In  hoc  paschali  gaudio 
Ab  omni  mortis  impetu  |  Tuum  defende  populum. 

und  die  Osterdoxologie:  „Gloria  tibi.  Domine,  !  Qui  surrexisti  a  mortuis  etc." 
anhängen ;  u.  zwar  bieten  von  ersterer  Strophe  I  u.  P  nur  den  ersten  Vers, 
von  der  Doxologie  fast  alle  Quellen  nur  zwei  bis  fünf  Anfangsworte. 

7,  2  es  fehlt  B.  —  7,  4  salutes  B.  —  8,  1  Nam  et  vellum  templi  scisum 
B.  —  8,  2  omnes  B.  —  8,  3  Tu  multorum  B;  Tunc  multis  C.  —  8,  4 
Resuscetasti  Corpora  B.  —  9,  1  viris  B.  —  9,  2  crucis  morte  B;  conteris 
BCD.  —  10,  1  illum  nobis,  alsdann  zwischen  beiden  „a"  über  der  Zeile 
eingetragen  C.  —  10,  2  dignaberis  D.  —  11,  2  Discendere  BC.  —  11,  3 
mortem  B.  —  11,  4  donaris  AC.  —  12 .  1  Tibi  matutino  tempore  A.  — 
13,  1  tu  ipse  tcstis  BC;  es  fehlt  C.  —  13,  3  consciencia  B.  —  13,  4  vides 
D.  —  14,  1  peccatorum  B.  —   14,  2  investigatus  B.  —   14,  4  assiste,  alsdann 


Hymni  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.   113 

„ns"  über  der  Zeile  eingetragen  C,    adsistes  B.  —  15,  4  remuneratus  B.  — 
Doxologie  fehlt  C;  nur  der  Anfang  in  B;  dieselbe  lautet  in  D: 

Gloria  sit  tibi,  trinitas,  |  Aequalis  una  deitas 
Ante  omnia  saecula  |  Et  nunc  et  in  perpetuum. 

Vor  der  Doxologie  finden  sich  in  B  die  Verse  : 

Non  sis  oblitus  pauperum,  |  Exaudi  preces  supplicura 
In  mundo  tribulantium. 

Caesarius  u.  Atirelianus  von  Arles  verordnen,  diesen  Hymnus  „ad  primos 
noc'turnos"  zu  beten;  ersterer  gibt  aufserdem  an,  dafs  „alia  7iocte^^  mit  dem 
Hymnus  „Mediae  noctis  teiiqms  est"  (vorige  Nizmraer)  abzuwechseln  sei.  — 
Offenbar  hatte  er  diese  längere  ursprüngliche  Form  vor  Augen.  Erst  später, 
etwa  gegen  Beginn  des  10.  Jahrb.,  kürzte  man  den  Hymnus  und  verwendete 
ihn  für  Ostern,  wofür  er  eigentlich  nicht  pafst;  er  enthält  nichts,  was  speziell 
das  Geheimnis  der  Auferstehung  berührt,  umfafst  vielmehr  das  ganze  Er- 
lösungswerk Jesu  Christi. 

In  der  Quelle  O  ist  der  gekürzte  Hymnus  (Str.  1 — 7j  in  zwei  Teile  zer- 
legt: Str.  1—4+  „Quaesumus  auctor  omnium"  etc.  für  die  Oster-Nocturn ; 
Str.  5 — 7  (mit  dem  gleichen  Abschlufs)  für  die  No}t  am  Ostertage;  ebendort 
ist  der  Osterhymnus  „Aurora  lucis  riitüat"  in  mehrere  Stücke  für  die  Landes 
und  die  Sext  zerstückelt.  Auf  diese  Weise  ist  der  Hymnenanfang  „Quem 
editum  ex  virqine"'  (Str.  5  sqq.)  in  die  Hymnologie  eingedrungen. 

Im  jetzigen  Breviarium  Romanum  ist  unser  Hymnus  in  der  kürzeren 
Fassung  beibehalten  worden  mit  den  Änderungen  der  „Korrektoren"  :  Rex 
sempiterne  caelitum  ]  ßerum  creator  omnium  |  Aequalis  ante  saecula  |  Semper 
parenti  filius  etc.  In  gleicher  Weise  ist  in  den  übrigen  Strophen  der  Original- 
text geändert  worden. 

Die  Kollation  von  A  verdanke  ich  dem  Herrn  A.  T.  Herbert,  Kustos 
im  Departement  der  Hss.  im  Britischen  Museum ,  jene  von  B  dem  Stifts- 
archivar Jos.  Müller  in  St.  Gallen. 


3.   Ad  Nocturiias. 

1.  Tempus  noctis  surgentibus,  3.    Oremus  Deo  iugiter, 
Laudes  Deo  dicentibus  Vincamus  in  bono  raalum, 
Christo  lesuque  Domino  Cum  fructu  paenitentiae  ' 
In  tiinitatis  gloria,  Votum  perenni  reddere, 

2.  Choro  sanctorum  psallimus,  4.    Ciiristum   rogemus    et   patrem 
Cervices  nostras  flectimus  Sanctum  patrisque  spirituni, 
Vel  gcnua  prosternimus  Ut  det  nobis  auxilium, 
Peccata  contitentibus.  Vincamus  liostem  invidum. 


Collect,  ms.  Murbacense  (Augiense?)  saec.  (8.  et)  9.  Cod.  Oxonien.  Bodl. 
lunius  25.  A.  —  Collect,  ms.  Corbeiense  saec.  9.  Cod.  Parisin.  14088.  B. 
—  1,2  Laudis  B.  —  1 ,  8  Christi  B.  —  2,  1  Chorus  A.  —  8,  2  in  boni.s 
B.  —  8,  4  Vota  B.  —  A  hat  keine  Überschrift;  B:  „Ad  Noctur."  —  In  1,  1 
ist  „Tempus  noctis"  wohl  als  sogen.  Accusativ.  temporis  zu  interpretieren 
„surgentibus"  (ebendort)  wie  auch  „dicentibus"  u.  „confitentibus"  (1 ,  2  u. 
2,  4)  als  Ablativi  al)soluti  sind  in  der  alten  Hymnodie  nichts  Ungewöhnliches, 
während  imser  Sprachgefühl  den  Nominativ  fordert. 

Blume,    Carsus  Beuedicti  und  liturgisclie  Hymnen.  8 


114 


Anhang. 


4.    Hymnus  Xocturnus. 

1.  Magna  et  mirabilia  opera  tua  sunt,  Domine,  Deas  omnipotens. 

2.  lustae  et  verae  sunt  viae  tuae,  Doniine,  rex  gentium. 

3.  Quis  non  timebit  et  raagnificabit  nonien  tuumV 

4.  Quoniani  tu  solus  sanctus  et  pius ; 

5.  Et  omnes  gentes  venient  et  adorabunt  nomen  tuum  sub  oculis  tuis, 

6.  Quoniam  iustitiae  tuae  manifestatae  sunt. 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  iucert.  orig.  saec.  ^/9.  Cod.  Vatican.  Eegin.  11.  — 
6  manifestati.  —  Der  Hymnus  ist  ohne  Rhythmus  und  Reim.  Aber,  da  ihn 
die  alte  Quelle  als  „Hymnus  noeturnus"  ausdrücklich  bezeichnet  und  ihn 
sowohl  Caesarius  als  Aurelianus  von  Arles  unter  den  Hymnen  zitieren,  u. 
zw.  als  solchen,  der  .,a  secundo  nocturno"  zu  beten  sei,  schien  es  billig,  auch 
diesem  alten  Hymnus  trotz  der  ungebundenen  Form  hier  einen  Platz  anzu- 
weisen. 


5.    Die  Dominica  ad  Matutinas  Landes. 


1.  Deus,  qui  caeli  lumen  es 
Scitorque  lucis,  qui  polum 
Paterno  fultuni  brachio 
Praeclara  pandis  dextera; 

2.  Aurora  Stellas  iam  tegit 
Rubrum  sustollens  gurgitem, 
Humectis  namque  flatibus 
Terram  baptizans  roribus. 


Te  nunc,  salvator,  quaesumus 
Tibique  genu  flectirnus, 
Patrem  cum  sancto  spiritu 
Totis  roganius  vocibus : 

Pater,  qui  caelos  contines, 
Cantemus  nunc  nomen  'uom, 
Adveniat  regnum  tuum 
Fiatque  voluntas  tua; 


3.    Currus  iam  poscit  Phosforus 
Radiis  rotisque  flammeis, 
C^iuod  caeli  scandens  verticem 
Profectus  moram  nesciens. 


Haec,   inquam,  voluntas  tua 
Nobis  ap;enda  traditur : 
Simus  tideles  spiritu 
Casto  raaneutes  corpore. 


•i.    Iam    noctis  umbra  linquitur, 
Polum  caligo  deserit, 
Typusque  Christi,  lucifer, 
Diem  sopituni  suscitans. 


Panem  nostrum  cottidie 
De  te  edendum  tribue; 
Remitte  nobis  debita, 
Ut  nos  nostris   remittimus. 


5.    Dies  dierum.  aius,  es, 
Lucisque  lumen  ipse  es, 
Unnm  polens  per  omnia, 
Polens  in  unum  trinitas. 


10.    Tentatione  subdola 
Induci  nos  ne  siveris, 
Sed  puro  corde  supplices 
Tu  nos  a  raalo  libera. 


Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  Tun.  25.  A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9. 
Cod.  Parisin.  14088.  B.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Rhenoviense  saec.  9.  Cod. 
Turicen.  Rhen.  34.  C.  —   1,  1  Deus    qui  certe  lumen  est  1>.  —  1,  3  phultus 


Hymni  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  HA^mnodi.   115 

brachio  B.  — •  2,  1  Auroram  B ;  teget  B.  —  2,  2  substoUens  B.  —  2,  4  Terra 
B.  —  3,  1  bosforos  B.  —  3,  2  flammais  B.  —  3,  3  caelis  candens,  vom 
Glossator  korrigiert  in  ..scandens"  A;  scadens  vertice  B.  —  3,  4  moris 
nesciens  B.  —  4,  1  linquetur  B.  —  4,  2  Populum  B.  ^ —  6,  1  salvatur  B.  — 
6,  2  ienu  flectimus  B.  —  7,1  caelum  B;  contenis  AB.  —  7,  4  J^iat  B.  — 
8,  3  Sumus  fidelis  ß.  —  8,  4  manenstes  B.  —  9,  4  remittemus  B.  —  10,  1 
Temptatio  B.  —   10,  2  sineris  AB. 

Überschrift  fehlt  in  A;  in  B :  „In  dorn.  In  matutin."  —  In  C  sind  leider 
nur  Bruchstücke  erhalten,  nämlich  von  4,  2:  deserit  und  4,  3  Typusque 
Christi  lucifer.  —  Zu  „aius"  ==  «ytor  cfr.  Anal.  Hymn.  XLVII,  Nr.  140, 
Str.  3c,  3  und  die  Bemerkung  K.  Weymans  in  Lit.  Kundsch.  1906,  Nr.  10, 
Sp.  441 ,  Z.  23  flf.  —  Daniel  vermutet  bei  Str.  7  den  Anfang  eines  neuen 
Hymnus,  zumal  Str.  6  eine  Art  Doxologie  ist.  Die  Vermutung  ist  un- 
begründet. Der  Dichter  will  hier  das  „Pater  •iioster"  als  Morgengebet 
einfügen,  gerade  wie  er  in  den  Hymnus  „Christe  caeli  Doiidne^  Teile  des 
^Te  Deum"'  verwebt  (siehe  Nr.  10).  Um  zu  Gott  Vater  überzuleiten,  an  den 
das  „Pater  noster"  gerichtet  ist,  beginnt  Str.  6  mit  Christo:  „Te,  salvator, 
quaesumus"  etc.  und  schliefst  mit  Gott  dem  Vater:  „Patrem  .  .  .  rogamus." 

Zu  .5,  1  u.  2  vergleiche  man  „Splendor  ■paternae  (jloriae"  (Anal.  Hymn. 
L,  11)  1,  3  u.  4;  ferner  „Christe  qui  lux  es  et  rf/es"  (Nr.  22)  1 ,  3  nebst 
Varianten.  —  Zu  5,  3  vergleiche  Detis  aeterni  luminis  (Nr.  9)  3,  2  und 
den  Hvmnus  des  hl.  Ambrosius  „Deus  creator  omniiim"^  (An.  Hymn.  L,  13) 
8,  3.   ' 


6,   Feria  secunda  ad  Matutinas  Landes. 


1.    Lucis  largitor  splendide, 
Cuius  sereno  lumine 
Post  lapsa  noctis  tempora 
Dies  refusus  pandilur, 


Tuoque  pleua  spiritu 
Secum  Deum  gestantia 
Nil  rapieutis  perödi 
Diris  pateant  fraudibus, 


Tu  verus  mundi  lucifer, 
Non  is,  qui  parvi  sideris 
Venturae  lucis  nuntius 
Angusto  fulget  lumine, 


6.  Ut  inter  actus  saeculi, 
Yitae  quos  usus  exigit, 
Omni  carentes  criniiue 
Tuis  vivamus  legibus. 


3.    Sed  toto  sole  clarior, 
Lux  ipse  totus  et  dies, 
Interna  nostri  pectoris 
lUuminans  praecordia. 


7.    Probrosas  raentis  castitas 
Carnis  vincat  libidines, 
Sancturaque  puri  corporis 
Delubrum  servet  spiritus. 


4.    Adesto,  rerum  conditor, 
Paternae  lucis  gloria, 
Cuius  amota  gratia 
Nostra  pavescunt  corpora, 


8.    Haec   spes    precantis  aniraae, 
Haec  sunt  votiva  munera, 
üt  matutina  nobis  sit 
Lux  in  noctis  custodiam. 


Collect,  ms.  Cluniacense  saec.  9  Cod.  Parisin.  Nouv.  acq.  1455.  add. 
saec.  11.  A.  —  Collect,  ms.  S.  Lupi  Trecensis  saec.  (10.  et)  11.  Cod.  Trecen. 
1170.  B.  —  Collect,  ms.  Gottwicense  („S.  Mariae  in  Kotwich")  saec.  12. 
Cod.  Vindobonen.  684.  C.  —  Collect,  ms.  Zwettlense  saec.  12.    Cod.  Zwettlen. 

8* 


HG 


Anhang. 


■'3.  D.  —  Collect,  ms.  Alrisjiacense  saec.  12.  Clm.  Monacen.  2555.  E-  — • 
Opera  m.s.  S.  Hilarii  („S.  Michaelis  in  Weihensteucm")  .saec.  12.  Clm. 
Monacen.  21 528.  F.  —  Passion,  m.s.  iS.  Laurentii  Leodiensis  saec.  12. 
Cod.  Bruxellen.  9290.  G.  —  Pass.  ms.  S.  Petri  de  Cultura  .saec.  12. 
Cod.  Cenomanen.  214.  H.  —  Collect,  ms.  incert.  origin.  saec.  14.  ex.  Cod. 
Vatican.  Ottob.  757.  I.  —  Brev.  ms.  S.  Trinitatis  Pictaviensis  saec.  15. 
Cod.  Semiu.  Pictavien.  s.  n.  K.  —  Brev.  ms.  Curiense  saec.  15.  Cod. 
Archivii  Saugallen.  Fabar.  IX.  L.  —  GKL  nicht  kollationiert. 

1,  1  largitor  optima  CDEF.  —  1,  2  Cuius  sermonis  lumiue  A  (aber  korr. 
in  „sereno")  CDEF.  —  1,  8  lapsa  mortis  I.  —  1,  4  refulsus  F.  —  2,  2  qui 
par  insideris(I)  F.  —  2,  4  fulgens  B.  —  3,2  ipsa  I;  ipse  et  totus  E.  — 
3,  3  Interni  B.  —  4,  3  admota  BFI,  amata  E  —  4,  4  patescunt  B.  —  Nach 
Str.  4  schiebt  B  ein: 

Tuaque  sancta  dextera  |  Tuere  nos  per  saecula, 
Post  huius  vitae  terminum  |  Vitae  perennem  tribue. 

5,  1  Quoque  plena  CD.  —  5,  3  Nihil  ad  repentis  B.  —  5,  4  Occultis  pateant 
B.  —  6,  2  Omnes  D.  —  6,  4  vivamus  laudibus  D.  —  7,  1  Probosas,  korr. 
Probrosas  A.  —  8,  2  sunt  tua  munera  B.  —  8,  3  sit  fehlt  B.  —  8,  4  Duret 
in  nocte  B ;  custodia  BCDI.  —  Als  Doxologie  folgt  in  AC — FI : 

Gloria  tibi,  Domine  |  Gloria  unigeuito 

Cum  spiritu  paraclito  |  Nunc  et  per  omne  saeculum. 

Überschrift  in  B:  „Himnus  sancti  Hilarii  episcopi."  —  In  CDEFHI 
folgt  der  Hymnus  dem  unechten  Briefe,  den  Hilarius  an  seine  Tochter 
Abra  (so  CE  u.  I),  oder  Afra  (so  D),  oder  Affra  (so  F),  oder  Apra  (so  H) 
geschrieben  haben  soll.  —  In  K  u.  L  ist  der  Hymnus  für  die  Laudes  am 
Feste  des  hl.  Hilarius  verwendet,  wohl  ein  Zeichen,  dafs  er  damals  als  sein 
Werk  galt.  —  Wie  der  Brief,  so  ist  auch  der  Hymnus  nicht  von  Hilarius 
verfafst  (vgl.  S.  84  ff.)  —  Bemerkt  sei  noch ,  dafs  Angelo  Mai  den  Cod. 
Vatican.  Ottob.  757  (unsere  Quelle  I)  ins  9.  Jahrh.  setzte;  fol.  141  sqq., 
welche  die  „Epistola  sti.  Hilarii",  „Hymnus  sti.  Hilarii"  u.  „Vita  sti.  Hilarii'' 
enthalten,  sind  indessen  von  einer  Hand  des  ausgehenden  14.  Jahrh.  ge- 
schrieben. —  Betreffs  des  ebenfalls  dem  hl.  Hilarius  zugeschriebenen  „Abend- 
hymnus" ;  ^Ad  caeli  clara  non  sum  dignus  sidera"  vergleiche  Anal. 
Hymn.  L ,  p.  4  u.  148  sq.  —  Die  Kollation  von  A  verdanke  ich  der  Güte 
H.  Omont's. 


1.   Feria  tertia  ad  Matutinas  Laudes. 


1.  Aeteme  lucis  conditor, 
Lux  ipse  totus  et  dies 
Noctera  nee  uUam  sentiens 
Natura  lucis  perpetim, 

2.  lara  cedit  pallens  proximo 
Diei  nox  adventui, 
Obteiidens  lumen  sideruiii 
Adest  et  clarus  lucifer. 


laeti  surgimus 


3.    lam  Strato 

Grates  caaentes  et  tuas, 
Quod  caecam  noctem  vicerit 
Revectans  rursus  sol  diem. 


4.  Te  nunCj  ne  carnis  gaudia 
Blandis  subrepant  aestibus, 
Dolis  ne  cedat  saeculi 

Mens  nostra,  sancte,  quaesumus ; 

5.  Ira  ne  rixas  provocet, 
Gula  ne  ventrem  incitet, 
Opum  pervertat  ne  famis, 
Turpis  ne  luxus  occupet, 

6.    Sed  finna  mente  sobrii 
Castü  manentes  corpore 
Totum  tideli  spiritu 
Christo    ducamus    hunc  diem. 


Hymni  de  tempore  commuues  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.    117 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^h.  Cod.  Vatican.  Regln.  11. 
A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9. 
Cod.  Parisin.  14088.  C.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ehenoviense  saec.  9.  Cod. 
Turicen.  Ehen.  34.  D.  —  1,  1  conditur  C.  —  1,  4  Naturalis  (st.  Natura  lucis) 
C;  perpeti  C,  perpete  B.  —  2,  1  cedit  A,  cedet  B;  pollens  A.  —  2,  3  Ob- 
tundens  BC.  —  8,    1  strati  C.  —  3,    2  Gratis  C;    tuos  B.  —   3,  4  Revertat 

A.  —  4,  1  u.  ebenso  4,  3  u.  5,  1  bis  4  stets  „nee"  st.  .,ne"  BC.  —  4,  2 
subrepat  A.  —  4,3  cedant  B.  —  5,  1  sq.  Iram  nee  rixa,  Gulam  nee  venter 

B.  —  5,  2  Golane  A;  Gula  nee  venter  C.  —  5,  3  Opus  A,  Opem  C.  —  5,  4 
fluxus  Ä.  —  6,  1  firmaniento  A;  subrii  B,  subrii  A.  —  6,  2  manente  C.  — 
6,  3  Toto  AC;  üdele  B.  —  6,  4  Christe  A;  dicamus  C.  —  Zu  6,  3  sq.  ver- 
gleiche „Diei  luce  reddita"  (Nr.  11)  10,  2  sqq..-  „Totum  clucamus  iugiter  | 
Christo  placentes  hunc  diem  |  Sancto  repleti  spiritu^^  —  CoUation  aus  D 
habe  ich  übersehen. 

In  Anal.  Hymn.  XXVH,  77  teilte  ich  diesen  Hymnus  als  mozarabisch 
mit.  Mein  jetziges  Urteil  ist,  dafs  nicht  sein  Ursprung,  sondern  nur  sein 
Gehrauch  auch  mozarabisch  war,  wofür  das  Brev.  sec.  regulam  s.  Isidori 
imp.  1-502  Zeugnis  ablegt.  Die  Lesarten  aus  letzterer  Quelle  sind  dort  ver- 
merkt. Eine  neue  Revision  des  Textes  in  B,  der  damals  aus  Grimm  ent- 
nommen war,  ermöglichte  eine  wesentlich  bessere  Gestaltung  des  Textes, 
namentlich  der  Str.  o.  Die  hier  vorgelegte  Textgestaltung  nebst  Varianten- 
verzeichnis mögen  als  die  einzig  richtige  angesehen  werden.  Das  Gleiche 
gilt  für  die  2  folgenden  Hymnen. 

Titel  in  A:  „Item  ad  tertia  feiüa  dicendus" ;  in  C;  „FerHI  ad  matutin."  ; 
ohne  Titel  in  B. 

8.   Feria  quarta  ad  Matntinas  Laudes. 

1.  Fulgentis  auctor  aetheris,  3.    Laudes  sonare  iam  tuas 
Qui  lunam  lumen  noctibus,  Dies  relatus  admonet, 
Solem  dieruTi  cursibus  Yultusque  caeli  blandior 
Certo  fundasti  tramite.                       Nostra  sereuat  pectora. 

2.  Nox  atra  iam   depellitur.  4.    Vitemus  omne  lubricum, 
Mundi  nitor  renascitur,  Declinet  prava  Spiritus, 
Novusque  iam  mentis  vigor  Yitam  facta  non  inquinent, 
Dulces  in  actus   erigit.                        Linguam  culpa  non  im^plicet; 

5.    Sed,  sol  diem  dum  conficit, 
Fides  profunda  ferveat, 
Spes  ad  promissa  provocet, 
Christo  coniuugat  Caritas. 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^/g.  Cod.  Vatican.  Eegin.  11. 
A.  —  Collect,  et  Hymn  ms.  Murbacense  (?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ras.  Corbeiense  saec.  9.  Cod. 
Parisin.  14088.  C.  —  1,  1  Fulgentes  A;  autur  C.  —  1,  3  Solem  diei  C.  —  2,  4 
Dulcis  in  actis  (darüber  o)  C;  eregit  ABC,  aber  in  A  korr.  erigit.  —3,1 
Laudis  C.  —  4,  1  Vitemus  ergo  C.  —  4,  2  Declinent  A.  —  4,  3  factam  C. 
—  4,  4  Lingua  culpam  AC;  implicent  C.  —  5,  1  confecit  C.  —  5,  3  promissa 
ad  provocet  C.  —  Als  Anfang  einer  Doxologie  in  A;  „Gloria  Deo  patri." 

Vergleiche  die  Note  zum  vorhergehenden  Hymnus  u.  Anal.  Hymn.  XXVH, 
69.  —  Titel  in  A:  „Item  himnus  quarta  feria 'dicendus ;"  in  C:  „Fer.  IV.  ad 
matutin."  —  Caesarius  von  Arles  zitiert  diesen  Hymnus  als  „ad  primam." 


118 


Anhang. 


U.    Feria  qninta  ad  Matutinas  Landes. 

4 


1.  Den«,  aeterni  luininis 
Cantlor  inenarrabilis, 
Venturus  diei  iudex, 

Qui  mentis  occulta  vides, 

2.  Tu  regnum  caeloium  tenes 
Et  totus  in  verbo  tu  es, 
Per  filium  cuncta  regis, 
Sancto  spiritui  fons  es. 

3.  Trinum  nomen,  alta  fides, 
Unum  per  omnia  potens, 
Mirumque    per   Signum  crucis 
Tu  rector  immense  lucis. 


Tu  mundi  constitutor  es, 
Tu  septimo  throno  sedes 
Iudex,  ex  alto  humilis 
Venisti  pati  pro  nobis. 

Tu  sabaoth  omnipotens. 
Hosanna  summi  culminis, 
Tibi  laus  est  miral>ilis, 
Tu  rex  primus,  anastasis. 

Tu  fidei  auditor  es 
Et  humiles  tu  respicis, 
Tibi  altae  sedis  thronus, 
Tibi  divinus  est  honor. 


7.    Christo  aeternoque  Deo 
Patri  cum  sancto  spiritu 
Vitae  solvamus  munera 
A  saeculis  in  saecula. 


Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^/9.  Cod.  Vatican  Eegin.  11. 
A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  Zun.  25.  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9. 
Cod.  Parisin.  14088.  C.  —  1,  1  aeterne  BC.  —  2,  1  tenens  C.  —  2,  3  reges 
A.  —  2,  4  Sancti  ABC:  spiritus  B,  spiritu  C.  —  3,  1  alta  vides  A.  —  3,  2 
potes  A;  vergleiche  „Deu><  qui  caeli  luinen  es"  (Nr.  5)  5,  3  u.  „Deus 
Creator  omnium^''  (Anal.  Hymn.  L,  p.  13)  8,  3.  —  3,  3  per  fehlt  C.  —  4,  1 
constitor  B.  —  4,  2  Tu  in  septimo  A;  zu  diesem  merkwürdigen  Ausdrucke 
vergleiche  die  Fufsnote  in  Anal  Hymn.  XXYII,  70.  —  4,  4  parti  pro  C.  — 
5,  4  prima  A.  —  6,  3  alta  sedes  A,  alta  sedis  C.  —  7,  1  Tibique  B.  — 
7 ,  3  solva  munera  C.  —  Vergleiche  die  Note  zum  Hymnus  „Aeierne  lucis 
conditor"  (Nr.  7)  u.  Anal.  Hymn.  XXYII,  70.  —  Titel' in  A:  „Item  himnus 
feria  quinta  dicendus;"  in  C:   „Fer.  V  ad.  mat." 


10.   Feria  sexta  ad  Matutinas  Landes. 


1.  Christe,  caeli  Domine, 
Mundi  salvator  maxime, 
Qui  nos  crucis  munere 
Mortis  solvisti  legibus. 

2.  Te  nunc  orantes  poscimus, 
Tua  conserves  munera, 
Quae   per  legem   catholicam 
Cunctis  donasti  gentibus. 


Tu  verbum  patris  aeterni, 
Ore  divino  editus, 
Deus  ex  Deo  subsistens, 
Unigenitus  filius. 

Te  universa  creatura 
Mundi  fatetur  Dominum, 
lussu  patris  inchnata, 
Tuis  perfecta  viribus. 


Hymni  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.   119 

5.  Tibi  omiies  aiigeli  9.    Hosianna,  fili  David, 
Caelesteni  praestant  gloriam,  Benedictus  a  patre, 
Te  Chorus  archangelorum                    Qui  in  nomine  Doraini 
Divini  s  laudant  vocibus.  Venis  de  excelsis  Dens. 

6.  Te  multitudo  seniorum,  10.    Tu  agnus  imniaculatus, 
Bis   duodenus  numerus  Datus  terrae  victima, 
Odoramentis    plenas    gestans  Qui  sanctorum  vestimenta 
Supplex  adorant  pateras.                   Tuo  lavasti  sanguine. 

7.  Tibi    Cherubin    et  Seraphin,  11.    Te  multitmlo  beatorum 
Throni  paterni  luminis  Caelo  locata  martyrum 
Senis  aharum  plausibus  Palmis,  signis  et  coronis 
Clamore  iugi  personant:                     Ducem  sectantur  gloriae. 

8.  Sanctus,  Sanctus,  Sanctus  12.    Quorum   nos   addas  numero, 
Dominus,  Deus  Sabaoth,  Te  deprecamur,  Domine; 
Orane  caelum  atque  terra                  Una  voce  te  sonamus, 

Tua  sunt  plena  gloria.  Unum  laudamus  carmine. 

Psalt.  et  Hymn.  ras.  incert.  origin.  saec.  ^/9.  Cod.  Vatican.  Regin.  11. 
A.  —  Collectan.  ms.  Murbacense  (Augiense?)  saec.  (8.  et)  9.  Cod.  Oxonien. 
Bodl.  Iiinius  25.  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeieiise  saec.  9.  Cod. 
Parisiii.  14  088.  C.  — •  1,  1  Nach  „Christe"  über  der  Zeile  eingetragen  „rex" 
A.  — -1,3  Nach  „nos"  ebenso  über  der  Zeile  eingetragen  „hoc"  A.  —  1,  4 
solvisti  crimiue  (st.  legibus),  „crimine"  ist  aber  nachgetragen  A.  —  2,  1  Te 
deprecantes  poscimus  (Nachträgliche  Korrektur  über  der  Linie  statt  „Te 
orantes")  A.  —  2,  2  conservas  C.  —  3,  1  aeterne  C.  —  3,  2  editos  A.  — 
3,  3  consistens  A.  —  4,  1  Tu  C.  —  4,  3  Tusso  B.  —  4,  4  perfectis  B.  — 
5,  1  Nach  „omnes"  über  der  Zeile  eingetragen  „et"  A.  —  5,  4  laudibus 
vocibus  C.  —  6,  1  seniorum  multitudo  A.  —  6,  2  duadenus  korrigiert  ':u 
duodenus  B.  —  6,  3  adoramentis  A;  gestaut  ABC.  —  6,  4  Zu  adorant  (st. 
adorat)  cfr.  11,  4  sectantur;  patheras  B.  —  7,  1  Cherubyn,  alsdann  „yn" 
durchstrichen  A.  —  7,  4  Clamori  C.  —  8,  3  caelo  adque  A.  —  9,  1  Hosanna 
C.  —  9,  2  Nach  „Benedictus"  über  der  Zeile  „es"  eingetragen  A.  —  9,  3 
nomine  Dei  AB.  —  9,  4  Venisti  ABC;  excelsis  Domine  ABC.  —  10,  2  Es 
agnus;  „Es"  über  der  Zeile  eingetragen  A.  —  11,  3  insignis  es  et  coronis 
(„es"  nachgetragen  über  der  Linie)  A.  —  12,  3  voce  desonamus  B;  te 
sonemus  C.  —  12,  4  Uno  AC;  lauderaus  C.  —  In  A  hat  sichtlich  eine  ver- 
bessernde Hand  die  Unebenheiten  in  der  Silbenzahl  der  Verse  auszugleichen 
gesucht,  wozu  die  Flickworte  nicht  überall  ausreichten.  —  Anlehnung  an 
den  Text  des  „Te  Deuui  laudaimis"  ist  unverkennbar;  man  vergleiche  den 
Hymiais  „Dens  qiii  caeJi  Jnmen  fs"  (Nr.  5),  der  das  „Pater  noster"  para- 
phrasiert.  —  Titel  in  A :  „Item  himnus  sexta  feria  dicendus" ;  in  C : 
„Fer.  VI." 

11.   Feria  septinia  ad  Matutinas  Landes. 

1.    Diei  luce  reddita  2.    Per  quem  creator  omnium 
Primis  post  somnum  vocibus  Diem  noctemque  condidit 

Dei  canamus  gloriam  Aeterna  lege  sanciens, 

Christi  favente  gratia,  Ut  semper  succcdant  sibi. 


120 


Anhang. 


Tu  vera  lux  fideliuni, 
Quem  lex  veterna  non  tciiet, 
Nüctem  nee  ortu  succedens, 
Aeterno  fulgens  lumine, 

Cliriste,  precaniur  adnue 
Orantibus  servis  tuis, 
Iniquitas  liaec  saeculi 
Ne  nostram  captivet  fidem. 

Kon  cogitemus  impie, 
Invideamus  nemini, 
Laesi  ne  reddanius  vicem, 
Vincamus  in  bono  malum. 

Absit  nostris  e  cordibus 
Ira,  dolus,  superbia, 
Absistat  avaritia, 
Malorum  radix  omnium. 


.  7.    Vinum  mentem  non   occupet 
Ebrietate  perdita, 
Sed  nostro  sensui  coinpetens 
Tuuni  bibamus  poculum. 

8.  Conservet  pacis  foedera 
Non  simulata  Caritas, 
Sed  illibata  castitas 
Credulitate  perpeti. 

9.  Addendis  non  sit  praediis 
Malesuada  semper  famis, 
Si  affluaut  divitiae, 
Prophetae  nos  psalmus  regat. 

10.    Praesta,  pater  ingenite, 
Totuin   ducainus  iugiter 
Christo  placentes  hunc  diem 
Sancto  repleti  spiritu. 


Ps;ilt.  et  Hymn.  ms.  incert.  orginis  saec.  %.  Cod.  A^atican.  Eegin.  11. 
A.  —  Coli.  ms.  Murbacense  (Augiense?)  saec.  (8.  et)  9.  Cod.  Oxonien.  Bodl. 
lun.  25.  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9.  Cod.  Parisin. 
14088.  C.  • —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ehenoviense  saec.  9.  Cod.  Turicen.  Ehen. 
34.  D.  —  1,  4  Christi  fatentes  gratiam  A,  fatente  gratia  C.  —  2,  2  condens, 
mit  eingefügtem  „i"  über  der  Linie  zwischen  d  und  e  A,  condedit  C.  —  2, 
3  Eterre  C.  —  3,  2  lex  aeterna,  A.  —  3,  3  Noctis  nee  ortus  occidens  A; 
orto  succedens  B;  ortu  sucidis  C.  —  3,  4  fulgis  C.  —  4,  1  adnuas  A,  abnue 
C.  —  4,  3  Iniquitas  ne  saeculi  A.  —  4,  4  Ne  fehlt  A.  —  5,  1  Nach  „Non 
CO  — "  direkt  übergesprimgen  in  die  dritte  Zeile :  reddamus  vicem,  und  dann 
später  korrigiert :  Non  quo  reddamus  in  (dieses  über  der  Linie)  vicem  A.  — 
5  ,  3  Laesi  non  vincamus  (darüber  reddamus)  C.  —  5,  4  bonum  malum  C. ; 
cfr.  Nr.  3,  Str.  3,  2.  —  6,  1  ex  A.  —  7,  2  Ebrietate  (-atem  C)  perpeti  (cfr. 
8,  4)  BC.  —  7,  3  Sit  nostris  sensibus  competens ,  korrigiert  in :  Sit  noster 
sensus  competens  A  ;  nostro  sensu  C.  —  7,  4  pocolum  C.  —  8,  3  Sit  illibata 
A.  —  9,  1  Adtendis  C.  —  9,  2  Mala  suadat  C.  —  9,  3  Ut  sefluant  divitiae 
A;  Divitiae  si  affluant  C.  —  9,  4  Prophetiae  non(!)  psalmus  redgat(!)  C.  — 
10,  4  repletu  C.  —  In  D  ist  vom  ganzen  Hymnus  nur  ein  winziges  Bruch- 
stück erhalten ,  nämlich  von  5 ,  1 :  cogitemus  impie.  —  Am  Schlüsse  noch 
„Gloria"    A.  —   „Himnus    die   sabati    dicendus"    A;    „VII.    Fer."  C. 


12.   Ad  Primaui. 


1 .  Postmatutinis  laudibus, 
Quas  trinitati  psallimus, 
Psallanius  rursus,  adnionet 
Verus  pater  familias. 

2.  Simus  semper  solliciti, 
Ne  praetereat  opus  Dei, 
Sed  oremus  sedule, 
Sicut  docet  apostolus. 


Psallamus  mente  Domino, 
Psallamus  simul  et  spiritu, 
Ne  vaga  mens  in  lui'pibus 
Inertes  tegat  animos, 

Sed  septies  in  hac  die 
Dieamus  laudes  Domino, 
Divinitati  perpeti 
Debita  demus  gloriae. 


H3aiini  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.   121 

Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?Augieiise)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  A.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ehenoviense  saec.  9. 
Cod.  Turicen.  Khenov.  34.  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9. 
Cod.  Parisin.   14  088.  C.  — 

Hymn.  ms.  Beneventanum  saec.  10.  ex.  Cod.  Vatican.  Ottob.  145.  D. 
Hymn.  ms.  Severinianum  saec.  ^^/ii.  Cod.  Vatican.  7172.  E.  —  Hymn.  ms. 
Severinianum  saec.  ^"/n.  Cod  Parisin.  1092.  F.  —  Hymn.  ms.  Veronense 
saec.  ^°/ii.  Cod.  Capit.  Veronen.  CIX  (102).  G.  —  Hymn.  ms.  Farfense 
saec.  "^/ii.  Cod.  Turicen.  Khenov.  91.  H.  —  1,  1  Post  matutinas  {-ina  D) 
laudes  DEFGH  (offenbar  jüngere  Korrektur.  Die  ,,po><tmatuthiae  Icmdes''' 
sind  die  „Prim" ;  durch  „nachmatutinische  Lobgesänge"  sollen  wir  aber- 
mals psallieren  =  „Postmatunis  laudibus  psallamus");  Post  matitunis  B.  — 
1,  2  Quos  korr.  zu  Quas  A;  trinitate  C,  trinitatis  H.  —  1,  3  Psalimus  korr. 
zu  Sallamus  B,  Psalmns  C;  PsalJimus  D.  —  1,  4  f'amilia  B.  —  2,  3  und  4 
fehlen  B  (ötüek  des  Blattes  ist  abgetrennt).  —  2,  3  seduli  G.  —  2,  4 
decet  CG;  apostolos  C,  apostolos  A.  —  3,  2  et  fehlt  EFGH.  —  4,  2  Laudes 
dicamus  D;  laudis  C.  —  4,  3  Divinitate  B\  Deunitate  C;  perpetim  EFGH.  — 
4,  4  Debitam  demus  gloriam  EFGH;  gloria  D.  —  In  DEFGH  folgt  als 
Doxologie: 

Gloria  Deo   patri  |  Gloria  unigenito  | 

Una  cum  sancto  spiritu  |  In  sempiterna  saecula. 

Aus  EFG  in  Anal.  Hymn.  XIY,  68.  —  In  A  fehlt  die  Über.-^chrift;  inB: 
„Hymnus  ad  Primam" ;  in  C:  „Incipiunt  hymni  in  anni  circulo.  Ad 
Primam."  —  Man  begreift,  wie  nach  Einführung  des  Hymnus  „lani  liicis 
ordo  sidere^^  in  den  jüngeren  Quellen  D— H  der  vorstehende  Hj'umus  für 
die  Fastenzeit  angegeben  werden  konnte. 


13.   Ad  Tertiam. 

1.    Certum  tenentes  ordinem  2.    Ut  simus  habitaculum 

Pio  poscamus  pectore  Uli  sancto  spiritui, 

Hora  diel  tertia  Qui  quondam  in  apostolis 

Trinae  virtutis  gloriam,  Hac  hora  distributus  est. 

3.    Hoc  gradientes  ordine 
Ornavit  cuncta  splendide 
ßegni  caelestis  conditor 
Aeternae  vitae  praemiis. 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^h.  Cod.  Vatican.  Regin.  11. 
A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  ("PAugiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  B.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ehenoviense  saec.  9.  Cod. 
Turicen.  Ehen.  34.  C.  —  Collect,  et  Hymn.  ms  Corbeiense  saec.  9.  Cod. 
Parisin.  14  088.  D.  —  1,  1  Certo  A;  ordine  D.  -  1,  2  pascamus  A,  paschamus 
D.  —  1,  4  gloriae  BC,  gloria  D.  —  2,  3  apostulis  AD.  —  2,  4  Haec  D.  — 
3,  1  Haec  korr.  zu  Hoc  C.  —  3,  2  splendida  B,  splendide  korr.  zu  splendida 
C.  —  3,  3  caelesti  D,  conditur  D.  —  3,  4  praemia  B,  praemium  D.  —  Es 
folgt  in  A  als  Anfang  der  Doxologie :  Gloria.  —  In  Anal.  Hymn.  XXVIl, 
103  teilte  ich  den  Hymnus  irrig  als  mozarabisch  mit;  man  vgl.  dort  die 
Varianten  aus  den  zwei  mozarabischen  Quellen.  —  Cfr.  Werner,  S.  41.  — 
Titel  in  A:  „Hymnus  ad  Tertia  cotidianus'" ;  in  B  fehlt  er;  in  C:  „Hymnus 
privatis   diebus  ad  Tertiam";  in  D  fehlt  er. 


122  Anhang. 


14.   Ad  Sextaiu. 

1.    Dicamus  laudes  Domino  2.    Quia  in  hac  fidelibus 
Fervente  pronipti  spiritu;  Verae  salutis  gloria 

Hora  voluta  sexies  Beati  agni  hostia 

Nos  ad  orandum  provocat,  Crucis  virtute  redditur. 

3.    Cuius  luce  claiissiraa 
Tenebricat  meridies, 
Samamus  toto  pectore 
Tanti  splendoris  gratiara. 

Psalt.  et  Hymu.  ms.  incert.  origin.  saec.  *;'9.  Cod.  Vatican.  Regia.  1 1. 
A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  ('?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  B.  —  Psalt.  et  Hj^mn.  ms.  Ehenovieuse  saec.  9. 
Cod.  Turicen.  Rhen.  84.  C.  —  Collect,  et  Hymu.  ms.  Corbeiense  saec.  9. 
Cod.  Parisin.  14088.  D.  —  1,  2FerventiA;  rursus  (st.  prompti)  A,  prumptu 
BD.  —  2,  2  gratia  A,  gloria  B.  —  2,  3  agnis  D.  —  2,  4  Crucem  D;  virtntis 
BD.  ~  'S,  1  lax  D.  —  3,  2  Tenebrecat  A;  meridiem  D.  —  3,  4  gratiae  A, 
gratia  D.  — ■  Titel  inA:  ..Hymnus  ad  Sexta" ;  in  B  fehlt  er;  in  C:  „Hymnus 
ad  Sextam  privatis  diebus;  in  D:  ,.Ad  Sexta".  —  Leider  ist  mir  die  Collation 
aus  C  nicht  zur  Hand.  —  Unter  den  mozarahischen  Hymnen  (Anal.  Hymn. 
XXVn,  104)  habe  ich  früher  zu  Unrecht  diesen  Hymnus  mitgeteilt;  vgl. 
daselbst  die  Variauten  aus  der  gedruckten  mozarabischen  Quelle. 


15.    Ad  Nonam. 

].     Perfectum  tiinum  numerum ;  2.    Sacium  Dei  mysterium 
Ternis  horarum  terminis  Furo  tenentes  pectore 

Laudes  canentes  debitas  Petri  magistii  regula 

Nonpm  dicentes  psallimus,  Signo  salutis  prodita. 

3.    Et  nos  psallaiTiUS  spiritu 
Adhaerentes  apostolis, 
Qui  plantas  adhuc  debiles 
Christi  virtute  dirigant. 


'O*^ 


Psalt.  et  Hjmn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^/g.  Cod.  Vatican.  Regin.  11. 
A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?  Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  B.  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9.  Cod. 
Parisiu.  14088.  C.  — 

Hymn.  ms.  Moissiacense  saec.  10.  Cod.  Rossian.  VIiI  144.  D.  — 
Hymn.  ms.  S.  lohannis  Laudunensis  saec.  10.  Cod.  Bernen.  455.  E  — 
Collect,  ms.  Sandionysian.  saec.  11.  (et  12.)  Cod.  Parisin.  Sangenovefian. 
1186.  F.  —  Hymn.  ms.  Bobiense  saec.  10.  Cod.  Taurinen.  G.  VII  18.  G.  — 
Hymn.  ms.  Beneventan.  saec.  10.  ex.  Cod.  Vatican.  Ottob.  145.  H.  —  Hymn. 
ms.  Farfense  saec.  i°/ii.  Cod.  Turicen.  Rhenov.  91.  I.  —  Brev.  ms.  Farfense 
saec.  11.  Cod.  Tuilcen.  Rhen.  82.  K. —  Hymn.  ms.  Severinianum  saec.  ^",  ii. 
Cod.  Vatican.  7172.  L.  —  Hymn.  ms.  Campidunense  saec.  ^^/ii.  Cod.  Tuilcen. 
Rhenov.  88.  M.  —  Hymn.  ms.  Wintoniense  saec.  11.    Cod.  Capit.  Dunelmen, 


Hymni  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.   123 

B  III  32.  N.  —  Hymn.  ms.  Cantuariense(?)  saec.  ^^'ii.  Cod.  Londiiien.  Add. 
37517.  O. 

1,  1  Perfecto  trino  numero  ü — O;  sichtlich  jüngere  Korrektur;  zu 
ergänzen  ist,  wie  ja  oft  in  den  alten  Hymnen,  „est".  —  1,  2  horarum[termlinis 
I.  —  1,  4  Nota  C;  Nona  dicente  A.  —  2,  2  Purum  C.  —  2,  3  regulam 
D — N,  ausgenommen  M,  wo  „regulae".  —  2,  4  Signum  C,  Signo  corrig. 
aus  Signum  B;  proditam  D — N,  ausgenommen  M,  wo  „proditum".  —  3,  1 
Ut  H,  At  N.  —  3,  3  Qui  mentes  habent  D;  plantas  habent  debiles  B  sqq.; 
debilis    C.  —  3,    4    virtutem  DI;    diligant  DM.  — 

In  D  und  den  folgenden  Quellen  ist  der  Anfang  der  Doxologie  „Gloria 
tibi  trinitas"  beigefügt.  —  Auch  diesen  Hymnus  habe  ich  zu  Unrecht  früher 
der  mozaraliischen  Hymnodie,  allerdings  mit  Vorbehalt,  zugewiesen  (Anal. 
Hymn.  XXVII,  10"));  man  vgl.  dort  die  Varianten  aus  der  gedruckten 
mozarabischen  Quelle. 

Dieser  Hymnus  hielt  sich  lange,  wovon  die  gedruckten  Breviere  des 
16.  Jahrhunderts  Zeugnis  geben;  cfr.  Chevalier,  Repert.  Hymnol.,  Nr.  14835. 
Da  seit  dem  10.  Jahrh.  für  die  gewöhnliche  Non  ein  Hymnus  in  Brauch  war 
(„Rerum  Dea.^  tenax  vigor"),  für  die  Fastenzeit  aber  wohl  die  Terz  und  Se.xt, 
aber  nicht  die  Non  einen  eigenen  Hymnus  besafsen,  erklärt  sich  die  spätere 
Verwendung  des  vorstehenden  Hymnus  für  die  Nona  tempore  Quadragesimas. 


16.   Hymnus  ad  Sextam. 

Tempore   Paschali. 


lara  sexta  sensim  volvitur 
Ter  binis  hora  carsibus, 
Diesque  puncto  aequali 
ütramque  noctem  respicit. 


Hanc  ad  precandum  congruam 
Salvator  horam  tradidit, 
Cum   diceret  fidelibus 
Patrem  rogandum  servulis. 


2.    Yenite,  servi,  supplices 
Mente,  oie  extollite 
Dignis  beatum  laudibus 
Nomen  Dei  cum  cantico. 


Nee  non  et  ille  pertinax 

Hostis  fidei  gratiam, 
Quam  praedicavit  gentibu«, 
Hoc  est  adeptus  tempore. 


3.    Hoc  namque  tempus  illud  est, 
Quod  saeculorum  iudiccm 
Iniusta  morti  tradidit 
Mortalium  sententia ; 


Et  nos  amore  debitö, 
Timore  iusto  subditi 
Adversus  omnes  impetus, 
Quos  saevus  hostis  ineutit, 


4.    Cum  sol  repente  territus 
Horrore  tanti  criminis, 
Mortem  minatus  saeculo 
Diem  refugit  inipium. 


9.    Unum  rogemus  [nunc]  patrem 
Deum  regemque  filium 
Simulque  sanctum  spiritum, 
In  trinitate  Dominum, 


Hoc  et  beatus  tempore 
Abraham  lideliter 
Peritus  in  mysterio 
Tres  vidit,  unum  credidit. 


10.    Ut,  quos  redemit  passio 
Isto  peracta  tempore, 
Possit  sub  ipso  tempore 
Servare  deprecatio. 


124  Anhang. 

Psalt.  et  Hj'mn.  ms.  iiicert.  origin.  saec.  ^/a.  Cod.  Vatican.  Reg.  11.  — 
1,  1  sinsim.  —  2,  2  Zwisclicn  „Meute"  und  „ore"  über  der  Zeile  „et"  eingetragen. 
—  9,1  Statt  „nunc"  über  der  Zeile  „et";  vielleicbt  bleibt  auch  „nunc" 
besser  unergänzt,  da  dem  Hymnus  diese  Unebenheit  im  Khythmus  ursprüng- 
lich eigen  sein  dürfte ,  während  eine  verbessernde  Hand  in  diesem  Codex 
mehrmals  solche  Unebenheiten  auszugleichen  suchte.  —  Neben  Str.  7  von 
s])iiterer  Hand  eingetragen:  „Paulus",  der  unter  dem  bekehrten  „pertinax 
liostis"  gemeint  ist.  —  Aufschrift:  „Hymnus  ad  sexta" ;  Caesariiis  und  Aurelian 
von  Arles  geben  dem  Hymnus  die  nähere  Determination  für  die  Osterzeit. 
Für  die  Terz  ist  von  diesen  beiden  Bischöfen  der  Hymnus  des  hl.  Ambrosius 
„lam  Hurgit  hora  tcrtia"  (Anal.  Hymn.  L,  12)  angeordnet.  Die  Vermutung 
drängt  sich  auf,  trotz  verschiedener  entgegen  stehender  Bedenken,  dafs  auch 
dieser  und  besondei-s  der  folgende  Hymnus  den  hl.  Ambrosius  zum  Ver- 
fasser haben.  —  Man  vgl.  übrigens  betretis  des  Stieles  den  Hymnus  „Mediae 
voctis"  (Nr.  1). 

17.    Hyumus  ad  Nonam. 

Tempore   Paschali. 

1.  Ter  hora  trina  volvitur,  5.    Redit  favilla  in  sauguinern, 
Redire  qua  Christus  solet  Cinisque  caruem  reddidit, 
Mercede  largus  vineam                       Mixtique  vivis  mortui 
Locare  mercenariis.                             Videre  Christi  gloriam, 

2.  Decet  parates  sistere,  6.    Novata  saecla  ci-edere, 
Ne  transeat  merces  Dei,  Mortis  solutis  legibus 
Plantare  quae  vitera  solet  Yitae  beatae  munere 
Christumque  cordi  adfigere.  Cursum  perennem  currere. 

3.  Haec  hora,  quae  resplenduit  7.    Dicamus  ergo  proximi 
Crucisque  solvit  nubila  Laudes  Deo  cum  cantico; 
jVIunduni  tenebris  exuens,  Confessus  est  latro  tidera, 
Reddens  serena  luraina.  Quo  est  redemptus  tempore, 

4.  Haec  hora,  qua  resuscitans  8.    Qua  gratia  ieunium 
Jesus  sepulcris  corpora  Laeti  solemus  solvere ; 
Prodire  mortis  libera  Instar  futuri  muneris 
lussit  refuso  spiritu.  Famem  probati  nesciant, 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^h.  Cod.  Vatican.  Regin.  11. 
A.  —  Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ambrosianum  saec.  10.  Cod.  Vatican,  88.  B.  — 
Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ambrosianum  saec.  10.  Clm.  Monacen.  348.  C.  —  Hymn. 
ms.  S.  lacobi  de  Pontida  saec.  11.  Cod.  Vatican.  82.  D.  —  1,  2  Redire 
quia  A.  -  1,  8  Mercedem  largus  vineae  BCD.  —  2,  1  sistire  A.  —  2,  2 
mercis  A.  —  8,  1  hora  qua  A.  —  3,  2  solvit  vincula  A.  —  4,  1  hora  quae 
BC;  resuscitat  D.  —  .5,  4  Videre  (ebenso  6,  1  credere  und  6,  4  currere) 
sichtlich  ein  Infinitiv,  histor.  statt  videbant  etc.  —  6,  4  perenne  BD.  — 
Als  Anfang  der  Doxologie  folgt  in  A:  Gloria.  —  Titel  in  A:  „Hymnus  ad 
vesperum  ('.1.  Nonam)  in  die  ieiunii";  BD:  „Hymnus  ad  Nonam".  Der  „dies 
ieiunii"  bezeichnet  nicht  die  Fastenzeit;  Daniel  (I,  41)  bemerkt  zur  Str.  8: 
„Veteres  christiani  diebus  stationum  ieiunare  solebant  usque  ad  Nonam".  — 
Nach  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles  ist  dieser  Hymnus  in  der  Osterseit 
zu  verwenden.  —  Vgl.  die  Schlufsbemerkung  zum  vorigen  Hymnus. 


Hymni  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hj'mnodie.   125 

1^.   Ad  Tesperas. 

1.  Deus,  qui  certis  legibus  3.    Hostis  ne  fallax  incitet 
Noctem  discernis  ac  diem,  Lascivis  crura  gaudiis, 
Ut  fessa  curis  Corpora  Secreta  noctis  advocaiis 
Somnus  relaxet  otio,                           Blandus  in  aestus  corporis ; 

2.  Te  noctis  inter  horridae  4.    Subrepat  nullus  sensui 
Tempus  precamur,   ut,  sopor  Horror  timoris  anxii, 
Menteni    dum  fessam  detinet,             Illudat  raentem  nee  vagam 
Fidei  lux  illuminet,  Fallax  imago  visuum ; 

5.    Sed,  cum  profundus  vinxerit 
Somnus  curarum  nescius, 
Fides  nequaquam  dormiat, 
Vigil  te  sensus  soinniet. 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  incert.  origin.  saec.  ^'9.  Cod.  Vatican.  Regln.  11. 
A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?  Ang-ien-se)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  B.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9. 
Cod.  Parisin.  14088.  C.  —  1,  4  Somno  A,  Somnum  BC.  —  2,  'S  declinet  B, 
retinet  C.  —  3,  1  Hoste  C.  —  3,  2  Lascivis  cura  A,  curis  BC.  —  3,  4 
Blandos  A;  in  aestu  C,  in  isto  corpore  B.  —  4,  3  mente  C;  ne  vagam 
BC.  —  4,4  visui  BC.  —  5,  1  Secundum  profundum  C:  profandos  B.  — 
5,  3  Fedis  A,  Fidem  C;  dormiet  C.  —  Titel  in  A:  „Hymnus  vespertinus" ; 
in  B  fehlt  er;  in  C:  „Ad  Vesperas".  —  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles 
ordnen  den  Hymnus  an  als  „ad  Vesperam",  in  Abwechselung  mit  dem  Hymnus 
des  hl.  Arabrosius  „Dens  creator  omninm^''  fAnal.  Hymn.  L,  13):  auch  in 
Ä  folgt  letzterer  Hymnus  mit  dem  Titel:  „Item  hymnus  vespertinus".  —  Zu 
Unrecht  habe  ich  vorstehenden  Hymnus  früher  den  Mozarabisclien  Hymnen 
beigezählt  (Anal.  Hymn.  XX^TI,  80);  man  vgl.  dort  die  Lesarten  aus  der 
einen  gedruckten  mozarabischen  Quelle. 


10.   Ad  Tesperas. 

Sator   princepsque  temporum,  3.    Somno  non  cedat  spiritas 
Ciarum  diem  laboribus  Yigilque  custos  corporis 

Noctemque  qui  soporibus  Metus  inanes  arceat, 

Fixo  distinguis  ordine.  Fallax  depellat  gaudium. 

Mentem  tu  castam  dirige,  4.    Vacent  ardore  pectora 
Obscura  ne  silentia  Faces  nee  uUas  sentiant, 

Ad  dira  cordis  vulnera  Adfixa  ne  praecordiis 

Telis  patescant  iuvidi.  Mentis  vigorem  saucient; 

5,    Sed,  cum  defessa  corpora 
Somni  tenebunt  gratiam, 
Caro  quietis  sit  memor, 
Fides  soporem  nesciat. 


12(3 


Anhang. 


Psalt.  et  Hymn.  ms.  iucert.  origiiiis  saec.  ^h.  Cod.  Vaticau.  Kegin. 
11.  —  1,  8  laboribus  (cfr.  1,  2).  —  3,  3  inanis.  —  5,  3  Solo  quietis;  mau 
vgl.  aus  dem  Complet-IIymnus  „lesu  redemptor  saeculi",  die  "Verse  4,  3  sq: 
„Sic  caro  nostra  dormiat  |  Ut  mens  soporem  nexciat".  —  5,4  nesciant.  — 
Titel:  „Item  hvmnus  vespertinus".  —  In  vorstehendem  Hymnus  möchte  man 
fast  eine  Umdichtung  des  vorhergehenden  vermuten;  oder  umgekehrt?  Nicht 
nur  die  Strophenzahl  ist  die  gleiche,  sondern,  was  wichtiger,  die  gleichen 
Gedanken  kommen  zum  Ausdruck,  am  Frap])antesten  in  der  1.  und  in  der 
Schlufsstrophe.  —  Unser  Hymnus  ist  nur  durch  die  eine  Quelle  bekannt, 
während  sein  Doppelgänger  durch  Caesarius  und  Aurelian  von  Arles  bezeugt 
und  in  den  alten  Quellen  überliefert  ist.  —  Cfr.  Anal.  Hymn.  XLIII,  14.  — 


20.   Ad  Tesperas. 


1.  Deus,  qui  claro  lumine 
Diem  fecisti,  Doniine, 
Tuani  rogamus  gloriam, 
Dum  pronus  volvitur  dies. 

2.  lam  sol  urgente  vespero 
Occasum  suum  graditur, 
Mundum  concludens  tenebris, 
Suum  observans  ordinem. 


3.  Sed  tu,  excelse  Domine, 
Precantes  tuos  famulos, 
Labore  fessos  diei 
Quietos  nox  suscipiat, 

4.  Ut  non  fuscatis  mentibus 
Dies  abscedat  saeculi, 
Sed  tua  tecti  gratia 
Cernamus  lucem  prosperara. 


Collect,  et  Hymn.  ms  Murbacense  (?Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxonien.  Bodl.  lun.  25.  A.  —  Collect,  et  Hymn.  ms.  Corbeiense  saec.  9.  Cod. 
Parisin.  14  088.  B.  —  Collect,  ms.  S.  Maximini  Trevirensis  saec.  10.  Cod. 
Treviren.  592  (1404).  C.  —  Hymn.  ms.  Severinianum  saec.  ^''/ii.  Cod.  Vatican. 
7172.  D.  —  1,  3  Tua  r.  gloria  D.  —  1,  4  Tu  pronos  solvitur  D.  —  2,  1 
urguente  AB,  urguento  C,  arguentes  D;  vespere  B,  vesperura  D.  —  2,  3 
tenebras  BD.  —  3,  1  tu  es  celse  C.  —  3,  3  Labores  AB;  fessus  ABD.  — 
3,  4  Quieta  D.  (In  3,  2  dürfte  dem  Sinne  nach  aus  3,  4  zu  ergänzen  sein: 
suscipias).  —  4,  3  testi  B,  tecta  C.  —  4,  4  Carnamus  B;  luce  prospera 
BC.  —  In  D  folgt  noch  der  Anfang  der  Doxologie:  Gloria  tibi.  — In  B  ist 
der  Hymnus  für  die  Vesper  des  Sonntags  bestimmt. 


21.   Ad  Completorium. 

(„D  u  o  d  e  c  i  m  a  m"). 


1.  Cliriste,  precamur,  adnue 
Mixtasque  voces  fletibus 
Semper  benignus  et  pius 
Venturam  in  noctem  suscipe. 

2.  Te  corda  nostra  somnient, 
Te  per  soporem  sentiant 
Tuamque  semper  gloriam 
Yicina  luce  concinant. 


Vitam  salubrem  tribue, 
Nostrum  calorem  refice, 
Taetram  noctis  caliginem 
Ciaritas  tua  illuminct. 

Hyninis  vota  persolvimus 
Vesperque  sacrum  poscimus, 
Nostrum  delens  chirograpbum 
Tuumque  praestans  editum. 


Brev.    ms.    Toletanum   saec.    11.      Cod.    Toletan.   35-2.  A.  —  Brev.    sec. 
regulam    s.    Isidori    impr.  Toleti  1502.  B.  —  In  1 ,    1  cfr.  Nr.  11,  Str.  4,  1. 


Hymni  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hjannodie.   127 

1,  4  in  fehlt.  —  Anfang  der  Doxologie  in  A:  Deo  patri;  in  B  voll- 
ständig. —  Caesar ius  von  Arles  ordnet  den  Hymnus  an  mit  den  Worten: 
„Et  ad  duodecimam  .  .  .  hymnus  »Christe  precamur  adnue«  ,  die  alia  ad 
duodecimam  »Christe  qui  hex  es  et  dies«  hymnus  dicatur;  et  sie  omni  tempore 
vicibus  isti  duo  hymni  dicautur "  —  Der  Text  wird  uns  nur  in  den  zwei 
mozarahischen  Quellen  überliefert;  daher  reihte  ich  den  Hymnus  früher 
unter  die  mozarabische  Hjnnnodie  ein  (Anal.  Hymn.  XXVII,  78).  Das 
Zeugnis  des  Caesarius  aber  mufs  annehmen  lassen,  dafs  die  Mozaraber 
eine  Anleihe  beim  Römischen  (nionastischen)  Ordo  machten. 


22.    Ad  Completorium, 

1.  Christe,  qui  lux  es  et  dies,  4.    Oculi  somnum  capiant, 
Noctis  tenebras  detegis,  Cor  semper  ad  te  vigilet; 
Lucifer,  lucem  praeferens,  Dextera  tua  protegat 
Lumen  beatum  praedicans,  Famulos,  qui  te  diligunt. 

2.  Precamur,  sancte  Domine,  5.    Defeusor  noster,  aspice, 
Defende  nos  in  hac  nocte,  Insidiantem  reprime, 
Sit  nobis  in  te  requies,                       Guberna  tuos  famulos, 
Quietam  noctem  tribue,                       Quos  sanguine  mercatus  es. 

3.  Ne  gravis  somnus  irruat,  6.    Memento  nostri,  Domine, 
Nee  hostis  nos  subripiat,  In  gravi  isto  corpore 
Nee  caro  illi  conseatiat,                      Qui  es  defensor  animae ; 
Nos  tibi  reos  statuat.  Adesto  nobis,  Domine. 

7.    Pracsta,  pater  omnipotens, 
Per  lesum  Christum  Dominum, 
Qui  tecum  in  perpetuum 
Regnat  cum  sancto  spiritu. 

Hymn.  ms.  Hibernicum  saec.  9.  in.  Cod.  Paulan.  25.  2.  31.  (Blas.  memb. 
86).  A.  —  Collect,  ms.  Hibernicum  saec.  9.  Cod.  Capit.  Colonien. 
1C3.  B.  —  Hymn.  ms.  Hibernicum  saec.  11.  in.  Cod.  Franciscan.  Dublinen. 
s.  n.  C.  —  Hymn.  ms.  Anglo-Saxonicum  saec.  '°/ii.  Cod.  Londinen.  (lul. 
A  VI.  D.  (Ist  Paraphrase).  —  Hymn.  ms.  Anglo-Saxonicum  (Monasticum) 
saec.  11.  Cod.  Londinen.  Vesp.  D  XII.  E.  —  Hymn.  ms.  Wintoniense  saec.  11. 
Cod.  Capit.  Dunelmen.  B  III  32.  F.  —  CoUectar.  et  Hymn.  ms.  Wintoniense 
(?  Vigorniense)  saec.  11.  Cod.  Coli.  Corp.  Christi  Cantabrigien.  391.  G.  — 
Collectar.  et  Hymn.  ms.  Exoniense  (postea  Episc".  Leofric)  saec  11.  Cod. 
Londinen.  Harl.  2961.  H.  —  Hymn.  ms.  Cantuariense  (?)  saec.  ^^Iii.  Cod. 
Londinen.  Add.  37517. 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ambrosianum  saec.  10.  Cod.  Vatican.  83.  I.  — 
Psalt.  et  Hymn.  ms.  Ambrosianum  saec.  10.  Clm.  Monacen.  843.  K.  — 
Hymn.  ms.  Casinense  saec.  10.  Cod.  Casinen.  506.  L.  —  Brev.  ms.  Casinense 
saec.  11.  Cod.  Vindobonen.  1106.  M.  —  Hymn.  ms.  Bobiense  saec.  10. 
Cod.  Taurinen.  G  VII  18.  N.  —  Hymn.  ms.  Bobiense  saec.  11.  Cod. 
Vatican.  5776.  O.  —  Hymn.  ms.  Farfense  saec.  ^^/ii.  Cod.  Turicen.  Rhen. 
91.  P.  —  Brev.  ms.  Farfense  saec.  11.  Cod.  Turicen.  Rhen.  82.  Q.  —  Psalt. 
et  Hymn.  ms.  Farfense  saec.  11.  Cod.  Roman.  Vitt.  Eman.  175  (Farf.  4). 
R.  —  Hymn.  ms.  Veronense  saec.  ^"/ii.  Cod.  Capit.  Veronen.  CIX  (102). 
S.  — ■  Brev.  ms.  Montis  Amiatini  saec.  ^°/ii.     Cod.  Casanaten.  1907  (ß  n  1). 


128 


Anhang. 


T.  —  Hymii.  ms.  Severinianum  saec.  ^°/n.  Cod.  Vatican,  7172.  U.  —  Brev. 
ms.  S.  Sofiae  Beneventanae  saec.  11.  Cod.  Vatican.  4928.  X.  —  Psalt.  et 
Hymn.  ms.  S.  lacobi  de  Pontida  saec.  11.  Cod.  Vatican.  82.  Y.  —  Brev. 
ms.  Stnuiiense  saec.  11.  Cod.  Laurentian.  Conv.  suppr.  524.  Z.  —  Brev.  ms. 
Vallis  Travagliae  saec.  11.  Cod.  Capit.  Mediolanen.  155.  a.  —  Brev.  ms. 
Benedictinum  saec.  11.  Cod.  Vallicelan.  B  79.  b.  —  Brev.  ms.  Benedictinum 
(Italiae  septentr.  aut  Galliae  merid.)  saec.  10.    ex.  Cod.  privat.  (Hiersemann).  c. 

Collect,  et  Hymn.  ms.  Murbacense  (?Augiense)  saec.  (8.  et)  9.  Cod. 
Oxouien.  Bodl.  lun.  25.  d.  —  Collect,  ms.  Frisiiigense  saec.  ^/lo.  Clm. 
Monacen.  6411.  e.  —  Tract.  ms.  Erchamberti  super  Donatum  (Frisingen.) 
saec.  ^/lo.  Clm.  Monacen.  6414.  add.  saec.  10.  f.  —  Eit.  et  Hymn.  ms. 
Scheftlariense  saec.  10.  Clm.  Monacen.  17027.  g.  —  Hymn.  ms.  Campiduuense 
saec.  "Vn.  Cod.  Turicen.  Eben.  83.  ll.  —  Trop.  et  Hymn.  ms.  Ehenoviense 
(?  Sangallense )  saec.  11.  in.  Cod.  Turicen.  Eben.  97.  i.  —  Hymn.  ms. 
Sangalle.nse('?)  saec.  11.     Cod    Berolinen.  VIII  o   1.  k. 

Psalt.  et  Hymn.  ms.  Marcbianense  saec.  (9.  et)  10.  in.  Cod.  Duacen. 
170.  1.  —  Hymn  ms.  Corbeiense  saec.  11.  Cod.  Ambianen.  131.  m.  —  Brev. 
ms.  St.  Germani  Pratensis  saec.  11.  Cod.  Parisin.  11550.  n.  —  Collect,  ms. 
Sandionysianum  saec.  11.  (et  12.)  Cod.  Sangenovefian.  1186.  0.  —  Grad,  et 
Antiphon,  ms.  Nivernense  saec.  12.  Cod.  Parisin.  Noiiv.  acq.  1235.  p.  — 
Hymn.  ms.  Toletanum  saec.  10.  Cod.  Matriten.  Tolet.  1005  (35  —  1).  q.  — 
Hymn.  ms.  Exsiliense  saec.  11.  Cod.  Londinen.  Add.  30851.  r.  —  NTX 
k  m  n  O  sind  nicht  kollationiert. 

1,    2    detegens  IKa,    detegens    über  detegis  LT,    detege  r,    detigis  C.   — 

1,  3  Liicifer  lucis  crederis  A,  Lucifer  luci  praeferens  lY ,  Lux  ipse  lucem 
(lumen  (|)  praeferens  q  r,  Lucisque  lumen  crederis  alle  übrigen  Quellen,  aus- 
genommen B  und  a,  welche  die  Lesart  des  als  ursprünglich  befundenen 
Textes  aufweisen.  —  1,  4  Lumen  beatis  (cretis,  1.  creatis  C)  praedicans 
AC  (1,  Vitam  beatam  praedicans  q,  Vitam  beatam  tribue  BIY  a,  Lumen 
beatum  (beatis  f)  tribuens  K  f  g'  (zu  tribue  und  tribuens  cfr.  2,  4).^  —  2,  2 
Defendas    nocte    ac    die  A ,    Defende    nocte    ac  die  (1.  —  2 ,    3  Ut  sit  Y^.  — 

2,  4  tribuas  A,  über  „tribuas"  geschrieben  „tribue"  U,  tribuens  E.  —  3,  1 
Nee  korrig.  in  Ne  e;  gravi  IKY.  —  3,"  2  Ne  FIKLPQUY  a  e  0;  Hostis  ne 
C;  Hostis  nobis  (ohne  Ne)  Ar.  —  3,  3  Nee  fehlt  AC  r;  Ne  FIKLMOPEUY 
f  g;  caro  fehlt  d;  consentiens  EH'ILMQ^EZ  b  e  g  ll  IM  pr,  consentiens 
über  consentiat  U.  —  3,  4  Nee  tibi  f,  Et  ne  nos  reos  a,  Et  nos  reos  IKY 
Ne  nos  reos  U.  —  4,  1  somnium  q.  —  4,  2  ad  te  semper  alle  Quellen  aufser 
AB  d;  vigilat  AB,  vigelat  C  (vielleicht  „vigilat"  richtig  als  Lesart  der  zwei 
ältesten  Quellen).  —  4,  3  protege  A,  protegas  E.  —  5,  2  Insidiantes 
BEFHKPQUZ  a  d  e  f  g  h  i  (Insidianie?»  =  diabo/MJ«  ist  sichtlich  die 
bessere  Lesart);  repriraens  U.  —  5,  3  tuos  filios  IRÖY  b  (weil  4,  4  schon 
„famulos",  verdiente  an  sich  „filios"  den  Vorzug).  —  5,  4QuodU;  mercatus 
est  h.  —  6,  2  In  isto  gravi  IKORUY  a  f  Ir,  In  grabe  isto  o.  —  6,  3  Tu 
es  C.  —  6,  4  Adesto  sancti  spiritus  IKY  h.  —  Doxologie:  In  A:  „Gloria 
patri",  sonst  nichts ;  in  EFHKS  e  f  g  h  1  p :  „Deo  patri  sit  gloria  |  Eiusque 
soli  filio  etc. ;  in  vielen  anderen  Quellen  fehlt  die  Doxologie. 

Zwischen  6  und  7  fügt  O  folgende  zwei  Strophen  ein: 


6  a    Non  sis  oblitus,  Doraine, 
Orationem  pauperum, 
Ad  te  clamamus.  Domine, 
Noli  nos  dereliuquere. 


6  b    Peccata  nostra,  Domine, 
Quibus  gravamur  fortiter, 
Dignare  nos  absolvere 
Tuo  sancto  praesidio. 


Die  erste  dieser  Strophen  (6al  findet  sich  mit  belanglosen  Varianten  auch 
in  Q;  darauf  folgt  dann  in  Q:  „Tu,  Deus  Christe,  salva  nos,  |  Aeterne  noster 
protector  i  In  manu^sj  tuajs],  Domive  \  Commertdo  spiritum,  meum  Deo 
datri.  —  Von  Interesse  ist  diese  Zutat  dadurch,  dafs  in  der  jetzigen  Complet 
nach   dem  Hymnus  im  Capitulum  es  heifst:    „Ne  dereUnquas   nos,   Domine 


Hynini  de  tempore  communes  i.  d.  1.  Periode  d.  liturg.  Hymnodie.    129 

Deus  noster  (cfr.  6a,  4  „Noli  nos  flerelinqnere")  und  das  Respons.  darauf 
auliebt:  „In  manus  tuaf<,  Doinine,  commendo  spiritum  incum."  (cfr.  Schlufs- 
strophe  in  Q.) 

In  n  und  O  folgt  nach  Str.  6: 

Taetrae  noctis  insidias  |  Huius  timoris  libera 
Tuae  lucis  magnalibus  |  Totum  cliorum  illumina. 

Alsdann  die  Doxologie,  welche  mit  einigen  Varianten  auch  in  C  sich 
vorfindet : 

Gloria  patri  ingenito,  |  Gloria  unigenito 

Una  cum  sancto  spiritu  |  In  sempiterna  saecula. 

In  Bd.  XXVII  der  Anal.  Hyran.  (p.  111)  habe  ich  vorstehenden  Hymnus 
aus  drei  mozarabischen  Quellen  (n  o  und  Breviar.  sec.  regulam  S.  Isidori) 
mitgeteilt.  —  Zu  1 ,   1    „lux    es  et  dies"  cfr.  Nr.  6,  Vers  3,  2. 

Betreffs  des  Gebrauclies :  A  bezeichnet  den  Hymnus  als  „Hymnus  ad 
Completorium",  und  unmittelbar  nach  ihm  folgt  ,,Te  lucis  ante  terminum'" 
als  „Item".  —  B  hat  auf  Fol.  46  beide  C'omplethymnen  in  der  Reihenfolge 
wie  A,  aber  ohne  jede  nähere  Bezeichnung.  —  In  der  gleichfalls  sehr  alten 
Quelle  f  steht  ohne  nähere  Angabe  der  letztere  Complethymnus  vor  „Christe 
qui  lux  es".  —  Ähnlich  in  anderen  Quellen.  Schon  dieser  Umstand  läfst  mit 
Rücksicht  auf  analoge  Fälle  (cfr.  die  zwei  Hymnen  zur  Nocturn  und  zu  den 
Landes  am  Sonntage)  vermuten,  dafs  der  längere  Complethymnus  für  die  Winter- 
zeit,  der  kürzere  für  die  Sonmierzeit  bestimmt  war.  Überdies  heifst  es  ausdrück- 
lich bei  unseiem  Hymnus  in  C:  „Hymnus  in  hieme".  —  Andere  Quellen  hin- 
gegen, wie  P  und  X,  bestimmen  ihn  für  die  Fastenzeit,  i  für  den  Advent. 
Mone  (I ,  p.  93)  fand  in  einer  Privathandschrift  des  15.  Jahrhunderts  die 
Notiz:  „Praecedens  hymnus  dicatur  cottidie  usque  ad  diem  Cenae  excjusive". 

Wenn  Mone  (1,  e.  p.  92)  bemerkt,  „das  Lied  ist  ivolü  nicht  älter  nh 
doti  7.  Jalirlmnäert^' ,  so  widerspricht  dieser  Schätzung  der  Umstand ,  dafs 
schon  der  hl.  Caesariiis  von  Arles  (f  542)  in  seiner  Regel  für  die  .Jungfrauen 
diesen  Hynnius  ausdrücklicii  anführt  («iehe  S.  36).  Somit  ist  der  Hymnus 
»nndcfttens  aus  dem  A  n  f  a  n  g  e  des  6.  J  a  h  r  h  u  n  d  e  r  t  s. 

In  unser  Römischen  Brevier  ist  der  schöne  Hymnus  nicht  herüberge- 
nommen;    in  frnmösiftchen  Pirevieren    hielt  er  sich  bis  ins  18.  .fahrliundert. 


Blume,    Cursus  Benedicti  und  liturgische   Hymnen. 


Inhaltsverzeichnis '). 


Abendofficium  14.  77. 

Abra,  Brief  an,  84.  86. 

Ad    caeli    clara    iion    sum   dignus 

67.  84, 
Ad  cenam  agni  providi  55.  57.  65. 
Aeterna  caeli  gloria  65. 
Aeterna  Cbristi  munera  57. 67. 73. 94. 
Aeterno  lucis  conditor  42.  46.  49. 

50.  54.  56.  58.  79.  116. 
Aeterne  rerum  conditor  37.  45.  51. 

57.  65.  79. 
Agenda  matutinavelvespertina  21. 
Agendae  =  Officia  divina  21. 
Alcuin  106. 

Ales  diei  nuntius  65.  76,i. 
Alleluia,  Gebrauch  des,  18, 
Amalar  106. 

Ambrosianus,  -ani,  301.58.  81.  94. 
Ambrosius  31.   32.  33.   51.  55.  57. 

61  f.  73.  75.  78.  80.  84.  87.  89.  92. 

94.  96.  106. 
Amore  Cbristi  nobilis  92. 
Antipbonar  von  St.  Peter  95,1. 
Arles  34  f.  95. 
A  solis  ortus  cardine  32. 
Audi  benigne  conditor  100. 
Aurelian  von  Arles  21ff.  34ff.  45  ff. 

50.   74.   79.  96.  101.    Dessen  Ee- 

gula  39  ff. 
Aurora  iam  spargit  polum  65. 
Aurora  lucis  rutilat  54.  57.  67. 


Bangor,  Hymnar  von,  28.  75. 
Bannister,  H.  M.,  8.  64.  95,1 
Batiffol,  P.,  14,3.  94  ff. 
Bäumer,  S.   13,1.    14,3.  24,2.  27.  28. 

34.  48,1.  56.  63.  77.  98  ff, 
Benedictio  (=  Canticum  3  puero- 

rum)  23. 
Benedikt  von  Aniane  8. 
Benedikt   von   Nursia   7.    13  f.   21. 

25.  52.  77  f.  80  f.  84.  103  und  öfters. 
Biragbi  48,  i. 
Biron  85,  i. 

Braga,  Konzil  v.,  95, 
Brevier  7.  75  f.  82.  106. 
Bucbberger  52,1.  77,i. 

Cabrol  84,1. 

Caelestin  I.  33. 

Caeli  Deus  sanctissime  65. 

Caesarius   von   Arles   21  ff.   34  ff. 

45  ff.    74.   79.   86.  95  ff.    101.    — 

Dessen  Regula  ad  Virgines  35  ff. 
Cassiodor  33  f. 
Certum   tenentes  ordinem  49.  54. 

56.  59.  121. 
Chevalier,  Ul.,  25.  29.  51, i.  95. 
Cbriste  caeli  Domine  49.  54.  56. 118. 
Cbriste    precamur    adnue    36.    45. 

79.  126. 
Cbriste  qui  lux  es  et  dies  36.  45.  46. 

53.  56.  65,  68.  73,  75.  79.  93.  96. 127. 


')  Bei  Hymnen   ist  durch   die  Zahl   im  Fettdruck  die  Seite  bezeichnet, 
wo  der  volle  Text  des  Hymnus  steht. 


Inhaltsverzeichnis. 


131 


Christus   als   „dies"   und  „dies  di- 

erum"  90. 
Ciarum  decus  ieiuuii  100. 
Codices  lat.  mss'): 

Carolsruhan.  Aug.  CXCV  (saec.  9. 
in.)  6.  66.  68. 

Colonien    Capit.    106.   (saec.   9.) 
29.  68. 

Duacen.  170.  (saec.  9.  et  10.)  63. 

Londinen.     Add.     30848.     (saec. 

"/12.)   71. 

Londinen.  Cleop.  E  I.  (saec.  7.)  13. 

Londinen.  Vesp.  A  I.  (saec.  ''h)  62. 

Monaceu.   28118.  (saec.  9.)  7.  15. 
3.5.  39. 

Oxonien.  Eodl.  lun.  25.  (saec.  9.) 
25.  55. 

Parisin.  14088.  (saec.  9.)  53. 

Parisin.  Mazar.  364.  (saec.  11/12.)  96. 

Paulan.  25.   2    31.  (saec.   9.   in.) 
6.  65  f.  68. 

Sangallen.  2.  (saec.  8.)  62. 

Sangallen.  20.  (saec.  9.  et  10.)  63. 

Sangallen.  914.  (saec.  9.)  7.  15. 

Treviren.    592.    (saec.    9.  et   10.) 
64.  69. 

Treviren.  1245.  (saec.  9.  et  10.)  29. 
64.  69. 

Turicen.  Rheijov.  34.  (saec.  9.)  57. 

Turicen.Ehenov.  Ill.(saec.l0.)70. 

Vatican.  Regln.  11.  (saec.  ^/9.)48  ff. 

Vatican.  ßegin.  338.  (saec.  i*'/n)  64. 
Columban  22. 
Commune  de  Tempore  25. 
Commune  Sanctorum  77. 
Completa  23.  43. 
Compietorium  (Complet)  14.  22.  23. 

46.  52. 
Concil,  von  Braga  95,  von  Toledo 

95,  von  Tours  33.  95. 
Conditor  alme  siderum  100. 
Consors  paterni  luminis  65. 
Corbie  54. 


Correctoren  der  Brevierhymnen 
71.  98. 

Cursus  =  Officium  22. 

Cursus  Benedikts  13.  25  und  oft. 
—  Beziehung  zum  Rom,  Cursus 
13  f.  —  Wortlaut  desselben  15  ff. 

Daniel,  H.A.,  85,i 
Dei  fide  qua  vivimus  .54.  56.  74. 
Deus  aeterni  luminis  48,1 . 49. 56. 1 18. 
Dens  Creator   omnium  38.  43.  45. 

49.  50.  65.  79. 
Deus  qui  caeli  lumen  es  54.  55.  56. 

58.  87.  114. 

Deus  qni  certis  legibus  38.  43.  45. 

49.  50.  54.  55.  56.  79.  125. 
Deus  qui  claro  lumine  54. 55. 56. 12(». 
Dicamus  lavides  Domino  49.  54.  56. 

59.  122. 

Diei  luce  reddita  49.  54.  56.  59.  11!)- 
Directanei  psalmi  24. 
Divinum  opus  =  Officium  21. 
Dreves,  G.,  32.  48,i.  64.  78, i. 

Ebert,  A.,  8.5,1. 

Ecce  iam  noctis  tenuatur  100. 

Ehrensberger,  H.,  4S,i.  64. 

Ennodius  32. 

Ex  more  docti  m3'stico  100. 

Farfa  75. 

Fastenzeit,  H3annen  für  die,  74. 
Faustus  von  Reji  33. 
Fulgentis  auctor   aetheris  38.  42. 
45.  48,1.  49.  50.  56.  79.  117. 

Oallinici  24, 1. 
Gamurrini  85. 
Gebetstunden  s.  Tagzeiten. 
Glaube,  oft  betont  in  den  Laudes- 
hymnen, 91. 
Gloria  in  excelsis  38.  41. 
Gotica  Hymnodia  82. 
Grauert  8. 

Gregor  d.  Gr.  78,1.  97.  100,i. 
Grimm,  Jac,  55.  56. 


')  Codices,  die  nur  für  die  Hymnentexte  des  Anhanges  benutzt  wurdmi, 
sind  hier  nicht  verzeiclinet. 

9  * 


132 


Inhaltsverzeichnis. 


Harnack,  Ad.,  52,1. 

Helisachar  106. 

Herbert,  A.  T.,  8. 

Hie  est  dies  verus  Dei  36.  40.  45. 
49.  57. 

Hieronymus  83,1. 

Hilarius  v.  Poitiers  32.  84.  —  Hym- 
nen des  H.  85.  104. 

Holder,  Alfr.  66,i. 

Horae  diurnae  22,  —  H.  noctur- 
nae  =  Matutin  22. 

Hören,  kleine,  14.  49  f.  52.  —  Hym- 
nen zu  den,  61.  73.  79.  —  Horae 
apostolicae  23. 

Hymnare,  die  ältesten,  27  f.  —  Seit 
Anfang  des  10.  Jahrhunderts  68. 
—  V.  Bangor  28.  75.  —  v.  Cor- 
bie  53  ff.  —  irischer  Provenienz 
64  ff.  —  V.  Marchiennes  63.  — 
V.  Murbach  oder  Reichen  au  55  ff. 
59.  —  V.  ßheinau  57  ff.  82.  — 
V.  St.  Gallen  63.  —  in  der  Vati- 
cana,  ältestes,  48  f.  51.  53  f.  87. 
97.  103. 

Hymnen:  von  Ambrosius  61.  75. 
106. ;  V.  Autoren  des  4. — 6.  Jahr- 
hunderts 32. ;  V.  Hilarius  85.  104. ; 
der  ältesten  nicht-irischen  und 
irischen  Gruppe  72ff. ;  der  ältesten 
Hj'mnare  (s.   Hymnenliste).  — 

Liturgisch  gebrauchte  in 
Lerius,  Arles,  Gallien  und 
Norditalien  34.;  im  6.  Jahr- 
hundert 33  f. ;  im  6. — 9.  Jahr" 
hundert  101.;  in  Irland  28.. 
bei  den  Mozarabern  76 1.  82. ; 
in  der  römischen  Kirche  27.  75,1- 
95.  106.;  zur  Zeit  Benedikts 
27.  45.  81,;  zur  Zeit  Caesarius 
und  Aurelians  35  ff.  39  ff ;  zu  den 
Laudes  55.  70.  76,i.  77.  79.  83  ff. ; 
zu    den   kl.    Hören   61.    73.   79, 

Hymnenliste  aus: 

Cod,  Carolsruhan,  Aug.  CXCV. 

(saec.  9.  in.)  67. 
Cod.      Capit.      Colonien,      106, 
(saec.  9.)  68. 


Cod.    Oxonien.    Bodl.   Jun.    25, 
(saec,  9.)  56  f. 

Cod.  Parisin.  14088.  (saec.  9.)  54. 

Cod.   Paulan.    25.2.   31.  (saec.  9. 
in.)  65. 

Cod.  Turicen,  Rhenov.  34,  (saec.  9.) 
58  f. 

Cod.  Yatican.  Regln.  1 1.  (saec.  %.) 
49. 

Cursus  Aurelians  imd  Caesarius 
(saec.  6.)  45. 

Cursus  Benedikts   (mutmaßlich) 
81,1.  103.  — 

Zusammengestellt  aus  allen 
nicht-irischen  Quellen  des  6.— 
9.  Jahrhunderts  60  f.  —  Die 
ältere  u.  jüngere  Hj^mnenliste 
zur  V  ergleich  ung  nebenein- 
andergestellt 72  f.  —  Hymnen- 
liste Bäumers  für  Schlufs  des 
8.  Jahrhunderts  und  Kritik  der- 
selben 99  ff. 
Hymni  communes  Sanctorum  73 .77. 
Hynini  commvmes  de  Tempore  25. 

26.   60  f.  —  Deren    Ordnung    in 

den  ältesten  und  jüngeren  Hym- 
naren resp.  Brevieren  68  ff. 
Hymni    proprii    de    Tempore    25. 

61.  103. 
Hymnus   »ad   incensum  lucernae" 

(später    „ad    ignem    benedicen- 

dum")  23. 
Hymnum  dicat  turba  fratrum85,l. 
Hypatius  25,1. 

lam  Christe  sol  iustitiae  100. 
lam  lucis  orto  sidere  65.  68. 
lam  sexta  sensün  volvitur  36.  40. 

43.  45.  49,  123. 
lam  surgit  hora  tertia  36.  40.  43. 

45.  49.  67.  73. 
lesu  Corona  virginum  67.  106. 
niuminans  altissimus  49. 
Immense  caeli  conditor  65. 
Intende  qui  regis  Israel  49.  92. 
Irische,    aus    Irland    stammende, 

Hymnare  51. 63  ff.  83.  —  Hymnen 


Inhaltsverzeichnis. 


133 


28.  72.  104.  —  Beziehung  zu  den 
nicht-irischen  H3Tnnen  vor  dem 
10.  Jahrhundert.  64  ff.  72  ff.  104  ff. 

Jungfrauenregel  Aurelians  39  f- 
Caesarius  v.  Arles  35  f. 

Junius,  Franz,  56. 

Karl  der  Kahle  106. 
Karolinger    und    die    Einführung 
der  jüngeren  Hjminenliste    106. 

liaudes  =  Matutini  23. 

Laudeshymnen  55.  70.  76,i.  77.  79. 
83  ff.  —  Im  jetzigen  röm.  Bre- 
vier 84. 

Lejai,  P.  24,2. 

Lerins  34  f. 

Licht,  als  Thema  der  Laudes- 
hymnen,  89. 

Liturgie  und  Hymnodie  94  f. 

Lucernarium  14.  23.  46. 

Lucis  Creator  optime  65.  68. 

Lucis  largitor  splendide  84  ff.  104. 
115. 

Lux  ecce  surgit  aurea  65.  76,i. 

Magnae  Deus  potentiae  65. 
Magna  et  mirabüia  37.  42.  45.  49. 

79.  114. 
^lagnificat  41. 

Magnum  salutis  gaudium  100. 
Manser  52,1.  77. 
Martyr  Dei  qui  unicum  67. 
Matutin  =  Nocturni  22. 
Matutina  altera  =  Prim  52. 
Matutinae  horae  =  Matutini  22. 
Matutinae  laudes  23. 
Matutinales  canonici  22.  37. 
Matutinarii  37.  M.  canonici  22. 
Matutini  (=  Laudes  23)  22.  46.  52- 

77.  82,1. 
Mearns,  J.,  6.  53. 
Mediae  noctis  tempus  est  37.  45. 

49.  56.  58.  75.  79.  88.  109. 
Meridie  orandum  est  54.  56.  74. 
Missa  =  missio,    dimissio,    oratio, 

lectio  24    36. 

Mönchsregel  Aurelians  39  f. 


Mone  66,1. 

Morgenhymnen  89. 

Morin,  Germ.,  8.  47,1. 

Mozarabische  Liturgie  76,1.  82. 

Müller,  Jos.  8.  15,1. 

Murbach  55.  59.  —  M-er Hymnen  56. 

Ufocturna  laus  22. 

Nocte  surgentes  vigilemus  100. 

Nocturni,  Benennungen  der  N.  22. 
Beziehung  zur  Matutin  22.  Zahl 
der  N.  14.  Zeit  des  Ursprungs  52. 

Nona  22.  23.  52. 

Nox  atra  rerum  contegit  65. 

Nox  et  tenebrae  et  nubila  65.  76,1 

Nunc  sancte  nobis  Spiritus  61. 65. 68- 

Officium  divinum  (=  kanonisches. 
Stundengebet)  21.  —  Monasti- 
sches und  römisches  13  f.  — 
Regelung  durch  Benedikt  14; 
durch  Caesarius  35  ff.  —  Kürzung 
des  älteren  14. 

O  lux  beata  trinitas  65.  68. 

Omont,  H.  8.  53. 

Opus  Dei  =  Officium  22. 

Oratio  =  Officium  22. 

Ortiz,  Alf.,  82. 

Osterzeit,  Hymnen  für  die,  49.  67. 
73.  80. 

Pargoire  14,2. 

Parisot  85. 

Pater  noster  (Oratio  dominica)  18. 

19.  44.;  in  einen  Laudeshymnus 

verwoben  92. 
Paulinus  v.  Aquileja  67.  84. 
Paulinus  v.  Nola  32. 
Pensum  servitutis  44. 
Perfectum  trinum  numerum  49.  54. 

56.  75.  122. 
Pirminus,  Gründer  v.  Murbach,  55. 
Plaine  14,2. 

Plasmator  hominis  Deus  65. 
Plenkers,  Her  ib.  7. 
Plinius  52. 

Postmatutinae  laudes  =  Prim  52. 
Postmatutinis  laudibus  52.  54.  56 

59.  75.  120. 


134 


Inh  al  tsv  erzeich  nis. 


Prima  (Priin)  22.  28.  50.  80.  ,,novflla 
soUemnitas"  52.  (vgl.  Hören,  kl.) 
Primo  dierum  omiiium  (55. 
Prudentius  23.  32.  76,i.  84.  105. 
Psalm  90  in  der  „Completa''  43,12. 

Rector  potens  veraxDeiis  61.65.68. 
liegula    Aureliani    89  ff.    Caesarii 

ad  virgines  35  ff.  Columbani  22. 
Regularuni  codex  8. 
Reichenau  55. 
Reriun  creator  optime  65. 
ReriunDeus  tenax  vigor  61.  65.  68. 
Resurrectio  =  lectio  de  resur.  38,1. 
Rex  aeterne  Domine  37.  42.  45.  51. 

57.  75.  79.  88.  111. 
Rex  Christe  factor  omnium  100. 
Rex  gloriose  martyrum  67. 
Rex  sempiterne  caelitum  75. 
Rhabanus  77. 
Rheinau  57. 
Römische  Kirche   vmd  Hymnodie 

27.  75,1.  95.  106. 
Rottmanner,  Odilo,  24,2. 

Sanctorale  77. 

Saiictorum  meritis  inclita  67. 

Satorprincepsquetemi3orum49.1'25. 

Schmid,  Edm.,  7,1. 

Sediilins  32. 

Servitntis  officium  21. 

Sexta   22.   23.  52.  (vgl.  Hören,  kl.) 

Sic  ter  quaternis  trahitur  54. 56.  74_ 

Sievers  56. 

Somno  refectis  artubns  65. 

Splendor  paternae  gloriae  42.  46. 
49.  50.  56. 58. 65. 79. .84. 94. ;  ältester 
Morgenhymnus  83,1. ;  Vorlage  für 
die  alten  Laudeshymnen  86  f. 

Stationstage  52. 

Stokes,  Wh.,  66,i. 

Strachan,  I.,  66,i. 

Stundengebet,  -oi'dnvmg,  kirchl., 
kanon. ,  13.  14.  34.  verschiedene 
Namen  21. 

Summae  Deus  clementiae  65. 

Summe  confessor  sacer  et  sacer- 
dos  67. 


Summe  largitov  praeniii  100. 
Synaxis  =  Officium  22. 

Tagzeiten,  kanon.,  13.  21.  44.  65- 

77.  (vgl.  Hören.) 
Te    Deum    („Ambrosian.    Lobge- 
sang") 38.  44.  45.  46.  49.  50.  55. 

57.     86  f. ;     verwoben    in     einen 

Morgenhymnus  92. 
Telluris  iugens  conditor  65. 
Te  lucis  ante  terminum  65.  68.  75. 
Tempus  noctis  surgentibus  54.  57. 

79.  88.  113. 
Ter  hora  trina  volvitur  36.  40.  43. 

45.  49.  75.  124. 
Tertia    (Terz)     22.    23.    52.    (vgl. 

Hören,  kl.) 
Theodulf  v.  Orleans  100,2. 
Toledo,  Concil  von,  95. 
Tommasi  48.  97. 
Tours,  Concil  von,  33.  95. 
Traube,  L.,  7,i.  8. 
Tu  trinitatis  unitas  65. 

Udalricus,  Abt  von  Zell,  74,1. 

Verbum    suj^ernum    prodiens   100. 

Vespera  (Vesper),  verschiedene 
Namen  22.  23.  —  Abend-(Nacht-) 
Officium  77 f.;  Tag-Officium  14. 
77  f.  — Bestehend  aus  zweifachem 
Officium  46.  —  Ursprung  52. 

Vesperhymnen  71.  77  ff.  84. 

Vigiliae,  nocturnae  (noctium)  22 
[=  Noctvxrn);  —  diurnae,  deren 
Zahl  und  verschiedene  Namen  22. 

Vigilia  prima  =  Vesper  77. 

Virginis  proles  opifcxque  67. 

Vox  clara  ecce  intonat  100. 

Vuolfcoz,  Abt  von  St.  Gallen,  63. 

Walpole,  A.  S  ,  85,1. 
Warren,  F.  E..  28,i. 
Wattenbach  68,i. 
Werner,  Jac,  57, i.  70. 
Windisch,  E.,  66,1. 
Wölfflin  7,2. 


VERLAG  VON  O.  R.  REISLAND  IN  LEIPZIG. 


Cl.  Blume  und  G.  M.  Dreves, 

ANALEGTA  HYMNIGA  MEDII AEVI. 


Das  im  Jahre  1886  begonnene  und  jetzt  schon  50  Bände  von  ins- 
gesamt 942  Bogen  umfassende  »große  und  berühmte  Sammelwerk  der 
Analecta  Hymnica  (  \a.  grande  .  .  .  e  celebre  collezione  degli  Analecta 
Hymnica  Rassegna  Gregoriana  VI,  Roma  1907,  pag.  323)  verfolgt  das 
Ziel,  die  Erzeugnisse  der  gesamten  a)  liturgischen  und  b)  außerliturgischen 
lateinischen  geistlichen  Lyrik  des  Mittelalters  [a)  Hymnen,  Sequenzen  oder 
Prosen,  Reimoff izien  und  Rhythmische  Messen,  Verbeten  und  Tropen, 
b)  Cantionen  und  Motette  nebst  Rufen  und  Leichen,  Reimgebete  oder  Lese- 
'ieder,  Psalterien,  Rosarien  und  Glossenlieder]  von  ihren  Anfängen  unter 
Hilarius  und  Ambrosius  (4.  Jahrh.)  bis  zum  verhängnisvollen  Eingriff  in 
dieselbe  durch  den  Humanismus  (16.  Jahrh.)  möglichst  vollständig  und  aus 
allen  erreichbaren,  zweckdienlichen  Quellen  (Handschriften  und,  wenn  nötig, 
Frühdrucken)  in  ihrem  ursprünglichen  Texte,  unter  Beifügung  des  kri- 
tischen Apparates  (Angabe  der  Quellen  nach  Herkunft,  Alter  und  Fund- 
ort nebst  Variantenverzeichnis),  den  wissenschaftlichen  Kreisen  zugäng- 
lich zu  machen  und  dadurch  die  nötige  Grundlage  für  eine  Geschichte 
und  überhaupt  für  das  Verständnis  und  die  Würdigung  der  lateinischen 
Hymnodie  zu  schaffen. 

In  der  Realenzykl.  f.  protest.  Theologie  gab  Prof.  Paul  Drews 
sein  Urteil  dahin  ab:  Die  Forschung  über  die  Hymnen  wie  über- 
haupt über  die  lateinische  Kirchenpoesie  des  Mittelalters  ist  trotz  der 
im  19.  Jahrhundert  eifrig  betriebenen  Studien  noch  keineswegs  über  die 
Anfänge  hinauskommen.  Schien  es  auch,  als  hätten  die  Sammelwerke 
von  Neale,  Mone,  Daniel  u.  a.  der  Forschung  ein  leidlich  voll- 
ständiges Material  und  damit  eine  hinreichende  Grundlage  geschaffen, 
so  haben  die  von  dem  Jesuiten  Dreves  1886  begonnenen  und  seit  1896 
im  Verein  mit  seinem  Ordensgenossen  Blume  fortgesetzten  Analecta 
Hymnica  uns  belehrt,  wie  unvollkommen  nach  Quantität  und  Qualität 
das  bisher  bekannte  Material  war  . .  .  Solange  dieses  großartige  Sammel- 
werk nicht  abgeschlossen  ist,  kann  an  eine  zusammenfassende  Dar- 
stellung der  lateinischen  mittelalterlichen  Kirchendichtung  nicht  gedacht 
werden;  und  auch  dann  wird  es  zunächst  noch  der  eingehendsten 
Einzeluntersuchung  bedürfen.      (A.  a.  O.  3.  Aufl.  unter  Kirchenlied  II.) 


—     2     — 

Bei  diesem  Urteil  ist  zunächst  nur  der  ursprüngliche  Plan  der 
Analecta  Hymnica  und  dessen  Ausfülirung  berücksichtigt,  nämlich  durch 
Herausgabe  von  »Inedita«  das  schon  gehobene  Quellenmaterial  zu  er- 
gänzen und  zu  vervollständigen.  Zu  letzterem  aber  verhält  sich  das 
unedierte,  nunmehr  fast  vollständig  ans  Licht  gebrachte  Material  wie 
10:1.  Schon  aus  diesem  Grunde  war  jener  Wunsch  der  Fachgenossen 
begreiflich,  den  u.a.  der  Hymnologe  Bann  ister  in  die  Worte  faßte: 
Ein  ,opus  magnum  totum'  gleich  dem  ihrigen  [dem  von  Blume  und 
Dreves]  sollte,  so  denke  ich,  alle  Sequenzen  bezw.  Hymnen  umfassen; 
und  daher  hoffe  ich ,  die  Herausgeber  werden  den  Weg  verfolgen, 
schließlich  alle  Dichtungen,  welche  die  unseren  jetzigen  hymnologischen 
Anforderungen  durchaus  nicht  mehr  entsprechenden  Werke  von  Daniel, 
Mone,  Kehrein  usw.  enthalten,  aufs  neue  zu  publizieren  (vgl.  Analecta 
Hymnica  XL,  p.  8).  Der  Plan  war  bereits  gefaßt,  und  W.  Bäumker 
begrüßte  ihn  also:  Mit  größter  Freude  wird  in  den  Kreisen  der  Fach- 
genossen und  sonstigen  Interessenten  die  Nachricht  aufgenommen  worden 
sein,  daß  voraussichtlich  in  etwa  5  Jahren  die  Herausgeber  der  Analecta 
Hymnica  den  gewaltigen  Stoff  der  Inedita  zum  Druck  befördern  werden, 
und  daß  darauf  die  in  den  bekannten  Sammlungen  von  Daniel,  Mone, 
Wackernagel,  Morel  u.  A.  enthaltenen  Hymnen  in  neuer  Bearbeitung 
und  nach  neuen  besseren  Quellen  ediert  werden  sollen.  Schließlich 
würden  dann  die  Analecta  Hymnica,  wenn  auch  nicht  der  Form,  so  doch 
dem  Inhalt  nach  einen  Thesaurus  hymnologicus  darstellen,  von  dem  alle 
bisher  erschienenen  Sammlungen  nur  ein  winziges  Bruchstück  aus- 
machen.     (Lit.  Hdw.,  Nr.  618,  Sp.  1  f.)  ; 

Die  »Riesenleistung  der  Editoren  (C.  Weyman  in"  Lit.  Rundschau, 
1906,  col.  437)  ist  nunmehr  glücklich  so  weit  gediehen,  daß  auch  die 
Realisierung  dieses  erweiterten  Programms  unmittelbar  bevorsteht.  Was 
Daniel  in  seinem  Thesaurus  hymnologicus  auf  Seite  1 — 234  des  I.  Bandes 
als  Dichtung  bekannter  Autoren  bietet,  liegt  in  ganz  neuem  Gewände 
und  stark  vermehrt  sowie  mit  wesentlichen  Änderungen  betreffs  Zu- 
weisung der  Dichtungen  an  bestimmte  Verfasser  im  48.  und  50.  Bande 
der  Analecta  Hymnica  bereits  vor.  Der  nächste,  51.  Band,  dessen  Druck 
begonnen  hat,  wird  die  Hymnen  des  Thesaurus  hymnologicus  Daniels 
und  der  Ausgaben  anderer  Hymnologen,  der  51.  und  52.  die  Sequenzen 
inkl.  Notker  und  Adam  v.  St.  Victor,  und  ein  späterer  die  Reimgebete 
mit  dem  ganzen  erreichbaren  Apparate,  soweit  er  zweckdienlich  erscheint, 
in  neuer  Auflage  darbieten.  Was  den  kritischen  Apparat  betrifft,  so  mag 
die  Mitteilung  interessieren,  daß  z.  B.  für  die  alten  Hymnen  im  51.  Bande 
durchweg  auch  nur  die  ältesten  Quellen  des  9. — 11.  Jahrhunderts  als 
einzig  maßgebende  herangezogen  sind,  diese  aber  in  großer  Zahl  und 
Vollständigkeit,  nämlich  die  Hymnare  und  Breviere  aus  Irland,  England 
(Winchester,  Worcester,  Exeter,  Durham),  Frankreich  (Moissac,  St.  Martial, 
Laon,  Marchiennes,  St.  Germain  des  Pres,  Corbie,  Saint  Denis,  Ebrun, 
Nevers),  Deutschland  (Reichenau,  Rheinau,  Murbach,  St.  Gallen,  Kempten, 
Scheftlarn,  Freising,  St.  Martin  und  St.  Maximin  von  Trier),  Italien  (Monza, 
Mailand,  Bobbio,  Farfa,  Val  Travaglia,  Verona,  S.  Oiacomo  di  Pontida, 


—     3     — 

Monte  Amiata,  Monte  Cassino,  S.  Severino  di  Napoli,  Benevento)  und 
Spanien  (Silos  und  Toledo).  —  Eine  ähnlich  reiche  Fülle  von  Quellen 
ist  und  wird  benutzt,  um  den  ursprünglichen  Text  der  Sequenzen  und 
Reimgebete  festzustellen  und  ein  Bild  ihrer  Verbreitung  zu  bieten.  Ein 
neuer  »Thesaurus  hymnologicus«  wird  demnach  in  4  Bänden  bald  vor- 
liegen. —  Was  sonst  noch  zur  Komplettierung  der  Analecta  Hymnica 
erübrigt,  damit  sie  die  gesamte  bisher  bekannte  und  unbekannte  lateinische 
Hymnodie  umfassen,  wie  die  Tropi  Antiphonales,  die  Alleluja-Tropen, 
die  altirische  Hymnodie,  die  schönen  Dichtungen  Johns  von  Hoveden, 
und  verschiedene  Motette,  läßt  sich  voraussichtlich  in  2  Bänden  unter- 
bringen. —  Den  Abschluß  sollen  als  57.  Band  die  wichtigen  Epilego- 
mena  bilden,  Nachträge  in  knappster  Form  zu  verschiedenen  in  den 
Analecta  Hymnica  publizierten  Dichtungen.  —  Mehrere  groß  angelegte 
Verbal-  und  Realregister  zum  ganzen  Werke  werden,  fast  möchte  man 
sagen  als  Hauptsache,  wodurch  die  reichhaltige  Fundgrube  erst  recht 
erschlossen  wird,  das  große  Unternehmen  krönen. 

Schon  vor  7  Jahren  urteilte  J.  E.  We  i  s :  Die  bändereichen  Analecta 
Hymnica  (es  lagen  damals  erst  34  Bände  vor)  von  Dreves  und  Blume 
können  sich  nunmehr  getrost  neben  die  epochemachende  Hymnographie 
de  l'Eglise  grecque  des  Kardinals  Pitra  O.  S.  B.  stellen.  (Julian  von 
Speier,  München  1900,  S.  66.)  —  Der  englische  Hymnologe  und  Mit- 
herausgeber des  wichtigen  Dictionary  of  Hymnology  ,  James  Mearns, 
sagt  in  der  neuesten  Auflage  dieser  Enzyklopädie  (London,  1907,  unter 
, Latin  Hymnody'):  The  most  important  recent  Qerman  work  is  the 
Analecta  Hymnica  of  Dreves  and  Blume  .  .  .  The  Analecta  Hymnica  is 
a  wonderful  monument  of  learning  and  industry,  and  when  completed, 
will  deserve,  and  need,  very  füll  Indexes.«  —  The  Analecta  Hymnica 
devotes  no  less  then  nine  volumes  to  ,Sequentiae  Ineditae'.  These  nine 
volumes  include  3312  sequences  of  all  ages  and  of  all  branches  of  the 
mediaeval  Latin  Church,  edited  with  admirable  skill  and  patience 
(1.  c.  sub  Sequences).  —  Ähnlich  der  Fachkenner  W.  Meyer  aus  Speier: 
»Das  wichtigste  neue  Material  enthalten  die  von  Dreves  1886  begonnenen 
und  von  ihm  und  Blume  nahe  ans  Ende  geführten  Analecta  Hymnica. « 
(Ges.  Abhdl.  z.  Mlat.  Rhythmik,  Leipzig,  1905,  I,  199.)  —  Traube  be- 
zeichnet im  Kritischen  Jahresbericht  über  die  Fortschritte  der  Romanischen 
Philologie  (Band  III,  Heft  I,  S.  47)  die  Analecta  Hymnica  als  ein  für 
seine  Fachgenossen  »unentbehrliches«  Werk.  —  Barbier  de  Montault 
versichert  von  den  Analecta  Hymnica:  Cet  ouvrage  devra  etre  consulte, 
non  seulement  par  les  liturgistes  ....  mais  aussi  par  tous  ceux,  qui 
s'occupent  de  la  litterature  du  moyen  äge  et  de  l'hagiographie,  universelle 
ou  locale.  Les  archeologues  devront  aussi  s'en  servir  pour  l'interpretation 
des  monuments.  (Revue  de  l'art  chretien.  1890.)  —  Ang.  Mercati 
begrüßte  die  Analecta  Hymnica  als  un'opera  provvidenziale  .  Und 
die  Begründung:  II  medio  evo  ci  ha  lasciato  una  vera  congerie  di  inni 
religiosi  e  sequenze,  delle  quali  Timportenza  non  puö  certemente  sfuggire 
a  chi  ha  un  pö  di  pratica  colla  storia  locale,  sono  interessantissimi  per 
la  storia  della  cultura,    per  la  liturgia,    e   non  di  rado  anche  per  la 


—     4     — 

teologia  .  .  .  i  teologi  ponno  ricavarne  non  lieve  utilitä.  (L'Osservatore 
Romano,  1S96,  Nr.  36.)  —  Dem  entsprechend  die  Versicherung  des 
Benedictiner-Abtes  W.  Hauthaler  bei  einer  Besprechung  der  Analecta 
Hymnica:  Welch  ein  Schatz  kirchlicher  Denkweise  und  christlichen  Lebens 
ist  in  diesen  Gesängen  enthalten!  Welch  eine  Fundgrube  für  das  Studium 
der  Kulturgeschichte  aller  Völker  des  lateinischen  Abendlandes  werden 
fortan  diese  Dichtungen  mit  ihren  oft  launigen  und  drastischen  Herzens- 
ergüssen bilden!  (Salzb.  Kirchenztg.,  1896,  Nr.  96.)  —  Eine  Schwierig- 
keit deutet  Prälat  Franz  an:  Während  das  hymnologische  Material  in 
den  Analecta  Hymnica  in  seltener  Vollständigkeit  vorliegt,  sind  seit 
Martin  Gerbert  die  anderen  liturgischen  Schätze  Deutschlands  beinahe 
ganz  ungehoben  geblieben;  gegenüber  dem  lebendigen  Interesse,  welches 
die  mittelalterlichen  liturgischen  Bücher  in  England  und  Frankreich  finden, 
ist  diese  Teilnahmslosigkeit  der  deutschen  Theologen  wahrhaft  be- 
schämend. (Rituale  v.  St.  Florian,  Freiburg  1904,  S.  4.)  —  Desto  mehr 
Dank  gebührt  dem  warmen  Appell  des  Prälaten  Hülskamp,  den  er 
vor  mehreren  Jahren  in  seiner  Zeitschrift  ergehen  ließ:  Unsere  Leser 
wissen,  mit  welch  dankbarer  Anerkennung  der  Hdw.  den  hochverdienten 
hymnologischen  Forschungen  und  Veröffentlichungen  von  Dreves  und 
Blume  Band  für  Band  gefolgt  ist . . .  Allen  Dank  den  Ordensvorständen, 
welche  den  beiden  gelehrten  Hymnologen  so  bereitwillig  die  Zeit  und 
die  Mittel  zur  Verfügung  stellen,  um  ihre  mühsamen,  aber  auch  für  die 
Wissenschaft  so  ergiebigen  Forschungen  in  den  Bibliotheken  und  Archiven 
aller  christlichen  Länder  auch  ferner  fortsetzen  zu  können!  Und  nicht 
minder  Dank  dem  hochherzigen  Verleger,  welcher  den  beiden  Jesuiten- 
patres die  öffentliche  Mitteilung  ihrer  Forschungsresultate  so  opferwillig 
ermöglicht!  Nun  ist's  aber  auch  eine  Ehrenpflicht  unserer  größeren 
Bibliotheken  und  kirchlichen  Institute,  ihre  Dankbarkeit  dadurch  zu  be- 
kunden, daß  sie  sich  des  Fortschreitens  des  großen  Sammelwerkes 
durch  Anschaffung  je  eines  Exemplares  annehmen.  Die  großen  Staats- 
und Stiftsbibliotheken  werden  das  schon  von  selber  tun.  Das  reicht 
aber  zur  Wiedereinbringung  der  Druckkosten  nicht  entfernt  aus,  und 
darum  möchten  wir  besonders  den  Vorständen  unserer  Priester-Seminarien 
zur  Förderung  der  liturgischen,  kirchenhistorischen  und  kirchenmusi- 
kalischen Studien  ihrer  Zöglinge  und  sonstigen  Bibliotheksbenutzer  die 
Anschaffung  des  Dreves-Blume'schen  Thesaurus  hymnologicus  angelegent- 
lich empfehlen.      (Lit.  Hdw.  XXXVI,  Nr.  677,  Col.  422  f.) 

Ein  Mißverständnis,  das  vielleicht  P.  v.  Winterfeld  durch  seine 
Replique  auf  eine  Anregung  Bannister's  in  gewisse  Kreise  getragen 
hat,  bedarf  der  Klärung.  —  Der  letztere  Hymnologe,  Spezialist  in  der 
Sequenzendichtung,  hat  oft  und  in  vorzüglicher  Weise  den  Analecta 
Hymnica  gute  Dienste  geleistet  (Band  XL  erschien  von  ihm,  Band  XLVII 
von  ihm  und  Blume,  und  die  Sequenzen  in  Band  LH  und  LIIl  werden 
ebenfalls  von  diesen  beiden  Hymnologen  gemeinsam  ediert  werden). 
Ban nister  schrieb  nun  1902:  :  Inzwischen  haben  die  namhaftesten 
Rivalen  auf  diesem  Forschungsfelde  (der  Hymnodie) ,  Misset  und 
Weale,  die  Herausgabe  ihrer  Analecta  Liturgica,  welche  im  Jahre  1888 


—     5     — 

begonnen  und  als  ,S"PP'£rn^ntum  amplissimum'  angekündigt  wurden, 
nach  der  Publikation  von  912  Sequenzen  als  abgeschlossen  erklärt.  Dies 
bestärkte  mich  in  der  Überzeugung,  daß  das  Werk  von  Blume  und 
Dreves  als  das  eigentliche,  Standard-Corpus'  der  lateinischen  Hymnodie  des 
Mittelalters  überhaupt  und  speziell  der  Sequenzendichtung  gelten  muß. 
Daher  ließ  ich  auch  den  Plan  fallen,  der  mich  eine  Zeitlang  beschäftigte, 
besonders  aus  englischen  Quellen  eine  Separatausgabe  von  Sequenzen- 
Texten  zu  veranstalten.  Es  kann  ja  nur  wünschenswert  erscheinen,  daß 
wir  in  der  Hymnologie  betreffs  der  Texte  auf  ein  vollständiges  und 
zuverlässiges  Werk  zu  verweisen  haben.  Aus  dem  Grunde  zog  ich  es 
vor,  aus  meiner  Textsammlung  den  Herausgebern  der  Analecta  Hymnica 
jene  Sequenzen  anzubieten,  die  von  ihnen  bisher  noch  nicht  ediert 
waren  .  .  .  Meine  Absicht  ist  demnach  klar,  nämlich  durch  diesen  Beitrag 
das  große,  einzig  dastehende  Sammelwerk  der  Vollständigkeit  näher  zu 
bringen;  und  ich  hoffe,  daß  manche  Gelehrte,  die  mit  dem  gleichen 
Wissenszweige  der  Liturgie  sich  befassen,  hierdurch  veranlaßt  werden, 
meinem  Beispiele  in  irgendeiner  Art  zu  folgen.«  (Cfr.  Analecta  Hymnica 
XL,  p.  5  f.)  —  Letzteren  Satz  konnte  Winterfeld,  dessen  frühzeitiger 
Tod  einen  großen  Verlust  für  die  Sequenzenforschung  bedeutet,  als  gegen 
die  durch  ihn  in  den  Monumenta  Germaniae  geplante  Publikation  der 
älteren  Sequenzen  gerichtet  ansehen.  Er  erwiderte  im  Neuen  Archiv 
für  ältere  deutsche  Geschichtskunde  :  Wir  verdanken  den  rüstigen 
Herausgebern  der  Analecta  Hymnica  Großes  auf  allen  Gebieten  der 
Hymnologie.  Aber  die  Last  war  für  die  Arbeitskraft  einer  oder  zwei 
Männer,  sie  mochte  noch  so  groß  sein,  überhaupt  zu  schwer,  als  daß 
Abschließendes  geleistet  werden  konnte  ...  So  dankbar  wir  den  Analecta 
Hymnica  und  ihren  Herausgebern  sein  müssen,  so  groß  ihr  Verdienst 
immer  bleiben  wird,  auch  wenn  sie  nicht  bloß  in  den  Sequenzen  der 
alten  Schule,  sondern  ebenso  in  anderen  Teilen  überholt  sein  werden, 
es  wäre  falsch,  den  Plan  der  Sequenzenausgabe  im  Rahmen  der  Monu- 
menta Germaniae  fallen  zu  lassen.  Es  handelt  sich  nicht  um  eine  Kon- 
kurrenzausgabe« (a.  a.  O.  XXVIII,  S.  787).  —  Die  Herausgeber  der  Ana- 
lecta Hymnica,  wie  Blume  ausdrücklich  versichert,  erblicken  auch 
keineswegs  in  der  geplanten  Sequenzenausgabe  in  den  Monumenta 
Germaniae  eine  Konkurrenz  ,  begrüßen  sie  vielmehr,  so  eigenartig  auch 
manchem  der  Platz  der  Publikation  erscheinen  muß,  als  eine  dankens- 
werte Mitarbeit  auf  dem  großen  und  mühereichen  Felde  der  Hymnologie; 
denn  nichts  liegt  ihnen  ferner,  als  die  Leistung  durch  die  Analecta 
Hymnica  in  jeder  Hinsicht  für  »abschließend«  zu  erklären.  Wohl  aber 
sei  gegenüber  den  weiteren  Bemerkungen  Winterfelds  im  Auge  zu  be- 
halten, daß  die  Analecta  Hymnica  eine  kritische  Textpublikation  sind, 
bei  der  die  Geschichte  nur  nebenbei,  wenn  auch  in  relativ  ergiebigem 
Maße  (vgl.  Hymnographi  latini,  einleitende  Exkurse  über  Mozarabische 
Dichtung,  über  Ursprung  und  Entwicklung  der  Tropen,  über  die 
Sequenzen  von  Limoges  usw.),  zu  ihrem  Rechte  kommen  konnte.  Das 
Ideal  wäre  allerdings,  die  Sequenzen,  Hymnen  usw.  in  chronologischer 
Ordnung,   ihrem  Werdegange  durch  die  einzelnen  Länder  folgend,  zu 


publizieren;  aber  bei  der  Riesenmasse  des  Materials,  das  nunmehr 
wenij^stens  sachlich  und  (soweit  möglich)  nach  Auetoren  geordnet  in  den 
Analecta  Hymnica  vorgelegt  ist  und  wird,  war  das  beim  ersten  Wurf 
ein  Ding  der  Unmöglichkeit,  zumal  ursprünglich  nur  ein  Nachtrag  durch 
Inedita  geplant  war.  Erst  nach  Vollendung  der  Textausgabe  soll  und 
kann  die  historische  Forschung  mit  Erfolg  einsetzen,  und  allen  Anzeichen 
nach  wird,  um  ein  Beispiel  herauszuheben,  nach  Publikation  der  Se= 
quenzenbände  52  und  53  und  erst  recht  der  Epilegomena  sich  heraus- 
stellen, daß  der  Gang  der  Sequenzen  durch  die  einzelnen  Länder  ein 
anderer  ist,  als  Winterfeld  a.  a.  O.  laut  seiner  zeitlich  geordneten  Liste 
(nämlich  St.  Gallen,  Reichenau,  Bayern,  Italien,  Limoges  usw.«)  es  ver- 
mutet. Überdies  kann  und  soll  im  allgemeinen  Sachregister  die  ge- 
schichtliche Gruppierung  der  einzelnen  Dichtungsarten  zum  Ausdruck 
kommen.  —  Gaben  namentlich  in  den  früheren  Bänden  die  Quellen  ab 
und  zu  keinen  hinreichenden  Aufschluß  über  Alter  und  Verbreitung  einer 
Dichtung,  so  wird  im  Ergänzungsbande  der  Epilegomena  die  Angabe 
weiterer  und  mehrmals  auch  älterer,  inzwischen  aufgefundener  Quellen 
nebst  den  etwaigen  Varianten  diesen  anfangs  unvermeidlichen  Fehler 
wettmachen.  Nach  Abschluß  der  Analecta  und  der  Epilegomena  wird 
somit  im  grossen  und  ganzen  (absolute  Vollständigkeit  ist  unmöglich) 
kaum  eine  ins  Gebiet  der  lateinischen  Hymnodie  des  Mittelalters  gehörende 
Dichtung  sich  finden,  von  der  nicht  die  Analecta  Hymnica  den  originellen 
Text,  die  ältesten  und  auch  die  übrigen  zur  Illustration  der  Verbreitung 
erforderlichen  Quellen  nebst  Varianten,  und,  soweit  es  beim  jetzigen 
Stande  der  Forschung  möglich  ist,  den  Verfasser  oder  doch  die  ungefähre 
Ursprungszeit  und  Heimatsstätte  angeben  oder  erkennen  lassen.  Genaue 
Gesamtregister  werden  helfen,  alles  dieses  rasch  zu  finden  und  zugleich 
die  übrigen  Schätze,  die  in  den  Tausenden  verschiedener  Liedertexte 
verborgen  sind,  leichter  heben  zu  können.  —  Im  Anschluß  an  die 
Analecta  Hymnica  plant  Bannister  seit  Jahren  eine  Herausgabe  der 
Melodien  der  Sequenzen. 

Der  Wunsch  des  Hymnologen  W.  Bäumker  (im  Lit.  Hdw.,  1898, 
Nr.  681)  erscheint  demnach  berechtigt:  >Möge  das  hochgelehrte  und 
hochverdiente  Werk,  dessen  weiteren  Bänden  wir  mit  Spannung  ent- 
gegensehen, in  berufenen  Kreisen  sich  immer  mehr  Sympathien  erwerben 
und  ganz  den  Absatz  finden,  welchen  eine  so  aufsergewöhnliche  Leistung 
verdient.« 


Bisher  sind  folgende  50  Bände  bzw    Gruppen  erschienen; 

Cantiones  Bohemicae.  Leiche,  Lieder  und  Rufe  des  13.,  14.  und 
15.  Jahrhunderts  nach  Handschriften  aus  Prag,  Jistebnicz,  Wittingau,  Hohen- 
furt  und  Tegernsee.  1886.  M.  6. — .  (Teil  I  der  ganzen  Sammlung.)  (In 
anastat.  Neudruck.) 

Cantiones  et  Muteti.  Lieder  und  Motetten  des  Mittelalters,  Erste  Folge. 
1S95.  M.  8.—  Zweite  Folge.  1895.  M.  7.—  Dritte  Folge.  1904  (siehe 
Historiae  Rhythniicae  Teil  XLV).     (Teil  XX,  XXI  und  XLVb.) 


Christanus  Campoliliensis.  Christans  von  Lilienfeld  religiöse  Dichtungen 
und  Boncore  de  Sancta  Victoria.  Boncore's  di  Santa  Vittoria  Novus  Liber 
Hymnonim  ac  Orationuni.     1903.     M.  8.50.     (Teil  XLI  a/b.) 

Coiiracliis  Geiuuiceiisis.  Konrad's  von  Haimburg  und  seiner  Nachahmer, 
Albert's  von  Prag  und  Ulrich's  von  Wessobrunn  Reimgebete  und  Leselieder. 
1888.     M.  6.—  (Teil  IIL) 

Historiae  Rhythmicae.  Liturgische  Reimofficien  des  Mittelalters. 
Erste  bis  achte  Folge.  Aus  Handschriften  und  Wiegendrucken.  1889 — 1904. 
M.  75—  (Teile  V,  XIII,  XVIII,  XXIV/XXVI,  XXVIII,  XLVa.)  (Teil  XLV 
enthält  auch:  Cantiones  et  Muteti.  Lieder  und  Motetten  des  Mittelalters, 
Dritte  Folge.) 

Hyinnai'ius  Moissiacensis.  Das  Hymnar  der  Abtei  Moissac  im  10.  Jahr- 
hundert. Nach  einer  Handschrift  der  Rossiana.  Im  Anhange :  a)  Carmina 
scholarium  Campensium.    b)  Cantiones  Vissegradenses.   1888.  M.  5. —  (Teil  IL) 

HymiiariiiS  Severiniaiivis.  Das  Hymnar  der  Abtei  St  Severin  in  Neapel. 
—  Orricus  Scacabarotius.  Origo  Scaccabarozzis  Liber  Officiorum.  1893. 
M.  8.-     (Teil  XIV.) 

Hyuini  Inetliti.  Liturgische  Hymnen  des  Mittelalters  aus  handschriftlichen 
Breviarien,  Antiphonalien  und  Processionalien.  Erste  bis  siebente  Folge. 
1889/1903.     M.  61.50.     (Teile  IV,  XI,  XII,  XIX,  XXII,  XXIII,  XLIII.) 

Hyiiiuotlia  Gotica.  Die  Mozarabischen  Hymnen  des  alt-spanischen  Ritus. 
Aus  handschriftlichen  und  gedruckten  Quellen.    1897.     M.  9.—    (Teil  XXVII.) 

Hyiuiiodia  Hiberica.  Spanische  Hymnen  des  Mittelalters  aus  liturgischen 
Handschriften  und  Druckwerken  Römischen  Ordos.  M.  9. —  (Teil  XVI.) 
Liturgische  Reimoff  icien  aus  spanischen  Brevieren.   1894.  M.  7.50.  (Teil  XVII.) 

Hyiunograplii  Latini.  Lateinische  Hymnendichter  des  Mittelalters.  Erste 
u.  zvi^eite  Folge.    1905—1907.    34  u.  42  Bogen.    M.  38.—    (Teil  XLVIII,  L.) 

Pia  Dictamina.  Reimgebete  und  Leselieder  des  Mittelalters.  Erste  bis 
siebente  Folge.     1893/1905.     M.  62.50.     (Teile  XV,  XXIX/XXXIII,  XLVI.) 

Prosarivim  Lemovicense.  Die  Prosen  der  Abtei  St.  Martial  zu  Limoges. 
aus  Troparien  des  10.,  11.  und  12.  Jahrhunderts.    1890.    M.  8.—    (Teil  VII.) 

Psalteria  Rliythinica.  Gereimte  Psalterien  des  Mittelalters.  Erste  und 
zweite  Folge.     1900/1.     M.  8.—  und  M.  8.50.     (Teile  XXXV/XXXVI.) 

Seqiientiae  lueditae.  Liturgische  Prosen  des  Mittelalters  aus  'Hand- 
schriften und  Wiegendrucken.  Erste  bis  neunte  Folge.  1890 — ^1904.  M.  86. — 
(Teile  VIII,  IX,  X,  XXXIV,  XXXVII,  XXXIX,  XL,  XLII,  XLIV.) 

Tropi  Gratluales.  Tropen  des  Missale  im  Mittelalter.  I.  Ad  Ordinariuni 
Missal.  1905.  27  Bogen.  M.  13.—  (Teil  XLVII.)  II.  Ad  Proprium  Missarum. 
1906.    25  V4  Bogen.     M.  12.50.     (Teil  XLIX.) 

Utlalricus  "Wessofontaims.  Ulrich  Stöcklin's  von  Rottach,  Abtes  zu 
Wessobrunn.  1438 — 1443  Reimgebete  und  Leselieder  mit  Ausschluss  der 
Psalterien.  1889.  M.  6.—  (Teil  VI.)  —  Psalterien.  1902.  M.  8.  -. 
(Teil  XXXVIII.) 

Teil  51^57  nebst  mehreren  Gesamtregistern  folgen  im  Laufe  dernächsten  Jahre. 


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